/ 304 pages
Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.25 (1899)
Search


188

Mittheilungen des Deutschen und Oesterr eichischen Alpenvereins.

Nr. 15.

Der erste Präsident des Alpenvereins antwortete mit einem
schwungvollen Toast auf den Landesfürsten, worauf noch andere
Reden, sowie die Einweihung durch den Dechant des Thaies
und die Besichtigung der Hütte erfolgten. Die solide Bauführung
und die prächtige Einrichtung fanden allgemeinen Beifall, nicht
weniger die prachtvolle ßundsicht vom Gipfel, der von der Hütte
auf neuangelegtem, beqiiemem Pfade in 10 Min. leicht erreichbar
ist. Ein fröhliches Mittagsmahl, welches dem Können der Wirth-
schaftspächterin, Gertraud Gasteiger, alle Ehre machte, be¬
endete die Feier auf der Hütte, denn man musste aufbrechen,
um rechtzeitig zur geselligen Zusammenkunft anzulangen, welche
abends in der grossen, hochräumigen Glasveranda des Gasthofes
„zur Post" stattfand. Die Vertreter des Ortes, die zahlreichen
Sommergäste, die Vertretungen der Sectionen Bruneck, Chemnitz,
Cassel, eine grosse Zahl von Mitgliedern des Alpenvereins füllten
die Veranda und die Nebenlocalitäten bis auf das letzte Plätzchen.
Schwungvolle Reden, Streichmusik, Nationalgesang, Schuhplattler,
Feuerwerk trugen dazu bei, den Abend zu einem genussreichen,
wohlgelungenen zu machen. Die grosse Zahl Glückwunsch¬
schreiben und viele Telegramme bewiesen die Sympathie, deren
sich die strebsame Section in weiten Kreisen erfreut.

Höhenwanderungen In den Karawanken. Der neue, von
der S. Krain erbaute Höhenweg von der Spitze des Mittags-
kogels zur Baba wurde am 23. Juli d. J. eröffnet. Die Theil-
nehmer, welche in stattlicher Anzahl in der Berthahütte der
Schwestersection Villach übernachtet hatten, wo sie deren Vor¬
stand, Ingenieur Wa 11 h e r, begrüsste, führten die Höhenwanderung
über die Spitze des Mittagskogels durch und trafen bald nach
Mittag in der Golicahütte ein. Die kurze, in Nr. 13 der „Mit¬
theilungen" enthaltene Beschreibung des Weges bedarf einer
Richtigstellung dahin, dass die Nebenspitze des Mittagskogels
an der Südseite und nicht an der Nordseite umgangen wird.
Diese Abweichung von der geplanten Anlage hatte sich im Ver¬
laufe des Wegbaues als praktisch erwiesen, weil infolge dessen
die Gangbarkeit des Steiges durch den Winterschnee viel weniger
behindert wird. Die Höhenwanderung, welche durch prächtiges,
wenn auch sehr heisses Wetter begünstigt wurde, fand ausser-
ordentlichen Beifall bei allen Theilnehmern. Im Abstiege vom
Mittagskogel kann der neue Steig als ein prachtvoller, hoch¬
alpiner Spaziergang bezeichnet werden; die bequeme, mehrfach
mit Drahtseilen versicherte Steiganlage, welche ihrem Schöpfer,
dem Jäger Gregor Rabic in Mojstrana, alle Ehre macht, ver¬
mittelt in der reizendsten Weise den Einblick in die nahe und
ferne Umgebung. Die Scenerie lässt lange an Wildheit nichts zu
wünschen übrig; ein kühner Wandsteig und der prächtige Ueber-
gang über die tiefeingerissene Skerbinascharte sind Schaustücke
des alpinen Wegbaues. Im Abstiege zum Mlincasattel verlässt
man das Felsgebiet; der weitere Weg verläuft in grüner Land¬
schaft und bietet neben der herrlichen Aussicht, welche den
ganzen Höhenweg auszeichnet, sehr viel Abwechslung. In der
Golicahütte war ein Drahtgruss des Central-Ausschusses zur
Wegeröffnung eingetroffen, welcher mit grösstem Beifall auf¬
genommen wurde.

Eröffnung des neuen Taschachhauses. Die S. Frankfurt a. M.
versendet ihre Einladung zu den am 3., 4. und 5. September 1899
stattfindenden Festlichkeiten zur Feier des 30jährigen Stiftungs¬
festes der am 3. September 1869 gegründeten Section und zur
Einweihung des neuerbauten Taschachhauses im Pitzthale. Das
Festprogramm lautet: Sonntag den 3. September 1 U.: Fest¬
essen im Gasthof „zur Post" in Imst; 4 U.: Abmarsch nach
Wenns im Pitzthale. Abendunterhaltung daselbst im Gasthofe
„zum rothen Ochsen" und in der Post". Montag den 4. Sep¬
tember 7 U.: Abmarsch in das innere Pitzthal nach St. Leon-
hard, Planggeros und Mittelberg, woselbst Abendunterhaltung
in Kirscbner's Gasthof in Mittelberg. Dienstag den 5. September
6 U.: Abmarsch nach dem Hüttenfestplatze. Eröffnung des neuen
Taschachweges: 10 XL: Einweihung des neuen Taschachhauses;
11 U.: Frühstück, dargeboten von der Section. Nachmittags
Rückmarsch nach Mittelberg. Abends Schlussfeier daselbst. Das
neue Taschachhaus wird erst im nächsten Frühsommer dem
allgemeinen Verkehre übergeben. In diesem Jahre dient zum
Ueb ernachten noch die alte Taschachhütte. — Anmeldungen
zur Theilnahme an den Festlichkeiten werden bis 20. August
an die Sectionsleitung in Frankfurt a. M. erbeten.

