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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1952)
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9tttMf öfter!

I bin der Sötzerleahrbua von der H ö 1 1 i n-
g e r N u d 1". Und weil i die Nudl schon von
Kindheit auf alm gearn ghabt hob, hat's mi
bsunders gfreit, daß i huier amol ganz alloan
in Leidartikel hab machn derfn. Döswögn wer
i mi a bsunders zammnemmen, daß sie recht
schmalzig weard. Ob jung oder alt, ob
reich oder arm, ob Mandl oder Weibl, alli
nemman sie gearn in die Hand die Nudl, zum
Lösn. Dös isch woll a koa Wunder. Erschtens
hat man damit a guate Unterhaltung, zwoa-
tens isch sie nit teuer, und drittens kriagt man
alli Jahr a Frische, und dös isch von bsunde-
rem Wert, weil a nuier Bösn alm guat kehrt.
Graod a bißl gschamig bin i no alleweil, und
döswögn hab i bei die Madien a koan groaßn
Wert. Do mögn am liabstn amol Gscheidi,
nacher kommen die ehrlichen und nachher
hauptsächlich standfeste Mandln hobn, nit
öpper sölli, dö bei jeder Kloanigkeit umfalln
wia a Kartnblattl. Ober dö guatn Eigenschaftn
wear i spater schon a no kriagn, wenn i amol
a bißl älter bin.

Mit der Gscheidheit do wear i miar a bißl
hart tian. Weil aber eh schon so viel Hoch¬
intelligenz ummerlaft, dö koan Schuß
Pulver weart sein und alles durchanand
bringt, mach i miar a nit viel draus und laß
alli fünfi krod sein. Gar zviel Gscheidheit isch
grod a so wia a Suppn, dö zviel gsalzn isch.
Dös hört man bei uns alli Tag im Radio. Do
wearscht vor lauter Gscheidheit ganz blöd.
A wissenschaftlicher Vortrag least den an¬
dern ab. Dö wölln aus uns Tirolern alles
„Geleerte" machn. Da müaßt oaner ja an
Grind hobn as wia a Wasserschaffl, und in
dem hätt a nit alles Platz. Wos dö oan vür-
rnachn, geaht af koaner Kuahhaut mehr. I hun
alleweil schon gfrößn, wenn i hear: „Jetzt
bringen wir einen Vortrag von dem oder dem
Professor." O heiliger Trogsnachi, denk i mir
nacher alleweil, und „tschagg" drahn in ou,
den Hund.

Von der Politik, do will i schon gar nix
wissn, weil dös e nur a Lumperei isch. Voar
a paar Monat hob i zu mein Vater gsagt, i
mecht Politiker wearn. Da hat er gsagt, tua
nur dös nit, bleib liaber ehrlich. Ober dös
brauch i enk ja eh nit verzöhln, weil ja a jeder
gsöchn hat, wohin miar kömman sein mit der
Malefizbeitlschneiderei. A jeder sagt, bevor
er auf sei Roß auisteigt, daß er's ehrlich moant
mit seine Wähler. Kaum hockt er aber obn auf
sein Gaul, nocher weard er so lang grittn, bis
er hin isch. Jetzt isch er schon bald so weit,
der Gaul, die Zungen hängt er außer ausn
Maul, daß er si schon bald selber drau-

trötet, und decht wearn ihm die Sporn göbn,
daß dös Bluat außerspritzt. Der Gaul, dös sein
nämlich miar selber, und der Reiter dös isch
der Politischi. I möcht grod wissn, wia dö sich
dös vorst elln. I moan, gor so viel brauchn sie
sich nit einzbildn, wenn sie schliaßlich a Volk
von Bettler regiarn, do wearn sie sich doch
decht a bißl schämen, weil sie nacher jo die
Oberbettler sein. Oder machn sie's öpper wia
die Schmarotzer? Der Bam weard alleweil
mögerer und dürrer, und der Schmarotzer alle¬
weil fetter und dicker. Und wenn der Bam
nacher ganz hin isch und koa bißl Saft meahr
hat, nacher übersiedlt er af an andern Bam,
oder er zehrt von seiner Fettn und seim fünf-
fachn Doppikinn. Ober dös glab i decht wieder
nit, do tatn sie sich wohl der Sünd fürchtn.

