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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.22 (1896)
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Nr. 21.

Mittlieilung'en des Deutschen und Oesterreicliischen Alpenvereins.

westlich oder nordöstlich von demselben ansteigen. Die Kletterei
an sich ist unserer Meinung nach die schönste im ganzen Enns-
thale; die steile Wand hat gute Griffe und Tritte, sowie festes
und scharf kartiges Gestein. Zum Anmärsche dürfte sich der
Grat von der Tieflimauer her besser empfehlen als die von uns
gewählte Schlucht. Th. Maiscliberger, Dr. H. Pfanril, Wien.

Ortler Gruppe.

Cevedale (Abstieg über die Vedretta della Marc in das
Val di Venezia). In Nr. 17 der „Mittheilungen" theilte Herr
Dr. C.Vogt (Schirmeck im Elsass) mit, dass er am '24. Juli
1895 von der Zufallspitze direct über die Vedretta della Mare in
das Val di Venezia abgestiegen ist, und wies zutreffenderweise
darauf hin, dass dieser Route im Ostalpenwerk nicht gedacht
wird. Seine Vermuthung, dass dieselbe vielleicht neu sein
könnte, entspricht indessen nicht den Thatsachen, indem ich
dieselbe mit Fritz Freih. v. Falkenhausen (S. Berchtesgaden)
unter Führung des jungen Bartolomeo Veneri aus Cogolo schon
am 31. August 1892 von der Cevedalehütte im Val di Venezia
aus im Aufstiege begangen habe. Wir brachen um 4 U. 15
morgens von der Hütte auf und erreichten um 8 U. den Gipfel.
Ueber die linke Moräne des La Maregletschers und einige kleine
Schneefelder steil emporsteigend, betraten wir schon in bedeu¬
tender Höhe den Gletscher, dessen ziemlich zahlreiche Spalten
bei dem guten Schnee leicht überwunden wurden. Sodann ge¬
wannen wir, ohne den von der Zufallspitze zur Fürkelescharte
ziehenden Grat berührt zu haben, mittelst Stufenhauens die
Einsattlung zwischen den Gipfeln 3725 m. und 3774 m. und

von hier den letzteren. Der Abstieg erfolgte über den Pallon
della Mare und den Fornogletscher nach Santa Caterina. Dass
unsere Anstiegsroute neu gewesen ist, halte ich für ziemlich
ausgeschlossen, da unser junger Führer nur erklärte, dass Avir
wegen der vorgerückten Stunde einen gegen die gewöhnliche
Route abkürzenden Weg einschlagen wollten, aber nichts davon
bemerkte, dass derselbe noch nicht gemacht sei.

Hans Arthur v. Kemnitz, Blankenburg (Harz), S. Zeil a. S.

Mit Bezug auf die gleiche Bergfahrt erhalten wir noch
die folgende Zuschrift: „Der von Herrn Dr. C Vogt in Schirm-
eck in Nr. 17 der ,Mittheilungen' beschriebene Abstieg vom
Cevedale über die Vedretta della Mare in das Val di Venezia
wurde von mir schon im Jahre 1894 mit zwei Suldener Führer¬
aspiranten (Brüdern), deren Name mir entfallen ist, ausgeführt.
Wir hielten uns aber nicht nach der Moräne, sondern scharf
links und erreichten, über ein Gewirr von Blöcken abwärts¬
steigend, die Cevedalehütte bereits nach 9 U. vormittags. Hier
entliess ich die Führer, denen der Weg übrigens bereits be¬
kannt war. Die Suldener Führer dürften ihn ebenfalls wohl
alle kennen, sie scheinen ihn aber nicht gerne zu machen;
■wenn man sie nicht bei der Cevedalehütte entlässt, kommen
sie zu weit ab vom Schauplatze ihres Verdienstes, und von
Cogolo oder Pejo aus wird sich selten Gelegenheit zu einer
,Rücktour' finden. Sei es, dass die beiden Führeraspiranten
den richtigeren Weg einschlugen, oder dass die Schneever-
hältnisse 1894 überhaupt günstigere waren, wir sind nicht ein¬
mal eingebrochen, und die Tour bot einen hohen Genuss."

W. Schoberth, S. Nürnberg.

Verschiedenes.

Weg- und Hüttenbauten,

Die Hannover'sche Hütte wurde von 90 Personen besucht.
Dieselbe ist nebst dem 1895 errichteten Anbaue in diesem
Sommer verschindelt und ebenso wie das Elisabethhaus mit
Feuerlöschapparaten nach dem System Müller ausgestattet
worden.

Das Kaiserin Elisabethhaus wurde im vergangenen Sommer
von 505 Touristen besucht, auf welche 680 Uebernachtungen
kommen. Die auch in diesem Herbste auftauchende Behaup¬
tung, dass das Haus in den Wintermonaten geschlossen sei, ist
unwahr; das Haus ist mit dem Vereinsschlosse versehen, und
die unteren Räume sind stets zugänglich. Der Carl Voglweg
wird im Frühjahre überall, wo es nöthig erscheint, mit Draht¬
seilen versehen.

