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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.27 (1901)
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Nr. 3.

Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins.

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20 behördlich autorisierte Bergführer. Die neuautorisierten Führer
Gantner und Ganahl-Schruns und Maurer-Nenzing haben
den Führercurs Innsbruck mit gutem Erfolg besucht. Für das
heurige Jahr sind Wegbezeichnungen von Schruns durch das
Silberthal und von Gaschurn durch das Verbellthal zur Kon¬
stanzerhütte, im Bregenzerwalde, dann eine Weganlage vom
Plaseggenpass zum Sarottlajoch in Aussicht genommen; die
Fortsetzung vom Sarottlajoch zur Oberen Röbialpe gegen Gar¬
gellen wird vorbehalten. Für die Sammelstelle in Leipzig sind
50 Diapositive — Ansichten aus ganz Vorarlberg — in Arbeit.
An grfisseren, wichtigen Arbeiten werden die Section in den
nächsten Jahren ein Anbau zum Freschenhause und der Neubau
der Douglasshütte stark beschäftigen und alle ihre Kräfte in
Anspruch nehmen.

Schutzhütten der S. Krain. Der Besuch der Schutzhütten
der S. Krain unseres Vereins ist in der Golicahütte auf 317, in
der Zoishütte auf 173 Personen gestiegen, hat dagegen im
Deschmannhause, für das die genauen Ziffern noch nicht vor¬
liegen, abgenommen.

hrerwesen.

Santo Siorpaes f. Am 12. December 1900 ist zu Cortina
einer der verdienstvollsten Führerveteranen von dieser Erde
geschieden: Santo Siorpaes. Der Name Santo Siorpaes ist
allen Bergsteigern wohlbekannt, weil sein Träger mit der Er¬
steigungsgeschichte der hervorragendsten Gipfel in den Dolomit-
alpeu innig verbunden ist. Santo wirkte hauptsächlich in den
beiden Jahrzehnten von 18651885 und galt in den Siebziger¬
jahren unbestritten als der erprobteste und tüchtigste Dolomiten¬
führer. Im Jahre 18(i5 nahm er als zweiter Führer an der ersten
Ersteigung des Monte Cristallo theil; 1870 war er als Führer
bei der ersten Ersteigung des Cimone della Pala, des Piz Popena
und der Rothwand (Croda rossa) thätig, und 1878 wirkte er bei der
ersten Ersteigung der Pala di San Martino mit. Er war der gründ¬
lichste Kenner der Dolomitalpen, deren Gipfel er Jahr um Jahr
zuerst mit P. Grohmann, dann mit englischen Berggängern, wie
Whitwell, Utterson-Kelso u. s. w. erstieg. Aber auch die
Schweiz und im besondern das Gebiet des Monte Kosa war
ihm nicht unbekannt. Santo Siorpaes lebte seit Jahrzehnten
als k. k. Strasseneiuräumer (Wegmacher) im Gemärk und war
mit den Bergsteigern, die längere Zeit in Schluderbach zu¬
brachten, in täglichem Verkehr. Vor allem fiel sein einfaches,
bescheidenes Wesen auf. Wer indes über den ausgezeichneten
Ruf, den Santo als Dolomitführer genoss, nicht schon unterrichtet
war, erfuhr von ihm selbst sicherlich nichts davon. Durchaus
gutmüthig und wohlwollend, diente er gerne jüngeren Führern
mit seinen Erfahrungen und erfreute sich neidlos an den Er¬
folgen, die sie errangen. Innige Freundschaft verband ihn seiner¬
zeit mit Michel Innerkofler, obgleich dessen glänzender Führer¬
ruhm seit den Achtzigerjahren seinen eigenen wohlbegründeten
Ruf überstrahlte. Santo zog sich vor drei Jahren im Alter von
66 Jahren von seiner Stelle als Wegmacher im Gemärk zurück
und lebte seitdem in seinem Heimats- und Geburtsorte Cortina.
Ihm, der so viel gegangen, war allmählich das Gehen immer
schwieriger und zuletzt ganz unmöglich geworden. Die beiden
Söhne Santos: Pietro Siorpaes und Giovanni Siorpaes, sein
Schwiegersohn Pietro Dimai und sein Neffe Archangelo Sior¬
paes sind bekannte Dolomitführer. Friede seiner Asche!

Die S. Ampezzo berichtet noch Folgendes: Santo wurde 1832
zu Ampezzo als Kind sehr armer Leute geboren und verlebte
eine sehr harte Jugend, indem er schon als Knabe für den
Unterhalt seiner Eltern sorgen musste. Doch schon damals
brach seine mächtige Liebe zur Bergwelt durch, der er zunächst
als Waidmann fröhnte. Acht Jahre genügte er als Kaiserjäger
seiner Militärpflicht und hiebei hat er die Schlachten von
Magenta und Solferino mitgemacht. Seit 1860 war Santo k. k.
Strasseneinräumer und kam als solcher seinen Pflichten mit
seltenem Eifer nach.