I mecht amol koa Politischer sein, geaht's
krump oder krod. Krod geaht dös nia nit,
weil die Leit alm sogn, dö giahn ja krumpi
Wog. Jatzt muaß i enk ober wieder vom Bam
derzöhln. Der Bam, dös sein nämlich miar sel¬
ber, er laßt schon ganz bedenklich dö paar
Blattlen, dö er no hat, hängen, dös hoaßt, viel
Saft kunn man von den Bam nimmer außer-
pressn. Mit dem Lohn- undPreistreiberabkom-

men wearn woll die löfztn Tröpfln Saft tschari
giahn. Die künschtlichen Schillinginjektionen,
dö können den Patienten a nimmer rettn, weil
's Herz ja eh schon krank isch. Dös müaßt
schon a wahrer Wunderdoktor sein, der den
Patientn no af seini Füaß kriagt. Im Parlament
hobns iatzt Tintngschirr aus Gummi kriagt,
weil sie schon wieder Angst hobn, daß sie als
Gschoß benutzt wearn kanntn. Was hoaßt den
eigentlich Parlament? Dös muaß vom Welschn
kömman, weil dö sogn statt rödn parlarn.
Ament tian sie do nur rödn. Neilich hot oaner
an Antrag gstöllt af Ministerpensionen. Dö
wölln also schon nach 4 Jahr in Pension giahn,
und miar schintn bis 65 Jahr, und nachher
wearn miar Vegetarier, dö nur so dahinvege¬
tieren. Wenn alli nach 4 Jahr in Pension gan-
gatn, nacher tatn miar gsund ausschaugn.
Schian war's jo, aber gspielt weard's nit.
Nacher mecht ja a jeder Minister wearn, und
dös ge~ht decht nit, weil's ja a Leit göbn
muaß, dö arbeitn tian.

Und iatzt, liabe Leit, tiats die Nudl amol aus
der Hand und denkts drüber noch, wos i enk
gsagt hob, und nehmts enk alls zu Herzen,
i hob's wirklich nur guat gmoant.

Enker Nudlsötzer

Die neue österreichische Wehrmacht!

Aus verläßlicher Quelle erfahren wir:
In letzter Zeit wurde die Bevölkerung durch
Hiobsbotschaften beunruhigt und fragt sich mit
Recht, wozu dies alles. Es mehren sich die Fälle,
daß das ehemalige kaiserliche Heer unter Führung
von Rudolf dem Aufrechten" zu Zusam¬
menkünften einlädt. Die Agilität und die Häufig¬
keit der Zusammenkünfte könnten auf die Dauer
nicht willenlos hingenommen werden. Die Teil¬
nahme soll dem Vernehmen nach sehr zahlreich
sein. Die vormilitärische Ausbüdung der Anwesen¬
den mache gute Fortschritte. Die Dienstgradein¬
teilung wird geradezu als revolutionär bezeichnet.
Der unterste Dienstgrad ist der Leibjäger, dann
folgt der Unterleibjäger, dann der Oberleibjäger
usw. In diesen müitärischen Kreisen ist man der
Ansicht, daß Otto der Letzte" diesmal der
Erst e" sein wird. Als ich „Rudolf den Auf¬
rechten" einmal daherkommen sah, dachte ich:
Aha, schon wieder eine Zusammenkunft. Er war in
großer Uniform. „Na", sag' ich, „wohin heute?"
„Heit hobn miar wieder oan ouigsoalt", sagte er.
Aber von dem ewigen Hinunterseüen werden sie
wohl auch nicht stärker werden.

Auch die Marinierten sind schon eifrig damit
beschäftigt, die»Flotte aufzubauen, wenn auch der¬
zeit nur mit Tapiersehiffen probiert wird. Der
Oberlauf des Höttinger Bachls soll derartige Ver¬

suchsfahrten gestatten. Der Wasserstand sei dafür
geeignet und frei von Kachelforellen, die diese
Schiffahrt am Unterlauf sehr beeinträchtigen
würden.

Die Luftmacht liegt noch sehr darnieder. Ein
Gewährsmann teilte mir mit, daß die Luft bereits
in ausreichender Menge vorhanden sei und es
ihnen nur mehr an der Macht fehle, die aber noch
kommen wird.

