1933
„Höttinger
Nu dl"
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Voclenstäncliges
Perjonalnachrichten. Dem Obmann der bürgerlichen Ge«
meinderatsfraktion in Hötting, Herrn Madler, wurde in
Anerkennung seines tatkräftigen und erfolgreichen Wir¬
kens bei der Wahl des Bürgermeisters Hupfer von Seite des
braunen Haufes das silberne Hakenkreuz mit der Krone ver¬
liehen.
Ehrung. Dem Obmann der Wirtsgenossenschaft Hötting
Pitsch-Patfch wurde in Anbetracht seiner Verdienste zur
Hebung
der
Gaststätten, insbesonders wegen seiner
Initiative bei Errichtung eines Kaffeehauses in Hötting, wel¬
ches bis jetzt mit seinen 12.000 Einwohnern auf eine folche
Wohltat verzichten mußte, die gebührende Ehrung zuteil, in¬
dem ihm die Wirtsgenossenschaftsversammlung mit Stimmen¬
einhelligkeit den Abschied mit Nachsicht der Taxen verlieh. Der
so Gefeierte dankte gerührt und versprach, es nicht mehr zu tun.
E.WI-Abrechnung. Am Unsinnigen findet in Hötting, Ge¬
meindeamt, das Ausgleichsverfahren in der Streit¬
fache „Stromsteuer" statt. Zähler mitnehmen, da die Ver¬
rechnung nur mittels Zähler stattfinden kann. Die Kosten diefes
Verfahrens werden von den Beamten des Hochhauses im ab¬
gerundeten Zustande unter Anwendung des Amtsgeheimnisses
den zum Erscheinen verpflichteten Abnehmern Höttings be¬
kanntgegeben, bzw. gutgeschrieben.
Einen großartigen Umbau werden wir demnächst in Hötting
bewundern können. Von der amerikanischen Vaufirma Hum¬
bug, Bluff st Co. wird die neue Hauptfchule derart zerlegt
werden, daß man sämtliche
hineingeschwindelten
Abflußröhren
herausnehmen und beim Prozeß als Be¬
weisstücke vorlegen wird können. Dann werden neue Röhren
eingesetzt und die Schule wieder zusammengestellt. Das Wun¬
derbarste an der ganzen Sache wird aber sein, daß der Unter¬
richt während des ganzen Umbaues weitergeführt werden wird,
nur wird für die leiblichen Bedürfnisse der Schüler und Lehrer
durch Pioniere des Bundesheeres eine Latrine hergestellt wer¬
den. Nachdem die Höttinger Kanäle sowieso schon genügend
stinken, wird man von dieser Latrine nichts wahrnehmen, so
lange man nicht hineinpurzelt.
Neueinführungen bei der HSttinger Feuerwehr. Wie wir
erfahren, sind von nun an alle aktiv beteiligten Mitglieder obi¬
gen Vereines bei allen sichtbaren Bränden mit einer Benzin-
flafche auszurüsten, auf welcher der Inhalt äußerlich gut be¬
zeichnet fein muß, um Mißbräuche zu vermeiden. Das Benzin
ist an den Benzintankstellen Tengler und Röhl für die Höt-
tingerau und Ramser für das Dorf zu fassen. Sollte es dort
nicht zu bekommen sein, so hat jedes Mitglied außer der Ven-
zinflasche bei jedem Brande einige Groschen mitzunehmen,
damit dieser Brennstoff durch freiwilliges Zufammensteuern an
der Brandstelle gekauft werden kann.
Neue Erfindung. Eine Neuerung auf dem Gebiete der Gleich¬
gewichtserhaltung wurde bei der Mariahilfer Buben-Musik
eingeführt, welche besonders bei Ausrückungen für den Regi¬
ments-Tambour von Vorteil sein dürfte. Diese Neuerung be¬
steht nämlich in dem sinnreich konstruierten Tambourstabe,
welcher, waagrecht getragen, als Wünschelrute oder als Balan¬
cierstange sehr gute Dienste leistet.
