Nelrachlungen eines in Gallspach Geheilten
Ach, überall gibts Krach! Es kracht vorn und hinten
am Globus, und ohne Ende im Staate des Niklasch, just
wie in den diversen Schießbuden der dahinsiechenden
Herbstmesse.
O Jahrhundert der krachenden Schwebe- und schwe¬
benden Krachbahnen! Bald haben wir so viel Schwebe¬
bahnen, daß keiner mehr zu gehen braucht und schon
ein jeder schwebt. Dabei ist das Schicksal dieser Bahnen
selbst aber auch in Schwebe, und die Schwebeschotter¬
bahn in Mühlau „kracht" am meisten, während von
der Patscherkofel- und Hafelekarbahn mit Ach und Krach
zweimal täglich im Radio-Innsbruck über die Situation
berichtet wird, indem der Ansager die Pause zwischen
zwei Krachen benützt, um „Mahlzeit" zu wünschen.
O Jahrhundert, aber auch der Ausgleiche, ja nach
deren Zahl: O Jahrtausend! Fast meint man, es muß
gleich aus sein. Keine Zeit war je so ausgeglichen. Dabei
brütet der Pleitegeier aber noch immer auf den hart¬
gesottenen Kalkeiern der Zukunft Österreichs, und man
ist gar nicht sicher, ob nicht am Ende vielleicht doch Esels¬
eier dabei sind.
Auch die „Nudl" ist verzweifelt über diese Weltlage
und träumt schon längst nicht mehr vom status yuo anw.
Alles fragt: wohin soll das führen; was denken sich eigent¬
lich Stalin und der Bötlmann in Baumkirchen?
Ja Himmelsternreutte, weiß denn niemand etwas
Besseres als Zilvikrin, damit die Haare besser wachsen,
um sie leichter in der Verzweiflung raufen zu können?
Indes rast die Wiener Politik wie ein gebremster
Leichenwagen dahin, unbekümmert darum, was in-
wenedig oder auswenedig vor sich geht. — Ver-Zei-leis
lieber Nudlleser und liebe Nudlgönnerin, wenn hier
von Politik die Rede ist. Eigentlich hat sie ja jeder dick,
dicker als die Juli ist, und doch können wir ohne sie nicht
leben, weil wir die Zahl der Arbeitslosen nicht noch um
Hunderte von Politikern vermehren können, in einer
Zeit, in der die Arbeitslosenunterstützung abgebaut
werden soll.
Also Politik! Interessant war es, wie vorsichtig die
Tageszeitungen von Oeniiupotyntia während der Foest-
wochen der Strafellakrise ihre Leitartikel hinausspieen!
Sogar das Erdbeben vom Namlos mußte herhalten, um
einen Leitartikel zu ersetzen, der damals doch besonders
interessant gewesen wäre. So blieben die Hammel
ohne Leithammelgeblöke. Leider war die „Nudl" in dieser
Zeit am „Erscheinen" verhindert, weil der Fasching von
damals nicht obligat war. Schade! Sie hätte sich alle
Gallensteine vom Herzen gewälzt und damit auf das
Hochhaus von Wälzenbacher noch einen Stock auf¬
bauen können.
Wenn die Not am höchsten, ist die Tagespreis immer
reserviert. Nur die „Nudl" fühlt stets die Kraft, aus ihrer
Presserve herauszutreten; sie wirkt wie ein Mauer¬
brecher gegen die chinesische Miuer der Borniertheit
und Vorurteile. Bei dem neuen, von der ganzen Presse
begeistert aufgenommenen Preßgesetz ist es natürlich
sehr schwer, sich über Brehms kieäMbcn in Osterreich
(Volksausgabe) die Finger zu verbrennen. Allein die
„Nudl" als von keiner Seite, also weder von vorn, noch
hinten bestechliches Organ von einschneidendster Bedeu¬
tung glaubt, sich dies leisten zu können.
Doch zur Sache! Blicken wir an Hand von Kozenns
Schulatlas in
die übrige Welt
und halten wir die Lage Amerikas vor unsere vom
Leser der „Laus" entzündeten Augen! Das Land Al
Iolsons und Al Capones ist gezwungen, sein Getreide
zu verheizen oder in's Meer zu versenken, weil es nicht
den Segen eines Notopfers genießt. Dort drüben krachen
die Banken ja ununterbrochen wie Trommelfeuer am
Isonzo, und die Angst- und Bangdirektoren schlagen die
Köpfe über den Händen zusammen und suchen Trost
in einem Chabeso-Rausch. Das berühmte Weiße Haus
wird sich bald in ein Graues Haus verwandeln müssen,
um alle Sing-Sing-Brüder unterbringen zu können.
