/ 6 pages
Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1953)
Search


Seite 2

Höttinger Nudl"

1953

Die alte Marter — und 's neue Marterle

richten. Neben dem alten Höttinger Kirchturm hät¬
ten »Wir von der Nudel" eine neue Sehenswürdig¬
keit, die mindestens ebenso einschlagen würde
wie unsere Faschingszeitung.

Mit einem Male wurde der welsche Jochtolm
sehr anzüglich. Sein Gelbschnabel begann zu zit¬
tern, als er von der Signorina Viktoria Regia er¬
zählte,

der Jungfrau, die als einzige von Hötting

in der Botanischen Wildnis jeder um zwei Schilling
anschauen konnte (nicht teuer, aber schön!). Bei
Tag oder Nacht, war ganz gleichgültig. Sie zog sich
nicht einmal an und blieb königlich nackt in ihrem
Glaspalast liegen, wo sie sich aber anscheinend
nicht recht wohl fühlt, weil sie ihre weißen, ver¬
führerischen Glieder kaum ausdehnen kann. In
Frankfurt, erzählte der vielbereiste Jochtolm, habe
sie ein zweimal so großes Bett, und er hoffe nur,
daß die Verwaltung des Botanischen Gartens die
vielen Schillinge, die sie von den Tausenden alter,
zipperleingeplagter Genießer für die Jungfrau¬
schau einnahm, zur Verschönerung des Brautbettes
und nicht etwa für Studienreisen der Herren Pro¬
fessoren verwendet. Jungfrau Viktl" wird ihnen
in verschwiegener Mondnacht ihren Dank er¬
weisen.

Sehr verwundert war der italienische Jochtolm,
daß man in Österreich wegen lumpiger

zweier Millionen „ Alpendollar",

welche die SPÖ. angeblich aus der Steyrermühl
herausschuften wollte, so viel Aufhebens macht,
daß man darob den langjährigen Justifizierungs-
minister Tschadreck aus der Regierung hinauswarf
und den verdienten Schutzbundgeneral Doktor
Julius Deutsch sogar vor ein Parteigericht zitieren
wollte. In Italien werde wegen solcher Kleinig¬
keiten nicht so viel Geschrei gemacht. Nur wenn
einer ein paar Gemüsekonserven aus einem Selbst¬
bedienungsladen, wie er jetzt endlich auch in der
Theresienstraße vom Kirchfeldner eröffnet wurde,
unversehens mitgehen läßt, wird er eingesperrt.
Daß bei dem altbekannten Ruf des Geschäfts¬
inhabers die Preise um nichts niedriger als anders¬
wo sind, wird wohl von den fabelhaften Draht¬
körben herrühren, in denen jeder Kunde seine
Auswahl einsammeln kann. Schließlich wird ein
Geschäftsmann nicht seinen eigenen Korb hoch¬
hängen, damit die Kundschaft den ihren leichter
vollkriegt. Auf die Idee kommt es an, mit der man
die goldenen Fischchen ins Drahtnetz lockt.

An diese alte Weisheit knüpft der Jochtolm auch
die Begründung, warum er eigens von Italien nach
Gramart geflogen war. Es ist seine Leidenschaft,
den Menschen durch den Narrenspiegel die Wahr¬
heit zu sagen. Und so erzählte er zuletzt folgendes
ulkige Geschieh tiein:

.Wenige Tage nach der Prominentenspende auf
den österreichischen Blutbänken war die Koalition
Rot'Schwarz so blutleer geworden, daß sie es nach
sieben mageren Jahren vorzog, von der Regie¬
rungsbank zu verschwinden. Der Jochtolm meinte
allerdings, daß es wohl auch nach den Wahlen sehr
fraglich bliebe, ob dann eine Regierung kommt, die
sieben fette Jahre erwarten läßt. Die Wähler wer¬
den schon recht sein, meinte der Tolm, aber die
Gewählten . . . Wenn auch dem Krauland seine Ge¬
liebte, die Ottilie, in Moskau jetzt Wäsche wäscht,
so wird das Wasser der Newa nicht genügen, um
Kraulands Weste weiß zu kriegen. Und mag der
Maxi Böhm auch noch so viel Radion verschenken,
für den Vorwärts-Verlag und das Zentralorgan der
SPÖ. ist

die Große Chance

noch nicht gekommen, um mit ihrer Drucker¬
schwärze den Zwei-Millionen-Skandal bei der
Steyrermühl in blütenweiße Windeln umzublei-
chen. Daß sie deshalb auf den Landershammer eine
Wut haben, fand der Jochtolm sehr begreiflich, wo-

