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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1924)
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Be» der Nereinigunasg'schicht hat a der Knabulus a
damische Roll'n g'splelt; der könnt' si g'nueg bei
Edelrollel" meld'n.

Oeppes mecht » gearn wisj'n, Ander! WoaM du,
worum »lm a Schneider in Gmoanrat drein sein! mueh?
Do gibts ja decht nix zum „Aus-, Ein» und Zuschneid'n".
Dös Timluler-Mundl ifcht g'hupst bei der lötzt'n Wohl,
daß g'moant hascht, et mueß sei iiodentür aushängen,
weil er schneller nus und «in !kimmt

Nacher isch wieder so a W«hl g'wös» mit'« Spruch:
Cchaug nit um, der Fuchs geatzt um!" Vielen hat dös
Echlaucherl guet Paßt und i sog a, ma hält die deutln
decht länger regier'« lass/n soll'«, nacher war scho,« öppes
gangen, und i glab's a

- Du Virngrind, du hirndamischcr —, moant der
Ander, jiatz glab i's a, daß du a so rvat ung'haucht
bischt, Win der Luddl Dischgeneren mir gescheiter a, Bißl
über'» iluie» Gnwanausschuß, denn sür's g'wösene
gibt der Iud nix. Von dö nuien Gmoanröt lunnt ma
n,t viel Cchiech's röd'n, gähnt der Iaggl, sie sein woll
in Unsiang wie die Hund und Katz'n Mereilwnoer cini
y'wös'n, nbcr jiatzt gcahts vun Tag zu Tag bösser, Bei
der lötzten Prob — ^l wos sog » denn — Gmoan-Rat»
Sitzung hob'n sie gor einstimmig »'schlössen an unpar¬
teiisch'« SängerNub z'glÄnd'n und u jeder Rat mueß
derbe»' sein. Chormeister weard det Kohlrabi, Volsiand
der Müder, Taselmoastcr der Muggl und Notenwart der
Mimmler, aber zersch'n müess'n dö verslnsiten Hund
von Sängerbund und die Kiichenjodler von Cchulhaus
«außer. Geaht schon guet! Wenn oös der Felax derjragt,
nmcher huht er dö ganz'» Kirchenräuber, halt wie i sog'n^
will, Kirchcnweiber auf ihn los, dö hob'» ihn zersch'n
no dick wog'« der Milli. Goaht bös earschte Konzert
guct aus, nacher soll der Kohler a ganz a «nie, schiani
Wohnung krieg'n und der Sanltus weard sie ihm schwarz,
geal und roat unstreichen. Der Sanltus soll jiaht a guetcr
Moler woarn sein und soll grob mit dö Farben guet
umgülhn können. Was sog'» denn die Obdachlose« berzu?
Den Ncstl hob'n sie glel bei der Fall'« g'hobt, der's
woll guct g'nioant aber schlecht trosfen hat. van Gmoan'
mt, stanz a g'scheiter, handelt, glab i, gor mit a.anzi
hiiuser; ja wenn glei der ganzi Gmoanrat mit Woh¬
nungen und Häuser schachert, nacher können dö Parteien
ja loa Wohnung krieg'«. Ja, sagt der Ander, —
recht hob'n sie, soll'« mir denn no mct/ra! soll» Bettgeher
uuer lriag'n?

hat iah nir go^ die Katl g'soagt, daß die Müller«
stinkerin g'foagt hat, jiatzt ist's so lömen, wia i g'wagt
hob, die Leut hob'n al'm g'sagt, «er Dl, Pasch halt' loan
E«»arschie! jiaht hat er den Stiel mndrahnt unl>< verlangt
voll die Leut die Enarschie, oder wla dös hoaßt, damit
er eneigischer nuströlen tun«. Und decht lunst iahm nit
Feind sein den Lotterie, weil er a Geldl ins Landl einer-
bringt mit seini Apparat. Schaug a mol uni wia oansach
dös Zuigl eing'richtet ist und wia oie Kian'len einer-