Der Ansschnss der S. Frankfurt a. M. de» D. n. Oe. A.-V.:
Prof. Dr. Petersen, I. Präsident.

Weg auf das Rotheck. Die S. Graz hat in diesem Sommer
in ihrem Arbeitsgebiete in den Niederen Tauern durch die Her¬
stellung einer Steiganlage auf das bisher ziemlich schwierig zu¬
gängliche, 2743 m. hohe Roth eck eine neue, dankenswerthe
Aufgabe gelöst. Die mit Farben- und Pflockmarkierung, sowie
mit Wegtafeln versehene und stellenweise durch Drahtseile ver¬
sicherte Route führt von der Grazerhütte durch den Preber-
kessel und das Mühlbachkar auf den Gipfel und durch das
Maarkar und den Prebergraben entweder zurück zur Hütte
oder hinaus zum Tauernwirth in der Klausen. Den Besuchern
der herrlich gelegenen Grazerhütte ist somit ausser dem Preber
und Predigtstuhl nunmehr im Rotheck noch ein dritter Gipfel
erschlossen, welcher den beiden erstgenannten sowohl an Schön¬
heit der Aussicht, als auch an abwechslungsreichen Bildern
während des Weges ebenbürtig zur Seite steht. Die Eröffnung
der Steiganlage ist in den Tagen vom 15.—17. September d. J.
geplant und wird hierüber Näheres noch rechtzeitig veröffent¬
licht werden. Die Grazerhütte, in welcher man vorzüglich
untergebracht ist, wird alljährlich vom 15. Juni bis 15. October
bewirthsehaftet und ist ausserdem mit Conserven verproviantiert.

Die Hildesheimerhütte wird seit dem 1. August durch die
Schwester des Christian Fiegl von der Windacheralpe bewirth¬
sehaftet. — Der neue Weg zur Hütte ist noch nicht ganz
vollendet, da auf der letzten Strecke noch Schnee lag. Jedoch
soll er im Laufe des August vollendet werden. Der Weg ist
aber, besonders im Aufstieg, schon jetzt gut gangbar.

Eine Schutzhütte in der Hornbachkette. Eine der schön¬
sten Gruppen des Allgäus, die eine Reihe hervorragender Hoch¬
gipfel zählt und bisher in ihrer ganzen Ausdehnung von 13 */ 2 km.
nicht die geringste Unterkunft bot, scheint nun ebenfalls der
Erschliessung entgegenzusehen. Es ist dies die Hornbachkette,
welche eine Abzweigung des Allgäuer Hauptkammes nach Osten
darstellt und die nördliche Begrenzung des mittleren Lechthales
bildet. Der Akademische Alpenverein „München" hat,
sicherem Vernehmen nach, diese Gruppe als Arbeitsgebiet aus¬
ersehen und gedenkt im kommenden Jahre eine Schutzhütte im
Wolfebnerkar auf der Südseite der Hornbachkette. zu bauen.
Dieser Plan ist im Interesse der Erschliessung sowohl dieser
Gruppe, als auch des noch viel zu sehr vernachlässigten, herr¬
lichen mittleren Lechthales nur mit Freuden zu begrüssen.

Aus dem Allgäu. Der Ausschuss der S. Oberstaufen giebt
bekannt, dass in der im oberen Lanzenbachthale gelegenen
Musteralpe „Ziehe" des Herrn Commerzienrathes L. Hub er in
Kempten Conserven in grosser Auswahl, sowie Flaschenweine
gelagert sind, welche zum Selbstkostenpreise nur an Touristen
abgegeben werden. Die „Ziehe" bildet dadurch eine angenehme
Station für die Besteigung des höchst lohnenden Hochhädrich
sowohl, wie auch für sonstige Wanderungen in dem interessanten,
alpenrosenreichen Lanzeubachthale. — Im Anschlüsse hieran
wird noch mitgetheilt, dass auch in Riescher's, auf der Südseite
des Hochgrates, 10 Min. unterhalb des Gipfels gelegenen Alpe
Wein, Schinken, Wurstwaaren etc. bei freundlicher Bedienung
zu bescheidenen Preisen zu haben sind.

hrerwesen.

Bergführer in Vorarlberg. Auf Vorschlag der S. Vorarlberg
wurden von der k. k. Bezirkshauptmannschaft Bludenz zu Berg¬
führern autorisiert: Joh. Jos. Roth, Franz Ganahl und Franz
Gantner, alle in Schruns, und Joh. Adam Maurer in Nenzing.

Verkehr und Unterkunft,

Eine Bahn in das Stubaithal ist seit Langem Gegenstand
eingehender Berathungen. Nunmehr hat am 16. Juli in Mieders
eine Versammlung stattgefunden, bei welcher beschlossen wurde,
an die Regierung das Ansuchen zu stellen, dass die geplante
Strasse in das Stubaithal so gebaut werden möge, dass sie auch
für die Anlage einer Kleinbahn benützt werden kann, welche
auf der Brennerstrasse zur Stefansbrücke und von dort über
Telfs, Fulpmes, Mieders und Schönberg nach Matrei führen soll.

Montblancbahn. Die Idee einer Bahn auf den Montblanc
ist nicht neu, nur ein neuer Plan liegt wieder einmal vor: In¬
genieur Fahre hat um die Erlaubniss zum Bau einer Bahn auf
den Montblanc angesucht, welche als 11 km. lange, fast durch¬
aus als Tunnel in festem Fels getriebene, mit zwölf, durch
eigene Tunnels erreichbaren Stationen versehene, elektrische
Zahnradbahn gedacht ist.