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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1954)
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DanI der südländischen Günneilaune des Signme Iochtolm aus Rom, der im Vorjahr die
Weltübersicht der Höttinger Nudl" verfaßt hat, tonnte das Innsbrucker Planungsamt im
Zulammenwiilen mit dem Lcmdesbauamt und dem Landessendei Triul und verschiedenen
Kommissionen der Bundesregierung die gesamten Siedlungen auf dem Hijttingerbichl mit
Hilf« einer Eisenhauerischen Atombombe niederlegen und an ihrer Stelle einen Wodla-Fern-
sehfunl errichten. Nunmehr dessen erste Ausstrahlung!

Sie hören Chefsprecher Karl Ober- und Niederöfter¬
reicher mit seinem Jahresbericht:

Vorerst Ansage in eigener Sache. Nach langwierigen
Verhandlungen ist es dem Schedle-Rundfunk gelungen,
Fräulein Margit Seebär von Studio Innsbruck an den
russisch zurückgestellten Ravagsender zu beordern, wo sie
in Zukunft wegen ihrer klassischen Burgtheateraussprache
als Ehefsprecherin für sämtliche Sprachen der Welt,
über- und unterbetont, verwendet wird, so daß nunmehr
die Jean d'Arc von Tyrol die ihr seit langem gebührende
Würdigung erreicht hat.

Im ersten Sendebild sehen sie nunmehr Mossadreck
in seinen verschiedenen Stellungen vor dem persischen
Gericht: als prahlender Derwisch, als parlamentarischer
Däuerorgler a la Parlament und in der Rolle eines
Bingelesjuden in Öl. Es wird dem Publikum ans Herz
gelegt, sich von seinen Tränen nicht beeindrucken zu lassen,
denn sie sind nur ein Ausfluß der

stinkenden Persischen Zwiebeln

die zufolge der Studienreisen des ehemaligen Heim-
kehrerorglers Edi Baumann nach dem Nahen Osten und
der bevorstehenden Liberalisierung nunmehr auf allen
Folladorei-Märkten erhältlich sind. Wir werden demnächst
ein weiteres Bild über die Innsbrucker „Gmiasala" und
ihre außerhalb der Zollfreizone erbauten Magazine senden,
zusammengestellt und verfaßt von Minister a. D. Iakat-
schonga.

VZir blenden in unserem Studio um auf den Iuden-
bichl, wo derzeit sämtliche Raaben versammelt sind.
Hßeißer ist keiner dabei, nur schwarze und solche, die rot
sMllern. Es ist ein sehr lebhaftes Gericht im Gange,
wybei der Raab-Kanzler immer wieder darauf verweist,
d,ah er den Gruber schon im Februar ausbooten wollte,
sich aber aus falschem Mftleid dazu bewegen ließ, ihn auf
dem Ballhausplatz zu belassen, weil den Karli in Tirol,
ohne Graus oder statt dessen, auch niemand mehr als
Landeshauptmann haben wollte. Die Linzer Vürger-
meister-Korefee schloß sich dieser Meinung an und erklärte,
daß Osterreich durch den Graf Bobby-Außenminister
ohnehin schon genug in die Gruben gefahren ist, obwohl
er als

Taroler Watschenmann

Karli auf reichliche Erfahrungen als Kollektionsreisender
in Flaschen verweisen könnte, die er vor Jahren zur
Beschwichtigung der englischen Lords in London aus¬
geteilt Marke Gumpoldskirchner), in Tirol aber in
Wirklichkeit empfangen hatte (Marke Fotzn). Koref setzte
sich dafür ein, daß man nunmehr den diplomatischen
Gigolo, den Figeles genannt, Wodka Poldl", zum
österreichischen Außenamtsvertreter ernennen soll, weil
er auf jeden Fall mit den Russen gut zu saufen versteht.
Und so kam es so weit, daß Tirol seit dem Ändert von Rinn
yäch Jahrhunderten erstmals wieder über einen neuen
Märtyrer, den Gruber, verfügt, zur Freud der Süd¬
tiroler, zum Leid des Trientiner Dekasperls, der ohnehin
in diesem Jähre dem bellenden Hund Pella die neue
Hundemarke abtreten mußte. Daß auf ihr zufällig
Trieft 1953" steht und Selbstbestimmungsrecht", war
für den Landhaus-Grauß ein Vergnügen, für den
Flaschenkarli aber ein wirklicher Graus.