Es liegt nun am Volke selbst, gegen diese Wie¬
deraufrüstung zu Felde zu ziehen. Die Gefährlich¬
keit solcher Dinge darf nicht unterschätzt werden.
Was sagen die verantwortlichen Stellen dazu?

Jeder Blinde fühlt diese Aufrüstung schon mit
dem Krückenstock. Erinnert ihr euch nicht mehr
an den Spruch: „Wollt ihr Butter oder Kanonen?"
Nachdem es keine Butter mehr gibt, machen sie
bestimmt Kanonen.

Unsere Wirfschaff

gleicht einer Miß, die auf iliren dünnen Beinen da-
hinwandelt. „Große Ereignisse werfen ihre Schat¬
ten voraus", sagte man früher, und dies traf ja auch
immer zu. Heute erleben wir das Gegenteü von
dem. Die heutigen Ereignisse ziehen ihre Schatten

immer hintennach wie einen Rattenschwanz. Diese
Schatten legen sich dann wie ein Alpdruck auf das
Volk und unbarmherzig auf die Geldtasche. Gott
sei Dank sind aber diese Schatten durch den gro¬
ßen, Preissturz etwas gelichtet worden. Wenn
auch ein Raabe dem anderen kein Auge aushackt,
so ist doch damit zu rechnen, daß dieser Sturz
weiterhin anhalten wird. Wann er endet, weiß kei¬
ner, nicht einmal unsereiner. Auch die Post schloß
sich diesem Sturz an und ermäßigte den Preis der
Erlagscheine um Ve Groschen pro Stück. Bald wer¬
den wir so weit sein, daß man den Groschen wird
wechseln müssen.

Unsere Rohstoffe sind in aller Welt gesucht. Den¬
ken wir nur an Unser Holz, an unsere Wasser¬
kräfte, an unsere Landwirtschaft usw., so kommen
wir zur Überzeugung, daß Österreich schon lebens¬
fähig sein könnte, wenn es wollte. Wir aber wollen
nicht, solange wir durch Bettelei das , zum. Leben
Notwendige bekommen. Wenn die ERB.-Hilfe auf¬
hören sollte, dann beginnen wir zu arbeiten Die
Butter, die heute nicht zu erhalten ist, wird von
den Köpfen rinnen, wo sie heute eingefroren ist.
Auch der Honig, den man uns vor den Wahlen ums
Maul schmiert, wird dann wieder vorhanden sein.

Die MUch wird wieder flitßen in breitem Strom
zum Konsumenten und nicht mehr wie bisher in
den Schweinetrog oder hinaus zur Hintertür.

Abschließend kann gesagt werden, daß unsere
Wirtschaft in Ordnung ist, weil niemand da ist, der
dagegen was zu sagen hat. Also sind die Leute zu¬
frieden. Sogar das Ausland beschäftigt sich mit
österreichischer Wirtschaft intensiv und zieht dar¬
aus nicht nur die Lehren, sondern noch viel mehr,
das Mark aus den Knochen, das uns zur Pein wird.
Überall blüht neues Leben aus den Urihen, und
der Weg nach aufwärts ist unverkennbar, weÜ uns
schon bald der Atem ausgeht, wenn wir auf die-
serh steilen Weg weiterwandern. ,Die Erphilfe
schafft bei uns die breite Masse der Erphofbauern,
und schließlich werden die anderen alles erpen,
wenn wir gestorben sein werden. Wir können also
ruhig in die Kuhzunft blicken, denn wir können
nicht mehr untergehen, als wir schon sind, denn ein
Stöpsel kann nie versinken.

Letzte Hose, du meine einz'ge Hülle,
Wie schont' ich deine Eleganz,
Du schütztest meines Könoers Fülle,
Doch nun ist auch kein Teü mehr ganz.
Du warst mein einz'ger letzter Trost,
Vor Licht und Kälte mich zu schützen,
Doch ist die Welt nun sehr erbost,
Wenn trotz Mängel ich dich benütze.
Nur das Finanzamt zeigt sich groß
Und preßt rnir jeden Groschen aus.
Für es spielt keine Roll' die Hos',
Man zieht auch dir sie dort noch aus.
Wie war's doch schön zu Adams Zeiten,
Das Feigenblatt war erste Mode,
Man brauchte nicht um Groschen streiten,
Drum kehrt zurück zu der Methode,