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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1934)
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Seite 2.

.Höttinger Nudl«

1934

kluch Äie Nudel stinken nicht!

werden halt, altem Nauernbrauch gemäß, ein ihrem Range
entsprechendes, klingendes Hochzeitsgeschenk in den Teller legen
und im übrigen beide Augen'zudrücken müssen. —

Eine riesenhafte Arbeit wird es ja geben, diese dringen¬
den Fragen zu lösen, aber man hat schon andere, noch riesen¬
haftere Arbeiten mit Leichtigkeit ausgeführt, und zwar die end¬
gültige Beseitigung der Streitgefahr bei einem größeren
Transportunternehmen. Durch äußerst wirtschaftliche Ma߬
nahmen und gründliches Studium der Verhältnisse in anderen
Weltteilen, 3. B. in Genf und an der Riviera, hat man im
Budget des betreffenden Unternehmens derartigeEr-
folge erzielt, daß die negativen Zahlen immer
größer werden, was ein Zeichen von Gesundung der Finanz¬
lage darstellt.

Die Begeisterung der Bediensteten ist hiedurch derart ge¬
stiegen, daß sie sich zu einer imposanten Front zu¬
sammenschlössen und in Hinkunft an keinen Streik mehr denken
werden. Es ist ein militärischer Geist der Exaktheit und des
unbedingten Gehorsams zu verspüren, welcher zu den schönsten
Hoffnungen berechtigt.

Weil gerade von Riesen der Arbeit und der Begeisterung
die Rede ist, sei noch eines Riefen gedacht, über dessen Stamm
und Art man ebenso wenig weiß, wie über weiland Lohengrin.

Wir meinen die scheinbare Kreuzung von Luftschiff und Wal¬
fisch, welche die sonst sehr phlegmatischen Schotten so sehr in
Aufregung hält. Man will dieses Rätselriesenvieh nun mit
Netzen fangen. Nachdem wir aber an den Erfolg dieser Jagd
einige Zweifel hegen, möchten wir folgenden Vorschlag machen:
Man versenke in den Loch Neß die gesammelten Werke der
Curth-Mahler, die neuesten Kompositionen neuester Kompo«
nisten oder einige Stücke der Faschingsbombe. Wenn das
Riefenvieh nur einen kleinen Teil davon verschlingt, wird
es, wenn schon nicht gleich mausetot, so doch schwer krank wer¬
ben und leicht gefangen werden können.

Es gäbe noch manche Bescherung für die Tintenkulis, und
wäre zum Beispiel die Spukgeschichte auf der Stöcklalm, zum
Trumpf frisiert, besser wie die schönste Seefchlange.

Line epochale Lrfinclung

Auf medizinischem Gebiete verdankt die ganze Welt dem
schon rühmlichst bekannten Gelehrten Prof. Dr. med. et vhil.
Wotan Siegfried Rosenblüh. Der ausgezeichnete Forscher
entdeckte ein Serum gegen die Infektion durch staatsfeind¬
liche Ideen! Der Ansteckungsstoff wird auf eine bisher noch
geheim gehaltene Weise aus dem Blute von überwiesenen
Hochverrätern gewonnen. Mit diesem Stoffe, von dem ein
Milligramm tausend Personen verseuchen kann, werden in¬
landgezüchtete, reinrassige Eselfüllen geimpft, die nach kurzer
Zeit bösartige Pusteln am Kopfe und an der Croupe zeigen.
Aus diesen Pusteln entnommene Flüssigkeit wird wie bei der
Schutzpockenimpfung verwendet und werden die ärgsten Um¬
stürzler im Handumdrehen lammfromme Untertanen. Der
Weltfrieden scheint somit doch bald Wahrheit zu werden —
oder?

3ehn Gebote für clen Veamten

1. Du sollst an die absolute Unfehlbarkeit deiner Vor¬
gefetzten und ganz besonders an die Gottähnlichkeit der Ober¬
leitung glauben.

2. Du sollst alle dir zur Kenntnis gebrachten Erlässe in
Demut und Erkenntnis deines eigenen Unwertes anhören
und Besserung geloben.

3. Wenn du bemerkst, daß ein Kollege es an der schuldigen
Ehrfurcht fehlen läßt und womöglich abfällige Bemerkungen
macht, sollten es auch Zitate aus den Klassikern sein, dann
melde dies sofort deinem Vorgefetzten.