Wasserschmöckerei. Beim Baue des Wafserstollens bei der
Stolzhütte am Höttingerbild waren leider alle Arbeiten, Was¬
ser zu finden, ergebnislos. Die Ursache dieser vergeblichen Be¬
mühungen soll darin liegen, daß die Gendarmerie zwar durch
einen redegewandten, gescheiten, aber nicht zugkräftigen Be¬
amten vertreten war, daher das Ausbleiben des Wassers.
Noch dazu ist es ganz selbstverständlich, daß in Gegenwart der
Gendarmerie sich niemand ans Tageslicht getraut, auch das
Wasser nicht. Die bei den Grabungen unerwartet gemachten
reichen
Goldfunde
wurden vom amtierenden Beamten
Tifch sofort mit Befchlag belegt und dem Staatssäckel zur Sa¬
nierung zugeführt. Nun wird auch die Geldknappheit bald ein
Ende haben. Hoffentlich erhält der im Dienste sich so an¬
gestrengte Beamte bald die größte Goldene für Verdienste
um die Republik zuerkannt, geprägt aus dem gefundenen Gold.
Achtung, wilde Tiere! In einem Gasthause in der Au ist
vom Zirkus Hagenbeck ein „Tiger" zurückgelassen worden,
welcher eine ständige Aufficht nötig macht. Die Bewachung hat
der Oberwachtmeister Pichlmann unentgeltlich übernom¬
men, während die Bewachung der ebenfalls von Hagenbeck
zurückgebliebenen Affen beim langen Ernst vom Unterschutz¬
mann
Theobrand
unter Assistenz des Feldgendarmen
Muser besorgt wird.
Aus der Höttingerau. Unlängst geriet ein Baumeister aus
Hötting, Herr Walcher, beim Rößl in der Au in die Hände
falscher Falschspieler, die ihn nach allen Regeln der Kunst
so gründlich rupften, daß er im Erkennen der Situation plötz¬
lich aufstand und ausrief: „Ich bin unter Räuber geraten."
Nachdem er die verlorene Zeche bezahlt hatte, verschwand er
gegen die Kapelle zum „Großen Gott", allwo er nach seiner
Aussage das feierliche Gelübde ablegte, nie mehr Karten zu
fpielen. Dem Opfer dieser gewissenlosen Menschen, worunter
einer gerichtsbekannt ist, wird allgemeine Teilnahme entgegen¬
gebracht.
Frenndnachbarliches. Behufs Anbahnung von
freund¬
nachbarlichen
Beziehungen
zwischen den beiden
reichsten Gemeinden Tirols,
Hötting
und Igls, wurde
von Seite der ersteren Gemeinde eine Abordnung, bestehend
aus mehreren hoch angesehenen Bürgern unter Führung der
Herren
Vogl
und Staudenbacher, nach Igls entsendet.
Am Eingange des Dorfes wurde die Deputation vom Bürger¬
meister und einem Sicherheitsorgan empfangen, freundnach¬
barlich begrüßt und feierlich in den Gasthof zum „Spatzen-
häufel"
geführt. Die Deputation entledigte sich ihres Auf¬
trages, worauf der Bürgermeister von Igls in einer Gegen»
rede sich vorerst entschuldigte, daß er mangels eines Rathauses
die Gäste hier empfangen müsse, und gab seiner Freude über
die angebotene Freundschaft Ausdruck. Besonders hob er her¬
vor, daß dieses Freundschaftsverhältnis beiden Gemeinden
zum Vorteile gereiche und jede Gemeinde bei eventuellem
Geldbedarf mit ihren reichen
Mitteln
der anderen aus¬
helfe und fomit in dieser jetzt geldarmen Zeit jede Geldnot für
beide Teile ausgeschlossen sei. In der Begeisterung über diese
herrlichen Aussichten umarmten sich die Teilnehmer so
kräftig, daß die Mehrzahl auf den
Boden
zu liegen kam.