Kinder ist das Leben schön
Morgen wirst auch Du schon stempeln gehn
Doch hat man schon für Dich gesorgt
Indem man Dir schon etwas borgt.

mit noch lange nicht gesagt sein soll, daß die
Großbanken recht haben und daß der Karnitz nix
kann. Trotz des neuen Haarwuchsmittels »Sieg¬
reich" (Vertrieb Reformhaus „Friedel mit der
leeren Tasche") könnten den Österreichern die
Haare ausgehen, wenn man die ganzen Wahl¬
plakate als bare Münze nehmen wollte. Es ist nur
gut, daß auf den Fasching der Aschermittwoch und
auf die Wahllügen die Wahlen folgen. Zu befürch¬
ten bleibt nur, ob dem Volk nicht einmal der
Katzenjammer kommt vor lauter Grausen vor
jenen, die täglich die „Demokratie retten".

Im Hinblick auf die Regierungskrise und die be¬
vorstehende Volksverdummung (lies: Wahlpropa- 1

Hört, hört, ein Wunder seheint geschehen zu sein
oder bahnt sich eben an. Um den ewigen Nörglern
einen richtigen Strich in ihr Stammbuch zu ma¬
chen, hat der Rat folgendes beschlossen:

Um den demokratischen Gepflogenheiten zum
Durchbruch zu verhelfen und die breite Masse zu*
Mitarbeit heranzuziehen, hat man sich entschlos¬
sen, im vollen Bewußtsein der Tragweite dieses
Handelns, das Volk zur Mitarbeit im Gemeinderat
heranzuziehen. Man kann es nicht glauben, aber
es stand schwarz auf weiß in der Zeitung. Ich bin
zu aufgeregt, um es zu fassen, es ist einfach nicht
zu glauben. Meine lieben Mitbürger, hört her und
spitzt die Ohren. Ja, ja, nun ist es so weit, der erste
Schritt ist getan auf dem Wege zur wahren Demo¬
kratie. Das Volk hat nun das Wort. Das Volk von
Innsbruck kann nunmehr alleruntertänigst Vor¬
schläge einbringen für Innsbrucker Straßennamen.
Also, so etwas war überhaupt noch nie da. Stellt
euch alle einmal vor, ihr dürft ungestempelte
Vorschläge einreichen, und wenn ihr ganz großes
Glück habt, darin steht eines Tages oder nicht der
vorgeschlagene Name auf einer Straßentafel. Man
möchte Purzigagl machen vor lauter Freude ob
solcher Großzügigkeit. Einfach unfaßbar. Die Re¬
daktion der HN." erlaubt sich nun untertänigst,
folgende Vorschläge einzureichen, und bittet um
gnädigste Berücksichtigung dieser. Wir schlagen

Denn zieht das Schicksal zu die Schling',
So kriegst auf alle Fäll den Ring.
Und wirst Du lebend dann geborgen,
So mach Dir keine großen Sorgen.
Man wird Dir dann schon etwas geben
Zuviel zum Sterben, zwenig zum Leben.

ganda) ließ denn auch der Jochtolm seinen letzten

Krächzer ab und rief mir bei seinem Rückflug nach

dem Süden noch zu:

„Den Figl habts wieder,

Den Staatsvertrag aba nit!

Die vier Läus in euerm Gfieder,

dö brauchaten 's Fht.

I moan, der Tachezy hat koa solche Spritzn,
drum bleibn die viere ganz ruhig sitzen.
Zum nächsten Fasching kimm i wieder auf Gramart,
i wünsch nur des oane, es wird a zünftiger Start."

