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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1912)
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Die Dorf-Orgl.

Huire werd's spitzen, wos i enk all's nuis derzöhl von
der Gmoan von unten und von ob'n und a von inserer liab'n
beas'n Stadt. Au g'stöllt hob i mi auf alle Eck'n und End'n,
um all's zu derfrog'n. G'wös'n bin i bereits bei jeder Sitzung
und Versammlung bei uns und in dcr Stadt, wos für uns
Höttingcr interessiert g'wös'n ist.

S' feartige Iohr Hot schon guat ung'fong'n. Insere Ge-
meindelöter hob'n gor a Sitzung in der Stadt bei der „Rosen"
unt'n og'holten. Zelm sein die Herrischeu a no dabei g'wös'n.
Iatzt warum den dös? — Entweder hob'n sie uns hoamlich
verkäsen wöll'n — sogt der Pwscher Klaus — oder sie hob'n
a mol a feuchti Sitzung zomkömmen lass'n, weil bei ins herob'n
a strenger Beschluß do ist, daß sie unter der Sitzung nix bläs'n
derf'n. Dös glab i, werd sunst streng eing'holten, grod
s' Plonerle schleicht sie a dienwl auhi in die Küchel um a
Tegels z pntz'n. Er ist in Rötl grod sov'l g'wehnt Wähl'«,
whäl'n nix als wählen sollst s'gonzc Iohr — Persunalsteuer-
wohl, Vorsteherwohl und zum zuaspitzen die Reich öratc-wohl.
Na, na, na, von den Zuigl fong i schon gar nit an, do
wearet i überhaupt nit sertig. I moan, mit dem Bild od'n
ist so beiläufig alles g'sogt, wos dö alles drnn nnd dran
hängt. Megst moanen, daß sie do zwoa Gargler zn der
Soaltonzerei hergöb'n hob'n. O, mei, wia's holt oft geht —
sogt der Kohln Peter — do weart halt oaner von irgend an
Klub aug'stöllt und die Komödie ist beinonder. Nacher
hoaßt's einfach Geahst mit, bist hin, geahst nit nüt, bist a
hin". Der oani ist uns z'schwarz g'wös'n, der oanderi z'geal,
do sein nur oanfach so mitterli durch ilnd hob'n in g'müatlich'n
Simile g'wählt. Ja! — sagt die Mangele Pulla, was be¬
deutet denn ober die Glock'n, dö der Sanktus in der Hand
hat? Madl, dös kunn i d'r nit guat sog'n, es bedeutet halt,
was i glab, die säusch'n Röd'n, dö er füahrt, wenn er bei
Humor ist.

Jetzt hob'mer a so a schönt Kirch'n und wenn voarn Turn
steahst, woatzt nit, wie viel 's ist. In der Stadt, wo guati
und berühmte Uhrmacher war'n, hob'n sie natürlich nit oi geh'n

dersn, dös war ja schon a Zaochn der Vereinigung. — Nnd
überhaupt lM'n mir jetzt ja selber all tackt'n Uhrmacher herob'n,
gleim neben der nui'n Kirch'n. A nui Uhr auswärts b'stöll'n
hätt er a können wie die Rumer — ober die Ho'ttinger hob'nZ
alnl a so g'hobt, sie wöll'n all's von die Derfer auer hob'n,
die Lehrer, die Rinduiecher, die Reichsratskanditen — sogor
s' Wasser hob'n sie von Rum auer loaten wöll'n — und so
a die Uhren. Tick! Tack! Perligg! Perlagg!

A Greil ist's von: Bürgermeister, daß er seine Mitglieder
so an Unsinn zmnmröd'n laßt. Af dö Weis, w.ar'n die zwoa
Turu no loang kvan Allianz schliaßen können Schaug nur
dö Larv'n, dö der insrige schneidet, akrat wia a auströt'ner
Roratipatsch'n und in Stadtiinger sollen die Zacher oer, daß
moanst, er kannt alli Augenblick in Scharlachdiesel davonlrog'n.

Bei derselbigen Sitzung voar Nuijahr hob'n sie im Stadt¬
rat gor g'pgt. daß ian'ri Fratz'n von inseri Kinder konfisziert*)
wearat'n. Dös zu sog'n, weart's enk müass'n überlög'n, do
kannt mer a mol zammwochsen.

Der g'siimachige Dr. Wnikler Hot gor g'sogt, daß mit
uns Höttinger jetzt a mol nix z'machen sei, sie müah'n uns
halt in dem Fall als Stadtlinger betrachten und uns quasi
Ouatligteit in ianer Epidemiespital eini lass'n. Oho! Mandl!
Do bist a mol eingon^en. Mit Tökterlen hob'n mir schon
öfters öppes z'toan g'hobt, wear mer a mit dir fertig. Schaug's
a mol üui auf unfere Büchel, do steaht fchon long in der
Dorfgass'u 9tr. 8 inser Epidemiespital, sogor Schiaßübungen
können die Kranken oholten, wenn ihnen dcrweillang ist nnd
die Krankenzimmer sein mit Pulverdampf infiziert**). Nocher
wcans woll dergöb'n

Der Zösmaier — megst nicht lachen — möcht sie in
unsere Wasser a einmischen und unseren duftenden Höttingerbach,
auf den wir zerscht stolz sein, beleidigen Du wearft von feart'n
no wissen, wia gaern daß miar di hob'n. Kimst nur a mol

*) infiziert (der echte Höltinger gebraucht gern Fremdwörter.)
**) desinfiziert.