![]() |
Nr. 15.
Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Aipenvereins.
209
Grat schwierig zur Spitze. In einem verfallenen Steinmann
fanden wir eine ganz verwitterte Karte der ersten Ersteiger
Purtscheller und Zsigmondy; auf dem unweit der höchsten
Spitze gegen Norden gelegenen Vorgipfel sahen wir einen
zweiten Steinmann, der ebenfalls von Pur tscheller und
Zsigmondy herrührt.
Cima Schiavina (ca. 2750 m). 13. Juni. Erste Ersteigung.
Es ist dies die höchste Spitze im Grat, der von der Pala di
Meduce nach Nordosten und nicht, wie die neue italienische
Karte verzeichnet, vom Punkt 2542 Meter nordwestlich läuft,
und der durch seine Gabelung nördlich vom Punkt 2700 Meter
zur Bildung des Val Schiavina Veranlassung gibt. Vom Zelt¬
platz nach dem Val Longa, vom ersten Querriegel dieses Thaies
nach Nordwesten gegen die nördliche Ecke des breiten Rückens
hinauf und über die grasbewachsene Vorspitze zum Punkt
2700 Meter. Von hier über den Nordgrat, der nach Süden zu
wilder und wilder wird, zum Gipfel. Vier zum Theile sehr
schwierige Gratthürme machten tüchtige Arbeit.
Cima di Val Longa (2709 m). 14. Juni. Erste Ersteigung. Das
Val Longa bis zum Joch der Forcella di Val Longa aufwärts
und die steile, noch ganz schneebedeckte Nordwestwand hinauf.
Cima Valtanna (2712 m). 14. Juni. Erste Ersteigung. Aus
dorn zur Forcella Monticello führenden Couloir nach Osten
zu dorn tief eingeschnittenen Joch zwischen der nördlichen
Vorspitze und dem Hauptgipfel. Vom Joch sehr steil über den
schneebedeckten Nordgrat zur höchsten Erhebung. Zu späterer
Jahreszeit dürfte bei der plattigen Natur des Gesteins diese
Spitze dem Ersteiger erhebliche Schwierigkeiten bereiten.
Den 15. Juni wanderten wir über Forcella Froppa (ca.
2800 m) nach dem Val di Ein und von da auf Forcella Castellin
(2234 m). Hier überzeugten wir uns, dass der im Vorjahre von
Herrn Dr. Heiversen und mir im Nebel erstiegene und
„Campanile di Castellin" benannte Gipfel der Monte Castellin
(2603 m) der Karte ist. Ein Versuch, von der Forcella dem
nordöstlich des Castellin gelegenen Gipfel (2503 m) beizukommen,
scheiterte. Ebensowenig gelang es, diesem Gipfel am 16. Juni
von der im Nordosten desselben gelegenen Forcella San LorenZO
(2280 m) beizukommen. Dagegen gelang uns die erste Bestei¬
gung der Croda San Lorenzo, wie ich den Gipfel zu benennen
vorschlage, am 17. Juni axis dem Pomadonnathal über die
Nordwestwand und vom Schartl zwischen West- und Haupt¬
spitze durch einen Kamin der Gipfelwestwand, der auf ca.
20 Meter Höhe erheblich schwieriger ist als der Zsigmondy-
kamin der Kleinen Zinne. Der Abstieg vom Schartl wurde
nach Südwest, über die Forcella San Pietro (2319 m), bewirkt.
Grajische Alpen.
Grand ParadiS (4061m). 23. Juni. Vom Eifugio Vittorio
Emanuele auf dem gewöhnlichen Wege, bei schlechten Schnee¬
verhältnissen und starkem Nebel.
Ciarforon (3640m). 24. Juni. Auf neuem Wege über den
südlichen Grat bis zur Calotte, etwa 70 Meter unter dem Gipfel,
wo wir wegen dicken Nebels und Schneetreibens umkehrten.
Montblancgruppe.
Col du Geant (3367 m). 26. Juni.
Dent du Geant (4010m). 27. Juni. Von der Hütte auf dem
Col du Geant bis zum Fuss des Thurmes 3 St., von da zum
Gipfel 2
3
/
4
St., Abstieg zur Hütte 3
3
/
4
St.
Aiguille du Midi (3843 m). 28. Juni. Von der Hütte auf
dem Col du Geant durch die Vallee blanche. Abstieg durch
die Seracs des Glacier du G6ant nach dem Montanvert.
Aiguille d'Argentiere (3912m). 30. Juni. Vom Glacier du
Chardonnet durch das grosse Couloir der Südwestwand, schliess-
lich über die Felsen der Gipfelnordwand, die durch Vereisung
sich als sehr schwierig erwiesen, zum Vorgipfel (3901m) und
über den langen und scharfen Schneegrat zur höchsten Erhebung.
Col des Grands Montets (3240 m). 1. Juli. Sehr schöner,
empfehlenswerther Uebergang vom Glacier d'Argentiere nach
dem Mer de glace.
Aiguille du Moine (3418 m). 3. Juli.
