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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1925)
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Ans HKMng und Anrainerland.

wahre Geschichte.

D

Das

perrstund-Kommando
streng publiziert,

Die Höltinger Bürger

Sind diszipliniert.

manchmal war manchem
Die Sperrstund zu fad.
Er hätt' gern a bißerl
Nach zwölf Uhr gedraht.
I tats ihm vergunnen,
Was war denn dabei?
Nur die Wachleut von 5^ötting
Die machen a G'schrei!

Es war einst ein Wachmann,

Ein lieblicher Herr,

Er strich stets laut Vorschrift

Scharf lauernd umher.

's war Sperrstund, der Mond war

Natürlich dabei,

So kam er voll .Hochmut

P«'im Burenwirt vorbei.

Im Mondengeschimmcr
Iil tauschiger Nacht,
Lag stolz und erhaben
Me Höttinger Pracht.

Es zieht ihn gewaltig
Zum Vurenwirt hin.
Sein Aug' blitzt entschlossen.
Was hat er im Sinn?
Wer kann einem Wachmann
Ins Herz hineinschau'n?
Na, so einem Menschen
Is gar nit zu traun.

Hier lvar alles friedlich,
Geschlossen das Tor,
Die Läden verrammelt,
Was hat er dem: vor?

Er streicht um die Wirtschaft
Und bleibt endlich stehn,
Er kann durch die Ritzen
In die Knchl eini sehn.
O Maria und Josef
Und alle heil'gen Fran'n,
Wlis nnltz da sein Auge
Der Gerechtigkeit schau'n!

Die Hirten der Gemeinde
Vom obersten Spitz
Versteckt in der Kuchl —
Ja, da steckt der Witz —
Wär'n 's nur welche g'wes'n
Von die g'wohnlichen Lent,
Aber die zu erwischen,
Na, das ist jetzt g'scheidt.

Der Wachmann wird elektrisch

Er hat seinen Plan,

Er schleppt schwere Balken

Und Schrägen heran.

Und lehnt sie ans tzaustor

O chinesischer Topf!

Wenn jetzt jemand rauskommt,

Kriegt er alles am Kopf!

Der Wachmann, der freut sich
Und kichert nervös,
Na, schließlich, verzeiht's ihm,
Er meint's sa nit bös.

So lauert er wartend,
Doch gar nit lang drauf.
Da reißt irgend jemand
Ein Fensterl oben auf.
„Was soll das bedeuten?"
Hat jemand gebrüllt!
Der Wachmann erstarrt fast
Vor Bestürzung erfüllt.

Dann schluckt er und stammelt
Mit neu erwachten Mut:
„Na ja, weil's alleweil heißt, daß
Di? Polizei nia nichts tut."

Höttinger Radio. Zwecks drahtloser Verständigung
Hai man beschlossen, für das Gendarmeriekommando
Brieftauben anzuschaffen.

Sangerfeft in Landeck. Aus 'Landeck wird uns
berichtet, daß die Höningcr Sänger leider zu fpät mit
ihrer Fahm' eingelangt smd. Sie kanten gerade zum
letzten Segen. Um aber für den Entgang des Fest-
zugcs eine Entschädigung zu schaffen, haben wir ihnen
das beste Gasthaus für die Mittagszeit zugewiesen. Ein
Festteilnchnn-r erzählte, daß die .Höttinger auch sehr zu-
sncdcn waren. Man hörte nnr volles Lob, besonders cm
?echt Langer konnte die gefüllte Kalbsbrust nicht genug
Meisen, ein anderer, ein ganz Kleiner verschwand, hinter
nncr Kalbsstelze und nur zeitweise sah man seinen spie-
Molankett Kopf wie einen Vollmond hinter diesem Berge
»Ms. und untergehen; auf die kräftige Unterlage ließen
M sich auch den Wein eines Gönners recht schmecken,
tns sie so erschöpft waren, daß man'sie mit einem Auto
zur Bahn schaffen nmßte. Wie wir später erfuhren,
wvltten sie im Speisewagen noch weiter ihren unlösch-

lichen Durst stillen, doch soll der Oberschaffner ihncn
den Zutritt mit den Worten verwehrt haben: „tzöttinger
können wir im Speisewagen keine brauchen."

Remunerationen für das Gemeindepersonal wer-
hen, infolge der großen Ersparnisse, am 39. Februar
oder spätestens ein Jahr später zur Auszahlung ge¬
langen. Die Höhe des Betrages tMd der 25-Nusschus;
in Wien bestimmen.

