/ 322 pages
Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.15 (1889)
Search


174

Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

Nr. 14.

dem Festgottesdienste begann der Aufstieg partienweise; der
strömende Gewitterregen hielt Manche zurück und so fanden
sich erst gegen Mittag die letzten der Theilnehmer, etwa 40
Alpenvereinsmitglieder, darunter 3 Damen, und bei 30 Bewohner
des Zillerthales bei der Hütte ein. Nach 12 h hellte sich der
Himmel wieder auf, Pöllerschüsse verkündeten dem Thale, dass
die Feier beginne. Hr. Regierungsrath Burkhard-München,
früherer mehrjähriger Vorstand der S. Würzburg und nun dessen
Ehrenmitglied, nahm in warm empfundener Rede, in der er allen
Jenen, welche zum Hüttenbau beigetragen haben, herzlichst
dankte, die Eröffnung der Hütte vor, übergab sie dem Schütze
des Centralausschusses und der gesammten Touristenwolt, voll¬
zog in gebundenen Worten den Taufact und schloss mit einem
Hoch auf den Ehrenpräsidenten der Section, Dr. v. Edel, dessen
Bild die Hütte ziert und dessen Name mit der Hütte ewig ver¬
bunden sein soll, den Vater der Section und der Hütte. Nun
folgten Toaste von Hrn. Oehninger auf den Kaiser von
Oesterreich, Burkhard auf den Prinz-Regenten von Bayern,
Hrn. Lieutenant Scharf aus Schwaz auf den deutschen Kaiser,Dr.
Eininer auf die S. Würzburg, Landtagsabgeordneter Schneider
auf den Alpenverein, Lehmann (Wiesbaden) auf die anwesen¬
den Damen und die Damen der Section. Verschiedene Gedichte
wurden zur Erinnerung an die heutige Feier an die Festge-
nossen vertheilt. Noch während die Festtheilnehmer beisammen
waren, traf ein Telegramm aus dem Cabineto des Prinz-Regenten
Luitpold von Bayern ein, das erste Telegramm auf der am selben
Tage eröffneten Telegraphenlinie von Zeil nach Mayerhofen,
das auch sofort bis hinauf zur Hütte expedirt wurde, in dem
der huldvollste Dank über die dargebrachte Ovation Ausdruck
gegeben ward. Ausserdeni langten noch Telegramme und Schreiben
ein von dem in Brückenau weilenden 84jährigen Professor Edel,
von den Sectionen Prag und Hannover und verschiedenen Mit¬
gliedern der S. Würzburg. Für die Verpflegung war auf das
Trefflichste gesorgt und nur ungern schied man endlich aus dem
fröhlichen Kreise, um den Abstieg anzutreten. Ein Theil »blieb
auf der Hütte, um am nächsten Tage die Ahornspitze zu bestei¬
gen, die ein Aussichtspunkt ersten Ranges ist und vermöge ihrer
Lage den besten Ueberblick über die ganze Gruppe der
Zillerthaler Hochgipfeln bietet. Möge die Hütte den reich¬
lichen Besuch finden, den sie verdient, und damit der S. Würz¬
burg der Lohn für ihr schönes, dankenswerth.es Werk zu Theil
werden. mm

Eröffnung der im Fimberthale erbauten Heidelbergerhütte.

Sonntag, 18. August, Zusammenkunft in Ischgl (Paznaun), abends
Vorfeier in der „Post". Montag, 19. August, Gottesdienst und
Marsch nach der Hütte (5 Stunden). Wer nicht bis Ischgl zu¬
rückgehen will, findet in der Hütte und im Wirthshause „zum
Boden", 2 l / 2 Stunden unterhalb derselben, Unterkunft. Dienstag,
"20. August, Ausflüge nach Verabredung.

Grasleitenhütte. Diese der S. Leipzig gehörige Hütte wird
vom 15. August bis 15. September d. J. bewirtschaftet sein.

Magdeburgerhütte. Die Magdeburgerhütte im innersten
Pflerschthale ist dermalen mit Conserven reichlich versehen. Der
Weg von der Hütte über das Pflerscher Niederjoeh bis zum
Hochjoch ist neu hergestellt und mit Steinmandln bezeichnet.
Dadurch ist der Uebergang nach dem Stilbai (Nürnbergerhütte)
wesentlich erleichtert. An dem Ende des Stubaiferners wurde
eine Ruhebank angebracht.

Silvrettahütte. Um Touristen, welche in der Silvretta-Gruppo
Hochtouren unternehmen wollen und darauf rechnen, die gleich¬
namige Hütte benützen zu können, vor Enttäuschungen und
Schaden zu bewahren, halte ich es für meine Pflicht, auch weitere
Kreise davon in Kenntniss zu setzen, dass die Silvrettahütte —
im Gegensatze zu der im gleichen Gebiete gelegenen und durch
die Section Davos des S. A.-C. musterhaft gehaltenen Veraina-
hütto — sich in geradezu trostlosem Zustande befindet. Die
Mauern sind theilweise eingestürzt, ein Stück des Daches ist
durch den Sturm abgedeckt und weit weggeführt, das Innere der
Hütte ist mit fusshohem Schlamm bedeckt, kurz die Hütte gleicht
einer Ruine, in der zu eampiren geradezu gefährlich ist. Man darf
wohl erwarten, dass diesem Uebelstande in*Bälde abgeholfen werde.
Dacos-Platz. Dr. J. Walz.

Stuhleckhütte. Die auf dein Stuhleck erbaute Schutzhiitte
wird von der S. Sommering am 10. August, bei ungünstiger
Witterung am 17. August eröffnet werden.

