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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.14 (1888)
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MITTHEILTJNGEN" des D. u. ö. A.-Y.

Nr. 1

Literatur and Kunst«

Laut Beschluss de« G.-A. können nur solche Werke besprochen werden,
welche In iwei Exemplaren eingesendet wurden.)

Alpiner Wandkalender 1888. Wien, J. Haupt (IV, Gold¬
egggasse 20). Preis fl. 1.20.

Dieser Wandkalender, dessen erste drei Jahrgänge ver¬
möge ihrer wirklich schönen Ausstattung verdienten Beifall
gefunden haben, erscheint heuer mit Ansichten aus den Dolo¬
miten, von J. Varrone aufgenommen, und in wirklich vollen¬
deter Ausführung farbig wiedergegeben. Der Wandkalender
ist thatsächlich als ein Schmuck jedes Zimmers zu bezeichnen
und kann allen Alpinisten bestens empfohlen werden.

Dr. M. Höfler: Volksmedizin und Aberglaube in
Oberbayerns tJe^nwart und Vergangenheit. München,
Ernst Stahl. 1888.

Es hätte nicht erst des empfehlenden Vorwortes Fr.
v. Hellwald's bedurft, um dieser trefflichen Arbeit Interesse
zu sichern. Es wird hier eine Seite des Volkslebens behandelt,
welche der vollsten Beachtung werth ist, hängt sie ja auf das
Innigste mit der gesummten Culturentwicklung zusammen. Wir
können dabei verfolgen, wie Anschauungen aus der grauen
Vergangenheit heute noch fortwirken, wie sich naive Auf¬
fassang von natürlichen Erscheinungen mit richtiger Kenntniss
einzelner derselben verknüpften, wie sich mit den Zeiten auch
Sitten und Gebräuche änderten. Innig vertraut mit dem Leben
und dem Wesen des Volkes der Gegenwart, das er gründlich
studirte, hat der Verfasser auch mit wahrem Bienenfleisse alle
Quellen der Vergangenheit erschlossen, um sein Thema voll¬
ständig zu erschöpfen. Wir stehen nicht an, das Buch als
einen äusserst werthvollen Beitrag zur Cultureescbichte zu
bezeichnen, der — obwohl nur ein begrenztes Gebi-t umfassend

doch weit über dieses hinaus Geltung besitzt, einerseits
weil gewisse Ergebnisse allgemeine Giltigkeit haben, anderer¬
seits als Muster für ähnliche Untersuchungen, die wir auch
für andere Gaue unseres Vaterlandes wünschen. Mögen sie
auch nur mit gleichem Geschicke und gleicher Sorgfalt er¬
folgen. Das äusserst anziehende, lehrreiche und auch unter¬
haltende Buch mit seiner Fülle von werthvolkn Ergebnissen,
verdient die ehrenvollste Anerkennung, die dem geschätzten
Herrn Verfasser auch sicher zu Theil werden wird.

Photographieen aus Japan. Von A. Farsari & Cie.
in Yokohama.

In einer der letzten Wochenversammlungen der S. München
gelangte eine Sammlung japanesischer Photographieen zur Aus¬
stellung, welche durch Vermittlung des Mitgliedes Herrn
, Schmedel in Yokohama dem C.-A. zugekommen waren. Diese
Photographieen erregten nicht nur wegen der Objecte, die sie
darstellen, lebhaftes Interesse, sondern auch wirkliche Be¬
wunderung ob ihrer Ausführung. Dieselben sind nämlich mit
Lasurfarben gedeckt und dies ist mit. so vollendeter Technik
ausgeführt, wie wir es noch nie zu sehen bekamen. Verdanken
die Bilder ihre Schärfe und Eeinheit den vorzüglichen optischen
Instrumenten und der Fertigkeit in deren Handhabung von
Europäern, so weist die Farbengebung auf die eminente Kunst¬
fertigkeit der Japanesen hin. Besonders einzelne Blätter sind
von ganz wunderbarem Reiz, indem sie nicht nur die Umrisse,
sondern auch die Stimmung der Landschaft wiedergeben;
andererseits fesseln die Architekturstücke durch ihre ausser-
ordentliche Feinheit. Wir können nur wiederholen, dass wir
diese Photographieen zu dem Besten zählen, was wir in dieser
Art sahen.

Johannes Proelss: Scheffels Leben und Dichten. Mit
vielen Originalbriefen des Dichters und 10 Abbildungen. Berlin,
Freund & Jeckel.

