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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.28 (1902)
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Nr. 8.

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.

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Seilschaft Ennstaler" für heuer den Zillertaler Bergführer
Franz Lechner aus Dornauberg und dessen Frau als Wirt¬
schafter gewonnen. Man erhofft auf diese Weise den Be¬
suchern nicht nur eine tadellose Bewirtschaftung der stark
besuchten, im Vorjahre vergrößerten Hütte bieten zu können,
sondern in Franz Lechner wird auch jenen Besuchern der
Hochtor Gruppe, welche schwierige Klettertouren zu unter :
nehmen beabsichtigen, ein schneidiger Führer zur Verfügung
stehen. Während der Pfingstfeiertage wird nur ein Auf¬
seher in der Hesshütte anwesend sein. Sollte derselbe auch
Lebensmittel bereithalten, so wird dies noch rechtzeitig durch
die Tagesblätter bekanntgegeben werden.

hrerwesen.

Führerwesen in Liezen (Ennstal). An Stelle des gewesenen
Bergführers Friedrich Liegl wurde von der k. k. Bezirks-
hauptmannschaft in Liezen der Grundbesitzerssohn und
Bienenzüchter Anton Zechner, vulgo Preinsberger Toni,
in Liezen als Aspirant für das Totengebirge etc. autorisiert.
Liezen ist von dieser Seite der Ausgangsort für Hochmölbing
und Warscheneck.

Neuer Führer in Sand im Tauferertal. Johann Kichler jun.
von Sand, wohnhaft in St. Moritzen, wurde zum Führer be¬
stellt.

Verkehr und Unterkunft,

Auskunftsstelle in Karlsbad. Die S. Karlsbad unseres
Vereins errichtet für die zahlreichen Karlsbad besuchenden
Touristen eine Auskunftsstelle für Touren in die weitere
Umgebung von Karlsbad (Erzgebirge, Fichtelgebirge, Tepler-
und Duppauer Gebirge etc.) und wird damit gewiß einem
lange gefühlten Bedürfnisse zahlreicher Naturfreunde ab¬
helfen. Die Auskünfte werden unentgeltlich bei der Geschäfts¬
stelle der Sektion (Stadtbureau des Speditionsgeschäftes
Schöttner & Seidel, Karlsbad, Marktplatz) an der Hand
dort aufliegender Karten und Führer und reicher eigener
Erfahrung erteilt.

Gesellschaftsreise nach Bosnien, der Hercegovina, Dalmatien
und Montenegro. Beginn am Sonntag den 24. August 1902
in Wien. Herr Alfred Ebeling, Mitglied der S. Braun¬
schweig, wird im August-September 1902 wiederum eine Ge¬
sellschaftsreise veranstalten. Anmeldungen sind baldigst
an den Genannten zu richten. Mehr als 30 Teilnehmer
für diese Reise können nicht zugelassen werden. Der Preis
für die Beteiligung mit Rund-Fahrkarte von Leipzig bis
Leipzig beträgt für Mitglieder des D. u. Ö. Alpenvereins
und deren Familienangehörige M. 500.—, für Nichtmitglieder
M. 520.—. In diesem Preise ist einbegriffen: Rundfahrt von
Leipzig bis Leipzig, Eisenbahn II. Klasse, Schiffahrt I. Ka¬
jüte; die sämtlichen im nachstehenden Reiseplan genannten
Wagen- und Bootfahrten; freier Eintritt und unentgeltliche
Führung zu den Sehenswürdigkeiten. Logis und Verpflegung
von Wien bis Fiume, auch während der Eisenbahnfahrten,
(20 Tage), 3 Mahlzeiten: 1. Kaffee oder Tee mit Brot, Butter
und 2 Eiern, 2. Mittagessen mit 4—5 Gängen, ohne Getränke,
3. Abendessen mit 2—3 Gängen, ohne Getränke. Hotelzimmer
werden mit 2 (in Montenegro 2—3) Betten gegeben, für Be¬
anspruchung von Einzelzimmern wird, soweit überhaupt
lieferbar, ein Zuschlag von M. 1.20 pro Nacht berechnet.
Handgepäck wird von und zur Bahn befördert, weiteres Frei-

gepäck indessen nicht gewährt. Die üblichen Trinkgelder
ezahlt die Leitung. Die Reise kann von jeder beliebigen
Eisenbahnstation und nach derselben Station zurück ausge¬
führt werden Der Preis ändert sich entsprechend der größeren
oder geringeren Entfernung wie Leipzig. Die Leitung stellt
die Rundfahrkarten dementsprechend zusammen. Die Dauer
der Gültigkeit der Fahrscheinhefte ist 60 Tage. Die Fahrt
von Leipzig nach Wien führt über Dresden, Tetschen (oder
Bodenbach), die Rückfahrt von Fiume über Budapest, Wien,
Dresden. Wird Hin- und Rückfahrt über andere Strecke
gewünscht, so sind die betreffenden Mehrkosten zu vergüten.
Programme der Reise sind von Herrn Ebeling oder von
dem Vorstande der S. Braunschweig zu beziehen.

