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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1960)
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4 Seiten

1960

Schilling 2.50

SPUTNIK-POLITIK ringe um öic Olympifchen Spiele

LUNAGRADOW, im Schaltjahr 1960 (Tass). Der
Präsident der Mondmetropole, Genosse Kople-
nikowitsdi, der in diesem Jahr nach Totalverlust
der Mandate im österreichischen Nationalrat mit
„Lunik III" bei uns gelandet ist und von den
Mondkälbern unter lOOprozentiger Wahlbeteili¬
gung mit 100 Prozent ihrer Stimmen zum Präsi¬
denten der Republik Luna gewählt wurde, emp¬
fing gestern den Abgesandten der durch die Neu¬
kanalisation arbeitslos gewordenen

Höttinger Raggier,

Vizebürgermeister und Vizepräsident und Direk¬
tor der .Alten Heimat", Bonzogranow Bonzo-
witsch Hölzlmayr. In seiner bekannt burschikosen
Art hob Hölzlmayr sofort die ungeheure Bedeu¬
tung des Mondes für die Raggier hervor, die
„durch die ausgetrockneten Mondkanäle zu einer
Riesenarbeitsbeschaffung gelangen, denn hier
lassen sich alle Ritschen von Hötting neu anle¬
gen". Er stellte in Aussicht, daß die x-tausend
Wohnungsuchenden von Innsbruck in den wun¬
derbaren Mondkratern eine „Neue Heimat" fin¬
den. ,

Man werde demnächst fliegende AABB-Welt-
omnibusse vom Kranebitter Alpenflughafen aus
nach dem Mond starten. AABB-Freikarten wurden
bereits durch die mit Millionengewinnen arbei¬
tende AUA an die Innsbrucker Obdachlosen ver¬
teilt. Die Mondoptanten reisen im Zeichen Chrusch¬
tschows, des

Weltfriedens-Scheinapostels,
„Sichel und Hammer".

Nina, sein getreues Eheweib, die Landgeorgine,
übernimmt die Verpflegung der Innsbrucker Welt¬
raumfahrer. DDDDDDDr. Luggi verabschiedete die
Wohnungsuchenden der Dringlichkeitsstufe I mit
einem hörbaren Aufschnaufer und verwies darauf,
mit welch hervorragender und vorbildlicher Emsig¬
keit sein Klubkollege Hölzlmayr die Mondkrater
vorbereiten ließ, um die Innsbrucker Obdachlosen
würdig mit Bad und allen Nebenräumen zu ver¬
sorgen. Hoffentlich kommen sie nicht vom Regen
in die Traufe.

Durch diesen olympischen Wohnungsbeschaf-
fungsplan des Direktors der Neuen Heimat" ist
nun endlich der Weg für die Olympiade 1964 frei
und der nötige Wohnraum auch ohne Aufbau
eines .Olympischen Dorfes" in Innsbruck geschaf¬
fen. Sollte aber der Bund in seiner bekannten
Großzügigkeit auch noch die 600 Wobnungen des
.Olympischen Dorfes" aus Bundesmitteln finan¬

zieren, dann wird man diese mit Splendidhosen
an die armen Hochschüler vermieten können,
denn Obdachlose gibt es bis dort keine mehr.

Den Innsbrucker Weltraumfahrern hat sich
Speziaireporter B. H. angeschlossen, um die Mög¬
lichkeiten zur Errichtung einer „Hendel-Back¬
station" Hj Finanzier Fünfpaß — auf dem Mond
zu erforschen, nachdem die Backhendl-Station am
Gießen allen kulinarischen Ansprüchen nicht mehr
zu genügen vermag, übrigens ist Fünfpaß der An¬
sicht, daß seinem Laden in der Altstadt eine Fi¬
liale auf dem Mond wohl angegliedert werden
kann.