4. Wenn dein Vorgesetzter dich nicht anhören will oder
wenn er den Beschuldigten ebenfalls hören will und sogar
dessen Rechtfertigung anerkennt, dann setze dich und melde
den ganzen skandalösen Vorfall an die Oberleitung.

5. Achte stets darauf, daß deine Kameraden fleißig arbeiten.
Wenn möglich, schanze ihnen deine eigenen Arbeiten zu und
verlege dich ganz auf die Beobachtung.

6. Wenn deiner Anficht nach in einer Kanzlei zuviel Leute
sind und solcherart Gelegenheit zum Faulenzen oder gar zu
politischen Gesprächen sein sollte, verfasse alsbald einen dies«
bezüglichen Bericht an die Oberleitung.

7. Wenn du ganz wider Erwarten einmal mit der An»
geberei Pech haben solltest, dann denke an den alten Spruch:
„Wer sich selbst hilft, dem hilft Gott" und suche sofort einen
wohlwollenden gerechten Vorgesetzten auf und erzähle ihm
dein Mißgeschick.

8. Füge dich dem Rate, den dir dieser Vorgesetzte erteilen
wird, auch wenn du zu diesem Zwecke deine männliche lieber»
zeugung ein wenig abändern solltest müssen.

9. Suche stets die innersten Gedanken deiner Kameraden
zu ergründen, verrate aber deine eigenen Ansichten niemals,
dann wirst du dich jeder veränderten Situation anpassen
können.

10. Sage niemals, daß du nichts zu tun hast, damit du nicht
neue Arbeiten zugeteilt bekommst. Habe stets einige Instruk¬
tionen und Papierbogen auf dem Schreibtisch liegen und
trage eine würdevolle Amtsmiene zur Schau.

Kleine Ursache — große Wirkung

Bescheidenheit war früher immer eine Zier, mir wurde
schon als Kind beim Essen immer eingeschärft: „Nimm dir
nicht zuviel heraus!" Heutzutage kommt man aber mit der
Bescheidenheit nicht mehr weit, darum nehmen sich jetzt
manche Leute oft viel zu viel heraus, die sollte man einmal
gründlich Mores lehren!

So hat sich z. B. die „Antreiber-Zeitung" allzuviel heraus¬
genommen und durfte auf ein Monat lang nur mehr auf
postalischem Wege zugestellt werden. Marktschreiend wurde
verkündet, daß sich wegen der Einstellung „taufende Trutz-
Abonnenten" angemeldet hätten. Tatsächlich flatterten Tau¬
fende von Gratisblättern" in die Stuben, gegen deren Zu¬
sendung man sich natürlich nicht zur Wehr setzen konnte. Wieder
einmal hat der Marxismus einen großen Sieg errungen.
Jedenfalls werden diese tausende Gratisblätter insoferne
einen Sieg der Hygiene bedeuten, als sie zur Reini¬
gung bestimmter Körperteile als sehr geeignet befunden wur¬
den. — Wir haben sie ja sehr lieb, die Herren Zeitungs-
fchmierer, aber wenn sie der liebe Gott lieber hat, dann soll
er sie nur zu sich nehmen. Auch viele andere Menschen, deren
Gräber man sehr gerne schmücken möchte, sind leider noch
alle am Leben. Nichtsdestoweniger ist nicht nur das Grab
der Ort, wo man den ganzen Tag keinen Menschen sieht und
hört; man muß nur in irgendein Geschäft gehen, dort ergeht
es einem ebenso. Wenn man dann im Rundfunk hört, daß
die Handelsbilanz sich erfreulicherweise gehoben hat, kriegt
man erst einen Begriff davon, wie schlecht sie vorher war.

Aber lassen wir den Mut nicht sinken; je miserabler es
einem geht, desto kleiner wird die Möglichkeit, es könne noch
schlechter werden. Der weise Cato sagte: „Damit du nichts
entbehrest, Mensch — entbehre!" Wahrscheinlich war er auch
verheiratet. — Jedenfalls ist aus diesem Weisheitsfatze zu
entnehmen, daß man durch Training im Entbehren zur
Höchstleistung im Befriedigtfein kommen muh, wenn man es
richtig und ernsthaft anfängt. Ich nehme mir jeden Tag vor,
vom nächsten Tag angefangen mit diesem Entbehrungs-
training anzufangen, zum Frühstück nur Wasser, zu Mittag
nur Rohkost, Jause keine und abends wieder nur Wasser zu
mir zu nehmen, außerdem auf dem Fußboden zu schlafen
und mich mit einem Handtuch zu bedecken. — Aber ich bin
über den Vorsatz noch nicht hinausgekommen. Diese alten
Griechen waren eben doch festere Charaktere! — Aber morgen
fang ich ganz bestimmt an, nach System Cato zu trainieren,
ich kann nämlich alles, wenn ich nur will!! ---------