Mit diesem Wunsch des Jochtolm auf ein bes¬
seres Jahr empfiehlt sich auch

Der Nudlsetzer.

vor, die Riesengasse in Badgasse umzubenennen,
und begründen dieses Ansuchen wie folgt: Wenn es
regnet oder wenn der Schnee zu zerinnen be¬
ginnen tut, dann ergießt sich der ganze Strom,
verteilt durch die verschiedenen Dachrinnen, auf
die breite Masse: -SoHte diese Umbenennung am
Veto irgendeiner Partei scheitern, so bitten wir,
wenigstens den Namen zu kombinieren und die
Straße künftig in Riesenbadgasse" umzuwandeln.
Sollte dieser Vorschlag aus politischen Gründen
abgelehnt werden, so schlagen wir den Namen
„Blindengasse" vor, weil dort so viele Blinde
herumliegen, denen bereits die Augen ausgetreten
wurden oder noch werden. Auch der Name
„Hundsgasse" wäre zu erwägen, weil dort so viele
sind. Manche Partei hat sogar zwei davon. Das
Wort Partei hat keinen politischen Charakter, was
wir ausdrücklich betonen wollen.

Weiteis schlagen wir vor, den Namen „Hasental"
in „Schotterreise" umzuändern, weil letzterer bes¬
ser paßt und daher leichter im Gedächtnis haften
bleibt.

Das „Herzog-Sigmunds-Ufer" bitten wir in
„Hafenstraße" abzuändern, weil am Ufer so viele
alte Hafen liegen. Eventuell könnte der Name
„Nachthafenstraße" in Erwägung gezogen wer¬
den? Oder vielleicht „Mitternachtsvasenstraße"?
Die Fremden ergötzen sich immer an diesem An¬

blick, wobei wir ausdrücklich bemerken, daß die«
mit götzen gar nichts zu tun hat, obwohl es nahe¬
liegend wäre.

Obwohl noch kein Aufruf erfolgte, Vorschläge
einzureichen, wie man dem Aufreißen der Straßen
ein Ende bereiten könnte, erlauben wir uns den¬
noch, den Vorschlag zu unterbreiten, die Straßen
von Innsbruck mit Reißverschlüssen zu versehen,
damit die ewigen Aufrisse auf der Straße unter¬
bleiben könnten. Sollte dieser Vorschlag aus tech¬
nischen Gründen noch nicht spruchreif sein, so
bitten wir, diesen Vorschlag in die Mappe des
Bauamtes zu legen, wo auch die Pläne liegen für
die 20 Meter breiten Straßen.

Wenn wir weitere Vorschläge unterbreiten
dürften, so wären wir Ihnen sehr verbunden.

Die zwei Plastiken aus Bozen um S 350.000. —
bitten wir unbedingt abzulehnen, weil sie aus
Gold zu sein scheinen und dadurch Langfinger
angezogen werden könnten, die wir ohnedies im
Ueberfluß haben. Wenn es gar nicht anders gehen
sollte, dann würden wir uns für das „Mädchen
mit Storch" entschließen, um die Geburtenziffern
zu heben, damit wir nicht immer wieder Einbür¬
gerungen durchführen müssen, welche der Inn¬
zucht Einhalt gebieten sollen. Könnte man nicht
einfach sagen, wir lehnen den Kauf einfach ab,
weil die Bestellung vom tausendjährigen Reich
durchgeführt wurde und wir damit nichts mehr
zu tun haben wollen. Wer anschafft, der zahlt!
Aus, Aepfel, Amen!

Wir glauben, nun genug Vorschläge unterbreitet
zu haben, und erwarten nun ihre Rückschläge.
Wir hoffen auch, daß Sie nicht unter der Last
dieser Vorschläge zusammenbrechen werden, weil
das eine direkte Katastrophe wäre, indem wir mit
der Regierung schon genug Sorge haben. Wir
leben ohnedies in beständiger Angst, daß wir
eines Tages niemand mehr auftreiben können, der
uns regiert. Diesen Tag möchten wir nicht mehr
erleben wie vor etwa vier Monaten über Nacht.
Ich habe diese Nacht noch nicht vergessen, weil
ich ohne meine Regierung im Bette lag.