Die Langkofelhütte der akad. S. Wien wurde im regen¬
reichen Jahre 1896 von 281 Personen (1895:459), Führer nicht
eingerechnet, besucht; 111 mal wurde die Uebernachtungsgebühr
entrichtet (1895:222). — Soviel man aus den Eintragungen
im Fremdenbuche ersehen kann, wurden folgende Gipfel mit
Benützung der Hütte erstiegen: Langkofel 14mal (1895:38),
und zwar 12mal mit Führer (15 Touristen, 17 Führer) und
2mal führerlos (4 Touristen); Langkofeleck 2mal, und zwar
führerlos (6 Touristen); Fünffingerspitze 5mal (1895:16),
und zwar lmal mit Führer (1 Tourist, 1 Führer) und 4mal
führerlos (8 Touristen); Grohmannspitze lmal (1895: G),
und zwar ohne Führer (2 Touristen); Zahnkofel 5mal (1895:5),
und zwar 3 mal mit Führer (4 Touristen, 4 Führer) und 2 mal
ohne Führer (3 Touristen); Plattkofel 8mal (1895:3), und
zwar 4 mal mit Führer (4 Touristen, 4 Führer) und 4 mal führer¬
los (9 Touristen); Langkofelkarspitze lmal (1895:2) (1 Tou¬
rist, 1 Führer). — Im Ganzen wurden mit Benützung der Hütte
34 Gipfelfahrten ausgeführt, um 36 weniger als im vergangenen
Jahre. Ausser den oben genannten Gipfeln sind auch einige
Zacken des Plattkofelmassivs erstiegen worden. „Aus der Ost¬
wind des Plattkofels springt eine Rippe gegen das Plattkofel¬
kar vor, die zwei Felsthürme trägt, welche ungefähr nördlich
vom Nordgipfel des Berges liegen. Hoffentlich fallen sie noch
recht lange nicht der jetzt herrschenden Sucht zum Opfer,
jeden Zacken, der nur halbwegs Heimlichkeit mit einer Spitze
trägt, zu besteigen und dann unter klingendem Namen als ,sehr
schwierig' in die Literatur einzuführen." So schreibt Oscar
Schuster in seiner Abhandlung über die Langkofel Gruppe.*

* Zeitschrift dos D. u. Oe. A.-V." 189G, S. 315.

Der eine der Thürme ist jener Sucht glücklich zum Opfer
gefallen; ja, nicht nur er, sondern auch noch zwei seiner „Vor¬
gipfel" haben ihre „ersten Ersteiger" gefunden! Die akad.
S. Wien aber verzichtet auf eine derartige Vermehrung der im
Bereiche ihrer Hütte gelegenen Gipfel. — Einrichtung und
Verproviantierung der Hütte erfreuten, sich auch heuer all¬
gemeinen Lobes. — Zum Schlüsse sei erwähnt, dass — ab¬
gesehen von mehrfachen Nachbezeichnungen und Verbesserungen
schon bestehender Wege — ein guter Steig von der Hütte in
das Plattkofelkar hergestellt wurde, der wohl über kurz oder
lang seine Fortsetzung finden wird in einem Wegbaue durch
die Ostabstürze des Plattkofels. Dr. Hans Lorenz.

Plauoner Hütte. Die S. Vogtland-Plauen hat den Bau einer
Schutzhütte im Kuchelmooskare der Reichenspitz Gruppe be¬
schlossen. Die Hütte kommt auf den von Herrn Richter-
Niedergrund käuflich erworbenen und der Section überlassenen
Platz in einer Höhe von 2350 m. zu stehen. Geplant ist eine
Hütte, welche einen Vorraum, Keller, Küche, Führerraum,
Gastzimmer, 10 Zimmer mit 20 Betten und einen Führerschlaf-
räum für 10 Führer enthalten soll. Die Vorarbeiten sind bereits
in Angriff genominen, und die Section hofft, im Sommer 1898
die Hütte, welche Plauener Hütte heissen wird, einweihen
zu können. .

Die Habichthütte des Oesterr. Touristen-Club wurde — nach
Zeitungsberichten — am 7. d. M. durch einen Sturm ihres
Daches beraubt und auch sonst stark beschädigt.

Verkehr und Unterkunft,

Von Innsbruck in das Zillerthal. Viele Bergfreunde, welche
von Norden in das Zillerthal zu gehen beabsichtigen, verlassen in
Jenbach die Bahn und benützen die Post bis Mayrhofen, um von
dort aus in die inneren Gründe zu gelangen. Jedoch ist dies weder
der kürzeste, noch der interessanteste Weg, vielmehr ist nament¬
lich Solchen, welche im Zillerthale Hochtouren ausführen wollen,
auf dem nachfolgend geschilderten Uebergang die beste Gelegen¬
heit geboten, abgesehen von dem Vortheile der Kürze, sich eine
Vorübung im Steigen zu verschaffen. Fährt man nämlich mit der
Bahn bis Fritzens, so erreicht man von hier aus Wattens in 25 Min.
Daselbst ist für Unterkunft bestens gesorgt (Touristen-Gasthof und
Studentenherberge „zur Traube" von Simon Angerer sehr empfeh-
lenswerth). Von Wattens führt direct ein Weg über das Innser-
joch nach Lahnersbach und Hintertux in circa 7 St. Oder man
geht nach Weer und Weerberg, von da über das Geislerjoch