Nuncl um clen alten

Hötttnger Turm

Ein Spaziergange

Schon wieder a Iahrl ummar! 's Hot zwor nit viel
g'hoah'n, dös 1933, ober mir hob'ns decht ummerdertaucht.
Möigerer sein mir holt woarn, ober weil die Fett'n eh' nix
taug'n soll, sein mir holt z'fried'n, daß nou a Haut af die
Boaner ob'n isch. Die schlonki Linie isch jo ollm nou in der
Modi und outemman weard sie erscht zelm, wenn mir wieder
mehrar zum butt'n kriag'n.

A bihl schlottrig weard mei Spaziargong huier holt wearn,
i muaß mar holt Zeit loss'n und wear nit z'weit geahn.

In Unfong muaß i huier bei der Traub'n unt'n moch'n.
Voarigs Ioahr hun i in mein Eifer drein gonz vergöss'n, oui
z'geah'n — schoudl — Woascht schon, die Leut sein heuztogs
bold beleidigt und dös mecht i nit hob'n.

Gonz a netti G'söllschaft ifch beieinonder g's'n,
g'sungan hob'n sie und tart'nt, wia sichs holt für a
richtigs Wirtshaus g'heart. Grod die Hohnenburgeler
sein a bißt dasig umanonderg'hockt. Aha! denk i mar, dö
hob'n g'wih den Wein nou nit gonz verschmerzt, dear ihnan
af so hinterfetzigi Weis g'schtol'n woarn isch. Ober wear weard
denn a a Weinfaßl, a volls nou dazua, in an Heustodl drein
verstöck'n? und erscht nou in Volderberg unt'n, wou die
Leut schon af 1000 Schritt in Wein schmöck'n, as wia a guater
Ioughund die Hos'n. Der 'n darfchmöckt Hot, weard jo g'lacht
hob'n. Isch eh schöan g'wös'n, daß 'r wenigscht'ns in laar'n
Bonz'n untarn Heu dreinloss'n Hot, sunscht hätt'n sie vielleicht
g'moant, sie hob'n in Stoudl verwex'lt und die ondern Sta«
delen a olli oug'suacht. 's nägschti Mol faufns 'n liaber selber.

Weil i nit z'viel Geld g'hobt hun, hun i bold wieder geah'n
müass'n. Wia i durch die Höttigergoss'n auer bin, isch groud
der Zuggerl Dolar in fein Lod'n eini. In Buggl Hot 'r au»
gschtöllt as wia a Kouoaswurm und g'loff'n isch 'r as wia a

Wiesl. Hot's dear heint gneatig, hun i mar denkt. Ober an
G'fchäftsgeischt Hot 'r, dös muaß man eahm loss'n. Iatzt, weil
nouch Weihnacht'« nimmer sov'l z'tuan ifch, Hot 'r si um a
Nöb'ng'fchöftl umg'fchaug und geaht umadum fpetuliarn.
Wenn 'r a vielleicht koani Silberling einschtöckt, ouber dös oani
isch sicher, seit 'r dös Nöb'ng'schäft Hot, isch ollm der Lod'n
vollar Leut, an Profit Hot 'r decht.

Bein noss'n Egg hob i mar voarg'nomman eini z'geahn,
dou isch jatzt a nui Wirtin innan und dö hun i mar unschaug'n
wöll'n. Gonz guat Hot sie mar g'foll'n, freundlich ifch sie g'wös'n
und ollas wor nett und fein. Warum 'r öppar dös verpochtat
Hot? frog i mi und wia 's der Tuifl hob'n will, isch drein
grod dear Difchgurs g'wöf'n. Ifch a wouhr! — sog oaner,
den i nit kennt hun, mit den Personal Hot man ollm sein
G'frött und hauptsächlich mit die Kellnerinnan. — Tuafcht a
olti, schiachi ein, geaht dar toa Mensch einar, hoscht a jungi,
netti, müahascht von Eis'n und Marmlstoan sein, weil jo nit
ollm ollas voll Göscht isch. Und weil er si' über dös nit außi-
g'söch'n weard hob'n, Hot 'rs holt verpochtat.

