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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1934)
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Großes Nucll-Vilcler-Preisrütsel mit werwollen preisen auf Seite 3!

, Maulpflaster und lvagenschnner!

Seit Bestand der Welt hatte jedes Zeitalter seine arohen
Fragezeichen, welche mitunter durch Zufall ihre Lösung fanden,
teilweise aber heute noch ungelöst sind. Wir wollen Hier nicht
von dem Stein der Weisen, der Quadratur des Zirkels, dem
psipßtuum uiodilk usw. schreiben, diese Sachen sind schon zu
bekannt und da könnten unsere verehrten Leser womöglich
schon bei den ersten Zeilen vom Gähnkrampf befallen werden.

Wenden wir uns einmal einer Frage zu, welche sich bestimmt
mancher von uns schon oft in schlaflosen Nächten vorgelegt hat:
S oll der Mensch heiraten od er nicht? — Manches
Für und Wider ist dabei zu erwägen und am Ende ist man
dann so klug wie am Anfang.

Es ist ja gewiß sehr angenehm, wenn man keine abgerissenen
oder baumelnden Knöpfe, keine Löcher in den Socken und Ta¬
schen, dafür aber stets ein sauberes Taschentuch, einen reinen
Kragen und gebürsteten Hut hat. — Aber dafür muh man auch
schön artig sein, die Augen nicht rechts oder links werfen, son¬
dern sie immer sittsam zu Boden richten und nur aufschlagen,
um dem liebevollen Blicke der züchtigen Gattin zu begegnen.

Vom Gasthaus, Theater, Bar, Kino oder Bummel will ich
gar nicht reden, um nicht im Herzen eines Teiles meiner Leser
eine dumpfe Wut zu entfachen. —

Für einen Teil der Menschheit aber scheint nun diese Frage
gelöst zu sein, nicht aber durch den eingangs genannten Z u«
fall, fondern durch den Einfall einiger hervorragender
Männer.

Wenn ein Mann nicht weiß, ob er heiraten soll oder nicht,
dann wird er letzten Endes zu dem bewährten Mittel des
Knöpfe abzählens greifen.

Für das weibliche Wesen aber ist die Frage bald ge«
löst: — es wird Bundesbeamtin, dann darf es
nicht heiraten und aller Zweifel Qual hat ein Ende. —

Aber nicht nur der Mensch sucht sich durch Verheiratung
feine Lage zu verbessern, trifft es aber manchmal oder besser
gesagt oft so, daß er sich diese noch verschlechtert. Auch die
Staaten buhlen untereinander und suchen durch Annähe»
rungen und Abschließen von Übereinkommen Vorteile zu
schinden.

So ist zum Beispiel der Rubel heute eine vielumworbene
Braut.

DerFranken, natürlich der französische, macht fein süße»
stes Gesicht, scharwenzelt wie weiland Boccacio um die süße
Braut und hat es schon verstanden, sich in den Kittelfalten der¬
selben ein behagliches Nest einzurichten. Sein Brautwerber
HeriNos singt Lobeshymnen, preist ihre Schönheit sowie ihren

Reichtum und sucht mit allen Mitteln die Umgebung des Bräu¬
tigams für sie zu gewinnen, kam« aber leider nicht verhindern,
daß diese anderen Sinnes ist und trotz Reichtum und Schönheit
die Braut mangels guter Sitten verschmäht. Mit
dicken Tränen in den Augen und mit schwerem Herzen muß er
den Rückzug antreten, froh, mit heiler Haut davonzukommen.
Seine Rivalen, der Dollar, das Pfund und die Lira, schmun¬
zeln schadenfroh und werben intensiver um die Holde.

Namentlich derDollar drängt sich vor. Obwohl schon alt
und gebrechlich, schielt er mit fahlem Gesicht und hohlen Augen
verlangend auf die robuste Rubelbraut, welche, durch die vielen
Umwerbungen kokett gemacht, es ihrerseits nicht fehlen läßt,
ihn durch vielsagende Blicke und einladende Gesten in seinen
Hoffnungen zu stärken.

Und das Pfund? — Es wirbt in uneigennütziger treuer
Liebe. Nicht schnöder Mammon ist das Ziel seiner Wünsche,
auch nicht die Aussicht auf Macht und Größe, durch welche
Mittel er den bösen Jungen in Zaum halten könnte, son¬
dern lediglich nur das Wohl der Braut hat es im Auge. Ihr
gütiger Brautvater „John Buller" hat ja stets nur die edel«
st e n Absichten und möchte die ganze Welt beglücken, in erster
Linie sich selbst.

