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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.22 (1896)
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Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

Nr. 21.

(bequemer Weg). Kurz vor der Jochhöhe befinden sich einige
Stöcke weissblühender Alpenrosen. Beim jenseitigen Abstiege
ist Vorsicht zu gebrauchen, da der Pfad schlecht und die Mar¬
kierung ganz ungenügend ist. Dieser U.ebergang nimmt circa 8 St.
in Anspruch. Beide Wege bieten herrliche Naturschönheiten
und prachtvolle Aussicht namentlich auf das Kalkgebirge. Wenn
der Aufbruch entsprechend, früh erfolgt, so ist die Möglichkeit
vorhanden, am nämlichen Tage noch die Weryhütte des Oe. T.-C.
zu erreichen (Ausgangspunkt für Riffler, Olperer, Gefrorene
Wand, Eiepensattel). Vielleicht genügen diese Zeilen, um den
bisher von wenig Alpenwanderern begangenen Wegen die Beach¬
tung des reisenden Publicums zu verschaffen, und dann wird
sich wohl auch eine Sectionsleitung finden, welche sich um Weg¬
verbesserung und Markierung annimmt. W. P., S.Traunstein.

Ueber die Telephonleitung Garmisch-Partenkirchen—Anger¬
hütte— Knorrhütte (Zugspitze) bringt der „Lois. Bote" einen
Bericht, dem wir Folgendes entnehmen: Die Leitung, meist
an Bäumen angebracht, geht über Graseck und Schachen, wendet
sich dann rechts und durchzieht das Rainthal bis zur Anger¬
hütte, indem sie die Lawinengräben in grossen Spannungen
überschreitet. Von hier aus sind 2 m. hohe eiserne Röhren be¬
nützt, in deren oberen Oeffnungen auf Holzklappen die Isolier¬
glocken sitzen. Auf diesen in die Felsen eingelassenen Trägern
schwingt sich nun die Leitung in fast directer Linie zur Knorr¬
hütte empor. In dem Nebenraume des Wirthschaftszimmers ist
das Telephon mit Läutwerk angebracht. Die drei Telephon¬
apparate nebst Zubehör sind von der Firma J. Rainer in Mün¬
chen kostenfrei geliefert worden. Die Linie ist von dem k. Tele-
grapheninspector Beringer im Plane festgestellt und unter
Leitung des Obertelegraphenwärters Achthaler ausgeführt
worden. Neu und interessant ist, dass nun die Besucher zweier
weit entfernten Unterkunftshäuser der bayrischen Alpen, jene
der Knorrhütte mit denen des Watzmannhauses, in telephoni-
schen Verkehr treten können. Wenn das Münchnerhaus voll¬
endet wird, wird auch dort das Telephon zur Erleichterung
der Arbeiten errichtet."

Pension für Wintersport. In Mürzzuschlag am Semmering,
wo seit einigen Wintern der Skisport am eifrigsten betrieben
wird, hat Herr Toni Seh ruf in seinem „Hotel Post" eine
Winterpension für Freunde des Wintersports eingerichtet. Der
Pensionspreis beträgt fl. 3.—, wofür ein Zimmer sammt Be¬
heizung, Frühstück, Mittag- und Abendessen, sowie freie Be¬
nützung von Schneeschuhen gewährt wird. Hinter dem Hotel
wird eine Skibahn eingerichtet, woselbst Anfänger das Schnee¬
schuhlaufen erlernen können.

Bahn PayerbachHirschwangPrein. Der Firma B. Egger
& Comp. in Wien wurde die Bewilligung zur Tracenrevision
für eine elektrische Bahn von der Südbahnstation Payerbach
nach Hirschwang und in die Prein ertheilt. Man hofft diese
Bahn, welche für den Besuch des schönen Höllenthaies und
des Raxgebietes eine besondere Bedeutung erlangen wird, im
Jahre 1897 zur Eröffnung bringen zu können.

Csorbasee-Drahtseilbahn. Die Direction der Kaschau-Oder-
bergerbahn giebt für unsere Vereinsmitglieder, welche sich durch
die mit Photographie versehenen Mitgliedskarten ausweisen,
ermässigte Fahrkarten aus, und zwar Hinfahrt: Czorba
Czorbasee fl. 1.—, Rückfahrt fl. —.75, Tour- und Retourkarte
fl. 1.50.

Luxuszug Wien—Meran und retour. Wie die „M. Z. tt erfährt,
wurden die Vereinbarungen für den in Aussicht genommenen
Luxuszug WienMeran und retour perfect. Die Einführung
desselben hängt von der Bereitwilligkeit der Internationalen
Schlafwagen-Gesellschaft ab, einen Restaurationswagen dem
Zuge beizustellen. Der neue Zug, welcher vorläufig vom 14. No¬
vember d. J. bis Ende April 1897 verkehren soll, wird bis
Meran nur 15 Aufenthalte (gegen gegenwärtig 65) haben, in
Wien jeden Samstag um 7 U. 10 früh abgehen und in Meran
10 U. 30 abends ankommen, in Meran jeden Dienstag um 7 U.
früh abgehen und in Wien um 10 U. abends ankommen. Diese
Tage wurden seitens der Bozen-Meraner Bahn beantragt, um bei
Doppelfeiertagen den bequemen Besuch Heraus zu erleichtern.

Ausrüstung.

