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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.23 (1897)
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Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

Nr. 20.

Ueber die Herstellung wasserdichter Karten für touristische
und technische Zwecke. Versuche, mit Deckfarben angelegte
Flächen, wie sie auf Specialkarten der Staatsverwaltungen vor¬
kommen, zu fixieren, haben nebenbei das Resultat ergeben,
dass das gefundene Fixiermittel sehr tauglich sei, jede Karte
und jedes Papierblatt für touristische Zwecke wasserdicht zu
machen und die Widerstandsfähigkeit gegen äussere Einflüsse
zu erhöhen. Bei dick aufgetragenen Deckfarben versagen die
üblichen Fixiermittel der Aquarellmalerei; wie ich wusste,
waren Lacke verschiedener Art mit dem Erfolge angewendet
worden, dass sie die Karten fleckig machten. Mein Augenmerk
richtete sich deshalb auf das in der Photographie gerne als
sogenannter Kaltlack verwendete Zapon. Das käufliche Zapon
ist nicht durchwegs von gleicher Zusammensetzung; es besteht
gewöhnlich aus einer Lösung von Celluloid in Amylacetat und
Aceton; aber auch eine einfache Collodium-Amylacetatlösung
geht unter demselben Namen. Es zeigte sich bald, dass aceton-
haltige Lösungen nicht überall ohne Schaden anwendbar waren;
dagegen liefert Collodium und Celluloid, in Amylacetat gelöst,
gute Resultate. Ich ziehe die Celluloidlösung vor, weil sie einen
festeren Ueberzug liefert, der die Karte auch gegen Schrammen
schützt, sodann aber, weil Celluloid leicht zu haben ist und
gefahrlos im Brief versandt werden kann, während Collodium
vom Postversandt ausgeschlossen ist. Ausserdem besitzt heut¬
zutage wohl jeder reisende Amateurphotograph verdorbene
Celluloidnegative („Folien"), deren Unterlagen sonst fast werth-
los, für unsere Zwecke recht brauchbar sind. Amylacetat ist
durch jede Apotheke billig zu beschaffen; um den Lack her¬
zustellen, löst man in 50 g. dieser angenehm duftenden Flüssig¬
keit etwa 3 g. (d. i. eine halbe „Folie" 13 X 18 cm.) Celluloid.
Kleinere Karten kann man direct in das Zapon einlegen;
grössere übergiesst man mit einer reichlichen Menge desselben,
wobei man den Lack an einer Ecke aufgiesst, ihn langsam
nach der zweiten, dann nach der dritten und endlich nach der
vierten Ecke fliessen lässt, wo der Ueberschuss abtropft. Solche
Blätter sind aufgehängt zu trocknen. Einzelne Stellen lassen
sich mit dem Pinsel bearbeiten; bei aufgezogenen Karten ist
es vorteilhaft, jedes Feld einzeln zu fixieren. Man umziehe
zunächst mit dem (vom Zapon) sehr nassen Pinsel die Um¬
risse und fülle darauf die Flächen aus. An Lack darf man
nicht sparen; auf der frisch angelegten Fläche sollten Pinsel¬
striche nicht sichtbar sein. Das Blatt bleibt während der Be¬
handlung und zum Trocknen horizontal auf dem Tische liegen.
Bei der ganzen Anwendung müssen die Farben und das Papier
sehr trocken sein; Feuchtigkeit verursacht unschöne Flecken.
Die aufgetragene Zaponschicht kann durch Reiben mit Aether
wieder entfernt werden; selbstverständlich leiden darunter aber
die Deckfarben. Im Uebrigen könnte man statt der Amyl-
acetatlösungen auch Aetherlösungen verwenden; aber diese
haben den Nachtheil, allzuschnell aufzutrocknen und dadurch
die gleichmässige Vertheilung des Lackes und die locale An¬
wendung desselben zu erschweren. Flächen, die mit gewissen
Farben, wie Methylviolett und Eosin, stark bedeckt sind, können
mit Zapon nicht behandelt werden; solche Farben kommen
aber auf guten Karten nicht vor.- Als besonders wichtig hebe
ich hervor, dass die Maassstäbe auf den Blättern durch den
Lack nicht geändert werden; die Farben behalten ihre relativen
Werthe, nur das Weiss kann je nach dem verwendeten Celluloid
einen schwachen Gelbstich annehmen, der aber niemals stören
wird; ebenso ist eine ungleiche Dicke der Lackschicht nicht
zu bemerken. Dr. E. Englisch-Stuttgart.

Ueber die Ersteigung des Mount Elias in Alaska erfuhr ein
Mitarbeiter der Agentur Reutter, welchen der auf der Rück¬
reise befindliche Herzog der Abruzzen in London empfieng,
eine Reihe interessanter Einzelheiten, welche der „Daily Tele¬
graph" vom 13. September nachdruckte. Wir entnehmen diesem
Berichte das Folgende: Die Expedition verliess Liverpool am
24. Mai d. J. und reiste über New-York und San Francisco
nach ihrem eisigen Ziele. Am 23. Juni wurde zu Point Manby
an der alaskischen Küste gelandet. Die Expedition bestand aus
dem Herzog der Abruzzen, dem Marineofficier Umberto Cagni,
dem bekannten Alpinisten Cavaliere Gonella, dem berühm¬
ten Hochgebirgsphotographen Sella, dem Med. Dr. Filippe
und fünf Führern. Sofort nach der Landung begann der un¬
gemein schwierige Transport der Ausrüstung über die zum
grössten Theile mit weichem Schnee bedeckten Gletscher des
alaskischen Festlandes. 38 Tage härtester Arbeit — auf grosse

