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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.13 (1887)
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Nr. 15

MITTHEILUNGEN des D. u. Ö. A.-V.

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wurde 8 U zunächst das steile Schneefeld angestiegen,
welches seiner Steigung wegen trotz Steigeisen Hauen von
Stufen nöthig machte. In den Felswänden kletterte man
zunächst unschwierig hinauf; je höher aber, desto mehr
häuften sich die Schwierigkeiten, so dass die Eispickel und
Steigeisen zurückgelassen werden mussten. Der Anstieg
ging theils auf, theils neben dem Grat. Nach zum Theil
sehr mühsamer und wegen der steilen, plattigen Felswände
und des losen Gesteins auch nicht ungefährlicher Kletterei
erreichte man 10 U den Gipfel. Derselbe zeigte durchaus
keine Spuren, dass er jemals betreten worden. Die Aussicht
war wegen der günstigen Läge des Berges prächtig, be¬
sonders grossartig war der Blick auf die Häupter der Ziller-
thaier Alpen. Die Kette der Stubaier und Oetzthaler
Berge war zum grössten Theil sichtbar, theil weise auch
die Dolomiten. Der Aufenthalt dauerte 2 1 ji St. Die
Temperatur auf der Spitze betrug im Schatten + 5°, in
der Sonne —{ 15°. Der Abstieg ging zum grössten Theil
auf der Anstiegsroute von Statten. Nach 2 St. erreichte
man wieder das Gepäck. Die Besteiger schlagen für diese
unbenannte Spitze den Namen Furtschagelspitze vor.

Wildensender 2752 m. (Erste Ersteigung.) Am 19. Juli
wurde dieser Gipfel der Lienzer Dolomite von Herrn J. Linder-
Lienz mit Führer Gassler erstiegen. Die Partie brach 2 U
früh von der Kerschbaumer Alm auf und schlug die Eichtung nach
der Zoche ein; zwischen dieser und dem Simonskopf erreichte
sie in 2 St. über einen am südlichen Fusse des Simonskopfes
vorstehenden Sattel den obersten der sogen. Gefärbten Gänge,
über welchen sie in einstündiger Wanderung, die Seespitze
links lassend, den Fuss des Gipfels des Wildensender er¬
reichte 5 II. Nach kaum halbstündigem Aufstiege über
Geröll (Santo) wurde rechts auf den Felsen eingestiegen, über
welchen unter bedeutenden Schwierigkeiten bis auf etwa 20 m
unter dem Gipfel vorgedrungen wurde. Hier geboten senk¬
rechte Wände Halt und die Bergsteiger mussten bis an den
Fuss des Gipfels zurück. Nun wurde an der Südseite des¬
selben ein neuer Aufstieg versucht, welcher auch gelang.
Eine Sante führt hier auf eine schmale Scharte, welche den
Wildensender vom benachbarten Gipfel trennt, der allenfalls
als Kleiner Wildensender bezeichnet werden könnte. Von der
Scharte begann nun ein sehr schwieriger Aufstieg. Schon
der Einstieg auf den Gipfelbau erforderte grosse Vorsicht,
welche mit Ausnahme kurzer, besserer Stellen bis auf die
Spitze sehr nothwendig war. Beständig am Abhang des
Gipfels emporkletternd, anfangs über ziemlich brüchigen, dann
über gesunden Felsen, der nur wenige schmale Anhaltspunkte
für Hände und Füsse bietet, erreichten die Besteiger nach
harter Arbeit die Spitze 11 U. Diese bildet einen 1 m
langen, schneidigen Kamm, der nach der Laserzseite senkrecht
in schwindelnde Tiefe abfällt. Nach kurzem Aufenthalte und
Zurücklassung eines Bergstockes als Wahrzeichen wurde der
Eückweg über die gleichen Stellen angetreten und glücklich
durchgeführt. Am Fusse des Gipfels angelangt, wurde die
Eichtung nach dem Lavanter-Thörl eingeschlagen, das ganz
nahe lag, und über das Lavanter Almthal (Frauenbach) nach
Lavant abgestigen, wo die Ankunft gegen 3 U 30 erfolgte.
Vom Laserz aus zieht eine Eisklamm zu der oben erwähnten,
die Wildensendergipfel trennenden Scharte hinan, durch welche
der Umweg über die Gefärbten Gänge erspart werden kann.

(Lienzer Ztg.)

Big. Kreuzkofel 2905 m (Abteithal). Herr E. F.
Gerstäcker hat von dem Wallfahrtsorte Hlg. Kreuz 2038 m
aus einen neuen Weg durch die Felsen begangen und markirt,
welcher für Schwindelfreie und halbwegs Geübte als der
kürzeste und lohnendste Aufstieg auf diesen vorzüglichen
Aussichtspunkt bezeichnet wird. Bisher wurde der Gipfel
stets von der Fannesalpe (Osten) her bestiegen.