Wir hätten noch einen auf Lager, wir meinen
natürlich einen Vorschlag, müssen ihn aber wegen
Platzmangels fahren lassen oder, besser gesagt,
gehen lassen, weil das Fahren heute zu teuer
kommt. Wir wollen nur andeutungsweise das
Stichwort „Subventionen" sagen. Dieser Vor¬
schlag erscheint in der nächsten Ausgabe unseres
Blattes.

Mit Roß und Mann und Wagen, hätt' es ihn
bald erschlagen. Der gläserne Hannes und der
Berchtolm sein bein Kirchnwiart ganz broatspurig
hintern Tisch innen ghockt und hobn von der
Früah bis af Nacht für anderi Sachn koa Zeit
meahr ghabt. Die Roß sein außn gstandn mitn
Schoderwogn bein Inn und hobn schon die Zun¬
gen bein Hals außerghängt, vor lauter Kohldampf
und Durscht. Wia's schon langsam dunkl woarn
isch, kimmt vun Hans die Alti und hattn gfundn.
Mit vereinten Kräftn hobn sie in Hans afn Wogn
auglögt, und mit 2 PS isch's hoamgangen. Af
amol macht's an Plumpser, und der Hans isch
ihnen vun Wogn ouergfalln af die Straßn. Ja, mit
des Geschickes Mächten isch koa ewiger Bund
zun flechten, und dös Unglück schreitet schnell,
und wer in Schodn hat, der braucht fürn Spott
nit sorgn.

Die wahre Demokratie

oder Neues aus dem Rat der Gemeinde

9ltmb um ben alten höttinger 5utn

Mit jedn Johr weard's miar alm schwarer, den
Rundgang z' machn. Wenns mi fragts, nacher kannt
i önk hauptsächlich zwoa Ursachn nennen. Erschtns
lln meini altn Haxn nimmer richtig mittoan,
und zwoatns, weil nimmer viel los isch. Die Höttin¬
ger Originale sein schon ausgstorbn, dö hobn alm
schiane Sachelen gliefert, und bis die nuien Origi¬
nale so weit sein, do vergeaht no schiane Zeit.
Söchts und in dear Zeit sein miar iazt grod innen.
I wear mi schon bemüahn, daß i eppas derwisch,
wos no nit alli wissn tian.

Wia i in die Höttinger Gassn untn einibiag,
kimmt krod a Obus zwög. I hun mi glei af die
Wand auidruckt, sunscht hätt' dös bestimmt der
Obus tun, oder er hätt' mi ganz gratis mitgnom-
men. I hob nur oan Wunsch, und dös koan guatn.
Do untn sollt's amol a groaßes Viech af die Wand
auidruckn, nacher tatn sie bestimmt dös Oegghaus
niederreißn, weil's die Stadt ja nur für dön Zweck
kaft hat.

Und iatzt kimmt ganz was Bsunders. Iatzt horchts
amol, wos i enk derzöhln mecht. Manchi Leit glabn
nimmer an Wunder. I muaß ehrlich sein und sogn,
daß i a nimmer drun glabt hun. Ober iatzt glab i
ganz fescht drun, daß es no Wunder gibt. Ja, i glab
wieder fölsnföscht drun, genau so wia die erschtn
Krischtn. Hobts ös no nia eppas gheart vun die
Weltwunder? I woaß es nimmer, sein's söx oder
gor siebn Stuck. Wenn's söx Weltwunder gibt,
nacher isch dös nuie 's siebte, und wenn's bis iatzt
schon siebene gibt, nacher isch dös halt 's achte.
Wia i bein Brunnen vorbei bin, tua i an ganz an
tiafn Schnaufer, so laut, daß es alli Leit gheart
hobn, Do klopft miar oaner vun hintn af die Schul¬
ter und sagt: „Sie Hearr, Sie brauchn nimmer in
Otn unhöbn, dös isch iatzt nimmer noatwendig, die
Höttinger-Gossn-Kanal schtinkn nimmer." I mach
an tiafn Schnaufer, und richtig und heilig, dös
isch wohr gwösn, wos der Hear gsagt hat. Bei der
nägschtn Wahl, do wShl i dö Partei, dö dös Kunscht-

I stückl gmacht hat. Wer dös zsammbrocht hat, der
isch für höhere Zwecke bestimmt. Vergelt's Gott
tausendmol! Iatzt kun man wieder frei otmen in
der Höttinger Gossn.