In Kuba brach die Revulotion aus, kurz nachdem
Jakob der Ahrier sich auf Palmers Socken gemacht hatte,
um feine „Geschichten aus dem Wienerwald" zu schreiben,
wofür er von seiner Partei subventioniert wurde.
In China ist gegenwärtig, wie die Firma Meint
meinlt, alles ruhig. Seine günstige Wirtschaftslage ist
nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß die Tiroler
Künstler ihren Bedarf an chinesischer Tufche — jedes
Jahr zwei Stangeln — nicht mehr bei Bier und Boandl,
sondern direkt in China decken. Auch Anna Dei Wong
hat zu Gunsten ihres Vaterlandes, und um die Konfuswn
im Lande des Konfuzius zu mindern, auf die Hälfte der
Gage, die fie bei der Ufa-Berlin bekam, in ihrer ufalosen
Güte verzichtet. (Daran könnten sich die Choristen des
Stadttheaters mit ihren Stargagen ein Beispiel nehmen.)
Um der Arbeitslosigkeit zu steuern, wird gegenwärtig
die chinesische Mauer abgebaut. Wenn man sich die
Menge Ziegel vorstellt, ersteht vor unseren Augen ein
Künstlerhaus mit Rauchfang und Trottoir, daß man
schneeblind werden könnte. Wie wäre es, wenn man
bei diefer Gelegenheit einmal der Landesregierung auf
den Pusch klopfen würde? Aber wir kennen ja zur Genüge
unfern Amts-Shimmy. Im übrigen war China auf
der letzten Herbstmesse durch einen Handelsattache mit
Teetassen vertreten, und das Landesverkehrsamt hat
deswegen chinesisch lernen müssen.
Auch in Japan gabs Krach, wie uns die Seismo¬
graphen melden. Die in unserem geschätzten Blatt
abgebildete Geisha aus der Kirschentalgasse wäre gerne
zum heurigen Kirschblütenfest nach Japan gefahren,
aber Hannes Schneider hat ihr abgeraten, um sie vor
dem Schicksal der Butterfly zu bewahren. Sie hätte fich
vielleicht auf der Übungswiese verkühlt und zu ihren
übrigen Reizen noch einen Hustenreiz bekommen.
Reifen wir im Geiste (nicht mit der teuren Dollfu߬
bahn) nun nach Indien. Es nährt sich von Bananen
und leidet an der Englischen Krankheit; auch die Sache mit
Gandi ist eine Gaudi. Der treibt die Engländer anders
in die Enge als unser Köpfe und Augen rollendes
Starrenbergl! Eine Sauwirtschaft muß dort schon
herrschen! Die absolut nützliche nnd wohltätige Wit¬
wenverbrennung haben sie 'verboten und dafür unfere
Dispensehe eingeführt. Nun muffen sie den Witwen
genau so schwindelnd hohe Pensionen zahlen wie unsere
Bundesregierung. Das muß einen Staat endlich auf
den — Bernhardiner bringen^
Fahr'n ma, Euer Gnaden, weiter nach Afganistan,
so sehen wir dort einen neuen Khan. Ama Nullah hat
nach der Rückkehr von seiner Europäischen Khanfahrt
bald das Gewerbe niedergelegt, weil er bei seinen
Ganistanaffen kein Verständnis gefunden hat. Er wollte
nämlich das vom Tiroler Bauernbund vorgeschlagene
Antilärmgesetz einführen und bestimmen, daß das Hupen
hinten und das Brüllen vorn bei den Kamelen zur Nacht¬
zeit verboten werde. Sein Utas wurde für Kas erklart,
und fo machte er sich mit seinen Gablonzer Kronjuwelen
und Pforzheimer Perlen auf und davon und ließ sein
Land in Armut zurück.
Velluttschiftan hat einen großen Auftrieb zu
verzeichnen, seit Herr Bellutti von dort die Gummi¬
knüppel für die Innsbrucker Polizei zum Belluttschen
bezieht. Auch der vermehrte Verbrauch von Pessaren
läßt Pessarabien froh in die Zukunft blicken.
Von Ägypten kommen beunruhigende Nachrichten.
König Fuad hat sich über das Doppelgängertum des
Fechtlwirts beim letzten Liedertafelball beim Mokka sehr
mokiert und droht der Liedertafel, für ein anderes Mal
keine Tanzmumien mehr zur Verfügung zu stellen.
Dies alles nur deswegen, weil der Fechtlwirt in seiner
Rolle als k.önig Fuad einen deutlich vernehmbaren
Fuads von s'a gab, der mittels Mikrophon seiner Majestät
in Kmro zu ^chftseinen Ohren kam und von dem Ober-
Eunuchen als Ausrufung der Selbstständigkeit gedeutet
wurde.
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