Daß die vorjährige Zusammenkunft der Weisen aller Staaten
trotz der günstigen Prophezeiungen scheiterte, daran war nur
das Wetter schuld, die Konferenzmitglieder bestimmt
nicht! Die nächste Konferenz wird schon besser enden, nur Ge¬
duld! — Wann dieselbe stattfinden wird, weiß man heute noch
nicht, vorerst muß die im Schatten des alten Steffels tagende
Konferenz zu einem guten Ende kommen. Wir haben in
dieser Beziehung die besten Hoffnungen und sind gleichzeitig
auf das Schlimmste gefaßt — auf diese Art kann man nicht
allzusehr enttäuscht werden. PanierteSchnitzel sind auch
viel zuträglicher als Plumvudding. —

Anders die Lira! — Sie wirbt um eine bausbäckige
Bauernmaid, und ist ihr Brautwerber sich wohl bewußt, daß
die Liebe durch den Magen geht. Als Gegenleistung werden,
nebst einem treuen Herzen, feuriger Wein und goldne Orangen
dargeboten.

Das innigste Verhältnis, für jedes werdende oder schon ge-
wordene Ehepaar beispielgebend, finden wir aber im Her¬
zen Europas.

Der Bräutigam ein Hüne von Gestalt, die Braut Nein,
aber niedlich. Beide lesen sich ihre Wünsche von den Augen ab
und sind bestrebt, in der Erfüllung derselben sich den Rang
abzulaufen. Was sich aber liebt, das neckt sich und
das umsomehr, wenn der Bräutigam schon im Brautstande Ge¬

fahr läuft, die Hose zu verlieren. Auch niedliche M ä d-
chenhabenihreGrillen.

Zu diesem kleinen häuslichen Zwiste weih die Pekinger
offizielle Zeitung „Wa-si-chs" zu berichten:

„Die chinesische Mauer soll von der Regierung
eines europäischen Staates angekauft werden, welche die¬
ses von den Chinesen als veraltet abgestoßene Bauwerk
an den eigenen Landesgrenzen zwecks besserer Absperr-
Möglichkeit und Behebung der Arbeitslosigkeit wieder
aufzubauen beabsichtigt. Es bestehen jedoch Differenzen
betreffs Berechnung des Kaufpreises und der Währung,
in welcher dieser zu leisten ist. Die Chinesen wollen nach
der Stückzahl der Ziegel in Goldrubel bezahlt werden, die kauf¬
lustige Regierung will nach Metern in Mark bezahlen. Hof¬
fentlich kommt eine Eimgung zustande, was' im Interesse der
Sanierung der österreichischen Bundesbahnen sehr zu wünschen
wäre, nachdem der Materialtransport über österreichisches Ge¬
biet führen dürfte."

Für uns ist es am besten, wenn wir uns hinter unseren
mächtigen Freund stellen, wir haben ihn ja in unserer näch¬
sten Nähe. Ob sie sich auch untereinander streiten mögen, den
kleinenü st erreicher haben sie doch alle gern und lassen
ihm alleweil wieder einen guten Brocken zukommen. — Mein
G o tt, e r i st j a so brav! — Wenn ihn der große Bruder
nicht soviel sekkieren täte, möchte man ihn gar nicht spüren.
So aber muß er doch hin und wieder ein bisserl aufdrahn,
alles kann er nicht einstecken. —

Warum denn aber in die Ferne schweifen? — Auch wir
haben hier zwei Brautleute. Habt ihr noch nie bemerkt, mit
welch sehnsuchtsvollem, liebebegehrendem Blicke der alte
Stadtturm zu unserem alten Höttinger Turm heraufschaut? —
Der Heiratsvertrag ist lange schon fertig gestellt und es fehlen
nur noch die Unterschriften! — Alle Bedingungen, die
der Brautvater stellte, sind bereits erfüllt, als da sind — eine
moderne Wasserspülung, damit der vom echtesten
Rosenwasser so angenehm duftende Höttinger Bach die be¬
suchende Braut in feine Wolken hülle. Die Brücke ist auch
schon geschlagen, auf welcher sie feierlich ihren Einzug in die
Prunkgemächer ihres Bräutigams halten kann. — Auch
der verlangte Erzieher des evenwellen Nachwuchses ist in
der Hauptschule bereits eingestellt. Also allesinButter"
für das holde Bräutchen. Eine schön« Hochzeit wird es werden,

b<ide reich, ungeheuer reich!! --------- Die Braut

schön wie ein Engel, gepflegt wie ein Fürstenkind, wenn auch
ein bißchen hochnäsig, der Bräutigam jedoch noch etwas strup«
pig und stachelig, dafür aber sittsam und gehorsam. Die Gäste