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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.14 (1888)
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Nr. 1

MITTHEILUNGEN des D. u. ö. A.-V.

Projecte, die im Laufe der vorhergehenden Jahre aufgetaucht
waren, an der Unmöglichkeit der Ausführung scheiterten. Da
die Ahornspitze ein Aussichtspunkt ersten Ranges ist, einen
ausgezeichneten Einblick in die Zillerthaler Gebirgsgruppe ge¬
währt und von Mairhofen, und damit auch von der Eisenbahn,
verhältnissmässig leicht zugänglich ist, somit die Nützlichkeit
und Annehmlichkeit dieser Hütte, ohne welche die Ahornspitzo
nur mit Schwierigkeiten zu machen ist, kaum geläugnet werden
kann, so hoffen die Sectionen "Würzburg und Zillerthal auf eine
freudige Unterstützung des Gesammtvereines.

■Konstanzer-Hütte. Dieselbe wurde, abgesehen von Passanten
und einer ständigen Einquartierung während 80 Tagen — ein
Oberlieutenant und drei Soldaten, behufs Neumappirung des
Fervalls — von 114 Touristen benützt. Von ihr aus wurde
Patteriol von 12, darunter die erste Dame, Küchelspitze von 10,
Vollandspitze von 9, Kuchenspitze von 7 Personen erstiegen.
Inventar und Bibliothek der Hütte wurden durch Schenkung
einiger Mitglieder namhaft vermehrt (Hausapotheke, Bücher¬
gestell, leichte "Wolldecken). Für Benützung der Hütte blos bei
Tage soll eine Gebühr von 20 resp. 10 kr., für Benützung der
in der Hütte befindlichen Steigeisen und Pickel eine solche von
je 20 kr. erhoben" werden; dann soll in der Hütte womöglich
ein Proviantdepot errichtet werden.

Hüttenbesuch. Der Besuch des Schlern-Hauses im Jahre
1887 beläuft sich auf 720 Personen, welche Eintrittsgebühr
zahlten; ausserdem wurde auch der von der Eintrittsgebühr
befreite Vorraum des Hauses recht fleissig benützt. — Die
Berliner-Hütte wurde von 812, die Hinterbärenbad-
Hütte von 1163 Personen besucht.

Schutz der Wegbauten. Im niederösterreichischen Land¬
tage hat der Abg. Vergani den Antrag gestellt, der Landes-
ausschuss solle zum Zwecke des Zustandekommens eines Landes¬
gesetzes, welches vollen Schutz den von den Alp9n- und
Touristenvereinen hergestellten Schutzbauten, Stegen, Geländern,
Markirungen biete, die nöthigen Erhebungen pflegen und in
der nächsten Session dem Landtage die erforderlichen Anträge
stellen oder einen diesbezüglichen Gesetzentwurf vorlegen.
Verkehr und Unterkunft.

Abonnementkarten. Die Generaldirection der k. k. Staats¬
bahnen hat die Aufhebung der Abonnementkarten be¬
schlossen und wird mit 1. Jänner 1888 der Verkauf der¬
selben eingestellt. Die Ausgabe von Kilometer-Werth-
z [eichen wird angestrebt.

Aus Trafoi. Bei dem Hochw. Herrn Curat A. Schöpf
erliegen folgende, auf dem Stilfser Joch gefundene Gegenstände,
die von den Eigenthümern erhoben werden können: Ein neuer
Herrenhut, ein Bädecker, ein werthvolles Taschenmesser.

Ausrüstung.

Gegen Gletscherbrand empfiehlt Herr G. Scriven im
»Alpine Journal« Nr. 98, folgende Salbe: Tinct. Calendulae offi-
cinalis 3.75 gr, Unguenti Cetaeeae 3.75 gr, Lanolini (Liebreich) 30 gr.

Personal-Nachrichten,

—. Am 8. December starb in Böckstein der Vielen
im besten Angedenken stehende Herr Hans Stock 1 im
Alter von 64 Jahren und wurde am 11. December unter
grosser Theilnahme aus ganz Gastein, namentlich unter
corporativer Betheiligung der Knappschaft des Rathhaus-
berger Werkes, zur letzten Kühe bestattet. Der Verblichene
diente zuerst beim Werke am Rathhausberge, war dann
durch 22 Jahre Oberhutmann beim ärarialischen Goldberg¬
baue in Eauris und hat den beschwerlichen Weg zwischen
dem Goldberg und Böckstein — zwei Jahre ausgenommen,
die er in Eauris verbrachte — zu jeder Jahreszeit und bei
jedem Wetter alle .Wochen gemacht, um zwei Tage bei der
Familie und beim Hauswesen zu sein und die übrigen fünf
Tage seinem Berufe nachzukommen. Bei günstigem Wetter
schlug er den Weg über den Verwaltersteig (Riffl), bei
Schnee und ungünstigem Wetter über den Pochhart ein.

