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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1925)
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Die Zentralbeleuchtung in Hbtting

Die Straßenbeleuchtung
Die schätzen wir sehr.
Da fühlt man den
Höttinger Zauber noch mehr.

Besonders wenn diese
Auch zentralisiert.
Nach Laune eines Menschen
Ein- und ausgeschaltet wird.

Versagt dann die ein- und aus¬
schaltende Hand
Durch Alkohols Zwingende
Geister gebannt.

O welch' Poesie einer
Sternlosen Nacht,

Ägyptisches Dunkel,
Romantische Pracht.

In Pfützen versinkend.
So wankt man dahin,
So manchen hörst stöhnen,
I tvoaß nit, wo i bin.

Aber tut's decht nit jammern.
Was fallt cnt nit ein,
Ihr habt ja doch alle
Ein Schutzengelein.

Und die Patenttafchcnlainpen
Kvnnnen a nit so hoch,
Und manchmal hibts Mondschein,
Was wollt's also noch?

Ich bin schlau wie ein Advokat
Und Imker, zwar ganz privat,

Der Wespenhöfler

Aber daß mir dies mußte passieren.
Kann ich heilte noch nicht kapieren.

zu werden, suchte und suchte, die Ordner waren verloren
gegangen. Endlich gelang es der ordnenden Politzei,
die bei solchen Anlässen stets eifrig sich betätigt, einige
Ordner zu ermitteln nur einer, der verdienst-:

vollste aller Männer, blieb unauffindbar.

Die Musikkapellen setzten mit ihren Märschen em
schon glaubte man, jetzt kann der Mmarsch ge¬
lingen. Da erklingt nochmals ein Halt — ja was
ist "denn los?

Der sechsachfigc Festwagen mit der Frauhitt, dem
steinernen Massiv, war nicht weiterzubringen; das
Schlmmelpaar vom Friedl Karl und dre .ausgemä¬
steten Schimmel vom Sommerle zogen an, stemmten
und bäumten sich der Schünmelwagen war aber
wie angewurzelt, er rührte sich nicht. Ratlos stand
man da. Plötzlich meint einer: „tzolts die Mulli
vom Gloserer" und richtig der Glojerer kommt, spannt
seine Mulk vor „Hüo Mulli", schreit er und dahin
gehts.

Jetzt erst konnte sich der ganze Fcstzug in Bewe¬
gung setzen. Aus allen Fenstern erschollen Heilrufe,
Blumen und Kränze flogen, es war ein Surren und
Sausen, als war man im schwersten Artilleriefeuer.

Ehrfurchtsvoll folgten die Festwagcn, wie ein
langer, unübersehbarer Schweif, hoch und breit hatten
die Ehrenmitglieder darin Platz genommen.

Es war ein erhebender und iinposanter Einzug in
das Dorf. Die Wirte hatten sich schon reichlich vor¬
gesorgt und standen unter dem Tore, die stattliche
Zahl der Gäste zu empfangen. Doch siehe da, man
ließ sich ehren und zog weiter und weiter, hinunter
in die Stadt Zum Löwenbräuhaus.

Am Rennweg warteten schon die Photographen und
knipsten fleißig ab. Noch höher erhob man sich in
den Festwagen, um ja recht gut und breit herausz
kommen. Wenn man schon auch kein Bild davon zu
sehen bekam, so war es doch eine Freude, gratis pho-
tographiert worden zu sein.

Mm Feschlatz war freier Eintritt, auch Warten
und Feftzeichen konnte man keine mehr haben, weil sie
vormittags schon alle verkauft wurden.

Zu Tausenden drängten sich die Gäste auf den Fest-
platz> doch fanden alle leicht Platz, war ja der Garten
so groß, daß Blechmusiken und Sängerchöre gleichzeitig
auftreten konnten, ohne sich nnr im geringsten Zu stören.

Bald hatte man sich bei Bier und Wein nieder¬
gelassen. Ein buntes Treiben fing nun an. Die Zun¬
gen waren gelöst, man lachte und scherzte, Glasen
klirrten, da betrat der Tiroler Sängerbund das Po¬
dium und stimmungsvoll in dieses Festplatzgewirr sang
er die „Nacht" in den sonnendurchglühten Nachmittag
hinaus „Wie schön bist im - fremldlichc Stille
himmlische Ruh' Sehet wie die klaren Sterne wan¬
deln in des Himmels Auen und auf uns hernieder-
schauen".

Der gute Flungerwein und die große Hitze stiegen
nnr immer mehr zu Kvpfe ^ und es fing wirklich-
um mich schon zu dunkeln an. Eine schneidige Turnerin
kam mir gerade in den Weg, ich wollte ausweichim
und „hoppala pums", schon rannte ich an einen Ka-
stanicnbaum an, daß ich die Sterne anch gleich flim¬
mern sah.

Im Halbdusel hörte ich noch ^ „kränzt den Sit-
berquell mit Moos" - singen, das Wort Moos!
^ klang aber ganz wie Mous, ich erinnerte mich au
eil: Kindsmus und ein frohes^ glückliches Sehnen nach
memer Kinderzeit durchzog mein Gemüt.

Ich wurde auf einmal so sentimental, daß ich
meme ganze Umgebung vergaß.

Die glänzenden Pianos, die durch die vortreff¬
lichen Tondänipfcr, die Kastanienbänme, noch feiner
und zarter wurden und einzig und allein vom Ti¬
roler Sängerbund so glänzend gegeben werden konn¬
ten, störten mich nicht im geringsten in meiner rosigen
Stimmung und so schlief ich ruhig ein.

Der Bericht dürfte wohl beiläufig stimmen
Genau kann ich mich zwar nicht erinnern.
Denn ich sag' es euch ganz offen
Ich war damals total besoffen. "