Schneereifen und Kletterschuhe. R. Pf äff in München er¬
zeugt Schneereifen aus echten sogenannten „Peitschenstöcken"
(Felgenholz), die als zähestes Holz bekannt sind. Derselbe

Fabrikant erzeugt auch Kletterschuhe aus besten Manilla-
Schnürsohlen.

Tanninisierter Talg. Die Firma Carl Oertle, kgl. Hof¬
lieferant in Stuttgart, übersandte mir im heurigen Frühjahre
Proben ihres sogenannten tanninisierten Talges, der — nach ärzt¬
licher Vorschrift zubereitet — besonders den Zweck hat, Schweiss-
füsse widerstandsfähiger, allerlei Hautverletzungen u. dgl. an
den Füssen, auch Wolf, weniger schmerzhaft zu machen und
die Heilung derselben zu befördern. Ich habe die mir über¬
sandten Musterstücke ausprobieren lassen und dadurch die
Ueberzeugung gewonnen, dass der tanninisierte Talg für Fuss-
touristen sehr zu empfehlen ist; dies umsomehr, als er den
Fussschweiss nicht vertreibt. Besonders gut bewährt hat er
sich für empfindliche Damenfüsse, wenn man die Innen¬
seite der Strümpfe gut mit dem Talg einrieb, so dass die be¬
fettete Seite auf die Haut zu liegen kam. Der tanninisierte
Talg wird in sehr praktischen Blechdosen, welche so ein¬
gerichtet sind, dass man sich beim Einschmieren des Talges
die Finger nicht beschmutzt, geliefert. Eine Blechdose, welche
genug Talg für eine mehrwöchentliche Reise enthält, kostet
nur 40 Pfg. Prof. Pott.

Personal - Nachrichten.

J" Albert Knaffl. Vor Kurzem verschied in Graz Herr
Albert Knaffl, ein langjähriges, eifriges Mitglied der S. Graz.
Der Verstorbene bekleidete 1895 das Amt eines Rechnungs¬
prüfers und war auch in der Generalversammlung zu Stuttgart
wiedergewählt worden. Ehre seinem Andenken!

Wissenschaftliche Mittheilungen.

Die Bergkrankheit. In der „Deutschen Vierteljahresschrift
für öffentliche Gesundheitspflege", 28. Band, 3. Heft finden wir
aus der Feder des Dr. G. v. Lieb ig in München und Reichen-
hall einen trefflichen Aufsatz über dieses, die Leser unserer
„Mittheilungen" gewiss in erster Linie interessierende Thema,
welcher die Erscheinungen der genannten Krankheit wohl
vollständig einwandfrei erklärt. Dabei gründen sich die Aus¬
einandersetzungen mit auf praktische Versuche, die in pneu¬
matischen Kammern unter den gleichen Verhältnissen gewon¬
nen sind, unter denen die Bergkrankheit in der Regel auftritt.
Die Erscheinungen betreffen bekanntlich, wie die Abhandlung
ausführt, die Thätigkeit der Lunge und des Herzens und damit
die von dem Sauerstoffgehalte des Blutes unmittelbar ab¬
hängige Thätigkeit des Muskel- und Nervensystems und die
Blutvertheilung. Je nach der Empfindlichkeit tritt die Berg¬
krankheit schon in geringerer oder erst in grösserer Höhe auf,
die Athmung wird weniger ausgiebig, man bleibt häufig stehen,
um tief Athem zu schöpfen. Eine ungewohnte Schwäche tritt
in den Beinen auf, man muss immer nach einer geringen An¬
zahl von Schritten stillstehen, rasten, worauf in kurzer Zeit
das Gefühl der Kraft wiederkehrt, um bei fortgesetztem Steigen
sofort wieder zu erlöschen. Sucht man diesen Erscheinungen
nicht nachzugeben, so tritt peinliches Herzklopfen, Hämmern ,
der Schläfe ein, dann Athemlosigkeit, Flimmern vor den Augen,
bis ein herannahendes, unüberwindliches Schwächegefühl doch
zur Ruhe zwingt. Häufig tritt beim Anstiege eine Empfindung
von leichter Uebelkeit hinzu, körperliches Unbehagen, das uns
auf dem gewonnenen Gipfel den Appetit verdirbt; man ist ver¬
zagt und gleichgiltig gegen Alles, was sich etwa ereignen
könnte, auch gegen mögliche Gefahren. Wir übergehen die
Ausführungen, die der Verfasser für die weitere Steigerung der
Erscheinungen giebt, und ebenso die früher versuchten, in dem
Artikel kritisch beleuchteten Erklärungen der Bergkrankheit.
Nur das mag hervorgehoben werden, dass nicht der geringere
Sauerstoffgehalt der dünneren Luft die Schuld trägt, da die
Aufnahme des Sauerstoffes im Blute von dem Gehalte der Luft
an Sauerstoff in weiten Grenzen unabhängig ist. Das ein¬
zige Organ des menschlichen Körpers nun, dessen Thätigkeit
durch die Wirkung des Luftdruckes verändert werden kann,
sind die Lungen: Bei der Einathmung wird es den Athem-
muskeln durch die Mitwirkung des Luftdruckes ermöglicht,
die Lungen auszudehnen und ihre elastische Spannung zu
überwinden. Bei geringerem Luftdrucke werden daher die
Athemzüge unwillkürlich weniger tief, was in der Ruhe und
in nicht allzu grossen Höhen kaum, dagegen bei Anstrengungen
entsprechend zum Ausdrucke gelangt. Auch unter dem ge¬
wohnten Luftdrucke kann dies beim Ueberwinden steiler Hänge