Der Obmann der Höttinger Gesellschaft, Herr Vogl, wollte
im Übermaße seiner Begeisterung dem Bürgermeister sogar
einen Kuß geben,
biß
ihn jedoch in seinem Eifer kräftig in
die Wange. Im Blutrausche machte der Herr Bürgermeister
von Igls den Vorschlag, bei so bedeutungsvollen Verbrüde¬
rungen solche Freudensbifse als den Ausdruck der höchsten
Hochachtung offiziell einzuführen. Dieser Vorschlag des Bür¬
germeisters fand allgemeinen Anklang, auch bemerkte derselbe
noch, daß er sich für eine fo frohe Botschaft im Interesse beider
Gemeinden auch eventuell ein Ohrwaschl abbeißen lasse. Nach¬
dem die Zeit weit vorgeschritten war und der Bürgermeister
seinen Gästen noch seine
modernenArreste
gezeigt hatte,
für die sich besonders der Obmann Vogl interessierte, trenn¬
ten sich die Teilnehmer mit dem Wunsche, bald wieder einen
so vergnügten Abend zu erleben. Gleich am anderen Tage
wurde der Besuch von einem Teil der Höttinger wiederholt
und alle noch schwebenden Fragen im „Spatzenhäusel" in ver¬
traulicher Sitzung erledigt. Einladungen zu weiteren Be¬
suchen nach Igls nimmt Herr Thomas Vogl, Patschenhofweg,
und Herr Staudenbacher, Qkonomengasse, entgegen.
Große Mbanerschlacht
Am 24. November 1932 kam es im Albanerlager zwischen den Häuptlingen und Eingeborenen zu einer heftigen Schlacht. Man
konnte diefes Gemetzel schon vorahnen, da kleinere Plänkeleien schon vorausgingen. Auch wurde durch Ankauf des Albanerbichls
beim Großen Gott als Bestattungsort für eventuelle
Gefallene
bereits Rechnung getragen. Die Parzellen wurden genau
dem Range entsprechend ausgemessen und je nach Einlage verteilt. — Sie ruhen in Frieden! —
koa Radltruch'n zun Dröck einitoan kaft. Der ormi Tuifl muatz
dös Zuig in an Sock einfofs'n und af'n Buggl wöcktrog'n. Dös
weard schon anders wearn, wenn die Hungerburger selbständig
wearn, wia sie's in Sinn houb'n. Sie hatt'n schon in richtig'«
Monn zun an Bürgermoaschter und dös war der Faber. Bein
Lindnwirt isch'r schon gmoln woarn. sschworz), in Mühlau unt'n
Hot er fi mit'n Kort'nfpiel'n saniert, und bei der Fuierwehr
isch'r a schon alloansteahnad, fahl'n tat olso gar nix, olles war
do. Und jetzt woatz i a, warum der'Hamerl voarigs Iour in
die Küh' die Schellnan ouertun Hot. Bein Fisrennen dou
braucht er sie noatwendig zun Läut'n, daß die Renner wiss'n,
daß bei eahm herunt'n die Endstation isch und jo koaner zun
Gamswirt einigeaht.
Durch die Höh'nstroß'n derherou Hot mar der Peater olles
mögliche derzöhlt, und dou sein mar a auf die Iivui-Straß'n
z'röd'n kömman. I hob ehm af dös am gorkoa Ontwort göb'n,
dös hoaßt, i hun fchon övvas g'sogt, ober i moan, es isch
g'scheiter i bin stad, weil dös, wos i g'sogt hun, in Bauaus¬
schuß wohrscheinlich nit recht guat g'foll'n tat.
Voarn Kaffeehaus „Natzegg" sein mar a bist steahn bliebn
zun unschaug'n. Sigscht, sog i zu'n Peater, af Pitsch-Patsch isch
dös Kaffeehaus dou augmocht woarn, und wia i g'heart hun,
isch der B'sitzer fröhlich und munter. Leut' hot'r fcheint's gnuag,
er Hot ober a's ollerböschti Schlagwort derwusch'n, und dös
hoatzt: „Von der Unterhof'n zu der Kaffeeschol'n", dös kimmt
nit olli Tog vür, und dös ziacht bei die Göscht.
