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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1954)
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Du fd)öne$ Innsbruck am grünen Inn . . .

Mir Höttinger san dös Jahr damisch berühmt
geworden, weil inser Landsmann Meiler, der be¬
rüchtigte Tuifelemaler von der Hungerburg, den
Auftrag erhalten hat vom Bürgermeister Grei-
tinger: „Unser Innsbruck muß noch schöner wer¬
den!" Damit glei alle den richtigen Eindruck von
a solchener Schönheit erhalten, ham s' eahm an
Anstrich von der Bahnhofshalle übertragen.

Bevor i mi ober auf dös Großgemälde einloß,
muaß i no a kloane Vorgschicht erzöhln, dö sich
während der Vakanz auf der Höttinger Alma mata
— lies Universität — ereignet hat. Die Uni hot
unsern berühmten Häuslraggler Seppele das
Ehrendoktorat verleihn wollen, nachdem er sich
ja viel besser als der Staatsanwalt in Wien für die

Bekämpfung von Schund und Schmutz

sein Lebtag eingsetzt hat. Den Erhart hobn sie
vom Jugendgericht obigsetzt, aber den Seppele
hätten s' auigsetzt. Wia ober der Seppele in der
Ehrenhalle von insere Rektoren dös Bild vom
Sternwartinger-Professor, Dr. Reitl-Niklausi,
gsechn hot, wo überhaupt nur der Grind zu er-
spächen gwesen is und sinscht nix, do hot er das
Ehrendoktorat dankend abglehnt: „In oanar söl-
lener Walhalla möcht i nia und nimmer eini-
kemman."

Uns ist leider nicht bekannt, ob sich der Seppele
bei diesem seinem Ausspruch über die Walhalla
auch an den alten Zigarrenminister, den Kurkil,
erinnert hat, dem sie zu seinem 80. Geburtstag
auch ein Portrait verehrt haben und der von der-
selbigen Kunst ebenfalls erklärte: „So blöd bin i
oba nit, wie i auf dem Bild ausschau!" — Den
Kurkil hat aber beileibe nit unser Tuifelemola auf
dem Gwissn.

Also hat der Meiler, getreu dem Auftrage un¬
seres löblichen Stadtmagistrates und mit

70.000 Schilling

von der österreichischen Defizitbahn bezahlt, sein
„Tirol is lei oans" im Großformat in die Ein¬

gangshalle gmclt. Daß er beim Kaiser Maxi den
Kopf vergessen hat, macht deswegen weniger, weil
der Meiiermoler selber koan au hot. Daß er oba
inseren Anderl Hof er frei nach dem Pariser Mode-
gigerl Dior glatt rasiert auferstehen hat lassn, dös
is a storkes Stuck. Weil oba der Meiler wahr¬
scheinlich gschätzt hot, daß eh die ehrfürchtigen
Zuschauer bei seiner Schmiererei longe Bart
kriagn, hot er si denkt: Kunst beim Anderl leicht
auf den Bart verzichten.

Und jetzt möchten wir an die hochlöbliche Jury,
das schwindsüchtige Ministerialrätchen Dr. von
der Niederauer, den neu beförderten Kunstpro¬
fessor, Vinzl unter dem Hammer, und den Haus¬
und Hofarchitekten für „unser schönes Inns¬
bruck'", der die Nordkette mit dem Hotel „Tyrol"
verbaut hat — im übrigen verkafn s' die Aussicht
im 7. Stock in Summa um an pfunds Botzn
Geld — , folgende Fragen richten:

Wußten Sie schon, daß auf dem Berg Isel 1809
ganz genau ausgetipftelt

drei Tonnabam und sechs Grasin

gstandn san?

. . . Daß die Turnierpferd' von unserm Kaiser
Maxi zwoa greane und zwoa braune Haxn ghabt
hobn? — Und daß die Haxn so dünn waren wie
„die Leopoldin", so daß die Roß eh schon ohne
Turnier umgflogn san?

. . . daß die Freiheitskämpfer von 1809 auf dem
Berg Isel koa Preisschießen, sondern wirklich ein

Preisscheißen

veranstaltet hobn?

Wenn es die Herren Jurioren nicht gewußt
haben, dann brauchen sie nur das Meilerbild am
Bahnhof nach seiner jetzigen Fertigstellung ge¬
nau zu besichtigen. Wir haben nur noch eine
Preisfrage an die kunstverständigen Herren: „San
unsere Freiheitskämpfer auzeichnet wordn, wia
sie die Hosn obi- oder wia sie sie auitun hobn?"

