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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.26 (1900)
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MITTHEILUNGEN

DES

DEUTSCHEN UND OESTERREICHISCHEN ALPENVEREINS.

Die Hittheilungen erscheinen am 15. und letzten jeden Monats.

Die Mitglieder des Vereins erhalten dieselben unentgeltlich.

Für Nichtmitglieder mit Postversendung:

7 K .20 h = 6 M. = 8 Fr.

Preis der einzelnen Nummer 30 h = 25 Pf.

Schrift leitung: Wien, 7/1 Kandlgasse 19-21.

Reclamationen und Adressenmeldungen sind an die Sections-

leitungen zu richten.
Gesammt-Auflage 50.000.

Alleinige Anzeigen-Annahme

hei Rudolf Mosse, Wien, L, Seilerstätte 2: München, Pro¬
menadeplatz 16; Berlin, SW., Jernsalemstrasse 48M9;
ferner in Breslau, Chemnitz, Cöln, Dresden, Frankfurt a. II.,
Halle a. S., Hamburg, Hannover, Leipzig, London, Magdeburg,
Mannheim, Nürnberg, Prag, Strassburg, Stuttgart, Zürich.

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72 h = 60 Pf. für die viergespaltene Nonpareille-Zeile.

Nr. 22.

Für Form und Inhalt der Aufsätze sind die Verfasser verantwortlich.

München-Wien, 30. November.

1900.

Rundschreiben.

Wir beehren uns bekanntzugeben, dass die Kanzlei
des Central-Ausschusses in München am 15. December
1900 geschlossen und jene des Central-Ausschusses
in Innsbruck am I. Januar 1901 eröffnet wird. In
der Zwischenzeit vom 15.—31. December 1900 bitten
wir alle Zusendungen zur Meidung von Verlusten
und Störungen gütigst unterlassen zu wollen.

In dem Zeitpunkte, in dem der Central-Ausschuss
in München seine Thätigkeit beendet, fühlt sich der¬
selbe gedrungen, für das ausserordentliche Vertrauen,
das ihm in den drei Jahren seiner Amtsthätigkeit

München, den 30. November 1900.

von den Sectionsleitungen sowohl als von den Mit¬
gliedern des Gesammtvereins in so reichem Maasse
zutheil geworden ist, für alle Beweise persönlicher
Liebenswürdigkeit und Zuneigung, die das Arbeiten
so leicht gemacht haben, den aufrichtigsten und
wärmsten Dank auszusprechen. Allen Mitgliedern
des Central-Ausschusses München werden die Jahre
18981900, in welchen es ihnen gegönnt war, dem
Blühen und Gedeihen des Deutschen und Oester-
reichischen Alpenverems ihre Kräfte zu leihen, in
schönster und dankbarer Erinnerung bleiben.

Der Central-Ausschuss.

Bergfahrten im Occupationsgebiete.

Von Ing. Eduard Pichl in Wien.

Da lag er nun grinsend vor mir, der dicke Strich durch
meine diesjährigen Urlaubspläne: die Einberufungs-
karte zur vierwöchentlichen, bei der Gebirgsartillerie in
Mostar abzuleistenden Waffenübung. Warmfühlende
Herzen bemühten sich redlich, mir die Annehmlich¬
keiten der tropischen Julihitze, die gewürzt wird durch
die Liebkosungen neckischer Stechfliegen, der Papa-
tacis, in den glühendsten Farben zu schildern, von den
Beschwerden des Manövrierens im Karst, der von
räuberischen Hercegovzen nur so wimmle, gar nicht
zu reden, so dass schwächer veranlagte Seelen wohl
mit bangem Gemüthe der Zukunft entgegengesehen
hätten. Doch bei mir bedurfte es keines Trostes,
sollte sich doch eine neue Welt mit allen Tugenden
und Lastern des Orients, ein Land der Berge, über
dem seltsamerweise trotz der sich in den letzten
Jahren häufenden touristischen Forschungsreisen noch
immer der romantische Schleier des Unbekannten
und Abenteuerlichen liegt, vor mir aufthun und mir
ungesuchte Gelegenheit geben, ein echtes Stück Mor¬
genland zu schauen und in die Geheimnisse der
bosnisch-hercegovinischen Bergwelt einzudringen.

Durch die kalten, wallenden, der Save mit ihren
trostlos öden Uferlandschaften entsteigenden Morgen¬
nebel hindurch, an dem freundlichen Maglaj vorbei, um
das interessante Felsennest Vranduk herum, pustete
das Dampfross, bis nach 32 stündiger Fahrt der Zug
mit mir in die hügelumkränzte Stadt der Paläste, in
die Landeshauptstadt Bosniens: Sarajevo, einrollte.

Dem Abendländer bietet sich wohl selten Ge¬
legenheit, streng europäische Bauai't, modernes Leben
und nordische Cultur so scharf auf mohammedanischen
Styl und orientalische Sitten prallen zu sehen, wie
hier, und darin unterscheidet sich Sarajevo wesent¬
lich von den übrigen Städten Bosniens und der
Hercegovina.

Hier die stolzen hohen Steingebäude mit grell-
rothen Ziegeldächern, knapp daneben verlotterte
türkische Baracken als Ueberreste entschwindender
Vergangenheit, und mitten in dieser europäischen,
türkischen und maurischen Umgebung widerhallt der
geschäftige Schritt des elegant gekleideten Gross¬
städters und der des armen bosnischen Schluckers
einträchtig neben dem Wagengerassel des würde-