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Höttinger Nudl - unabhängige österreichische Faschingszeitung (1969)
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Runfc um Den alten Höttinger Turm

Mei, woasch no, in März 1938? Man medits oan-
fadi nit glabn, daß Hölting iatzt schun dreißg volli
Johr vun die Innschbrugger bsötzt isch. Mei wia
die Zeit vergeaht. I kunn mi no genau erinnern,
wia insri Soldotn bei die Fensditer außer gschaug
hobn, wia die deitschi Wehrmacht einmarschiert
isch. I bin neigierig, wos sie nacher toan, wenn
am ol die Russn kemmen? Na also guat, 30 Johr
löbn miar schun in Knechtschaft. Ober wos solln
miar a toan? Vieli Höttlnger sein schon ausg wan¬
dert, und dö poor Höttinger, dö no in Hötting sein,
machn 's Kraut a nimmer fett Isch ja lei a
Hantivoli. Und wia machn sie's mit insri Bauern?
Allaweil weiter zrugg drängt wearn sie und iahneri
Mischtheifn wearn alm kloaner und kloaner, bis
nix mehr do isch. Die meischtn hobn schun resi-
gnieart und hobn si dem Alkoholteifl verschriebn,
vor lauter Verdruß. Der Wein isch decht no 's
oanzigi, wos sie am Löbn erhaltet Iahner Schpruch
isch: Multus isch Kultus, Kreiz divi
D o m i n e.

Wia schaugt's denn eigentlich in Hötting aus, seit
miar vun Innschbrugg okkupiert sein? Nit amol a
Sch...heisl hobn miar mehr, koan Schportplatz,
und's oanzigi Schwimmbod hobn sie ins zugspörrt.
Wo solln si die Höttinger iatzt wasch n?
Es isch oanfach a Dllend bei uns. Nuilich hot der
Bürgennoaschter sein Kollegn aus Bozn einglodn,
dear nit amol deitsch rödn kunn. Wos tat den der
Ander sogn, wenn ear no löbn tatl Zersen t spren¬
gen si mi vun Sockl und nacher hoaßt's, es isch
nix gwösn. Siegsch, Luis, dös war nit AMPLATZ,
daß du dös tun hascht, do hascht diar ober an
Klotz an die Fiaß ghängt. 's nägschti Mol wähl i
di oanfach nimmer, nacher hasches.
Am 13. März bin i demonstrativ 5 Minutn lang af
der Innbruggn schtianbliebn und hob miar so

meine Gedankn gmacht. I hob oanfach demon-
striart af die gewaltlosi Art, als wia der Gandhi.
I hun amol während die 5 Minutn an nix anders
dönkn wölln, ober wia i die versautn Innufer
gsöchn hob, do war's mit meiner Ruah vorbei und
i hun miar dönkt, hoffentlich sötzt do bald Schnea-
schmölz ein, damit's Wasser dön Sauhaufn ver-
döckt. Bsunders versaut isch ja 's recht! Ufer bei
der Markthalle. Dö haun oanfach den ganzn Dröck
in Inn eini. Wönn nit überoll a Puz schteaht, machn
die Leit, wos sie krod wölln.

Und wia lang wartn miar schun af insern Dorf¬
brunnen afn Dorfplatzl obn? Verschprochn hobn
sie 'n uns, ober kriagt hobn miar 'n no nia. Als
Ersatz hobn sie an Brunnen im altn Friedhof
gmacht, dear ober nia rinnt, weil 's Wasser, dös
vun unserer Seitn kimmt, viel zu tuier isch. Manch -
mol rinnt's außer, ober lei tröpflweis. Do will ins
die Schtadt zoagn, wia sporsam sie isch, weil si 's
Geld für die vieln Mercedes braucht. Und nit ver-
gößn derf man a, daß insri Schweschterschtadt
Grenobl öfters bsuacht wearn muaß.
Und wia i af 's Kirchplatzl kimm, fongen die
Gloggn un zun leitn. Wönn du gleim drunter-
schteascht, nacher wearsch lascht tearisch. Do
kimmt vun der Riadgaßn a Radlfohrer ummer,
selbstverständlich hat ear 's Radi gschobn, weil
er nur mehr bergochi fohrn kunn. Bergau geaht's
nimmer, er isch oanfach zu dick, weil er alm Auto
fohrt. Und wia er alm nöchner zun Kirchplatzl
kimmt, sigg er a poor Sönger schtiahn. Mein Gott,
hat er jammern ungfongen, iatzt kimm i sicherlich
in die Nudl eini, weil i lei 's Radi und nit a Auto
mithob. Dö wearn iatzt moahnen, i bin so arm wia
a Kirchmaus. Und dös war grod am Kathreinstog
um 10 Minutn voar achti aft Nacht. Mei ischn dös
zblöd gwösn.

