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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1957)
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Ein Halbstarker wird UNO-Generalsekretär

Lieber Nudl-Setzer!

Heute mag ich Dich gar nit mehr als meinen
Prinzipal titulieren, weil ich Dir vermelden muß,
daß ich Dir heuer zum letztenmal sdireibe. Ich
habe nämlich jetzt eine viel pfundigere Stelle er¬
halten, wo ich monatlich rund 20.000 Dollar ein-
streif und damit der bestbezahlte Mann der Welt
bin und dabei obendrein nichts zu tun habe. Ich
bin nämlich jetzt statt dem Doag-Stammerling Ge¬
neralsekretär von dö Vereinten Nationen gewor¬
den. Sie haben mir geschrieben, daß ich dazu blöd
genug bin. Sollten sie bei Dir, lieber Chef, ein
derartiges

psychpatrisches Gutachten

verlangen, so bitte sehr, verpatze mir meinen
neuen Posten nit!

Du möchtest natürlich zu Tod gern wissen, wie
ich mir meine neue Arbeit vorstelle. Vorläufig
denke ich mir, daß ich mich am besten um nichts
kümmere. Wenn ich mich nirgends einmische,
weder im Suez, weil man da ölig wird, noch bei
den Ungarn, weil es dort zu stark papriziert ist
und außerdem verteufelt nach Wodka und Kaviar
stinkt, dann fahre ich meinetwegen am besten.
Mein erster und wichtigster Grundsatz ist dö
bärige deutsche Autonummer, die ich heuer amol
auf oan deutschen Wagen gsehen hab:

L. M. I. A.

I kann nix dafür, aber mi könnens wirklich alle!

Besonders interessiern wird Dich auch, daß sie
deshalb bei der UNO an Halbstarken gnommen
haben, weil dö von Innsbruck besonders gsucht
sand. Mir habn im Büro von dö Vereinten Natio¬
nen damisch imponiert, seitdem ma in der Sill-
schlucht zehn Ueberfallskommando von der Po¬
lizei erledigt habn. Döshalb bin i hauptsächlich
statt dem Doag-Stammerling berufen wordn, damit
dö UNO-Polizei in Aegypten von uns a bißl ein-
gschult wird. ■ ■ , , ,

I hab zwar an starken Konkurrenten ghabt. Zu¬
erst habn s' nämlich dös goldene Kitz nehmen
wollen, unseren goldenen Buabn von Kitzbühel,
an Toni, nöt an Theil, sondern an Sailer. Sie
haben nämlich glaubt, wenn der so damisch durch
alle Fahnl fahren kann und koans umwirft, dann
kam er wohl bei den Roten, trotz Hammer und
Sichel, und bei den Grünen und Weißen und
Blauen a vorbei. Dös Wichtigste, weißt, mein alter
Spezi, is nämlich, daß ma koan Fahn von einer
solchen Nation umstößt. Am Schluß is aber die
Wahl doch auf mi gefallen, weil sie sich gedacht
haben, wenn mir die verschiedenen Staatsfahndln
hinderlich werden, dann reiß i sie einfach aus.
Der Sailer is nit beleidigt, weil der wird Chef¬
trainer bei der UNO und kann dann alle andern
Mannschaften gegen uns ausbilden, so daß mir
nächstes Mal vor jeder Goldenen sicher sein.

Dafür wird das nächste Mal Innsbruck mit aller
Sicherheit die Olympiade kriegen. Erstens haben
wir ohnehin zwischen Weihnachten und Lichtmeß
sicher Schnee, und wenn mir koan hobn, dann
hobn s' 'n in Seefeld und im Stubai, dö uns oan
leichn können. Zweitens hobn mir jetzt an neichn
Bürgermoasta, den Lugerer, der lugt schon so lang
umanand, bis mir die olympische Fackel anzünden
können. Den Greiterling hobn s' sauber abserviert,
aber der macht sich nix draus, der hat eh a Rechts¬
anwaltskanzlei. Damit kun er olemol die Leit
tratzn.

Auf die paar Netsch

als Bürgermeister is er nit angwisen, und an Frei¬
tisch im Hochhauscafe solin s" eahm angeblich
lassn für seine Verdienste um die Stadt Innsbruck.
Mir sein nämlich alle froh, daß der Stadtsaal so
billig kemmen is, daß statt dem Stadtsaalcafe no
alm a Trümmerhaufen steht, bedauern nur unsere
Wirt, vornehmlich den Graubär und den Stiftinger.
Und rings um die Dogana wachsn die Dreckhaufn,
dös erhöht die Anziehungskraft der Fremden¬
stadt, und schließlich is Tirol noch immer durch die
Misthäufn groß wordn. O Graus!

