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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.28 (1902)
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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.

Nr. 8.

Grabe getragen. Der Verewigte war Mitbegründer der
S. Brixen und hatte sich um dieselbe viele Verdienste er¬
worben. Er hat den größten Teil der Trace für den neuen
Weg auf die Plose ausgemittelt; auch der Entwurf zur Plose-
hütte, deren bauliche Anlage allenthalben als mustergültig
gerühmt wird, stammt von ihm, die Bauausführung hat er
persönlich geleitet. H.

Wissenschaftliche Mitteilungen,
Bestimmung der Baumgrenzen und der Krummholzgrenzen
in den Alpen. Unter Bezugnahme auf den in Nr. 7 der „Mit¬
teilungen" des vorigen Jahres vom „Verein zum Schütze und
zur Pflege der Alpenpflanzen" erlassenen Aufruf möchte der
Unterfertigte vor der Eeisezeit die dringende Bitte an die¬
jenigen Touristen richten, welche sich auch heuer an den
Bestimmungen über den Verlauf der Baum- und Krummholz¬
grenzen beteiligen wollen, von den vom vorgenannten Vereine
kostenlos zur Verfügung gestellten Notizblocks mit Erläute¬
rungen ausgiebigen Gebrauch zu machen. Im vergangenen
Jahre gelangten erfreulicherweise etwa 3000 Blätter zum Ver¬
sand, von denen allerdings bis heute die wenigsten aus¬
gefüllt zurückkamen. Wie bereits in dem damaligen Auf¬
ruf erwähnt, sind einschlägige Beobachtungen nicht schwer
auszuführen. Jedem Alpenwanderer ist die Erscheinung be¬
kannt, daß in gewissen Höhen die Region hochstämmiger
Bäume aufhört, daß aber häufig zwischen diese Region und
die der hochalpinen Wiesen und Matten eine Zone mit strauch-
förmiger Vegetation, die Krummholzregion, sich einschaltet.
Es handelt sich nun darum, die Grenzen dieser Zonen mit
tunlichster Genauigkeit bezüglich ihrer Meereshöhe zu be¬
stimmen. Im Besitze einer guten Karte oder noch besser
eines Aneroids und eines Kompasses, lassen sich derartige
Bestimmungen während einer Tour leicht bewerkstelligen
und wer nur ein einigermaßen geübtes Auge für die wenigen
Pflanzenarten hat, welche hier in Betracht kommen, macht
die Aufzeichnungen an Ort und Stelle und ohne viel Zeit¬
verlust mühelos. Bei Bestimmungen der Baumgrenzen han¬
delt es sich hauptsächlich um Fichten, Lärchen und Zirbel¬
kiefern und bezüglich der Krummholzgrenzen um Legföhren
(Latschen), Wacholder, Weiden und Erlen. In erster Linie
ist es natürlich wichtig, die Grenzen der zusammenhängenden
Bestände zu bestimmen; aber auch die Standortshöhe ein¬
zelner Exemplare, die weit über jene hinausgehen, ist von
großer Wichtigkeit. Ist es an der Hand des erwähnten Notiz¬
blockes, die über alle in Betracht kommenden Verhältnisse
Auskunft geben, dem einzelnen Touristen auch in unbekann¬
tem Terrain ermöglicht, mitzuwirken an einer wissenschaft¬
lichen Frage vpn allgemeinstem Interesse^ so sind hütten¬
besitzende Sektionen oder Sektionen, die ihren Sitz im Alpen¬
gebiete selbst haben, in ganz hervorragender Weise in der
Lage, das Unternehmen fördern zu können, da es sich für
sie um Bestimmungen in bekannten Gegenden handelt.
Der „Verein zum Schütze und zur Pflege der Alpenpflanzen"
wird bekanntlich das einlaufende Beobachtungsmaterial einer
einheitlichen, wissenschaftlichen Bearbeitung zuführen und
verpflichtet sich, die Namen der einzelnen Beobachter ge¬
legentlich der Veröffentlichung dieser Bearbeitung zu nennen.
Etwa noch rückständige Bestimmungen aus dem vorigen
Jahre wollen gefälligst baldmöglichst an den Unterfertigten,
von dem auch weitere Notizblocks bezogen werden können,
eingeliefert werden. G. Schmolz-Bamberg.

Die Seen der Umgebung vpn Kufstein.. Als vorläufige Er¬
gebnisse der Auslotung dieser Seen teilt der Unterzeichnete
nachstehende Werte mit:


Meere


Größte

Volumen

Anzahl


höhe

Areal

Tiefe

in Mil¬

der


in m.

in ha.

in m.

lionen m 3

Lotungen

1. Walchsee. . .

657

95-4

20-9

11-02

163

2. Hintersteinersee

889

47-2

35-6

7-02

195

3. Hechtensee . .

544

28-0

56-5

8-31

137

4. Thiersee . . .

616

25-7

13-2

1-86

72

5. Längsee . . .

628

4-6

20-5

0-43

139

6. Egelsee. . . .

570

2-8

8-2

0-11

94

7. Pfrillsee . . .

609

1-8

8-2

0-07

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Dr. J.