Bei der Traubn obn hobn s' schon voar a ötlichi
Tog in Putz ouerghackt, daß es nur so gstaubt hat.
Wia i heit auigongen bin, steaht oaner in an weißn
Kittl af an Grischt obn und kratzt und kratzt in
die Wand eini. Voar miar geaht a Berliner mit
seiner Altn, und do hob i gheart, wia er zu seiner
Altn gsagt hat: „Na kiek man, Olle, wie der det
Ding in die Scheiße kratzt." Er hat ja a ganz recht
ghabt, die Wand war ganz braun. In nägschtn Tog
hob i woll gsöchn, wos er do einikratzt hat. I hun
glei afn Winter denkt und af die Schualbuabn. Dö
wearn dös Weibats nit herballelen mit die Schnea-
balln und a die Böhmische Gans wearn sie der-
werfn, dö a af die Wand auikratzt isch.

Weiter obn fongan die Auslogn mit die Schuach
un und hearn oanfach nimmer au. Ja, denk i miar,
isch do herobn iatzt a Schuachfabrik woarn. Sovl
Schuach hobn sie nit amol in der ganzn Stadt untn!
Wia i genauer hingschaugt hob, isch miar augfalln,
daß es lauter linggi oder lauter rechti gwösn sein,
's Gögnstückl weard er wahrscheinlich in der Au
untn oder in Amras außn in der Auslog drein hobn.
In fünf Johr hat a jeds Haus a Auslog für Schuach.

So oft i über die Gassn auergeah, muaß i mi
örgern. Alm wenn i bei der Kinigin vorbei will,
steaht quer übern Gehsteig a so a verfluachter
Grattn vun der Fohrschual. In dear Schual lernt
man bestimmt nix Guats. Der Geahwög isch früher
für die Mönschn gwösn und nit für die Auto. Seit
ober so viel Auto um die Wog sein, miaßn öbn die
Leit schaugn, wia sie vorbeikömman tian. Ja, nit
nur daß sie die Auto af die Geahwög Stölln, sie
fohrn scho drau.

Wia i bein Kino vorbeigeah, hob i wieder schiaßn
gheart. Aha, hob i miar denkt, iatzt lögn sie wieder

a poor um. I mog dö Film gor nit söchn, wo's so
viel Toati gibt, daß man sie schon beinahe riachn
kun. Wenn man dö Toatn zöhln kannt, dö in döm
Kino schon derschossn woarn sein, nacher warn
dös sicherlich mehrer wia bein lötschtn Kriag.

Bein Mötzger herobn hobn sie a ungfangen 's
Haus herzrichtn. Wia miar scheint, nachn Vier-
johresplan. 's erschti Johr war der Parterr drun,
's nägschti Johr kimmt nacher der erschti Stock, in
drittn Johr der zwoati und in viertn Johr nacher
der dritti Stock. Und nacher isch der Vierjohres-
plan erfüllt. Af amol geaht dös jo a nit.

Wia i ums nassi Oegg umigeah, siech i in Gascht-
gartn innen alles so kloani Funzln brennen, daß i
in erschtn Moment denkt hob, sie hobn in Friedhof
verlegt oder gor erweitert. In Gartn sitzn in Sum¬
mer alm die Paarlen, weil die Körzn decht nit alles
so schonungslos offnbarn tian als wia die elek-
trischn Birn. Man siecht die Runzln nit so genau,
und a die grauen Hoor schimmern nit so außer,
und wenn man si halt amol a bißl vergreift, nocher
kun man si alm afs schlechti Liacht außirödn, weil
man ja bei der Körzn nit alles so genau söchn kun.
I bin nacher ins Lokal einigangen. Glei bei der Tür
links sitzt der Wiltener Hansi. Sei Bauch isch iatzt
so groaß, daß er oan direkt in Wog umgeaht, wenn
bei der Tür einikimscht. Rechts dervun, in dön
Winkl einipreßt, sitzn vieri beinand und hobn krod
derzöhlt, und do hob i miar denkt, do muascht a
bißl zualosn.

