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MXTTHEILUNGEN des D. u. ö. A.-V.
Nr. 14
Schlffernella, Berg mit Alphütte aus Stein (Steinblock,
»fester platter Kubiksteln In der Grosse einer Hirtenhütte
in der Tiefe mitten am Berge«) wird als eine ziemlich schöne,
grasreiche Alpe (70—80 Binder und Pferde, viele Schafe,
36 Gulden Zins) bezeichnet; »ein klein Stück von Gross-
Vermunt gehört dermalen den Guardenern; das TJebrige den
Steinsbergem im Engadin ganz und gar mit seinen nothlgen
Durchpässen und Gerechtigkeiten zuständig ist«. Es wird
erwähnt, dass vor wenig Jahren ein »nichtswürdiger Streit«
wegen Ausdehnung der Schiffernella bis zum Klostertljal, der
»völlig 1000 Gulden« kostete, geführt wurde, bei dem die
Guardener nur erreichten, im Falle im Herbste der Gletscher
wegen seiner offenen Abgründe nicht befahren werden könnte,
sie mit ihrem Vieh durch Cutura über Futschöl in Tasna
heimfahren dürfen.
»Von der Furka Catschetta oder Caccieta*) 2 St. von
der Garneraalpe beginnt Klein-Vermunt, sonst auch Schweizer-
Vermunt genannt, gehörte vor einigen und vierzig Jahren
in's Schweizerland, dann an sechs Montafuner verkauft.
Die Breite betragt 1 St., die Länge fast 2 St.; durch den
»Anfang der 111« von Gross-Vermunt geschieden«.
"Was die Wirthllchkeit der Alpe anbelangt, so helsst es,
dass es zwar an Bauholz mangelte, aber Brennholz In Fülle
vorhanden war, die tiefen Gräben auf der grossen Moorebene
waren noch mit Baumstämmen (Zirben) überbrückt, entwurzelte
Stämme lagen noch genug herum. Vom Ochsenthal heisst es:
»Dieses Thal (Val da Boufs) hat schöne Weidungen und Ebenen,
die aber vom Wasser neulich ziemlich überschwemmt und
mit Sand überlegt sind. Diese werden vom Mai bis Aus¬
gang Brachmonat vom Zagvieh der Steinsberger betrieben,
welches Vieh sich hier wol ergötzet und auf die schwere
Sommerarbeit Kräfte sammelt«. Ein Vergleich des damaligen
und jetzigen Viehstandes liefert den Beweis der ungleich
grösseren früheren Eentabilität dieser Alpen; während jetzt
bei fast um die Hälfte geringerem Viehstand die Alpe über¬
stellt ist, wurde damals auf den Wiesen und schön gelegenen
Alpplätzen ein solches Quantum Heu gemacht, dass sogar
die Unkosten der Alpe bestritten werden konnten.
Die Engadlner-Hütte war damals noch aufrecht gewölbt
und mit Steinplatten gedeckt, doch dem Zerfalle überlassen;
Ich fand 1887 nur mehr Theile der äusseren Mauer. In
nassen Sommern ist gegenwärtig ein Spaziergang vom Mad-
lener-Haus bis hleher, ja sogar der zur Blelerhöhe als eine
Sumpf Wanderung zu bezeichnen.
Touristische Mittheilungen.
Touren.
Piz Bernina
4052 m wurde in diesem Jahre
zum ersten Male am 3. Juli von den Herren Flössner-
Dresden, Oehninger-Würzburg und Lieutenant Clauss-
Nürnberg bestiegen. Schneeverhältnisse schwierig. Der Auf¬
stieg, welcher durch das Labyrinth genommen wurde, erforderte
13 St., wovon 4 St. auf die Bewältigung des zum Theil ver¬
eisten Grates entfielen; der Abstieg dauerte 7 St., von und
bis zur Boval-Hütte gerechnet. In Folge Einbruchs der Nacht
konnte der Abstieg nur bis zu genannter Hütte am gleichen
Tage durchgeführt werden.
Tofana di Mezso
3269 m. Am 22. Juni
1
; bestleg
dieselbe Herr A. v. Eydzewski mit dem Führer Mansueto
*) Einsattlung südlich vom Hochmaderer. Die gegen
Garnera hinabziehend« Thalmulde heisst jetzt »Gontschetta«.
Barbaria. [Ab Cortlna 4U03 Früh. Noch ziemlich viel
Schnee, es mussten bei 60 Stufen gehauen werden. 11 TJ 03
Vorm. oben an.
Becco di Messsodi
2570 m. Am 2. Juli von Herrn
v. Eydzewski mit Führer Mansueto Barbaria bestiegen.