Sollten die Koatlackler Lunaglobaltouristen auch
auf der Rückseite des Mondes noch immer keine
Amis vorfinden, so hat sich Speziaireporter B. H.
zu einer einmaligen Hendelreportage bereit er¬
klärt: Er will nämlich Mister Blechhauer, den
Präsidenten der USA, auf seiner nächsten „Hahn-
im-Korb-Reise" durch die ganze Welt begleiten,
da nunmehr alle führenden Staatsoberhäupter das

Zipfelkonferenzfieber

erfaßt hat. Allerdings muß zuerst das französische
Hähnchen befriedigt werden. De Gaulle (auf
deutsch: Der Hahn) will nämlich zuerst sein Atom-
feuerchen in der Sahara entzünden, wahrschein¬
lich, um auch dort eine neue „Backhendel-Station"
zu errichten.

Zu diesen französischen Plänen hat sich unser
Finanzminister Dr. Mitzka bereit erklärt, jene
40 Millionen Schilling beizusteuern, die ihm durch
ruchlose Elemente zweifelhafter Exportgeschäfte
aus der bodenlosen Steuerkasse herausgeschwin¬
delt worden sind. Mitzka will durch diese große
Sahara-Aktion dem gemeinen gegnerischen Slo¬
gan entgegentreten, der da singt: „40 Millionen
zuwenig und ein Finanzminister zuviel."

Wie Hölzlmayr in seiner Begrüßungsansprache
hervorhob, reist in der Gefolgschaft der Innsbruk-
ker Obdachlosen auch die neue Innsbrucker Haus¬
besitzerpartei unter Führung ihres Präses Mollino.
Der Papst von Hötting mit seinem malefizblonden
Skalp denkt daran, auf dem Mond eine neue Ge¬
meindewahlpartei zu gründen, nachdem er durch
die Popularität des DDDDDr. Luggi bei den Inns¬
brucker Ergänzungswahlen so damisch in die Rit-
schn gflogn ist. Man nimmt an, daß die Mond¬
kälber die weltweite Politik Mollinos zur Rettung
der Haus- und Grundbesitzer Oesterreichs besser
zu würdigen wissen als die 5-Schilling-Mandln
in Innsbruck, die ihm Beifall klatschen. Wäre er
mit seinem Konkurrenten DDDDDr. Luggi auf das

Eis gegangen und hätte auch eine Kunsteisbahn
in der Hallenmesse geschaffen, statt den Althaus¬
besitz zu retten, dann hätte er mehr Anklang ge¬
funden. Welche Dame aber würde statt eines Van
Eyck von Innsbruck einen künstlich behaarten
Mollino wählen, und wäre sie auch eine Haus¬
besitzerin?

Nach dieser Rede des Vizepräsidenten Hölzl¬
mayr klatschte sich der Mondpräsident Kopleniko-
witsch auf die platschnassen Hosen. Er teilte mit,
daß der Patscherkofelfernsehsender demnächst in
das weltumfassende Programm Moskaus einbezo¬
gen wird. Wenn Mister Blechhauer den Genossen
Chruschtschow im Kreml besucht und vor den
Glassarkophagen Lenins und Stalins die sternen¬
bannerumflorten Gedächtniskränze niederlegt,
dann wird man dies mit Hilfe des Zwischensen¬
ders Patscherkofel auf allen Fernsehschirmen von
Moskau bis Paris miterleben können. Anschlie¬
ßend folgt der Film: „Die Mörder sind unter uns."
Dem Genossen Schärf wird Moskau in alter
Freundschaft gestatten, dabei den

Fozhobel zu spielen.

Der Kreml erinnert sich noch serr gut", wie
Schärf nach seinem Moskaubesuch .serr schön"
erklärt hat, daß er sich in Moskau mitten unter
Freunden fühlte. Daß die Moskowiter trotzdem
auf die jährlichen Tributlieferungen von einein¬
halb Milliarden Schilling bestehen, müssen die
Oesterreicher schon verstehen. Es war „nix gut"
von Oesterreich, daß man vier auf der ganzen
Welt ausgewiesene Jugoslawen als Symbole der
„Weltflüchtlingshilfe" aufgenommen hat. Noch
dazu, wo zwei dieser „Flüchtlinge" schon vor
Jahren von den österreichischen Gerichten aus
Oesterreich ausgewiesen waren. Aber da kann
der Schärf nix dafür, er ist eben so milde.