Aiguille de Charmoz (3442 m). 6. Juli. In Gesellschaft des
Herrn von Kuffner.
Montblanc (4810m). 10. Juli. In Gesellschaft des Herrn
Dr. Heiversen. Aufstieg von den Grands Mulets über die
Bosses, Abstieg auf dem zuerst von Evan Maekenzie ge¬
machten Wege über Dome du Goüter, Glacier du Dome, den
vom Dome zur Aiguille de Bionassay führenden Grat und durch
Chaut de Pesse zum Miagegletscher.
Grandes Jorasses (4206 m). 13. Juli. Von der Cabane des
Jorasses den Glacier des Jorasses hinauf, indess statt des ge¬
wöhnlichen Weges über das Eeposoir durch die rechts davon
gelegenen Söracs, welcher wesentlich kürzere Weg infolge der
ausnahmsweise günstigen Verhältnisse — vorzügliche Beschaffen¬
heit des Schnees und niedrige Temperatur — sowohl beim Auf¬
stieg als auch beim Abstieg gewählt werden konnte.
Bei den Touren in den Marmarole hatte ich Johann
Stabeler-Taufers und Pacifico Orsolina-Auronzo als Führer,
Jörg Stabeler-Taufers als Träger mit; in den Grajischen
Alpen und der Montblancgruppe begleitete mich ausser Johann
Stabeier, Emile Eey aus Courmayeur.
Berlin.
Dr. Ludwig Darmstädter.
Leclithaler Alpen.
Trettachspitze (2585m). Der Unterzeichnete bestieg mit
Herrn kgl. Amtsrichter Ernst Gross-Nürnberg am 31. Juli 1. J.
die Trettachspitze und ist der Aufstieg immer auf der Nordost¬
kante bewerkstelligt worden, entgegen der Gepflogenheit, unter
dem überhängenden Gipfelmassive nach der Westflanke zu tra-
versiren. Zu bemerken wäre noch, dass Steigeisen weder beim
Auf- noch Abstiege benützt wurden und der Unterfertigte Pickel
und Eucksack auf den Gipfel mitnahm, welch' ersterer besonders
beim Abstiege treffliche Dienste leistete. Der neue Aufstieg
wird allen Felsenkletterern empfohlen.
Bregenz.
Dr. Carl Blodig.
Verschiedenes.
Weg- und Hüttenbauten.
Eröffnung der Warnsdorferhütte am Krimmlerkees. Während
heller Sonnenschein in den Vortagen über den Wasserstürzen
der Krimmler Alpe fluthete, nahm das Wetter am Eröffnungs¬
tage des neuen Schutzhauses die denkbar schlechteste Wendung.
Viele Touristen wurden durch diese mürrische Laune des Wetter¬
gottes in den benachbarten Thalstationen zurückgehalten, aber
trotzdem füllte sich das Schutzhaus mit einer überraschenden
Zahl von Besuchern. Mehr als 70 Personen waren gegen Mittag
versammelt, darunter die Vertreter verschiedener Alpenvereins-
sectionen und Mitglieder des Oesterr. Touristenclub. Um 12 h
30m vollzog sich der Eröffnuugsact. Herr Postmeister Schett
von Neukirchen, welcher den Bau für die S. Warnsdorf geleitet
und durchgeführt hatte, constatirte die Vollendung des Hauses
und übergab dasselbe in den Besitz der Section. Mit tiefer
Bewegung ergriff hierauf der
I.
Sectionsvorsitzende Herr Berger
das Wort. Unter lautloser Stille gedachte er der eigenartigen
Versammlung, weitab vom Getriebe des täglichen Lebens, wies
auf die edlen Ziele der alpinen Vereine und insbesondere auf
die mühevolle Arbeit hin, welche am heutigen Tage wiederum
zu einer Vollendung geführt habe. Allen Förderern dankend,
empfahl er das neue Haus dem Schütze des Himmels und er¬
klärte die Warnsdorferhütte für eröffnet. Dem Gefühle ernster
Bewegung folgte bald eine freudige Feststimmung. Als der
II.
Sectionsvorsitzende Herr Anton Eichter auf die erschienenen
Gäste, die Herren Klötzer und Kräger auf Vorstände und
Bauausschuss, Frau Brannseis auf die Freunde in der Ferne
gesprochen hatten, als beim Frühstück, welches die Section den
Gästen bot, das edle „Pilsener" schäumte und ein vorzüglicher
„Oesterreicher" floss, entwickelte sich in Wahrheit ein „Fest
auf der Alm" und rasch hatte man vergessen, dass draussen
Schnee und Nebel ihr Spiel trieben. Spät schloss die eigen¬
artige Festlichkeit, welche, wie wir glauben, allen Theilnehmern
unvergesslich bleiben wird.
Eröffnung des Helmhauses. Montag den 20. Juli fand die
Eröffnung des von der S. Sillian erbauten Schutzhauses auf dem
Helm statt. Das Haus, das man thalauf und thalab schon von
|
![]() |
---|