Sie hören nunmehr „Iochtolms Kaleidophon" im
gewöhnliche Rundfunk: Wir stellen vor inklusiv-exklusiv
Kurt Labattus, Exintendant des Innsbrucker Landes¬
theaters, dessen Ex-Libris auf Theaterrequisiten a la
Jane Rüssel (Inhaberin des „Oskars" für die schönste
Büste der Welt) Gegenstand eines hochnotpeinlichen
Verfahrens, 1., 2. und 3. Instanz waren und zu einer
Ex-Einnahme für ihn, zu einem Kulifsenerfolg aber für
die Stadt Innsbruck und das Land Tirol geführt haben,
so daß der Ex-Regisseur heute daran denkt, in Zukunft
nur mehr den „Armen Jonathan" von Mühlecker ini
Amerikahaus zu inszenieren.

Entschuldigen Sie die Unterbrechung der Sendung.

Achtung! Achtung! Sie hören nicht den jüngsten
Posträub von Innsbruck, sondern den Schweizer Draht¬
funk: „Wir machen darauf aufmerksam, daß die von
Zürich nach Innsbruck versandten ausrangierten Tram-
bahnwagen, Marke „Naggelburg", fälschlicherweise an
den Präsidenten der IVV. „I Will- und Kannit-Berger"
adressiert wurden, stait an die Alteisenhandlung Kal-
hammer. Die weitere Adressierung „Nähe Westbahnhof"
ist richtig".

Wir fahren in unserem Fernsehfunk fort und schalten
nunmehr um auf die Wodkarunde in Moskau aus Anlaß des
zehnten Jahrestages der Oktoberrevolution. Sie sehen an
einer Rundtafel im Kreml um den Außenminister
Molotov die Botschafter Frankreichs, Englands, Amerikas
und der chinesischen Volksrepublik versammelt. Ihre

Schädel rotfunkelnd wie die Kupferkessel vom Graßmayr,
haben nunmehr auf den Kalten Krieg vergessen und sind
ganz und gar auf

Friede und Gerechtigkeit unter den Völkern

abgestimmt. Molotow leitet seinen Trinkspruch an die
westlichen Botschafter mit der unvergänglichen Fteder-
maus-Melodie ein Brüderlein fein". Neben dem Ulbrich,
Ministerpräsidenten der Sowjetzonen-Republik, saß der
Kaugummidelegierte Bohlen, der darauf sofort die
amerikanische Nationalhymne, hen „Iankee Dudler" an¬
stimmte. Rasch siel auch die „Marianne" von Paris ein,
deren Stimme allerdings unter, dem vielen Verschleiß von
Ministerpräsidenten kaum gehört wurde, weshalb sie
John Bull mit seinem Portergewürzten und rauchge¬
schwängerten Churchillbaß kräftig unterstützte. Den Voget
schoß jedoch Mao Tse Tung ab, als er das Bankett mit
Lehars unvergeßlichem Song schloß „Immer nur lächeln".
Es folgt ein Kurzbericht von den Landtags- und Ge¬
meindewahlen in Innshruä: „Oberbürgermeister auf
Lebzeiten", Egon von Drenz, hat seinen Bürgermeifter-
stuhl aus dem

tausendjährigen Reich

mit einem Stadtratsessel vertauscht, während sich der
frühere Kreisleiter Harnigl auf eine Tankstelle in der Nähe
von Innsbruck zurückgezogen hat. Zu ihrem Einstand auf
dem neuen Posten spielte die neugegründete Mariahilfer
Musikkapelle Künneckes unvergängliches Schlagerlied,
„Ich bin nur ein armer Wandergesell", worauf sie wegen
des Puvlikumsbeifalls Linckes Schnadahüpfl draufgüo:
Immer nur der Wand entlang..."

Achtung! Achtung! Für einen armen Österreicher wird
ein Blutspender gesucht, der womöglich über alle vier
Blutgruppen verfügt, weil eine allein nicht mehr genügt,
um die brutale Abstellung von Gas, Licht und Wasser
rückgängig zu machen, die von einem grünen Überfalls¬
kommando an ihm vorgenommen wurde. Der Mann
steht nackt, mit Verbändet um Augen und den OffnunaM
vorn und hinten in der Karl-Schönherr-Straße, wo jeden
Samstag öie vielen Motorroller und Motorräder sowie
modernen Sportfahrräder der Unterstützungsbedürftigen,
stehen, die auch mit Hilfe seines abgezapften Blutes
ernährt werden. Blutspender melden sich im 1. Stock,
Finanzamt, Einkommen- und Lohnfteuerabteilung.

Wegen der Beliebtheit bei unseren Hörern und viel¬
fach geäußerten Wünschen in den „Hörerbriefen" wieder¬
holen wir hiermit die „Presseschau" vom vorigen Dienstag.