Af dön SchrÖckn aui bin 1 zun Töngier hin, und
wia i in die Schtubn einikimm, schteaht krod der
Ruaßpepi af an Schtuahl und hat in seiner Tracht
an Stripdies hinghaut, daß gsagt hasch, ja gibt's
denn dös. Sei schwarzes Gsicht und dear weißi
Bauch, na so eppes muasch gsöchn hobn. I hun mi
kuglt voar Lachn. Und in der öggn isch der Adi
ghockt und hat mit Argusaugn außergschaug, daß
ja der Kellnerin nix passiert.
Mit oanmol geaht die Tür au, und wos moants
denn ös, wear do hundsmiader bei der Tür einer-
kömmen isch? ös tats es nit derrotn. Die Sönger
sein kommen, sie sein grod vun Holzn kömmen.
An ganzn Buachnwald hobn sie ougholzt, und i
glab, sie sein no nit ganz f örtig. Wear am meischtn
zohlt, dear kriagt dös Holz. Es solln a poor Tau¬
send Klafter sein, der Arbeitszeit nouch.
In der Höttinger Gaßn, wo die nuin Gschäfter
sein, do isch der Geahschteig bei Rögnwötter a
Kathastrophn. Kloani Kinder kanntn in die Lackn
dersaufn. Wia i gheart hun, hat si die Schtadt
entschlossn, dön Ublschtand im Lauf der nächschtn
Jahre zu beheben, was wir Höttinger sehr löblich
findn. Wenn die Höttinger Gemeinderät z' Fuaß
über die Höttinger Gaßn giahn miaßatn, nocher
war's schun friager möglich, ober woasch woll,
dö mit iahneri Freikartn afn Obus usw. usw.
In Sadrach außn, do isch was los. Do schiaßn die
Wohnbautn nur so aus 'm Bodn außer. Alles nur
soziale Wohnbautn, und die Leit zohln si kaputt.
Wia i önk schon gsagt hob, sein die Höttinger
Bauern zwungen, iahneri Grinter zun verkaffn,
weil si ja koan Mischt meahr hobn denn in der
Schtadt. Wia romantisch isch dös decht friager
gwösn, wia der Humml mit seiner BMW bar-
fuaßat, mit m Rechn afn Buggl, ins Mod gfohrn
isch. Oder wia der Seppl no mit seiner Suitruchn

durch Hötting gfohrn isch und an Gruch hinter-
lassn hat, gögn dön a Hauch vun Nerz krod a
Kinderschpiel war. Und dear Gruch hat si gbaltn
die längschti Zeit. Direkt Hoamweah hat a rich¬
tiger Höttinger danach.

Die zwoa Tondl siecht man eigentlich lei wianig
meahr. Der oani isch in Brasilien und der andri
isch meischtns derhoam zwischen die Rosn innen.
Lei um Pauli Bekehrung soll a Schlangentanz
stattfindn.

Die Kranzablag bein altn Friedhof, dö funktioniert
alm no nit. Meischtns isch 's Gatter gspörrt mit
aner Köttn, damit die Leit mit die welchn Krönz
an Umwög machn miaßatn vun oan Kilometer.
Meischtns werfn sie die Krönz nacher über die
Mauer außer, und nit jeder isch a guater Schitz
und trifft ins Schwarzi. Meischtns tröffn sie der-
nöbn, und die Kinder montiern nacher die Schleif n
o und lafn umanand wia insri Diplomarn mit die
Schleif n um die Wampn. Wönn du amol do vor-
beigeascht, nacher kunn's dir passiern, nit daß an
Hexnschuß kriagscht, ober af amol hasch an Kranz
um an Hals hängen.

Um Gottes willn, beinah hätt i vergößn, enk zu
sogn, daß iatzt amol mittn in der Nacht so a Rot¬
zer mit sein Auto bei der Traudl in die Scheibn
einigfohrn isch. Wahrscheinlich hat er vergößn, a
Milch zkaffn.

Die Schitzn hobn iatzt a nui Sektion ins Löbn
gruafn. Weil die Folk Lore iatzt aso in Schwung
isch, hobn sie a Plattlergruppn grindet. In Schia߬
stand obn hot der Hauptmann mit an Schitzn In
Watschntanz einglearnt. In Summer, wenn nacher
wieder die Frömdn im Land sein, nacher kimsch
grod amol zun Goldenen Dachl, do kunsch dö
zwoa söchn, l qicei mi tdaon dxsu.