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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1965)
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Das Höltinger Volksbegehren

Von unserem Höttinger Auslandskorrespondenten in Innsbruck, Dr. Vögle

Angeregt durch das kürzlich durchgeführte
Volksbegehren in Österreich, das von der unab¬
hängigen Presse vorangetrieben wurde — erfolg¬
reich, wie wir wissen, wenn auch nicht erfolgver¬
sprechend, wie wir befürchten — , hat sich nun die
Höttinger Nudl" als unabhängigstes aller Presse¬
organe dazu entschlossen, in Hötting ein Volks¬
begehren in Gang zu bringen. Als Begründung
nach außen wird propagiert: Quod licet Jovidl das
licet Povidl." Der wahre Grund für diese demokra¬
tischen Anwandlungen ist — es sei offen einge¬
standen — gekränkte Eitelkeit, weil nämlich die
Höttinger Nudl" von der österreichischen Presse
übergangen und bei der Aufzählung der unab¬
hängigen Blätter nicht mitgenannt wurde.

Das Höttinger Volksbegehren verlangt nicht
mehr und nicht weniger als die Wiederverselb-
ständigung der von Innsbruck im Jahre 1938 will¬
kürlich und ohne Befragung der Höttinger annek¬
tierten und Innsbruck einverleibten Dorfgemeinde
Hötting.

Lange vor 1938 geisterte die Idee der Vereini¬
gung Höttings mit Innsbruck in den Gehirnen der
Innsbrucker. Es ergaben sich aber immer Hinder¬

nisse, vor allem dadurch, daß sich die Innsbrucker
nicht wegen der Kanalisierung Höttings in Un¬
kosten stürzen wollten. Jetzt, da die Kanalisation
Wirklichkeit geworden ist und auch die Ringrohr¬
leitung fertiggestellt ist, können die Höttinger auf
die Zugehörigkeit zu Innsbruck leicht verzichten
und können sich darauf berufen, daß sie nie ge¬
fragt wurden, ob sie zu Innsbruckern degradiert
werden wollten. Sollten die Innsbrucker auf ihre
Verdienste um Hötting pochen — bekanntlich bil¬
den sie sich auf die Höttinger Kanalisierung sehr
viel ein — , so können die Höttinger ein gewich¬
tiges Gegenargument vorbringen, nämlich gerade
diese Kanalisierung, die dem dörflichen Charakter
Höttings schweren Abbruch tut und das Dorf um
seinen heimatlichen Hauch bringt, der jahrhun¬
dertelang von seinen Rietschen ausging und der
nun verschwunden ist.

Auf Initiative der Höttinger unabhängigen Presse
(Höttinger Nudl) hat sich bereits ein provisorischer
Höttinger Gemeinderat konstituiert, dessen Zu¬
sammensetzung allerdings noch geheimgehalten
wird, da die Gemeinderäte in der Mehrzahl ge¬
brannte Kinder sind, die den demokratischen Spiel¬
regeln in Österreich nicht trauen (siehe Fall Olla!)

und ihre Absetzung, wenn nicht Verhaftung be¬
fürchten. Um die Wiedererrichtung einer selbstän¬
digen Dorfgemeinde Hötting zu erleichtern, haben
die Höttinger Gemeindeväter beschlossen, an alt¬
österreichische Traditionen anzuknüpfen. So wie
es einstmals eine österreichische und eine unga¬
rische Reichshälfte gab, die unter einem gemein¬
samen Herrscher bestens gediehen, soll nun Höt¬
ting für die Übergangszeit die Würde eines Bür¬
germeisters dem Innsbrucker Bürgermeister Doktor
Lugger anbieten, die er neben seiner Innsbrucker
Würde innehaben dürfen soll.

Hötting glaubt damit ein weltgeschichtliches No-
vum zu schaffen, da es wohl Doppelherrscher, nie¬
mals aber Doppelbürgermeister gegeben hat. Wir
sind überzeugt, daß Dr. Lugger anbeißen wird,
weil er weiß, daß dies seine Popularität heben
wird. Um Dr. Lugger die Höttinger Bürgermeisterei
noch schmackhafter zu machen, denken die Höttin¬
ger daran, ihm einen Künstlernamen zu verleihen,
damit er nicht mit dem Bürgermeister von Inns¬
bruck verwechselt werden kann. Gedacht ist an
den Namen Lu vom Berg (weil Hötting eine Berg¬
gemeinde ist). Dabei ist weniger daran gedacht, an
den berühmten Fernseh-Bajazl Lou van Burg an¬

zuspielen, als vielmehr der Gedanke maßgebend,
daß sich Dr. Lugger häufig in ostasiatischen Gefil¬
den aufhält und die Asiaten den Namen Lugger
schwer aussprechen und behalten können, wohl
aber den dreisilbigen Namen Lu vom Berg (ver¬
gleiche Tschu-En-Lai, Tschiang-Kai-Schek etc.). Ge¬
rade die Ostasienreise Lu vom Bergs haben es den
Höttingern angetan, weil seine Studien der ost¬
asiatischen Wohnbauverhältnisse die Hoffnung auf¬
kommen lassen, daß am Höttinger Ufer des Inns
Wohndschunken verankert werden dürfen, die zur
Hebung der Wohnungsnot in Hötting beitragen
würden.

Hötting würde sich vom Bürgermeister Lu auch
die Einbeziehung der heimischen Sportarten in das
olympische Sportgeschehen erwarten, weil er bei
den Olympiern einen Stein im Brett hat. Wir den¬
ken da an das Dotzenhacken, Vögelfachen, Grillen-
gitzeln und Goaslschnölln. (Siehe auch unseren
Artikel Olympisches"!)

Dieser unser Bericht über das Höttinger-Nudl-
Volksbegehren ist als erstes „Auf-den-Busch-
Klopfen" bei vom Berg gedacht. Es wird erwartet,
daß er in seiner Leib-und-Magenspalte unter der
Annasäule antworten wird.