Bahn Gmund—Tegernsee. Die Strecke Gmund—Tegemsee
(Fortsetzung der Bahn SchaftlachGmund) wird anfangs
Mai dem Betriebe übergeben. Die Bahn führt von Gmund
weg oberhalb der Straße über St. Quirin entlang dem See¬

ufer bei fortwährend genußvollem Ausblick nach Tegemsee.
Der Tegernseer Bahnhof, wohin die Betriebsleitung verlegt
wird, liegt unterhalb dem Sengerschlößchen. Gegenüber
dem Bahnhofe ist ein neues Hotel erbaut worden. Die
Direktion der Bahn beabsichtigt, den See im Anschlüsse
an ihre Züge mit einem Dampfboote zu befahren. Direkte
Wagen werden von München aus bis Tegemsee laufen. —.
Interessant für Naturfreunde ist eine Stelle nächst Gmund,
wo die Bahn neben der Straße gegen St. Quirin führt. Hier
ist durch die Abräumungsarbeiten eine abgerundete Felsbank
freigelegt worden, welche schöne Gletscherschliffe aufweist,
die man also auf das Bequemste besichtigen kann.

Ausrüstung.

Taschen-Eßbesteck. Ein praktisches Taschen-Eßbesteck,
das sich besonders für Bergsteiger eignet, bringt Gustav
Steidel in Berlin (SW., Leipzigerstraße 67/68) in den Handel.
Sowohl das Messer wie die Gabel (Solinger Stahl) haben Holz¬
hefte. Jedes Holzheft ist entlang der Klingenangel in seiner
ganzen Länge ausgehöhlt. Das Besteck wird dann so in¬
einander gesteckt, daß die Klingen wechselseitig in die Hefte
des anderen Gegenstandes eindringen. In geschlossenem Zu¬
stande hat das Besteck die Form eines hübschen braunen
Holzetuis von 20 cm. Länge, 2 cm. Breite und 9 mm. Dicke.
In der einfachsten Ausführung kostet ein solches Besteck
blos M. —.90. Mit verzinnten Klingen und verzinntem Löffel
samt braunem Segeltuchfutteral M. 1.60. In feinerem polierten
Stahl kostet das Besteck M. 1.10 und mit Alpaccalöffel in
Segeltuchfutteral M. 2.25. Bei den mit Löffel versehenen
Bestecken trägt das Gabelheft zwei Ringe; durch den oberen
wird der Löffelstiel bis zum unteren durchgesteckt, woselbst
eine eingepreßte Erhöhung in eine passende Vertiefung im
Löffelstiele eingreift und so den Löffel festhält.

Rucksackschloß. Dieselbe Firma bringt auch ein prak¬
tisches Rucksackschloß in den Handel. Dasselbe ist aus
poliertem Messingguß gefertigt und hat beiläufig die Form
eines Anhängschlosses, nur ist das Schlößchen in dem Ansatz
untergebracht, während der Hauptkörper mit dem Aufklapp¬
deckel einen Hohlraum bildet, in welchem der Knoten
der Rucksackschnur Platz findet. Drückt man den Deckel
fest nieder, so ist das Schloß gesperrt, und da der Knoten
in der Messinghülse verschlossen ist, kann er nicht gelöst
und daher der Rucksack nicht ohne Gewaltanwendung ge¬
öffnet werden. Das Schloß wiegt samt Schlüssel zirka 80Gramm
und kostet M. 1.50.

Personal-Nachrichten.

f Arthur Edler v. Schmid. Am Sonntag den 13. April ist
zu Graz der Handelsakademie-Direktor i. P. und Gemeinde¬
rat Arthur Edler v. Schmid plötzlich gestorben. Direktor
v. Schmid hatte noch in vollster Lebensfrische an den
Beratungen des Weg- und Hüttenbau-Ausschusses unseres
Vereins zu Ostern in München teilgenommen, sein Tod
kam infolgedessen seinen zahlreichen näheren Freunden
doppelt unerwartet und schmerzlich. In Direktor v. Schmid
verliert unser Verein eines seiner tüchtigsten Mitglieder.
Schmid war Mitgründer und langjähriges Vorstandsmit¬
glied unserer S. Graz, Referent für Weg- und Hüttenbau des
Zentral-Ausschusses zu Graz während der Jahre 18951897
und seither Mitglied des Weg- und Hüttenbau-Ausschusses.
Mit ihm ist wieder einer der Besten von den Pionieren der
deutschen Bergsteigerei dahingegangen, ein genauer Kenner
und ein begeisterter Freund der Alpen, ein gut-deutscher,
echter Mann. Zwar ist Schmid literarisch nur selten —
z. B. mit einer gemeinsam mit Prof. Demelius verfaßten
Abhandlung über die Granatkogel Gruppe („Zeitschrift" des
D. u. 0. Alpenvereins 1873, S. 41 ff) — hervorgetreten, aber
es gab keine nennenswertere Gruppe der Ostalpen, die er
nicht durchstreift hatte. Und der für seine 59 Jahre un¬
gewöhnlich rüstige, muntere und lebensfrohe Mann hatte
noch große Pläne, die nun ein jäher Tod mit einem Schlage
vernichtet hat. — Wir müssen uns für heute auf diese
wenigen Worte beschränken, ein Nachruf aus berufener Feder
folgt in der nächsten Nummer.

f W. Seidner. Zu Brixen wurde am 17. April Herr Wilhelm
Seidner, Oberschützenmeister und Feuerwehrkommandant,
unter großer Beteiligung aus allen Gesellschaftskreisen zu