Verkehr und Unterkunft,

Frühjahrs-Gesellschaftsreise nach Bosnien, der Hercegovina,
Dalmatien und Montenegro. Beginn am Sonntag den 14. April
19i»l in Wien. Herr Banquier Alfred Ebeling, Mitglied der
S. Braunschweig, veranstaltet eine Frühjahrs-Gesellschaftsreise,
wenn sich eine genügende Anzahl Theilnehmer bis spätestens
28. Februar 1901 anmeldet. Die herrlichen Waldlandschaften,
die theils lieblichen, theils wildromantischen Thäler im nörd¬

lichen, die grossartigen Kalkgebirge im südlichen Theile des
österreichischen Occupationsgebietes, die höchst eigenthümlichen
und malerischen Ortschaften mit ihrer urwüchsigen, biederen
Bevölkerung sind eines touristischen Besuches mindestens ebenso
würdig wie die heutigen Modegegenden des breiten Touristen¬
stromes. Durch die guten, zum Theile kühn angelegten Eisen¬
bahnen und vorzüglichen Strassen, durch die Errichtung eigener,
unter staatlicher Aufsicht stehender, guter Hotels, besonders
auch durch überall herrschende vollkommene Sicherheit ist
heute auch der etwas verwöhnte Tourist in die Lage versetzt,
Bosnien und die Hercegovina mit Genuss zu bereisen. Durch
das besondere Entgegenkommen der Landesregierung und der
betheiligten Verkehrsanstalten ist es möglich, den Theilnehmern
eine bequeme, sehr genussreiche Reise zu billigen Preisen zu
verschaffen. Anmeldungen sind an Herrn Alfred Ebeling zu
richten. Mehr als 30 Theilnehmer können nicht zugelassen
werden. Der Preis für die Betheiligung mit Rundfahrkarte
von Leipzig bis Leipzig beträgt für Mitglieder des D. u. Oe.
Alpenvereins und deren Familienangehörige M. 500.—, für
Nichtmitglieder, von Mitgliedern eingeführt, M. 520.—. In
diesem Preise ist einbegriffen: Rundfahrt von Leipzig bis Leip¬
zig, Eisenbahn II. Classe, Schiffahrten I. Cajüte, die sämmt-
lichen im nachstehenden Reiseplane genannten Wagen- und
Bootfahrten, freier Eintritt und unentgeltliche Führung zu den
Sehenswürdigkeiten, Logis und Verpflegung von Wien bis Fiume
(20 Tage). Handgepäck wird von und zur Bahn befördert,
weiteres Freigepäck indessen nicht gewährt. Die üblichen
Trinkgelder bezahlt die Leitung. Die Reise kann von jeder
beliebigen Eisenbahnstation angetreten werden. Der Preis
ändert sich entsprechend der grösseren oder geringeren Ent¬
fernung wie Leipzig. Die Leitung stellt die Rundfahrkarten
dementsprechend zusammen. Die Dauer der Giltigkeit der Fahr¬
scheinhefte ist 60 Tage. Die Fahrt von Leipzig nach Wien führt
über Dresden, Tetschen (oder Bodenbach), die Rückfahrt von
Fiume über Budapest, Wien, Dresden. Wird Hin- und Rückfahrt
über eine andere Strecke gewünscht, so sind die betreffenden
Mehrkosten zu vergüten. Der Reiseplan ist von Herrn Alfred
Ebeling oder vom Vorstande der S. Braunschweig zu beziehen.
Zur Förderung des Reiseverkehres nach den Alpenländern.
Am 30. Jänner fand im österr. Eisenbahnministerium zu Wien
eine Besprechung über die Einleitung einer umfassenden Action
zur Hebung des Reiseverkehres aus dem Auslande nach den
österreichischen Alpenländern statt. An der Besprechung nahmen
ausser den Functionären des Eisenbahnministeriums theil: Ver¬
treter der in den Alpenländern bestehenden Landesverbände
zur Förderung des Fremdenverkehres, dann der betheiligten Ver¬
kehrsanstalten, des Vereins für Alpenhötels in Tirol, sowie
anderer am Fremdenverkehr interessierten Körperschaften. Der
D. u. Oe. Alpenverein war durch seinen Central-Präsidenten
Prof. Dr. K. Ipsen vertreten. Seitens des Eisenbahnministeriums
wurde bei dieser Besprechung insbesondere die Frage der plan-
mässig fortgesetzten Veröffentlichung von Beschreibungen öster¬
reichischer Alpengegenden in ausländischen Zeitungen durch
nach Oesterreich zu entsendende Correspondenten solcher Zeitun¬
gen, ferner der Errichtung von österreichischen Reisebureaux
in den hervorragendsten Verkehrscentren des Auslandes, sowie
der Ausstellung von Bildern mit Ansichten aus den Alpen¬
gebieten in ausländischen Städten zur Discussion gestellt. Die
Anregungen des Eisenbahnministeriums wurden von sämmt-
lichen Theilnehmern an der Besprechung beifällig aufgenommen;
es wurde ein engeres Comitö eingesetzt, welches mit der Auf¬
gabe betraut ist, bestimmte Vorschläge für die durchzuführende
Action auszuarbeiten.

Neue Schnellzüge der Südbahn. Seit 1. Februar verkehren
zwischen Wien und Triest ausser den bisherigen zwei neue
Schnellzüge: einer ab Wiener Südbahnhof um 7 U. abends,
der um 7 U. 10 früh in Triest eintrifft, und ein Gegenzug, der
Triest um 6 U. 35 abends verlässt und um 6 U. 45 früh in
Wien anlangt. Durch den von Wien um 7 U. abends abgehen-
. den Zug wird die kürzeste Verbindung mit Venedig hergestellt,
j wo man über Monfalcone-Cervignano (Anschluss in Nabresina)
schon um 10 U. 47 vormittags ankommt. Der früher zwischen
Wien und Venedig (via Cormons) verkehrende Schlafwagen
läuft seit 1. Februar zwischen Wien und Abbazia-Mattuglie-
Fiume. Der zwischen München und Triest früher via Marburg
verkehrende Personenwagen I. und II. Classe wird nun auf
der Route LaibachTarvisVillach, und zwar zwischen Triest