ft«grn. A nonz» Frnck» ist'» P»m zua'schaug'll I woaß
nit worun» die ^«t gor u s» a G'stuat machen und mit
die 5lsl^'n und Ampeln umanonber läsen und sogor
die «lten Kentfuirlen will man wieder unzünden, da¬
mit sie billiger «lömen. Wir Höttinger hob'n do aar
nix z'fürchten, soagt der Dr. Pasch A groaße^ Toal von
dem Enarschiegeld weard zur Vachregulierung verwendet
und nacher lrieg'n mier, wenn mir a bißt milhelsen,
ganz a talt's elektrisches Werkl z'am. Es muah hoalt
nocher bös lautere Iu^i a moahrer in Vachj ein» g'worfen
oder eine g'loutet wer'n — wsil's a wea nit schon g'schieht
sogt die Furzerin — no.cher wer» mir dös Zuigl schon
zam bringen. Also tüats nit gor so schiach weg'n der
Noanen Abgab,ftr uns höttlnger wieder KOmal
einerlimmt. Gelt Dolter!

Iiaht, pfüat di Ander, i mueh mir a »not a Viertele
las'« be, der Juli. Aber öppes tu« i dl bilt'n, laht's
mir huier die Iul» mit der Nudl in Keit, denn dö nrnll
Tschvagl isch nmead nix z'bene3»'n mit dö Sumser vun
Musikanten und Schütze». Dö hock'n d'r gle» bis um
zwsls» beinnnder und wöll'n grod a'scheit sei»» und as
oamal limmt der Krachberger oder Warm e«ner und sie
sitzt wieder in der Patsch'n und lunn zohl'n, daß die
Schinart'n kracht. Gell Peater, du wearst's wissen!

Mr'n alt'u Höttiiiger Turm muaß öppas g'schjöch',!,
sog'» die vbeckörsler. Schaug'n un wia er oben steaht
der arme alte Heiter. Der nm Turm weard oan ums
ondere znol nuputzt mit Föhnen und nocher trlagt er
wieder F poor nui Glock'n mit die greahten Klachl,
n» onders mol führ'n sie iahm gor die Soaltonzer für
und lauter soll» Tanz.

Do soll der <alt» ehnrdigi Höttmger Turm nit
gallig u»d mavodig wcarn, wenn gor «ix an »abn«
^'schlecht. Höggstens n poor Hennen uno Goaß leischt'u
mhm G'söllschaft, sinst kümmert si niamad drun>. Den
gonzen Kriag hat er mitg'mocht der arin» Tscljuggler
und ist als Invalid z'rugg blieb'n. An die Invalid'«
lun» er si nit wend'n, denn dö hob'n zerscht »ix und
mlwss'« 's ^andl au und o betteln, bahn sie nit der-
hungcrn. S'lötzt» Gckl hat man iahm g'nommen, daß
eü sxttarn lunnt und «o dazu» hat man ihn unter Polizei
uussicht g'stöllt, bei Tag und bei Nacht. Der alt» Höt-
tingerturm loußt enk recht schiau bitt'n, eilt Ctattlinger
und Höttlnger, n«l» mecht ihn decht so weit unterstütz'»»,
daß er si wenigstens nui Prothesen anschaff'n tun« und
i» seini letzt'« Tag' nit no von Haus zu Haus bettelil
giahn, oder gor a Sammelbüchs zu seini FNaß'n, austöll'n

Mlwß. ^

Der nui Vorsteher ischt z»our schon mit guat'm
Neispiel voru» gongen und hat iahm a hölzernes Gat¬
teil mach'« lass'n, dah iahm 's Gsratz nit alle „Witt
sllr uns" «auf die Hiahneraug'n trötet. Iiaht limmt
nocha die Zeit wo er allen Weltmensch'n ModeN sttahn
soll. All's stoaht um ialnn ummer und gajft'n un, oder

ver vortkadi und seine lnspektionsreise.

So komm' doch wieder, du edle Frau, die seit Jahr»
Hunderten die Geschicke der mir anvertrauten Gemeinde
geschaut und mitempfunden! Steig' hernieder von deinen«
Felsenthron und begleite mich auf meinem Gange durch
die heimatlichen Gaue! Dein scharfer Blick, deine reiche
Erzählung können mir so manchen Wink geben, der
mir meine schwere Bürde leichter tragen halfen la««.