Strecken musste an steilen Eishalden und über zerrissene Glet¬
scher Alles getragen werden — waren nöthig, um nur an den
Fuss des Mount Elias zu kommen. Am zwölften Tage, während
der Ueberschreitung des Malaspinagletschers, begegnete man den
Mitgliedern der Expedition des Amerikaners Bryan, welche
von einem missglückten Versuche zur Ersteigung des Mount Elias
zurückkehrten. Am 30. Juli wurde der Anstieg zu dem den
Mount Elias von seinen niedrigeren Nachbarn trennenden Sattel
(12.400 Fuss) angetreten. Auf diesem blieb man bis 1 U. des
nächsten Tages, dann begann der eigentliche Anstieg. Dessen
Hauptschwierigkeiten bestanden in dem Schleppen der Lasten,
die natürlich auf das geringste Ausmaass eingeschränkt waren.
Bios zwei Zelte, Lebensmittel für zwei Tage, Ueberröcke und
Schlafsäcke wurden mitgenommen. Jeder der Theilnehmer und
Führer, auch der Herzog, trug die auf ihn entfallende Last,
welche 2550 Pfund per Mann betrug. Aber auch der Anstieg
bis zum Sattel selbst war schon steil und schwierig. Jeder
der Theilnehmer brach wiederholt in die oft riesigen Spalten,
allein da stets mit dem Seile und dem Aufgebote aller mög¬
lichen Vorsicht gegangen wurde, war es möglich, jeden Unfall
zu vermeiden. Kurz nach Mitternacht wurde zur Bewältigung
der letzten 6000 Fuss Höhe aufgebrochen. Bald machten sich
die Einflüsse der verdünnten Luft geltend, das Athmen wurde so
mühsam, dass die Alpinisten in kurzen Intervallen immer einige
Minuten rasten mussten. Mit Ausnahme des Herzogs, des Herrn
Sella und zweier Führer, welche — obwohl auch ermüdet,
doch sonst in vortrefflichem Befinden — den Gipfel erreichten,
hatten Alle ganz empfindlich zu leiden. Der Gipfel, dessen
Höhe man mit 18.100 Fuss bestimmte, wurde um 11 U. 50
mittags erreicht. Der Anstieg vom Sattel aus hatte genau
11 St. gedauert. Das Wetter war absolut tadellos, die Aussicht
über alle Beschreibung schön. Man blieb iy 2 St. auf dem Gipfel,
während welcher Zeit Herr Sella mehrere prächtige Aufnahmen
machte. Der. Abstieg zum Sattel wurde in '2 1 / 2 St. durchgeführt,
die Nacht dort zugebracht und am folgenden Morgen an den
Fuss des Berges abgestiegen. Die Rückreise zur Küste gieng
jetzt flotter von statten, schon in 10 Tagen kam man an das
Meer und konnte die Heimfahrt antreten.

Auf dem Ararat ist der Lehrer der Arzneikunde St ob er
aus Wladikawkas erfroren. St ob er hatte sich einer Expedition
angeschlossen, welche von Theilnehmern des Moskauer geogra¬
phischen Congresses veranstaltet wurde.

In St. Martin am Schneeberg (Passeierthal) wurden nach
einer Mittheilung der k. k. Bergbaubetriebsleitung folgende
Gegenstände gefunden: 1. Eine Karte auf Leinwand aufgezogen:
Oetzthal und Stubai, 1 : 50.000, herausgegeben vom D. u. Oe.
Alpenverein 1896; 2. Handbuch für Reisende von K. Bädeker,
Südbayern, Tirol und Salzburg etc., 27. Aufl. vom Jahre 1896.
Die Eigenthümer dieser Gegenstände mögen sich unter Angabe
ihrer Adresse an die Pächtersleute des ärarischen Gasthauses
(Adresse: Frau Agatha Götsch, Wirthin zu St. Martin am
Schneeberg, Post Sterzing) wenden.

Automatische Schlossapparate. Die „Unternehmung für
automatische Schlossapparate" in Wien, V., Wienstrasse 79,
erzeugt Geldsammelbüchsen, die, in verschiedensten Formen
aus durchaus solidem Metalle hergestellt, so eingerichtet sind,
dass ihr Inhalt nur vermittelst eines eigenen, automatisch zu
öffnenden und schliessenden „Transporteurs" entleert und, ohne
dass der Transportierende mit dem Inhalte in Berührung kommen
kann, nach einer Sammelstelle gebracht wird. Diese Apparate
wären etwa für jene Schutzhütten zweckmässig, zu denen aus
irgend welchen Gründen der Hüttenwart nicht mehr selbst ge¬
langen kann und Fremde schicken muss, eventuell auch wenn
zu bestimmten Zwecken an verschiedenen Orten Sammelbüchsen
aufgestellt werden sollen. Die Unternehmung schickt auf Wunsch
unentgeltlich Preislisten etc.

Fahne auf der Frau Hittfigur (Karwendel). In Nr. 17
brachten wir eine kurze Notiz über die auf der Frau Hitt an¬
gebrachte Fahne. Hiezu erhalten wir folgende nähere Mit¬
theilungen: „Die drehbare Eisenfahne auf der Frau Hitt wurde
von den Herren V. Plazzeriano, Adalb. Angermaier und
Jos. Vareschi erbaut und der Tiroler Bergsteigergesellschaft
„Alpler" in Innsbruck gewidmet. Die Eisenstange misst sammt
dein Tiroler Adler an der Spitze 6 m. und ist 35 cm. in den
Fels eingelassen; die Querstange ist 3-9 m. lang und 90 cm.
breit. Die Jahreszahl 1897 erscheint ausgeschnitten, während
die Abzeichen der „Alpler" und des Oe. T.-C. mit Oelfarbe auf-