Ich verspreche aber meinen lieben Innsbruckern,
daß ich, wenn ich einmal bei den Vereinten Na¬
tionen als Generalsekretär so recht warm bin,
alle Kongresse in der Kongreßstadt Innsbruck ab¬
halten lasse. Das Festspiel der UNO, die jeden
Tag eine neue Komödie herausbringt, wird euch
dann zusammen mit dem schon längst ernannten
Generalsekretär Pfoadla und dem Kulturengerling
Gamperling die heißersehnten Festspiele ersetzen.
Die Wasserratten vom Bodensee sind uns ohne¬
hin um den Oskar Werner neidig gewesen. Das
geschäftstüchtige Kleine Ländle, das überhaupt
gerne von hinten sticht, ist auch dem Oskar Wer¬
ner in den Hintern geschloffn und hat ihm den
„Hamlet" angeboten, den er soooooo gerne bei
uns gespielt hätte. Unser Landestheater wird froh
sein, da es sicher mit seiner eigenen Pleite genug
hat und keine Festspiele braucht. Seitdem sein
Chefreporter Grimmel von Grimmelhausen die
Annasäule verlassen hat und nun im Dritten Reich
„stemmt", ist unser Landestheater von einem
Schuldenmacher befreit worden. Die Exl san s'
jetzt a glücklich loswordn, so daß der Platz für
die UNO-Festspiele in Innsbruck frei ist. „Das
Spiel kann beginnen . . . !"

Einer meiner ersten Anträge bei der UNO is,
daß alle österreichischen Olympioniken das
nächste Mal nach Australien a Freikartn kriagn.
Mit dö Ioadigen paar Bronzenen können mir die
Fahrt nit zahln, und dö nuichn Zwanzga werdn a
nit langen. Weil aber bei uns das Geld keine
Rolle spielt, deshalb habn s' jetzt beschlossn, daß
mir neue Golddukaten kriegn. I fürcht nur, wenn
i der UNO so oan Goldhunderter hinleg, daß rü:r
ins vor lauter Kredit nimma z' helfen wissen. Am
Schluß lassen s' uns dann alle Ungarn da, dann
müßts ös Facharbeiter, lieber Nudl-Setzer, aber
damisch drucken, damits ös nu mitdakemmts.
I bin dann bei der UNO, mir kann nix gschehn!

Mit dem alten Doatinger in Bonn, dem Adon-
auer, fahrn ma im nächsten Jahr ab. Mir Sozi von
Germanien werden ins decht net so an loam-

lattleten Grautera gfalln lassen, der das wieder¬
vereinigte Deutschland nit derschafft.

Dö nui eröffnete Freihandelszone oder Freizoll¬
zone werd i bei der UNO sehr empfehlen. Stellts
euch vor, wenn ma jetzt alle frei handeln können!
Da werd in Zukunft der Obst- und Gemüse- und
Bananen-Import vom Holladiori dö Orangen und
Zitronen in der neuerbauten Großmarkthalle ver¬
schenken, oder er zahlt ins vielleicht no was drauf,
daß mir sie überhaupt nemmen, der Proxab soll
seinen englischen Kammgarn dann billiger her¬
geben wie unsern ohnehin schon gschenkten Tiro¬
ler Loden usw. Nur schad, daß unseren Metzgern
nöt mit

argentinische Fleischimporte

's Schweinerne abidadrucken. Da kunnt uns aber
leicht der Professor Kinschtl oder der Hiasl Reh¬
pinscherl helfen. Dö haben bärige Beziehungen
zu dö Arschentinier und kunnten uns statt dö
kolibrifedrigen Katapultipetl-Göttinnen gscheiter
a paar saftige Ochsen umaschicken.

Dö Zollfreizone hätten s' übrigens statt zu dö
Hallerkübel aufn Brenner verlegen sollen. Da
hättn dö Regiefahrer a Freud ghabt, wenn s' an
Wein zollfrei aberbrachten! Da hätt ma Weih¬
nachtszelten voller Rosinen und Pignoli ghabt,
und Norwegerpullover hätt's zum Christkindl
gebn und Pelzmäntel! Alles zollfrei! Dö armen
Finanzer warn um önerne Posten kemmen oder
hätten nu mehr schmuggeln müssen als die
andern !

Dö Raketn auf die Militärflugplätz liegt bereits
das geophysikalische Jahr 1957 im Blut, denn sie
haun jetzt schon vorzeitig ins Weltall ab. Wahr¬
scheinlich können sie es bis zum neuen Erdsatel¬
liten nimmer derwartn oder es graust ihnen vom
dritten Atomkrieg selber schon derart, daß sie die
gute Mutter Erde verlassen, 's beste war natürlich,
wenn i als neuer Doag-Stammerling bei der UNO
denen „entglittenen" Raketen an Bulganin, an