Nach der Einrichtung von Neu^Innsbruek" auf
dem Mond versprach der Mann im Mond, etliche
Weltraumschiffe voll

Mondkälber nach Tirol

zu schicken, damit die armen Bergbauern nicht
so viel Kälber nach der Methode Steppann mit
Milch mästen müssen. Die Mondbewohner freuen
sich übrigens schon heute auf die langen Gesich¬
ter der Innsbrucker, wenn die olympischen Preise
die olympischen Siege übertrumpfen. Schon hört
man die olympischen Schillinge in den Kassen der
Hotels und Gasthäuser klimpern. Ihrem Obmann
Zeiserl-Fink aber werden sie dann den Olympia-
Orden mit den Goldschillingen am Bande des

Hosenbodens verleihen, den er sich durchgewetzt
hat im Dienste des Fremdenverkehrs.

O dieser arme Oskar Werner! Hätte er doch
lieber bis zur Olympiade gewartet. So aber hat
ihm die politische Kabale die Liebe zu den Fest¬
spielen verleidet. Statt des Kulturgroschens, der
aus den Subventionen für den Sangesbruder Wür-
stele noch übrig geblieben ist, hat Prof. Gamper-
ling dem einmaligen Schauspieler Oskar Werner
nur nachgerufen: „Wehe dem, der lügt!" Es ist
nie davon gesprochen worden, auch nur

einen Nötsch für Festspiele

in Innsbruck auszugeben. Da ist es schon besser,
die Schlosserei Oberhammer mit eisernen Dornen¬
kronen und anderen Festzugssyrabolen zu finan¬
zieren. St. Bartlmä konnte diese herrliche Geste
des Landesrates Unterhammer mit dem alten Lied
feiern: „Brüderchen fein!" Hätte der Oskar Wer¬
ner so ein Brüderchen im Landhaus gehabt, dann
wäre er mit seinen Festspielen auch nicht in Kon¬
kurs gegangen. Oder er hätte sich an einen Pau¬
kenthaler oder einen Peterhansl oder andere ge¬
treue Beamte wenden müssen, damit sie ihm von
ihren „Geldabhebungen" aus den öffentlichen Kas¬
sen auch einige Kleinigkeiten zukommen ließen.

Nach den neuesten Meldungen wurde von
Chruschtschow und Blechhauer übrigens für das
große Zipfeltreffen der l. April vereinbart. Kom¬
munistenzar und Kapitalistengeneral werden sich
die Hände schütteln. Dazu wird das französische
Hähnchen krähen und der feine englische Lord
MacMillan erklärt: „Die ganze Szene habe ich ge¬
stellt. Es war alles nur

ein britischer Aprilscherz!"

Sollte aber aus dem Scherzchen Ernst werden,
dann schwimmen des alten Adenauer Felle die
Oder-Neiße hinab, die Wiedervereinigung Deutsch¬
lands geht pleite, dafür darf aber Bubi Strauß mit
Raketen spielen und erhält beim Zuckerbäcker
MM einige Atombomben.

Daß unser Statssekretär Gschneuzer und der
wilde Unterhammer noch immer auf der Brenner¬
linie schwitzen, ist jetzt auch auf dem Mond be¬
kannt geworden. Die Katzeimacher haben sogar
gedroht, daß sie uns alle Südtiroler Optanten
wieder herausschicken oder gar den Sprugger
Rauschkugeln das Weinsaufen auf dem Brenner
verbieten. Und was bleibt dann für die Innsbruk-
ker Nitribitts übrig? Sie können doch nicht vier
Jahre lang auf die Olympiade warten, um zu
ihrem Geschäft zu kommen? Die paar Monate