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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1966)
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^35o 19 66

H MflNCER

TIROL IM WINTERSCHLAF

Betrachtungen eines Halbwachen

Vorarlberg versteht es, Feste zu feiern. Es hat
nicht nur Festspiele auf dem See, es plant nicht
nur einen Feldkircher Karneval, es hat aurh die
letzte Schiffstaufe festlich begangen, als wahres
Volksfest. Es scheint sich ein spritziger Zug ins
Alemannentum eingeschlichen zu haben, um den
wir Tiroler es beneiden können.

Wir können schon nicht mehr mit der faulen
Ausrede aufwarten, daß unsere Stärke der Sport
sei, denn auch da haben wir den Vorarlbergern
nichts voraus, außer daß wir im Sommer Hockey
spielen.

Kulturell haben wir uns zwar zum .Schur¬
kischen Kuno" emporgeschwungen und unser
Brauchtum zum Fremdenverkehr.

Politische Uberreife bewies unser Landtag schon
vor Jahren, als er die Tiroler Landesordnung
außer Kraft setzte, ohne daß dies jemand ver¬
langt hat; ein mutiger, ja mutwilliger Akt der
politischen Selbstentmannung, der in Wien nicht
einmal bemerkt, geschweige denn honoriert
wurde. Daß wir keine Honorierung verlangt
haben, Ist das einzige, was für uns spricht (oder
ist uns eine Honorierung verschwiegen worden?).

Bestens entwickelt hat sich bei den Tirolern
der Untertanenverstand. Es geht das hartnäckige
Gerücht um, daß man in Tirol dem Minister
Probst angeboten habe, den Rennweg in Inns¬
bruck in Rennerweg umzutaufen, falls die Vor¬
arlberger in dieser Richtung Schwierigkeiten ma¬
chen sollten. Diese Bereitwilligkeit soll dem Herrn
Minister zuwenig gewesen sein, denn die Ände¬
rung um nur zwei Buchstaben schien ihm nicht
reizvoll genug. Er bewies aber seine Freundlich¬
keit gegenüber den Tirolern, indem er, der er
die Ferntaufe der „Vorarlberg" in Korneuburg
im Fernsehen durchführte, zur feierlichen E'ötf-
nung der doppelgleisigen (doppelgleisig im Hin¬
blick auf den Proporz) Teilstrecke Innsbruck

ls mit all seinen Adabeis erschien. Völs ist
allerdings eine Reise wert, wenn es auch nur
wenige Kilometer von Innsbruck entfernt ist,
denn Völs hat schon 70 Jahre vor der Republik
Österreich, im Jahre 1848, die Republik aus¬
gerufen, wenn auch vorsichtshalber eine k. u. k.
Republik Völs.

Die Tiroler bewegt jetzt die bange Frage, ob
Herr Minister Probst bei der Eröffnung der Teil¬
strecke VölsKematen noch im Amt ist. Dies

hängt aber nur von der Schnelligkeit der Bau¬
arbeiten ab. Wer wird wohl die Strecke Schnann
Pettnau feierlich eröffnen und wieviele als Ent¬
wicklungshilfe gedachte Millionen werden wohl
die zahlreichen TejlstreckeneröBnungsfeierlich-
keiten bis dahin verschlungen haben?

Die einzige politische Initiative während des
Tiroler Winterschlafes hat unsere .Höttinger
Nudl" gezeigt, die den beachtlichen Vorschlag
gemacht hat, in das Tiroler Wappen anstelle des

Die Rassentrennung, zu deutsch Apartheid,
macht heute allen Europäern Kopfzerbrechen. In
Hölting, dessen Bevölkerung eine gesunde Mi¬
schung darstellt, hat sich eine ebenso gesunde
Einstellung gegen die Rassentrennung entwik-
kelt. Der Präsident der Höttinger Integratlo-
nisten, Cölestin Toagaff, hat bei der letzten Gene¬
ralversammlung derselben zu einer bahnbrechen¬
den Initiative aufgerufen. Er vertrat den Stand¬
punkt, daß es untragbar sei, daß ausgeredmet
auf Höttinger Boden ein Schulbeispiel für Ras¬
sentrennung gegeben werde, nämlich im Alpen¬
zoo, wo die Tiere, nach Rassen getrennt, unter¬
gebracht seien. Dieses schlechte Beispiel ver¬
derbe doch die guten Sitten. Wie sollten wir un¬
seren Kindern die Integration predigen bei so
schlechtem Beispiel und Anschauungsunterricht
bereits beim Tierreich. Der Einwand des Zoo¬
direktors, daß er ohnehin schon einen Fuchs zu

den Bären gesperrt habe, wurde nicht zur Kennt¬
nis genommen, da dieses Zusammenleben keine
Früchte getragen habe. Auch das Argument des
Direktors, er könne die Tiere nicht zusammen¬
sperren, weil sie sich sonst gegenseitig auffres¬
sen, konnte schlagend widerlegt werden, weil

roten Adlers das Murmeltier zu setzen Ms Wahl¬
spruch schlug die .Höttinger Nudl" vor:

.Du, glückliches Tirol, schlafel" Bei der letz¬
ten Gemeinderatswahl verschliefen auch prompt
11.000 Innsbrucker die Wahl, trolz Wahlpflicht
und trotzdem ihnen ihr Bürgermeister am Abend
davor auf der Nordkette in Flammenschrilt er¬
schienen war. Da kann man mit dem Österreichi¬
schen Rundfunk nur sagen: .Kinder, das Traum¬
männlein kommtl"

sich ja, wie die Integrationspolitik in Afrika
zeige, dort auch die Menschen gegenseitig aul¬
fressen. Man kam zu einer Kompromißlösung, in¬
dem sich die Direktion des Alpenzoos bereit er¬
klärte, sämtliche streunenden Straßenköter von
Hötting zusammenzusperren und an Hand der
Promenademischungen dieser heimischen Ticie
den Wert der Rassenintegration unseren Mitbür¬
gern sichtbar zu demonstrieren. Herr Präsident
Toagaff hofft, durch diese Initiative den Fiir-
densnobelpreis kassieren zu können. Wir hoffen
mit ihm.

Keine Post für St. Nikolaus

Wie die Post- und Telegraphendirektion mit¬
teilt, wird auf der Höttinger bzw. SL Nikolauser
Seite kein Postamt errichtet werden. Billiger
kommt es, für die Postdirektion, wenn die Leute
ihre Pakete weiterhin dort aufgeben, wo sie es
bisher getan haben oder die Paketaufgeberei
überhaupt aufgeben. Früher wurden auch nicht

so viele Packln verschickt, vor 500 Jahren und
lur Zeit Kaiser Maximilians oder Friedls mit der
leeren Tasche. Die Post ist ohnehin mit Arbeit
überhäuft, aber dafür schcinl niemand Verständ¬
nis zu haben außer den Mariahilllern und Koat-
lacklern.