Die Beantwortung dieser Frage wird nämlich die
tirolischen Historiker interessieren.

An mortz Verdruß hot insa Moler ghobt, daß
der Kaiser von Abessinien, Heile den l i,
auf 'n Innsbrucker Bahnhof durchgfohrn is, bevor
er sein Gemälde „Mein schönes Innsbruck" no
fertig ghobt hot. Der bartige Kaiser — er soll
übrigens den Philipswerken in Wien einen Gro߬
auftrag auf „Philip shave" erteilt haben, weil s'
in Abessinien koa Rasierzeug hobn — hätt' an
Meiler gwiß zum Ehrenmola von Aethiopien er¬
nannt und eahm den Auftrog zuakemmen loßn,
den seinerzeit der Holzmeister vom Kemal Ata
Türk für Ankara erholtn hot, sei Hauptstadt unter
der Devise

„Mein schönes Addis Abeba"

auszugestalten. Zum Abessinierhäuptling hobn wir
Taroler jo seit eh und je die besten Beziehungen:
Inser Ernährungsreferent aus dem Jahre 1945, der
Doktor Hauts hin, hot dort die afrikanische Vieh¬
zucht aufgricht, und der Begus isch gor General¬
stabsoffizier im kaiserlichen Heer gwesn.

Wie sehr der Kaiser uns liebt, hat er mit vielen
Mariatheresientalern und Teppichen bewiesen, nur
den Höttingem hot er koan solchn Teppich gwid-
met. Dafür hobn mir eahm oba, weil er schon
den Meiler sei Gemälde nit seehn könnan hot, dös
großartige Buch vom Adolf gschenkt, Sikkerl —
nit zu verwechseln mit dem andern Adolf — „Mein
schönes Innsbruck".

Sehr gfreut hot es uns Höttinger, daß „auf Grund
des großen Erfolges auf dem Hauptbahnhof" der
Innsbrucker Stadtrat trotz Greitinger und anderen
Experten beschlooossen hat, insern Maxi auch die
Ausmalung des neuen Stadtsaales zu übertragen.
ISollte dieser Beschluß wider Erwarten auf Grund
Ider Aeußerungen der vielen Feinde Meilers noch
umgestoßen werden, so werden in Form des Pro¬
porzes die Höttinger Vertreter im Gemeinderat
den Antrag stellen, insern Maxi zum Ehrenbürger
von Innsbruck zu ernennen, weil er unsere Lan¬

deshauptstadt so schön ausgestattet hat, vom
Hauptbahnhof bis zur „Thresl auf der Hunger¬
burg".

Auf dem ganzen Gemälde steht keine Frauen¬
figur. Und wir hätten für ihn so ein wunderbares
Motiv gehabt: Die

„Reine Lilie vom Voinperberg".

Die Kral-inger wären damit in den Mittelpunkt
des ihnen derzeit fehlenden Interesses gehoben
worden, und vielleicht hätte der Ehrenbeleidi¬
gungsprozeß vor dem Schwazer Bezirksgericht
durch eine solche „Heldenehrung" auf unserem
Hauptbahnhof einen erfolgreichen Abschluß ge¬
funden. Im übrigen hätte der Operetten-Reli¬
gionsstifter Bernhard „Abi-Rutschin" durch ein
solches Operettengemälde die größte „Verherr¬
lichung" gefunden.

So nebenbei hat man in letzter Zeit in Presse -
artikeln die „Reine Lilie" und die „Weiße Taube",
die nächsten Angehörigen des Kral-Heiligen, in
die Atmosphäre eines Exklusivklubs gehoben. Na¬
türlich hat die Innsbrucker Polizei keine Zeit und
keine Lust, sich auch noch mit dem Vomperberg
zu befassen, da sie schon mit unseren Mitbürgern
im Saggen im Vorjahr die übelsten Erfahrungen
gemacht hat.

In weniger glücklicher Lage befand sich der
römische Polizeipräfekt, den s' gor wegen ana
söllener Soch eignaht hobn. Mit eahm san a olle f
Geograwhen der gonzn Welt in a üble Loge kem-
men: der italienische Stiefel muaß nämlich auf
olle Londkortn nach den neuesten Messungen und
Erkenntnissen in an Sautrog umzeichnet werdn.

Angfangen vom „Camillo und Pepone" und dem
Tod der schönen Wilma bis zum Kommune-Rechts¬
anwalt und seinem Exklusivzirkel und der herr¬
lichen Narrimann mit ihren goldenen Fischen im
Exklusivbad von Capri wirbelt's die ganze Halb¬
insel in einem Rausch durcheinander, gegen den die