Na. dös sein nit die groaßn Vieri gwösn, dö ös
alm moants, do war nämlich koaner dabei, der alm
„net" sagt. Dö vieri worn sie wirklich einig, und
zwor in der Freid zu iahrn Krippele. Der Franz,
der Hansi, der Max und der Otto. Da hat der Franz
gsagt: „I frei mi alli Johr af Weihnachtn, do kunn
i mei ganzi Krippn austölln (gmoant hat er sicher¬
lich die Weihnachtskrippn, weil er a a ondri hot).
Dös isch für mi olm die schianste Zeit, und je
meahr Krippeleschauger kemmen, desto meahr
gfreit's mi."

Der Hansi hot si hinter die Oahrn kratzt, freilich
isch er schwar einikemman hinter die Oahrn, weil
er alm so langi Hoor hat im Winter, an richtign

Winterpölz, und hat gsagt: „I bin wieder nit für die
Heifn Leit. Erschtns trogn s' miar alm an Haufn
Dröck eini in die Wohnung, und zwoatns mog i dön
Spetakl nit. Miar sein am liabschtn sölli, dö selber
a Krippn hobn und füar dös Zuig a Verstöndnis
hobn. Woasch, mei Alti schimpft alm in Summer
no, wenn die Wohnung vun die Besuacher so
dröckig weard." Der nägschti. der grödt hot, dös
wor der Max, und horchts nur, wos der füar
Schmerzn ghabt hat: „I mach mei Krippn über¬
haupt nimmer au, sunscht bringt mi no der Zoarn
um. Iatzt laßts enk nur derzöhln, wia's miar gangen
isch. Amol, es war nach Drei König, a kalti Nacht,
daß es nur so graschlt hat. Kam hun i mi im Bött
eingwörmt ghabt, schlagt die Uhr krod Mitternacht.
Af amol leitet's und heart nimmer au. I stoaß mei¬
ner Altn ins Kreiz und sog: ,Hearsches nit, leitn
tuats.' ,Freilich', sagt sie, ,hear is, steah nur au und
geah oui zun Gatterle.' Augheart hobn sie nit zun
Leitn, do isch miar nix onders übrigbliebn als
außer ausn Bött und außi in die Köitn bei zwanzig
Grad im Schattn. Teifl, hat der Schnea unter meini
Batschn kracht, und a Költn isch miar untn auer
gfohrn, daß miar beinahe die Leitung ogfroarn
isch. Wia i zun Gatterle kirn, schtian a söxi oder
gor siebn Löter außn und mechtn mei Krippele
söchn. Sie hobn gsagt, sie sein oagns vun der Stadt
auer gangen. Alli warn sie in guater Stimmung,
nur i nit. Lang hob i nit überlögn können, sunscht
war i ja ungfroarn af der Stöll, und af an Dischput
hob i mi a nit einlassn wölln. I hob sie alli einer-
lossn bein Toar und hob hinter ihnen wieder zua-
gspörrt. Nacher sein sie mit miar, i voaraus, in die
Wohnung auer ins Krippelzimmer eini. Wos
moants, wos dö tun hobn? In Sand hobn sie miar
einipfaucht, daß der Stab nur so gflogn isch, kriti¬
siert hobn sie und an Haufn Dröck einitrogn, daß
i in nägschtn Tog fast mit a Radltruchn fohrn hätt'
miassn. Mei Alti isch in der Pfoad hinter der Tür
gstondn und hat allaweil wieder an Gruner gmacht.
Meiner Seel, wenn sie nit in der Pfoad gwösn war,
nacher hätt' sie dö Mander Kopf über Orsch bei
der Tür außigschmissn."

Iatzt horch miar nur meahr, wos der Otto sagt,
nacher giahn miar wieder a Heisl weiter. Der Otto