Von den neuzeitlichen deutschen Dichtern hat wohl keiner
so unangefochtener und nachhaltiger Gunst des Volkes sich
erfreut, wie Scheffel. Nicht früh und nicht leicht zwar hatte
er sie erworben, als man aber ihn einmal erkannt hatte, da
blieb man ihm auch getreu, vor Allem aber war es die Jugend

nicht blos jene der Jahre nach, sondern jene, die frischen,
freien Sinn selbst unter grauem Scheitel bewahrt —, die ihm
begeistert anhing. Scheffel's Dichternatur war ja auch so
ganz und gar echt deutschen Characters; das tiefe Natur¬
gefühl, welches unser Volk vor den Romanen voraus hat, die
Schalkhaftigkeit und die >feuchtfröhliche« Lust, welche der

Neigung zum Sinnen und Grübeln, zum Weltschmerz und zur
Zwölf eis ucht die Waage halten, das Behagen an dem Märohen-
zauber der Vergangenheit — das Alles fand sich im Wesen
des Dichters und kam zum Ausdruck in seinen Schöpfungen.
Scheffel stand deshalb auch uns Alpenfreunden nahe, die wir
ja gleichfalls aus dem in unserem Volksthum wurzelnden Natur¬
gefühle zu unserem Thun veranlasst werden; und wenn die
S. Salzburg dem Dichter der Bergpsalmen an der Falkenstein-
wand ein Denkmal setzte, so hatte dies noch seinen besonderen
Grund eben dann, dass Scheffel auch ein Sänger der Alpen¬
welt war, deren ganze majestätische Erhabenheit er in seinen
Dichtungen zu fassen wussto, wie sie andererseits auch mit
manchen Erscheinungen ihm Stoff für seinen köstlichen Humor
bot. — Dieses Dichters Leben und Entwicklungsgang kennen
zu lernen, und dadurch mit seinem uns so liebgewordenen
Wesen noch mehr vertraut zu werden, wird daher sicher Vieler
Wunsch sein, und diesem kam Johannes Proelss mit seiner
meisterhaften Arbeit entgegen, welche in der That ein Denkmal
ist, würdig des Gefeierten, wie Dessen, der es errichtete. Es
wäre zu wünschen, dass je>ler der grossen Geister unseres
Volkes einen solchen Biographen fände I, Proelss legt uns die
äussere, und was die Hauptsache ist, die innere Lebensgeschichte
mit der gewissenhaften und gründlichen Sorgfalt des kritischen
Geschichtsschreibers dar, ohne mit dem Wust nebensächlicher
Kleinigkeiten den Gesammtöindruck des Hildes zu stören. Durch
die reiche Fülle eigener Briefe Scheffel's gewinnt das
Letztere an unmittelbarer Deutlichkeit und Frische, und als
deren Ergänzung erscheinen auch viele unmittelbare Mit¬
theilungen näherer Freunde. Erwähnt sei auch, dass mehrere
treuliche Abbildungen beigegeben sind. mm —.

A. Lorria: Das ßauriserthal und der Sonnblick.
Wien, Selbstverlag.

Die Broschüre enthält Schilderungen des Rauriserthales
und einer Winterfahrt auf den Sonnblick, und sind namentlich
die Ersteren sehr beachtenswertn, da eine Fülle historischer
Notizen, Untersuchungen über die Nomenclatur u. A. m. mit
verarbeitet wurden, welche die Aufsätze interessant und werth-
voll machen.

J. Mathieu: Panorama du Massif,de FOisans. Diese
Rundschau, auf dem Gipfel der Barre des Ecrins 411)3 m photo¬
graphisch aufgenommen und jetat lithographisch vervielfältigt,
wird sicher lebhafte Theilnahme finden, umfasst sie ja eines
der interessantesten Gebiete der Alpen, welches- jedoch nicht
Vielen zu sehen vergönnt ist.

Periodische Literatur.

Oesterr. Alpenzeitung* Nr. 233. H. Hess: Der Pfler-
scher Tribulaun.

Oesterr. Touristenzeitung. Nr. 24. Th. Schmitt:
Die Bevölkerung von Tirol. — Das Rennfeld. (Mit Panorama.)
— F. Schmidt: Die Badelhöhle bei Peggau. — Battlog:
Aus Vorarlberg.

Tourist. Nr. 24. Rob. Schmitt: Eine Ersteigung der
Croda da Lago. — R. Gemböck: Am Sensengebirge. — W.
Fritsch: Die Sage in den Alpen.

Schweizer Alpenzeitung. Nr. 1. A. H. H.: Nordland¬
fahrt. — C. G.: Ferienplauderei aus dem Emmenthal.

Vereins-Angelegenheiten.

Rundschreiben des Central-Ausschusses Nr. 152.

1. Jänner 1888.

I.

Die k. k. Generaldireetion hat die Aufhebung [der
Abonnementkarten beschlossen und wird mit 1. Jänner
der Verkauf derselben eingestellt. Es wird an Stelle
derselben die Ausgabe von Kilometer-Werthzeichen angestrebt.

n.

Wir beehren uns mitzutheilen, dass sich die S. Trient
gebildet hat.

MüncJien. Dr. v. Zittel, I. Präsident