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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1925)
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„Eine loeitere Aufschiebung sei nicht am Platze"
jo freili, nnr fein stad, so schnell schiaßn a die Preußn

INI. '

A Volksabstimmung hat er beantragt, jv, daß mir
bodenständign Leut, mir wo mir die meisten Steuern
zohln und a zcrscht dogwesen sein, mir solln inls nie-
derftimmen lossn: grod probiern, nocher kriagt oaner
die Mischtgobl afn Grind.

Dös war a schiani Gschicht gwösn, lm'nn die Ein¬
gemeindung nach dön Entwurf beschlossn woron war.
Lossn nnr ainol ünscri Gmoanvöter zerscht drüber rödn.

Hötting soll auf oanmol aufhearn tzötting zsein —
Innsbruck soll alls zfannn hoaßn, war nit schlecht, sogt
der Bur. — A Gnwan, dö seit Nömerszeitn so hoaßt,
soll zu vaner politischen Gebiets gemeinde unter dem
gemeinschaftlichen Namen Innsbruck vereinigt wearn. —
Mögscht nit lochn.

Dös Gemeindevermögcn und Gemeindeguat möchten
sie glei einstöcken, sogt dran der Fänanzreferent Bis¬
mark II. Brauchn wurdn sis )ooll, uni ihte Defiziter
zu deckn. Vcir hättn nocher grod für andere gsport
nnd kanntn außerdem no für andere die Schuld« zohln.

Jv freili, recht hoscht — und gell, die nm errich¬
tete Treuhanostellc wur a bold wieder aufhearn -^ momrt
der Mugl drau. Es tannnaw die Schwein und Rind
oiecher nimmer zn mir — bold dö Flcischverzehrungs-
steucr in Innsbruck einghobn wur. Akzishäusln nwchten
sie uns austelln, oans beim Großen Gott und oans bei
der Mittenwalderbruckt; groo daß du ollm söst Swier
zohln kunntescht. Bold mit an Wogn daher kammascht,
warn glei söllem Einischmöcker do. Bon uns kriagtn
sie an Hauftt Schlösser und Burgen, dö Hungcrburg^
Weihcrburg, Kieneschlößl, Schneeburgschlößl, Schloß
Vüchfeithausen und sogar dös Schererschlößl und sie
gabatn uns dafür zwoa schädigt Akzishäusln, dös war
mer a schianer Tausch, tat mi fchian bedankn.

Auch die Höttinger Kaufleute und Wirte erklärten
sich mit der Eingemeindung nicht einverstanden, weil
dann das Fett und der Wein, die heute in hötting
akzisfrei sind, auch so teuer wie in Innsbruck verlauft
werden müßten.

Iatzt fongt der Naz Karl all zu wettern — jo und
a jöds Stückl Biech muaßt nocher untn in Schlacht¬
haus gschlagen weardn, oan eigenes Fuhrwerk brau-
chascht, grod zun Hin- und tzerfohrn. Io und die Haus-
Schlachtungen hearatn gonz au, dö decht a groaßi Ein-
nahmsquelln für Hötting woarn.

Und nrit die Äcischthäusn uitd der Sur möchten sir a-
gsnz aufroamen wolln, redt der Mugl als desorgte:
Obmann des Sanitätsausschusses drein. Zelm lvar völUg^
noatwendig, daß ünsert Mal) a gonz Herrisch wearu
tatti und aufs Klosett gangatn — i moan ober, döo
derlearnen mir unfern Höttinger Vicchent nimmer.

Nun meldet sich unser Fuchzehner Rndl zu W
Wö's die Feuerwohr betrifft, Hot sies a so besser;
denn so groaßi Subventionen kannt sie von der Stadt
mmmer kriagn. So a Löschaktion kimmt own zien:
lich tuir. Feueralarnnnittel hobn tuir Zwor koani, vb.r
bvid die Gnwan dö zwoa Sirenen aufn Höttingcrtllrin
bewilligt, nocher geahts long lvieder. Aber oani mit
an Zwoatlong brauchatn mir. Oan oagenen Ton sin
die Au uild oan ondern fürs Oberdorf- derselbigi müas;t
jv der bessert sein, weil do obn mehi Heustadln ztiahn.
Dö Kvmmandantn müaßtn alli mit an Klingelzug guat
uerbundn sein, damit sie glc: verständigt wearn können^
bolds wieder aniol beut Holzinann draußn brennt.