Nebelhornhaus. Am 7. Juli fand die Grundsteinlegung zum
Nebelhornhaus, welches die S. Algäu-Immenstadt erbaut, in
Gegenwart von circa 35 Vereinsgenossen statt. In der südwest¬
lichen Ecke wurde eine Blechkapsel, die Daten des Baues etc.
enthaltend, deponirt und von dem Vorstände Herrn Probst eine
markige Ansprache gehalten. Nachdem der Grundstein gelegt,
empfahl Herr Probst das zu erbauende Haus dem Schütze des
Höchsten und that die üblichen drei Hammerschläge. Herr Neu-
maier aus München brachte Grüsse seiner Section und feierte
die Verdienste des Herrn Probst um die alpine Sache. Der
Hausbau wird nach Möglichkeit gefördert und falls die Witte¬
rung günstig bleibt, besteht alle Aussicht, das Haus noch im
September d. J. dem Verkehre übergeben zu können; das¬
selbe wird ein stattlicher Bau, freundlich nach dem schönen
Oberstdorf herabgrüssend, und wird sicherlich mancher Besucher
des Algäu sich dadurch gerne verführen lassen zu einem Gang
auf das schöne Nebelhorn und den noch schöneren Daumen.

Unterkunft auf der Eckeralm. Die S. Berchtesgaden hat,
um die Besteigung des Hohen Göll zu erleichtern, auf deü
Eckeralm im Rothen Käser zwei Betten (Uebernachten M. 1.—)
aufstellen lassen und werden daselbst auch Speisen und Getränke
verabreicht.

Ederplan (1982m) (Anna-Schutzhaus). Dieses von dem Maler
Prof. F. v. Defregger erbaute und später dem Oe. T.-C. über-
lassene Haus wird dermalen von dem bekannten Schriftsteller
Josef Rabl bewirthschaftet, welcher an alle Besucher von
Dölsach, Winklern, Heiligenblut etc. seine herzlichste Einladung
ergehen lässt. Der Naturfreund findet jetzt am Ederplan nicht
nur ein grossartiges Gebirgspanorama und eine treffliche Unter¬
kunft, sondern auch einen in allen alpinen Dingen bewanderten
und besonders mit seiner schönen Umgebung vertrauten Gesell¬
schafter in dem Schutzhaus-Wirthe.

Wegbauten der S. Algäu - Kempten. Von der S. Algäu-
Kempten wurde vor Kurzem mit der Herstellung eines neuen
Weges auf das Hohe Licht, die höchste Erhebung der Algäuer
Alpen (2687 m), begonnen, und zwar bestreitet die Section diesen
einen Kostenaufwand von etwa 800 M. erfordernden Wegbau aus
eigenen Mitteln. Die bisher benützte Route litt an dem Uebel¬
stande, dass nach Passirung der Grossen Steinscharte zwischen
Rothgrund- und Hochgrundspitze ein bedeutendes Stück abgestie¬
gen werden musste, bevor der eigentliche Aufstieg an dem Süd¬
westgrate des Berges begann, was die im Uebrigen unschwierige
Tour über Gebühr verlängerte und sich namentlich beim Rück¬
wege unangenehm fühlbar machte. Der neue Weg führt nun,
ohne an der gewonnenen Höhe der Steinscharte etwas zu ver¬
lieren, von dieser hinweg in gerader Linie, dicht unterhalb des
bizarr geformten Felsgebildes des „Wilden Männlo" diroct an
die in steilen Felsterrassen abfallende Nordwand des Hohen
Lichtes, und gelaug es hier eine Trace ausfindig zu machen,
auf welcher verhältnissmässig bequem und gefahrlos der Gipfel
in etwa 1 St. erreicht werden kann. Die ganze Besteigung von
der Rappenseehütte weg, die wohl in den meisten Fällen als
Ausgangspunkt benützt werden wird, erfordert künftighin also
nur noch einen Zeitaufwand von höchstens 2 St., und stellt dem¬
nach an die Ausdauer des Touristen keine grossen Anforderungen.
Der Weg selbst wird in solidester und sorgfältigster Weise ge¬
baut, so dass die Erreichung des Culminatioiispunktes der Gruppe
der Algäuer Alpen auch ungeübten Bergsteigern möglich ist und
unbedenklich empfohlen worden kann. Speciell sei noch darauf
aufmerksam gemacht, dass die Tour „RappenseehütteHohes
Licht" allen Jenen auf das Wärmste zu empfehlen ist, welche
die Wanderung von Oberstdorf in das Lechthal oder umgekehrt
unternehmen, da sie damit ohne erheblichen Mehraufwand an
Zeit eine der interessantesten Bergbesteigungen verbinden können
und mühe- und gefahrlos eine der schönsten Sccnerien im Al¬
gäu kennen lernen. Die S. Algäu-Kemptcn lässt gleichzeitig
einen Verbindungsweg vom Dietersbacherthal in das Trauchbach-
thal über den Bottlorrücken und die Kräuteralpe herstellen und
orschliesst damit eine der in Folge der bisher noch mangelhaften
Wege noch sehr wenig gekannten und besuchten Partien des
Oberstdorfer Ausflugsgebietes. Ausser dem dadurch geschaffeneu
bequemen und sicheren Uebergang zwischen den zwei genannten
Thälern wird dadurch auch noch die Besteigung des Kreuzeck
und Rauheck vom Dietersbacherthalo aus ausserordentlich er¬
leichtert und abgekürzt. Kreuzeck und Rauheck verdienen nament¬
lich schon deshalb einen viel häufigeren Besuch, als er ihnen