So sprach eines Morgens der Dorsgcwaltige hin»
auf zur felsrnstarren Frau Hütt. Und diese schüttelte aus
seine Rede verneinend das Haupt und erwiderte: Nichts
mehr lockt mich hinunter zu den Menschen, die so schlecht,
deren Odem so gierig h?ih geworden. Ich war einst auch
ein schlechtes Weib, aber solche Schandtaten habe ich
i« mei«ett sündhaftesten Stunden nicht vollführt. Ziehe
du allein hinaus in das Reich deiner Herrschast und
bist du nicht blind, wirst du so manches schauen, worob
du erfreut, aber auch ergrimmt sein wirst. Uebrigcns
bist du noch immer ledig u«d, wer weiß, mein lüsterner
Sinn löllnte wieder erwachen, meinen VerführuugZlün-
slen könntest du erliegen und dann — — nein, ich
bleibe in meines Felscnwildnis und rühre leinen Fuß
mehr zu einem Besuche der mir nunmcbr so verhaßten
lHöttinger Spießer. Uebrigens würde sicherlich wieder
diese gottverdammte Hötlinger Nudl witternd ihre spitzige
Nase erheben und unser Gespräch belauschen. Diese Teu»
fclsgeburt von einem Revolver« und Schwemcblattl, die
kennst du noch lange nicht. Aber das Gruseln davor
wird auch dir nicht erspart bleiben; warum hast du dich
auch Mitten i« die Teuselsbrut hineinsetzen mllssenl Ge¬
schieht dir recht, ganz recht!

Schmollend und grollend lvendete Frau Hlltt ihr
felsengraucs, aber noch «mmer von einstlger Schönheit

zeigendes Antlitz gegen Norden, dem N'arwendelslocke zu.
Gesenkten Hauptes wendete sich auch Dr. Heumayr
ab und dachte sich: Weib ist und bleibt halt Weib! Bin
ich froh, daß ich lcdig geblieben! Mich kriegt gewiß
keine dara'n. — Und justament gehe ich jetzt allein durch
die trauten Gassen meines gellebten Dorfes!

Elastischen Schrittes pilgert der Dorfladi zunächst
durch's Höttinger Ried und freut sich des Sonnenscheins.
Fast hätte er den Zweck semer Wanderung vergessen.
Er liest gedankenlos ein Schild an einem Hause. Aha,
Dr. Stehler! Dich muß ich noch ausholen um Rat¬
schläge zur Besserung der dörflichen Hygiene. Du bist
der Mann, dessen spiegelblanke Sauberkeit den Insassen
zum Muster dienen soll. Wenn man nur die glitzernde«
Wellen des Dorfbaches bewundert, so muh man sich
der Tatsache erfreuen, daß allein sein bla«lcs Gewässer
schon viele Billionen giststrotzender Miasmen verschlingt.
Aber besser muß es noch werden und dazu bedarf ich
deines Rates. Also die Stunde wird noch schlagen, wo
du bescheidenes, im schattigen Hage duftendes Neilchen,
du Zierde der Wissenschaft, dein Licht noch leuchten lassen
wirst. Warte nur!

Plötzlich gibt's dem N'adi im Weilerwander» eine«
Iliß. — Ja, Herrgott! Da sind ,a verlvaiste Stätten,
die einst vom Wohlstande der Bauern zeugten. Ja, wo
sind denn die Misthäufen alle hingekommen? Sogar
beim Dr. Farchcnmayr ist die Miststatt leer und hätte
der wohlgehäufte Dung doch so sehr in diese Ländlich-
leit gepaßt. Mist ist doch Geldl Ja. Bauern!! Mein,e
Vasallen! Meine Sorgenkinder! Euch muß geholfen wer¬
den: Misthaufen müssen wieder her!

Mit erregtem Gestapfe schreitet der Gewaltige wei¬
ter, den glatten, wohlgepflegten Weg entlang, sendet
seinen Blick hinauf durch den heiligen Schluf, wo hoch