Grohmannspitze 3174m. Die Herren L. P u r t-
schellor, H. Hess und Friedmann haben am 16. Juli
die Grohmannspitze bestiegen.

Stubaier-Gruppe.

Lisenzer Villerspitze 3040 m. in der »D. Ztg.«

wurde diese Spitze als noch unerstiegen bezeichnet. Um
künftigen Besteigern dieser Spitze unangenehme Enttäuschung
zu ersparen, möge mir die Bemerkung erlaubt sein, dass
dieselbe bereits im Juli 1879 von den Herren Leopold
Seidler, Bernhard Tützscher, Karl Wechner vom
Fatscherthal und von mir von Lisenz aus bestiegen wurde.
(A. d. E. Unseres Wissens wurde dieselbe im Vorjahre auch
von einem Mitgliede der S. Zwickau führerlos bestiegen.)

Innsbruck. Julius Pock.

Weg- und Hütten-Angelegenheiten.

Wegarbeiten der S. Fieberbrunn. Der Weg zum Wildalp¬
see und Loderspitze wurde heuer wiederum hergerichtet. Die
Markirung vom Wildsee-Loder über Bischofsjoch, anschliessend
an den markirten Weg Kitzbühlerhorn-Gaisstein, ist beendet.

Wegbezeichnungen der Sectionen Innsbruck und München
in der Karwendel-Gruppe. Von der S. Innsbruck, beziehungs¬
weise von Herrn Julius Pock, wurden im Laufe des heurigen
Sommers folgende Wegbezeichnungen fertiggestellt: a) Höttinger-
Bild-Achselbodenhütte-Schneekar-Gamsangerl und hinab zu den
Berchtoldshöfen; b)Höttingeralpe-FrauHitt-Sattel und Kar-Amts¬
säge im Gleirschthal: c) Achselboden-Hiitte-Höttingeralpe;
d) Titscherbrunn-Hafelekar und zur Quelle dortselbst; e) Mühl-
auerklamm-(Wurmbach)-Arzlerscharte-Pfeisalpe-Stempeljoch; f)
Berchtoldshöfe-Jägerhütte am Klammeck - Kranabitterklamm-
Zirler-Mähder-Zirl; g) Zirl-Erlsattel. Ab Erlsattel-Frau Hitt-Kar
schliessen sich die Markirungsarbeiten der S. München: Christen¬
thal-Amts säge- und Pfeis-Amtssäge-Scharnitz an. Ebenso
wurde von Seite der S. München, beziehungsweise Herrn H.
Schwaiger, ab Scharnitz der Fussteig in's Karwendelthal,
die Fahrstrasse in's Hinterau und Gleirschthal mit Tafeln und
rothen Strichen versehen. Bei den Gattern im Karwendelthal,
bei der Kreuzung des Hinterau- und Gleirschweges, sowie bei
dem Jagdhause in der Amtssäge wurden von letztgenannter
Section Jagdschutztafeln angebracht. Beim Forstwart in der
Amtssäge sind vortrefflicher Tirolerwein, Flaschenbier, Alpen¬
kost und auch Betten zu bekommen. Bei dem guten Ein-
verständniss mit dem k. k. Forstverwalter dürften nun die
Markirungen ungefährdet bleiben, und kann rüstigen Fussg«hern
der Besuch des grossartig schönen, wildromantischen Gleirsch-
thales bestens empfohlen werden. Die Markirungen wurden so
ausgeführt, dass ein Verirren ausgeschlossen ist. Damit ist
die Markirung in der Karwendel-Gruppe nach allen Eichtungen
hin ausgeführt, und dürften nur mehr kleinere Verbesserungen
und Ersatz für beschädigte Tafeln die fernere Aufgabe sein.
Mit dem Bau eines practicablen Steiges auf den Kleinen Solstein
2655 m wird nächster Tage begonnen.

Wegarbeiten der S. Nonsberg. Die Wegmarkirungon
Proveis-Ulten über Hofmahd-Mitterbad, dann von Proveis und
Laurein nach Unser Frau im Walde und St. Felix sind vollendet;
der neue Saumweg über Hofmahd wird domnächst fertig.

Wegarbeiten der S. Saalfelden. Die Wegmarkirungen
schreiten rasch vorwärts. Der We? zur Eamseiderscharte
wurde durch Anbringung vieler Tafeln leichter kenntlich ge¬
macht. Der Zugang zur Schwalbenwand 2009 m wurde durch
Wegmarkirung, welche im Orte Saalfelden beginnt, erschlossen.
Der Weg führt in 4 St. äusserst bequem zu dem südöstlich von
Saalfelden gelegenen Gipfel. Die sehr lohnende Fernsicht um-
fasst die Tauernkette von der steirischen Grenze bis zur Gerlos-.