Bein Stomser drein hob'n mar nocher a Viertele trunk'n,
und dou hob'n sie grod über döi Autopartie noch Sellroan
eini dischkuriert, und dou hob'n mar g'heart, daß es in braunen
Löterle zelm in schlechtigscht'n gongan ifch. Die Schuld wor
grod dös Motorradl, weil's grod zmoa Radln g'hobt Hot, statt
fünft und weil obn umadum koa Glander g'wöf'n ifch, derats-
wög'n isch'r ouergfolln. Döi Schort'n auf sein Grind sein ehm
eh wieder gonz schean z'sommang'waxen, man kennt schon
gournixmeahr. Ober an olt n Stahlhelm von der Hawe hot'r
si kaft, für die nägschti Autopartie — sicher isch sicher, Hot er
gmoant — und recht hot'r.
Nur wegen a bihl freundlich sein
Hannesler is a fescher Bua,
A Mannsbild voller Leben,
Auch sonst a ganzer Ehrenmann,
Da kanns koan Zweifel gebn.
Die Schneeburggassen, die war stets
Sein schönstes Ziel auf Erden,
Sein auserwähltes Jagdrevier
Voll heimlicher Beschwerden.
Bei seinem Glase sah er einst,
Der Wein begann zu Hitzen;
Die Vogelwirtin zwitscherte.
Das lud ihn ein zum Sitzen.
Ein Viertel nach dem andern floß
Ihm zärtlich durch die Kehle,
Schon nähert sich die Sperrstundzeit,
Er bleibt mit Leib und Seele.
Schluß! Mitternacht, die Gäste ziehen.
Auf! Hier gibts nix zu reden.
Schon klopft mit voller Energie
Die Wache an die Läden.
Der Vua denkt ncch, sagt dann verschämt,
Mi könnts ös nit vertreibn.
Er legt die 18 Schilling hin
Und haucht: i mecht halt bleibn!
Die Wache schmunzelt, grüßt und geht.
Und Friede senkt sich nieder.
Endlich allein, so raunt der Vua
Und seufzt halt immer wieder.
Die runde Wirtin lacht so liab
Auf den verwegnen Buben,
Und plötzlich geht die Türe auf:
Der Wirt steht in der Stuben.
Was willst du hier, um diese Zeit,
Fragt er wie Donnergrollen:
Mei, sagt der Hannsler ganz verwirrt,
Was sollt'n denn i lei wollen?
Grad so a bihl freundlich sein
Und no a Viertel saufen,
Kimm. Wirt, und hock di her zu mir,
Weg'n sell'm wirft wohl nit raufen!
Ob sich der Wirt beruhigt hat,
Darüber herrschen Zweifel:
Wenn man den Hannsler drüber fragt,
So schickt er an zum Teufel.
Wegen fo a bißl freundlich sein
Hab'n d' Leut fo viel zum Tratfchen,
Den Hannesler verdriaht das mehr
Als hunderttausend Watschen.
Das schwarze Lieschen
Knapp das Kleid, gewellt das haar,
Feurig — dunkles Augenpaar,
hochmodern beschuhte Mhchen —
So erscheint das schwarze Lieschen!
Böses denkt gar oft die Welt,
Gerne weiter man's erzählt.
Darum denkt das schlaue Lieschen:
„Ich riskiere nur ein bißchen!"
Wissend lächeln, schalkhaft blicken
Und verstohlen schmiegen, drücken,
Gerne tut es unser Lieschen —
Aber immer nur ein bißchen!
Wenn es dunkelt, wenn es Nacht
Und kein böses Auge wacht,
Dann erlaubt man auch ein Kühchen —
Aber immer nur ein bißchen!
Für des Gatten Wohl bedacht
Ist Frau Liese Tag und Nacht,
Also merkt er nicht ein bißchen
Von dem Treiben seines Lieschen. —
„Keiner dürfte wohl es wagen.
Mir was übles nachzufagen!"
Ach, mein füßes, fchwarzes Lieschen,
Irrst du dich da nicht ein bißchen??
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