3füllner-*W ien.

Allerlei.

Eller-Denkmal. An weiteren Spenden für dieses Denkmal
sind bei der S. Prag eingelaufen: von Herrn Dr. J. Bertram
in Leipzig M. 10.—, von Frau v. Klenck in Wandsbeck
M. 10.—, von Herrn J. C. de Vries in Amsterdam K 10.—,
von Herrn Vizekonsul D. Leiden in Köln K 42.—, von
der S. Pfunds K 10.—. Die Arbeiten an dem Denkmal
gehen bereits der Vollendung entgegen und dürfte dasselbe
zu Anfang der Reisezeit zur Aufstellung gelangen.

Für eine Sektionsbücherei. Die S. Amberg des D. u. O.
Alpen Vereins ist bereit, für die Bücherei einer neugegrün¬
deten Sektion die sämtlichen Jahrgänge der „Zeitschrift"
unseres Vereins von 1884 bis einschließlich 1891 neu und
ungebunden zum Preise von M. 30.— zu überlassen.

Alpenpflanzenhort. Auf dem Wiener Sehneeberge soll
nach den in diesen Blättern durch Herrn Direktor i. P.
Ed. Sacher in Krems seinerzeit gegebenen Anregungen ein
Alpenpflanzengarten — zunächst für die Flora des Schnee¬
berges bestimmt — errichtet werden. Herr Graf Ernst H o y o s-
Sprinzenstein hat dazu eine zwischen dem Elisabethkirch¬
lein und dem oberen Bahntunnel günstig gelegene Grund¬
fläche überlassen.

Instrumentenhülse. Wir erhalten folgende Zuschrift: „Ich
möchte zu Beginn der Reisezeit die Herren Kollegen, die
auf Bergtouren Instrumente mit sich führen — und daß ein
Beisichf ühren von solchen erwünscht ist, haben gerade mehrere
Fälle in den letzten Jahren bewiesen — auf eine recht prak¬
tische Instrumenten-,Hülse' zum Auf bewahren der Instrumente
aufmerksam machen, die mir vor der üblichen Instrumenten-
,Tasche' erhebliche Vorteile zu haben scheint. Die ganze
zylindrische Hülse besteht aus Niekelblech und ist 13 cm.
lang, besitzt einen Durchmesser von 3^ cm. und wiegt mit
Inhalt nur zirka 200 Gramm. An Instrumenten enthält sie:
1 Bistouri mit 2 Klingen, 1 Hohlsonde, 1 gerade Schere,
1 Aterienklemme, 1 Peau (zugleich als Nadelhalter zu be¬
nutzen), 1 anatomische Pinzette und 1 Flakon Chide in Karbol.
Alle Instrumente sind zum Auseinandernehmen, beanspruchen
daher wenig Platz. Am oberen und unteren Ende der Hülse
befindet sich, durch Böden von den Instrumenten getrennt,
je ein kleiner Hohlraum, der auf der einen Seite einige
Nadeln enthält, während der auf der anderen Seite leer ist
und zur Aufnahme von 23 Sublimatpastillen ä 1 Gramm
dient. Durch die rundliche Form wird viel Platz gespart-,
der Apparat ist daher leicht in der Rocktasche oder im
Rucksack unterzubringen und enthält alles, um selbst größere
Wundnähte ausführen zu können. Auch beim Radfahren
ist die Hülse leicht in der Satteltasche mitzuführen. Der
Preis beträgt M. 26.— einschließlich des Inhaltes, jedoch ohne
Sublimatpastillen. Zu beziehen ist die Hülse durch die
Fabrik chirurgischer Instrumente von M ay scheid er-Mann¬
heim K 1, 5. Dr. med. Seubeck-S. Pfalzgau.

Literatur und Kartographie.

Literatur,

Nicht eingesandte oder Werke nicht alpinen Charakters
werden hier nicht besprochen. Von jedem eingesandten alpinen
Werke wird mindestens der Titel angeführt.

A. Penck und E. Brückner: Die Alpen im Eiszeitalter.
Mit mehreren Vollbildern in Autotypie, zwei farbigen Profil-
tafeln, sowie zahlreichen Textillustrationen. Gekrönte Preis¬
schrift. Groß-Oktav. Leipzig 1901.

Die Lehre von der „Eiszeit", obwohl schon am Beginne
dps 19. Jahrhunderts begründet, vermochte doch erst gegen

Schluß der zweiten Hälfte desselben festen Boden zu fassen.
Wir alle, die wir in diese Zeit mit dem Beginn unserer Studien
zurückreichen, erinnern uns, daß die Mehrzahl unserer Lehrer,
darunter hervorragende Namen, sich nicht entschließen konnte,
bei Besprechung der Diluvialbildungen dem glacialen Momente
gegenüber den immer noch angesehenen Fluthypothesen ein
größeres Gewicht beizulegen.

Ohne den gelegentlichen Hinweisen Gümbels, Zittels
und anderer auf die Bedeutung der glacialen Lehre für die Er¬
klärung der diluvialen Bildungen besonders im nördlichen Alpen-
vorlande ihren Wert abzusprechen, kann man doch unbestritten