llnd mit die Göscht isch a a siamol a Kreuz, sogt a onderer.
Fongan sie zun Raff'n un und willscht mit 'n Gummiknitt'l
Fried'n stift'n, reißt dar 'n oaner aus der Brotz'n und af jo
und na hofcht 'n felber af dein Grint ob'n. Und nocher ifch
dös a a so: Dö, wous groud über olls röd'n und olls umadum
trog'n tuan, dös sein sölli, dö groud voar Neid berscht'n kannt'n,
daß sie nit a so öppas schiachs Schöans hob'n und tuan könnan
wia dear, über den sa sie 's Maul zerreiß'n tuanl Af dös am
hun i woll eing'söch'n, daß 's Vervocht'n 's G'scheidigschti
g'wös'n isch, nochar bin i durch.

Weil 's groud zun Tröpf'ln unghöbt Hot, hun i mar denkt,
geafcht über die Höh'nstroß'n, dou isch as schöan pflafchtert und
dou weard man nit dröckig.

Ob'n, dein Vogl Tomas, siech i groud in Varbeigeahn a
Bött bein Fenschter auhifliag'n. Dö wearn öpper bei den
Sauwötter nit Böttenklopf'n wöll'n, denk i mar. A Polschter
fliag' nouch, nocher a Nochtkafchtl, nochar a Brotwögg'n, nochar
a Kaffeemühl und z'lötscht die Of'nreahr und der Heard. Jo

verfluacht! wous isch denn dou lous, dös versteah i nit. Wia
i nochar ouber in Tomas selber außerfchaug'n hob g'söch'n,
hun i mei Neugier ouidruckt und bin liaber gongan. Die nuin
Milchzänd, dö er erscht kriag Hot, dö hob'n grod klappert.
Aha! dear Hot heit an Gach'n, hun i mar denkt und bin
durchau.

Bein Stettnerhof ob'n hob i mi in Gort'n auhig'ftöllt, weil
man dou auß'n a sou a schöani Aussicht Hot. Die Höh'nftroß'n
schlangelt si a sou nett aui af die Hungerburg und dou Hot
's mi nocher a nimmer g'wundert, warum der Hearr von
hintern Wold, wenn er af die Iogd geaht, liaber in voardern
Wold bleib und von der Stroh'n nit wo'ckz'bringen isch.
Erscht'ns isch 's für eahm kamötter und zwoat'ns kannt a
Auto leicht an Hous'n überfouhr'n, 's sein eh sou'l ob'n, daß
man ihnan schon nimmer ausdarschtöllt. Dear müahat nocher
groud lieg'n bleib'n und wuryd stinkat.

Von der Kurvorsteahung af der Hungerburg Hot man huier
nit viel g'heart. Wohrfcheinlich wearn sie in Summer sov'l
z'tuan g'hobt hob'n var lauter viel Göscht, daß sie funscht zu
nix kömman sein. Wia i g'heart hun, hob'n sie wölln a Strand»
bod herricht'n, weil ober schon so a Grout'nlackn ob'n isch,
hob'n sie ihnan 's nit bewilligt. Sie hob'n 's holt gonz folfch
unpockt. Dou hätt'n sie soll'n die gonz'n Ischiasleidend'n von
tting und Innfchbrugg z'sommantuan und weil nouch-
g'wies'n die Radiumquell'nouder, dö wous in Venusbad unt'n
außerkimmt, do ob'n durchgeaht, war 's a leicht's g'wös'n, 's
Bod durchz'sötz'n.

Dou Hot 's der oani ent'n dein Nattererfee viel g'scheider
ung'schtöllt. Dear Hot olleweil Leut g'nuag ob'n und a Höh
ifch ollemol a gonz a ondril Ueberhaupts, wenn der Hearr
Professer aus Wean ummer isch, der sei Frau gour a sou
gern Hot, daß 'r olli ondarn Weibar gournit unschaug'n mogl
Nochar der Hearr Dotier von der Tronwai, dös isch a sou
a luschtiger Högll Koa Mensch woaß genau, wia daß 'r hoaßt,
ouber er lost af olli Namen. Hoffentlich kimmt er huier mit
oaner nuin Braut und loßt sei Frau amol dahoam!