Höttinger Orthographie
Die Waniuna.5taf.ln

dürfen nicht falsch ausge¬
legt werden. Das Rad
fahren ist nicht nur für
kleine, sondern auch für
große Radfahrer verböte!:.

(Anmerkung der Redaktion.)

schlen spannend rollte ein Bild nach dem andern
hermücr bis zum schaurigen Ende. Dabei zuckten
Blitze und krachten Donner es war ein schaurig
iisf erschütternder, gruseliger Anblick. .

Wie eine Erscheinung aus einer alweren Welt«
leuchtete der alte ehrwürdige Höttmgerturm im magi¬
schen Lichte und die Böller knatterten im Innpcwk,-
vaß die tzarfcnseiten unseres Walthers von der Pogel-
weibe in Schwingungen gerieten. Es war als wollte
Walther jene uns längst vergessenen Weisen zum Vor¬
trage bringen - deutsche Lieder aus alter Zeit. Leider
sprangen ihm dabei einige Saiten und die Lieder ver¬
stummten. ,

Me Menschenmasse verlief sich langsam uno die
Sänger zogen zum „Stern", wo die Begrüßung der
Mtgäste stattfinden follte. Der schlich geschmückte Saal
wnnte kaum alle Sänger fassen, so viele Festteilnehmer
)oaren eingetroffen. Das eigene Sängerorchester leitete
Vcn Abend ein, hierauf folgte die Begrüßungsrede mit
der Entwicklungsgeschichte des Sängerbundes Hötting
vom Nrnebel an "bis zum heutigen Tage und mit Be--
emfterung lauschten die Zuhörer.

Der Iubelverem b.trat das Podium. Stürmischer
Bcifall erscholl. Lorbeerkränze flogen durch die ^uft
-nid hüllten die Sänger ein.

Zur Hebung der Feier ernannte man sämtliche
Hanger zu Ehrenmitgliedern, was sie besonders schmei¬
chelte. Denn keine Pflichten sollten sie von nun an
haben, sondern nur mehr Rechte und das war gerade
vs Rechte heute ist es daher nur mehr eine Ehre,
ein Sänger zu einer Gesangsprobe zu erscheinen

bt.

Hochbeglückt kehrten tnc schwerbeladenen Sänger
Wim, wm aus ihren Lorbeeren auszurulM.

Der kommende Morgen graute das eigentliche
Fest sollte beginnen.

Die Sonne stand schon hoch am Firmament, als
sich der letzte Sänger aus seinen Lorbeerblättern erhob.
Im Laufschritt ging es nun mit der stolzen Fahne
voraus, zum Bahnhof, um die Gesangsvereine -festlich
zu empfangen. Schneidige Turnerinnen schwirrten durch
die Mengen und boten Blumen und Festkarten an. Sie
konnten a:ar nicht rasch genug sein, so sehr wurden die
Festzeichen begehet. Viel zu wenig hatten sie — balo
war keines mehr von den vielen tausend Stücken i'lbrig.

Mit der Höttingermusik voraus marschierte der
Iubelverein und die Festgäste in das Dorf ein.

Das köstliche Mittagsmahl wurde beim Flunger-
tmrt gehalten. Man aß und trank — bis man schwitzte.
Schon glaubten einige, sie können nicht mehr, da kam
einer auf den guten G.danken, den Rock auszuziehen
und die Hemdärmel auszustrecken. Dies Beispiel fand
rasch Nachahmung u nt> bald saßen alle Festgäste m
den Hemdärmeln und ließen sich durch diese Art der
Abkühlung die Mahlzeit und den perlenden Wem aufs
neue gut schmecken. Die Fahnenpatin ließ sich nicht
spotten und die Sänger ließen sich nicht lange bitten
und so geschah es, daß mancher des Guten zuviel be¬
kam und sich zur stattlichen Anzahl von Vereinsfahnen
eine Menge kleinerer und größerer Fähnchen gesellten.

„Zwel Uh^r ist es schon", erscholl es plötzlich au?
dem Hintergründe ^ „Auf zum Festzug". Man hortc
dleje Stimme aber nicht, es war ja zu gemütlich zu
sitzen.

Indessen standen die übrigen Sänger marschbereit
draußen auf der sonnigen Reichsstraße, auch die Fest¬
wagen bunt geschmückt, warteten auf den Abmarsch.
Da wurde im Saale nochmals die Stimme zum Aus¬
bruch laut — langsam und ungern verließ man den
Becher. Der Saal entleerte sich und man machte sich
zur Aufstellung. Alles harrte auf die Festordner -
doch keiner war zu erblicken, man fing an beunruhigt