Ab Cortlna 4 TJ 10 Vorm. Ueber Fraction Mortisa und die
Alpe Federa auf die Forcella da Lago (zwischen Becco di
Mezzodi und Croda da Lago), an 7 U 40 Vorm. Ab Forcella
(da Lago) 8 U 15. Auf dem Gipfel des Becco dl Mezzodi
(Mittagsspitz) 10 U Vorm. Abstieg in's Val Mondeval
11 TJ 35 Vorm. Auf der Forcella di Formin (Westfuss
der Croda da Lago) 2 TJ 30 Nachm. durch's Fal Formin
und über die Alpen Formin, Pezzie di Palu und Pocol, an
der Crepa vorbei um 5 TJ 30 Nachm. an Cortina. Aussicht
prachtvoll. Scharfer Wind aus NO. Furchtbar loses Gestein
und theilweise keine rechten Griffe. Unterhalb der Spitze
war der Grat wie lebendig geworden. Es kollerte und polterte
bei jedem Schritt in die Tiefe hinab. Die Steinfälle bei
diesem Gipfel, der einzelne ebenso schwierige Stellen wie
Cristallo und Croda Eossa hat, erheischen besondere Vorsicht.
Weg- und Hütten-Angelegenheiten.
Wegbau durch den Sperrbachtobe!. Der Mitte October v. Js.
mit Eintritt des Winters unterbrochene Wegbau durch den
Sperrbachtobel auf das Obermädelejoch konnte erst Ende Mai
wieder fortgesetzt werden. Seit dieser Zeit wird energisch und
ununterbrochen weiter gearbeitet; die Vollendung des Wegbaues
erfordert aber immer noch einen Zeitaufwand von mindestens
einen Monat. Die vorausgesehenen und in Eechnung gezogenen
Schwierigkeiten sind vollauf vorhanden, aber sicher ist nach den
bisherigen Leistungen, dass dieselben überwanden werden und
dass ein in jeder Beziehung entsprechender, ja sogar ein bequemer
Durchgang durch den bisher gefürchteten und gemiedenen Tobel
hergestellt wird.
Weg Gramai-Eng. Einer Mittheilung der S. Miesbach zufolge
ist der vom Joche des Gramai in, die viel besuchte Eng führende
Weg an zwei Stellen derart verwüstet, dass er zur Zeit nicht
begangen werden kann und darf.
Augsburger-Hütte. Dieselbe wurde bereits provisorisch her¬
gestellt und der Benützung wieder übergeben. Sie ist mit
Vereinssehloss und einem Proviantdepot versehen.
Edel-Hütte. Wir können die erfreuliche Mittheilung machen,
dass nach Beseitigung vielfacher Schwierigkeiten es der S. Würz¬
burg gelungen ist, den beabsichtigten Bau einer bewirthschafteten
Unterkunftshütte an der Ahornspitze im Zillerthale, welche
bekanntlich von Schaubach zu den aussichtsreichsten und
lohnendsten Gipfeln der Tiroler Alpen gezählt wird, zu ver¬
wirklichen. Die staatliche und polizeiliche Genehmigung ist
ertheilt, die Erwerbung des Bauplatzes — ungefähr 2500 m
hoch — und des nöthigen Bauholzes Dank dem Entgegenkommen
der k. k. Forst- und Domänendirection in Innsbruck, aller be¬
theiligten Personen im Zillerthale, insbesondere der Bräuer
Schneider und Wildauer in Zeil und Mairhofen und der
unermüdlichen Thätigkeit des Herrn Notars Pfeifer in Zeil,
der sich das grösste Verdienst um das Zustandekommen dieses
Werkes erworben hat, ist bethätigt, und am 2. Juli wurde
bereits mit dem Bau begonnen. Die Hütte wird für ungefähr
30 Personen eingerichtet und ständig bewirthschaftet werden';
man hofft, sie noch heuer unter Dach und Fach zu bringen und
mit Beginn der nächsten Saison eröffnen zu können. Dieselbe
wird zu Ehren des um die alpine Sache hoch verdienten
Universitätsprofessors Dr. v. Edel den Namen >Edel-Hütte«
führen. Die S. Würzburg wird aber einen Stolz darein setzen,
sie vollständig aus eigenen Mitteln zu erbauen und mit allem
Erforderlichen ausgestattet den iVereinsgenossen als sicher will¬
kommene Herberge auf einem wundervollen Mecke unserer
Gebirgswelt, der unverhältnissmässig leicht erreicht werden
kann, darzubieten.
Hannover-Hütte. Die Eröffnung derselben wurde auf den
4, September verlegt.
Unterkunftshäuser auf dem Herzogstand. Am 2. Juli fand
die Eröffnung derselben statt, welche bekanntlich im vorigen
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