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[1993-01] Dorfzeitung Inzing Nr.27 (1993)
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Inzing ohne
Gememdezentrum-

wie lange noch?

von B. A. Ernst

Herbst 1991. Es war sein letzter Akt. Er wollte der Gemeinde etwas
Gutes tun, sagt er. Der wollte sich ein Monument setzen, sagen andere.

Der erste Erlbig war eine Verhinderung. Normalerweise verhindern
nur Bürgerinitiaitven. Doch damals hat das nachstrebende politische
Establishment von Inzing etwas verhindert. Und man ist stolz. Mit
Recht ?

Inzing verfugt nachwievor über (k)ein Gemeindeamt. Die heutigen
Amtsräume waren bei ihrem Bezug bereits eine vorübergehende Not¬
maßnahme. Doch damals, in den sechziger Jahren, war Inzing ein
kleines Dorf, mit einem entsprechend kleineren Arbeits- und Verwal¬
tungsaufwand. Das hat sich geändert. Inzing hat 2800 Einwohner, eine
stattliche Anzahl an Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben, eine rege
Bautätigkeit und ist von einem großen Strom von Zuzüglern betroffen.
Alle diese Faktoren bedeuten einen größeren Aufwand, auch in der Ad¬
ministration.

Der Parteienverkehr und die Arbeitsplatzsituation für die Verwal¬
tungsbediensteten ist zur Zeit ebenso eine Zumutung, wie die Möglich¬
keiten einer entsprechenden politischen Arbeit. Selbstverständlich
wird vom Bürgermeister und den Gemeinderätlnnen erwartet, die
heutigen und künftigen Probleme des Dorfes verantwortungsbewußt
zu erarbeiten und die Grundlagen für gute künftige Entwicklungen zu
schaffen.

Angefangen beim Raumbedarf - die Abhaltung von Arbeitssitzun¬
gen in Kleingruppen, in Räumen, die mi< entsprechender Infrastruktur
ausgestattet sind, die Möglichkeit der Einschauhaltung von Bürgerin¬
nen und Mandatarinnen in Protokolle, das Besichtigen von diversen
Plänen - all das sind nur einige Probleme, die sich aus dem Nicht-
vorhanden-sein eines entsprechenden Gemeindeamtes ableiten.

Der Stand der Dinge heute:

1. Irgendwo liegen die Pläne des Projektes von Alt-Bgm. Schlette-
rer. Er wollte das Gemeindezentrum auf dem freien Grundstück neben
der E-Werksunterstufe in der Kohlstatt errichten lassen. Der neue Ge¬
meinderat unter Bürgermeister Kurt Heel hat die Verlegung der E-
Werkunterstufe an den Rand des Dorfes - westlich vom Tennisplatz -
beschlossen. Diese Verlegung bedeutet, daß durch einen Grundtausch
das vorhandene Grundstück um einiges vergrößert werden kann und
somit mehr Fläche für die Errichtung eines entsprechenden Gemeinde¬
zentrums vorhanden wäre.

2. Im Budget Voranschlag für 1993 sind keine weiteren Mittel für
Planungsarbeiten für ein Gemeindezentrum vorgesehen. Das wieder¬
um bedeutet, daß als die einzigen vorhandenen Pläne* die Pläne des ver¬
hinderten und in seiner Planung mit Recht äußerst umstrittenen Projek¬
tes von Altbgm. Schletterer auf dem Tisch liegen.

3. Es gibt keine offizielle Stellungnahme seitens der Gemeindefüh¬
rung über die Zukunft des Gemeindezentrums.

Ein Gemeindezentrum oder/und ein modernes Gemeindeamt ist
nicht ein Prestigeobjekt eines Bürgermeisters und seiner Gemeinderä¬
te. Eine modernes Gemeindeamt ist als eine der Grundlagen für eine
gute und zukunftsorientierte Dorf arbeit zu verstehen.

Daher braucht Inzing ein Gemeindezentrum, ausgestattet mit einem
räumlich und infrastrukturell entsprechend bemessenen Gemeindeamt.

Gemeindezentrum wo?
Gemeindeamt wie?

Einige Diskussionsbeiträge.

Wir brauchen ein Gemeindezentrum!
Diese Forderung wird unterschiedlich interpretiert.
Die eine Interpretation: Wir suchen ein Grundstück und
errichten darauf ein neues Gebäude.
Die andere: Wir versuchen herauszufinden, ob es zur Zeit
ein Gebäude im Dorfkern gibt, daß sich als Gemeindezen¬
trum adaptieren läßt. Selbstverständlich ist mit den jewei¬
ligen Besitzern über die Ideen und Vorstellungen zu disku¬
tieren und schlußendlich auch zu verhandeln, in welcher
Weise der Gemeinde ein Nutzungsrecht des Gebäudes
übertragen werden könnte.

Vor zwei Jahren brachte GR Christine Scheiber in die
Diskussion um ein neues Gemeindeamt das Inzinger Schloß
ins Spiel. Eine Idee, die nach wie vor von ihrer Berechti¬
gung nichts verloren hat. Immer wieder haben sich in Tirol
Gemeinden dazu entschlossen, einem historisch interes¬
santen Gebäude für die Zukunft eine wichtge Rolle zu¬
kommen zu lassen.

Doch neben dem Schloß, gibt es im Dorfkern eine Anzahl
von weiteren Gebäuden, die sich für eine Änderung ihres
derzeitigen Verwendungszweckes eignen würden. Bei
mehreren Objekten wäre eine Teiladaptierung als Ge¬
meindeamt bzw. als Gemeindezentrum vorstellbar.
Mit dem ehemaligen RAIKA Lagerhaus und dem nichtge-
nutzten Trakt für Umkleidekabinen im Schwimmbad ste¬
hen 2 Objekte zur Verfügung, die unter Umständen nach
einem entsprechenden Umbau als Veranstaltungssaal
dienen könnten.

Als weitere Möglichkeit für die Errichtung eines Veran¬
staltungssaales ist der ungenutzte Innenhof der Haupt¬
schule vorstellbar. Bei dieser Variante ergeben sich meh¬
rere interessante Faktoren: 1. Das Areal um den Musikpa-
villion wird bereits heute als Festplatz verwendet und 2.
stünden in der Hauptschule WC Anlagen, eine Küche,
weitere kleine Räume uvm. bereits zur Verfügung.
Für alle angesprochenen Denkweisen gilt das selbe: Als
erstes müßten seitens der Gemeindeführung ernsthafte
Gespräche über die prinzipellen Fragen geführt werden.

l.Sind diese Objekte aus Sicht ihrer Besitzer überhaupt
diskussions würdi g?

2. Sind die derzeitigen Benutzer oder Bewohner prinzi¬
piell bereit, ihre jetzige Bleibe mit einer Neuen zu ver¬
tauschen?

3.Sind die derzeitigen Besitzer bereit, die Gebäude im
Rahmen von Pachtverträgen oder durch Verkauf der
Gemeinde Inzing zu überlassen?

Der Errichtung eines neuen Gemeindezentrums auf einem
der spärlich vorhandenen Grundstücke im Dorfzentrum,
sollte tunlichst eine Ausschöpfung aller möglichen Denk¬
varianten vorausgehen.

Bernhard A. Ernst

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Dorfzeitung

Nr. 27 1/93