Diese Märsche waren bei Schneefall und Thauwetter oft
lawinengefährlich und nahmen nicht selten seine letzten
Kräfte in Anspruch, erst in den letzteren Jahren, nach
Auflassung des ärarialischen Betriebes am Rathhausberge,
hatte er bei seinen Uebergängen Gasteiner Knappen als
Gesellschaft, durch 15 Jahre ging er immer allein. Ueber
seine ausserdionstliche Thätigkeit und über seine Leistungen
als Führer — lango vor Gründung alpiner Vereine und
autorisirter Führer — in der Goldberg-Gruppe, im Ankogel-
gebiete und zum Theil auch in der Glocknor-Gruppe gäbe
das Gedenk(Fremden-)buch am Goldberge die beste Auskunft.
Auf dem Knappenhause am Goldberg unterhielt er immer
auch eine bescheidene Restauration für die Wanderer aus
Rauris und Karaten. Für seine belobte Dienstleistung und
mit eigener Gefahr verbundene Rettung dreier Menschen aus
den Klüften des Goldbergkeeses — darunter war Herr Moriz
Deutsch aus Pest und ein Seminardirector aus Würzburg —
wurde er mit dem silbernen Verdienstkreuze ausgezeichnet.
Nach seiner Versetzung in den Ruhestand diente er mehrere
Jahre als Bergmeister bei der Rathhausberger Gewerkschaft
und nachdem seine Kräfte ihm die weitere Dienstleistung
versagten, widmete er sich bis zu seinem Ende der Be-
wirthschaftung des ihm eigenthümlichen Gutes Stuhlau in Bock¬
stein. Als die schönsten Tage des Jahres betrachtete er das
Goldabheben beim Kolm und mit grösster Freude schleppte
er das herrliche Metall persönlich über den Pochhart nach
Böckstein zur Verwaltung; wenn Jemand den unscheinbaren,
aber um so gewichtigeren »Ranzen« nicht »zu derheben«
vermochte, dann war seine Freude am grössten. Ehre
seinem Andenken!

—. Am 15. December 1887 starb zu Coblenz, wo sie
mit ihrem Sohne seit etwa 20 Jahren lebte, Frau Therese
Treiber, die Wittwe unseres hochgeschätzten Adolf Schau¬
bach. Geboren 1805 zu Klein-Bottwar in Württemberg,
siedelte sie in früher Jugend mit ihren Eltern nach Meiningen
über. Zur Vollendung ihrer Ausbildung trat sie in das
Theresien-Institut zu Nürnberg ein, und widmete sich später
demselben ganz als Lehrerin. Zu ihren Schülern zählte
u. A. der viel besprochene Kaspar Hauser. 1832 schloss
sie mit Adolf Schaubach das Band der Ehe, welches bis
zu des Letzteren Tode 1850 beide in treuester Liebe und
Anhänglichkeit vereinte. Den Neigungen und Interessen ihres
Gatten kam sie mit wohlthuendstem Verständnisse entgegen,
so dass sie — obwohl selbst niemals zu eigener Anschauung
der Alpen gelangend — doch bei der Entstehung des Werkes:
»Die deutschen Alpen« borathend und helfend mitwirkte und
die zahlreichen hochgestellten und bedeutenden Persönlich¬
keiten, welche sich in alpinen Angelegenheiten an Schau¬
bach wandten, auch bei dessen häufiger Abwesenheit nach
Wunsch aufklären und unterrichten konnte. Eine besondere
Freude bereitete ihr die Bewirthschaftung des schwiegerelter¬
lichen grossen Gartens, in welchem vornemlich ihre Zucht
von Alpenveilchen zu einer gewissen Berühmtheit gelangte.
Sie hatte es verstanden, das Leben des begeisterten und bahn¬
brechenden-Alpenforschers in jeder Weise zu verschönern.
Die Errichtung des diesem gewidmeten Grabdenkmals durch
den D. u. Ö. A.-V. war die grösste Freude ihres Lebens¬
abends. ' Einen Kranz ihrer Lieblingsblumen und aus Edel-
weiss legte die S. Rheinland auf ihr Grab.