Nr. 20.
Mittheilungen dos Deutschen und Oestcrreichischen Alpenvercins.
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gemalt sind. Die Fahne wiegt insgesammt 78 kg. und trägt
noch eine vernickelte Widmungstafel. Bemerkenswerth erscheint,
dass der Vater des Angermaier anfangs der Vierzigerjahre als
einer der Ersten die Figur erstieg. Mitte der Vierzigerjahre
wurde ein hölzerner Andreas Hofer aufgestellt, der aber bald
demoliert wurde, ebenso der 1885 errichtete Drehspiegel. Seit
1893 befindet sich am Gipfel ein Gipfelbuch des Akad. Alpen¬
club Innsbruck. Plazzeriano ist Mitglied der „Alpler" und
des Oe. T.-C, während die beiden anderen Herren keinem
alpinen Vereine angehören."
Anton Depaoli.
Literatur.
Fritz Benesch: Specialführer auf den Schneeberg.
Mit
13
Originalbildern und 1 Karte. Artaria & Co., Wien. Preis
fl. 1.80.
Raxalpe und Schneeberg sind seit dem Beginn des so¬
genannten „touristischen Aufschwunges" die Lieblingszielo der
Wiener Bergsteiger, vorzugsweise, wenn es sich um Eintags¬
ausflüge handelt. Wer vor Jahren Benesch' trefflichen Rax-
führer in die Hand bekam, fragte unwillkürlich, wann denn
das gleiche vorzügliche Vademecum für den königlichen Bruder
der Rax, für Niederösterreichs höchsten Gipfel, den Schneeberg,
erscheinen würde. Nunmehr liegt dieses längst erwartete, wirk¬
lich dringend nothwendig gewordene Büchlein vor uns, und
dass wir es nur gleich sagen: es ist gleich vorzüglich wie sein
Vorgänger, gleich musterhaft und gleich erschöpfend, fast möch¬
ten wir sagen noch gründlicher, wenn dadurch nicht eine ganz
ungerechtfertigte Kritik des Raxführers ausgesprochen würde.
Mit liebevoller Gründlichkeit und bei möglichster Knappheit
der Darstellung in angenehmster Sprache behandelt Benesch
sämmtliche Anstiege, sowohl die vielbegangenen, wie auch die
weniger betretenen, insbesondere aber auch die fast unbekannten
Wege und Routen mit sämmtlichen Varianten. Als besonderer
Vorzug muss es bezeichnet werden, dass alle Wege, zu deren
Begehung eine genaue Orientierung nöthig ist, auch für den
Abstieg geschildert sind, und ebenso, dass Benesch auch bei
diesem Führer jeder einzelnen Route eine Classification bei¬
gegeben hat, die den Benutzer des Buches sofort in die Lage
versetzt, sich über den Schwierigkeitsgrad zu orientieren. Die
plastische Darstellungsweise wird kräftigst unterstützt durch
fünf vorzügliche Lichtdruckbilder und acht Textautotypien,
nach Aufnahmen des Verfassers, deren geschickte Auswahl ein
charakteristisches Gesammtbild des schönen Berges ermöglicht.
Die dem Buche beigegebene Karte (1 : 50.000), welche alle mar¬
kierten Wege in Originalfarben enthält, ist durch den Verfasser
eingehendst revidiert und vervollständigt. Das treffliche Buch
muss als die beste Arbeit über den Beherrscher Niederösterreichs
bezeichnet werden, die selbst dem genauen Kenner des Gebietes
viel Neues bringt und dem schönen Berge gewiss zahlreiche
neue Freunde verschaffen wird. ■
Festschrift
der
S.
Klagenfurt
zum 25 jährigen Bestände.
Klagenfurt 1897, F. v. Kleinmayr.
Die wackere, unermüdliche S. Klagenfurt, unter deren um¬
sichtiger Leitung und liebenswürdiger Gastfreundschaft die
heurige Generalversammlung stattfand, hat in diesem Jahre das
erste Vierteljahrhundert ihres Bestandes vollendet; die vor¬
liegende, geschmackvoll ausgestattete Festschrift bildet das
bleibende Andenken an dieses im Sectionsleben wichtige Er-
eigniss. Die S. Klagenfurt ist mit dem König der Tauern, dem
herrlichen Glockner so innig verknüpft, dass es begreiflich er¬
scheint, wenn der Glockner und die für dessen Erschliessung
aufgewendete, erfolgreiche Arbeit den Haupttenor des von Herrn
August v. Jaksch bearbeiteten Berichtes bilden. Das Glockner¬
haus war die erste und die bedeutendste Unternehmung der
S. Klagenfurt, seine Erhaltung, Ausgestaltung und Vervollkomm¬
nung bildete bis heute die vornehmste Aufgabe, und nunmehr
setzt die rührige Section ihre ganzen Kräfte für das Zustande¬
kommen der Strasse von Heiligenblut zum Glocknerhause ein.