Do stöllt si oaner, den man bis iatzt gor nit gsöchu
Hot, aufn Stuahl und höbt für den Bauausschuß zu
rödn un. I kun zwor lei h»osn und Gwander bau«^
aber weil schmt gor koan anderer do ischt, so muas;
holt i enk sogn, i>aß mir a nit drei Iohr long auf die
Prüglbaubruckn wartn kö^tnen, in der Zeit baun nnr sie
uns jo selber. Den Höttingerbach mochtet sie a gecn»l
rcgulicnt und recht sauber Hcrrichtn, daß nms jo glci
söchn tat, wemt mir den Mischt und Dröck einischmeißaw.
Für die Volleltdung der Höhenstraße möchtn sie si a
einsctzn, damit sie lwcher nklt ihri Auti bis auf d' Hungei-
burg fohrn kanntn. Koalt Meitsch dorfauf- und abwärts
war iwcher des LHbns ninnncr sicher. Der Stab fliagat
zelm au und unser schiani Glnoan hat aufgheart
Kurort zu seilt. Hearts mer au lnit den noblign Zmg
und den stinketen Autokästn.

Vor lauter Diskutieren war bold unser Vorsiehe
nimmer zum Wort kommen.

Wias iwcher still sein gwösn, sogt er. „Als Vorsitz,cu-
der des Ortsschulrates bin ich stets für die Bildung und
Erziehung unferer Jugend eingetreten, es wäre in mei¬
nem Sinne daher sehr zu begrüßen, wenn zn den zwei
Volksschulen noch eine Bürgerschule auf der Innbrückc
oder in der Nähe des Inns errichtet würde, - vb-
wohl die Dorfgassenerweiterung viel notwendiger wäre/"

I hun halt grod so glost und wor wirklich froah,
daß die Hearrn Gemeindeväter alle mit dem Entwurf
nit einverstondn worn. Hoffentli gelingt es, die Ver
Handlungen a weiterhin zu vcrtagn — nocher bleibu
mer no lonq, recht long .^)ötlingrr ^ und dös war recht.

Der erste Gautag oder

das Kiingerfeft in

Oöttms.

Noch lag der Oberiuutaler Gau im tiefen
Schlummer da. Ein märchenhafter Dornröschen¬
schlaf war es, abgeschlossen von aller Welt. Me
Blumen und Rosenhecken wucherten und niemand
hatte so viel Mut und Kraft, diese Burg zu
erklimmen und dort einzudringen. Da kamen d«
mutigen Recken von Liechtenthurn herangezogen
und erzwangen mit eisernem Heldenmut die
langersehnte Befreiung des Dornröschens.

Den Höttingerll war es vorbehalten, diese
ruhmvolle Tat durchzuführen und es gelang ihnen
auch unter der hervorragenden Leitung ihres
Gau-Obmannes. Er war der berufenste Mmm.
wie man kaum einen zweiten hätte finden können.
Seiner redegewandten Zunge und noch mehr
seinem tatkräftigen, persönlichen Zugreifen und
rastlosen Handeln ist das Gelingen dieses Helden
stückes zn verdanken. Er arbeitete ein gro߬
artiges, bis jetzt unerreichtes Programm aus und
ließ es an alle Sänger des Oberinntales vec-
künden. Ein Weckruf sollte es sein und «ine
Aufforderung zum kommenden Feste.

Bald strömten aus allen Teilen des Ob«-
inntales die Sänger herbei, um Augenzeugen
des elften Gautages zu werden.

Mit Bollern und Rateten wurde der Gau<
lag eingeleitet. Auf der Inn- und Mariahilfer^
straße. sowie im Innpark, hatten sich die Neu-
gierigen aufgestellt und warteten auf den ange¬
kündigten größten Schlager aller Sensationsftücke,
den ..Frauhitlfilm", der alle Augenblicke auf
der Hausfront des Gasthauses In'nbrücke" er¬
scheinen sollte. Und siehe da — die Frauhitt er