So sind denn auch von den vier schönen Lichtdrucken, welche
die Festschrift zieren, zwei dem Glockner gewidmet: Unser
Kaiser auf der Franz Josefshöhe, 7. September 1856; erste Er¬
steigung des Grossglockners durch Cardinal Fürst Salm, 1799,
und auch das Porträt des Malers Marcus Pernhart gehört zur
Glocknergeschichte. Das vierte Bild zeigt die Porträts des
ersten Ausschusses der S. Klagenfurt im Jahre 1872. Interessant
sind die statistischen Daten. Die Hütten der S. Klagenfurt wur¬
den seither von 50.092 Personen besucht; die Gesammtausgaben
der Section betragen ö. W. fl. 164.363.—. Die Mitgliederzahl
betrug Ende 1806 237. Möge die wackere Section mit gleicher
Energie und Thatkraft weiteren Erfolgen entgegengehen, zum
Nutzen und zur Freude aller Bergfreunde und des schönen
Kärntnerlandes.
Florian Hintner: Alpenscheu und Naturfreude im
deutschen Mittelalter.
Sonderabdruck aus der Oesterr.-Ung.
Revue, 21. Band.
„Das Naturgefühl, das Empfinden und Geniessen des Natur¬
schönen ist, wie alle Erkenntniss des Schönen, erst das Ergeb-
niss vielverschlungener und verwickelter Culturvorgänge." Der
Naturmensch steht den Vorgängen und Erscheinungen in der
Natur mit Scheu gegenüber, der Culturmensch sucht ihr Wesen
wissenschaftlich zu ergründen und strebt, ihre Schönheit zu
begreifen; er findet in ihren lieblichen und gewaltigen Ein¬
drücken den Wiederhall seiner eigenen Stimmungen. — Einen
anziehenden Beitrag zur Entwicklung des Naturgefühles bei
den Deutschen bietet die vorliegende Abhandlung, die den
Spuren empfindsamer Naturbetrachtung in der Poesie des
deutschen Mittelalters nachgeht und zu recht bezeichnenden
Ergebnissen gelangt. Für das Grossartige in der Natur erscheint
der Germane des Mittelalters wenig empfänglich. Die wilde
Erhabenheit der Bergwelt, die hehre Pracht des Hochgebirges
findet verschlossene Sinne. Nirgends begegnen wir in den Dich¬
tungen der Amelungensage, deren Kämpfe und Abenteuer die
Alpen zum Schauplätze haben, einem bewundernden Aufblick
zu Fels und Firn, zu ragenden Wänden und schimmernden
Schneefeldern, nirgends erklingt ein Ton zum Preise der blauen
Zinnen und der grünen Seen. Nur Grauen wecken die Berge
im Beschauer; Riesen und Zwerge hausen in Fels und Schlucht;
Lindwürmer lauern in den Höhlen. Nicht zu Lust und Kurz¬
weil, nur zum Kampfe reiten die Helden in die Berge. Der
Dichter findet nur für blumige Auen, kühle Brunnen und
schattende Linden preisende Worte, während er für die Gross-
artigkeit der Alpenwelt nichts als befangenes Staunen hat:
„Höhern Berg ich nimmer sah bei allen meinen Zeiten!" Aehn-
liche Verständnisslosigkeit für die Romantik der Alpen wie
hier die Poesie zeigen auch noch die Reiseschilderungen am
Ausgange des Mittelalters. So hebt auch Felix Fabri nur den
Reiz der blühenden Alpenthäler hervor, während die Berge
ihm „furchtbar" erscheinen. Dabei aber lässt sich herzliche
Naturfreude dem Deutschen des Mittelalters keineswegs ab¬
sprechen. Nur ist sie mehr dem Holden, Lieblichen zugewandt.
Tausend Stimmen erheben sich in der Dichtung zum Preise
der lichten Sommertage, der blühenden Heide, des blumigen
Angers, des hellen Vogelsangs im Waldesgrün. — Eine er¬
schöpfende Sammlung von Belegen, die das ganze Gebiet
mittelalterlicher Dichtung von den spätlateinischen Poeten bis
zum Volkslied des 15. Jahrhunderts umfasst, bildet die Grund¬
lage für die feinsinnigen Ausführungen über diesen Theil des
Themas. Auf die gehaltvolle, schöngeschriebene Abhandlung,
von der eine beschränkte Anzahl von Abdrücken zum Preise
von 1 M. von der Buchhandlung Otto Fischer in Laibach ab¬
gegeben wird, sei hiemit empfehlend aufmerksam gemacht.
~W.
In luftigen Hüh'n. Skizzen aus dem Bergsteigerleben.
Die Jungfrau und das Berner Oberland.
Von Theodor
Wundt.
Unter diesem Titel giebt die S. Berlin unseres Vereins
Wundt's neuestes alpines Bilderwerk heraus, das, wie der
Titel sagt, diesmal die Eisregionen des Berner Oberlandes zum
Gegenstande seiner Darstellungen hat. Wie die paar Prospect-
bilder zeigen, steht wieder eine gediegene Leistung der alpinen
Lichtbildnerei zu erwarten. Das Werk erscheint Anfang Novem¬
ber im Verlage von Raimund Mit scher in Berlin.
Dr. Carl Reiser: Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Algäus.
Kempten, Jos. Kösel'sche Buchhandlung.
Dieses sehr fleissig bearbeitete Sammelwerk ist bereits bis
zum Beginn des
II.
Bandes vorgeschritten, dessen erstes Heft
nunmehr vorliegt. Das neunte Heft enthält das Ortsregister,
Namensregister und Inhaltsverzeichniss des
I.
Bandes. Man
muss dem emsigen Herausgeber wirklich das Zeugniss ausstellen,
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