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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.29 (1903)
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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.

Nr. 11.

und Pabst in Frankfurt a. M. Frankfurter Wurst in Büchsen
(für bewirtschaftete Hütten).

Liebhaber von Schwämmen werden gewiß an der Schwam¬
merlsuppe von J. Maggi & Co. in Bregenz Geschmack finden.

Unter den vielen Suppenwürzen, die in neuester Zeit
aufgetaucht sind, haben mir besonders zwei sehr gut gefallen,
nämlich das „Obron" der Suppenextraktgesellschaft in München
und „Pana" der Panagesellschaft in Frankfurt a. M. Als Nähr¬
mittel kommen zwar beide Fabrikate nicht in Betracht. Sie
sind aber selbst in den Händen der kochungewandtesten Menschen
dazu geeignet, jeder Suppe, selbst guten Fleischsuppen, einen
kräftigeren Geschmack zu verleihen und würden deshalb auf
bewirtschafteten Hütten den meisten Besuchern umso will¬
kommener sein müssen, als die Würzung der oft recht fad¬
schmeckenden Hüttensuppen von jedem selbst, durch Hin¬
zufügung weniger Tropfen, vollzogen werden kann. Eine sehr
ausgiebige, aus frischem Wurzel werk, Gemüsen und Fleisch
hergestellte Suppenwürze ist auch der Rio Bouillon-Extrakt
der Condensed Milk Export Comp. in Dresden-A.

Die Brotfrage ist in jüngster Zeit in entschieden erfolg¬
reicher Weise von der S. Mark Brandenburg unseres Vereins in
Berlin angeschnitten worden, indem dieselbe ein aus reinem
Roggenmehl mit etwas Gerstenmehl ohne Sauerteig bereitetes
Brot in Büchsen herstellen läßt, welches loko Berlin pro Büchse
(Inhalt */ 2 kg, Bruttogewicht pro Büchse 590 g) 32 Pfennige kostet.
Das Brot ist bestens haltbar und bildet ein vortreffliches Ersatz¬
mittel für frisches Roggenbrot. Am empfehlenswertesten würde
es wohl sein, dieses Brot in besonderen Tragkörben — wie
unsere Proviantkörbe — zu liefern, respektive zu beziehen.

Die Firma L. Koestlin & Co. in Raab (Ungarn), welche
unsere Frühstücksbiskuits liefert, fabriziert auch eine Reihe
anderer, ganz ausgezeichneter Cakessorten, von welchen zu
Alpenverproviantierungszwecken die „Crocknalls", Liebhabern
süßer Biskuits außerdem der Lomnitzer Zwieback und „Eclairs"
empfohlen werden können.

Die hannoversche Cakesfabrik H. Bahlsen empfiehlt für
Touristen seine „Nione Leibniz Marmeladen", bonbonartige
Früchtenmarmeladen, die in der Tat sehr feinschmeckend sind.

Von Moser 7 Roth, Vereinigte Schokolade- und Bonbons¬
fabriken in Stuttgart, lagen uns zwei Sorten Portionenkakao,
Marke „Konsum" und „Unser Stolz", zur Prüfung vor, die, bereits
mit Zucker versetzt, mit warmem Wasser sofort gebrauchsfertig
hergestellt werden, aber auch roh genossen werden können.
Qualität sehr gut und höchst preiswürdig.

Die Firma Eugene Laffon & Co. in Matha-Cognac
(Frankreich) sandte ebenso vorzügliche als preiswürdige Muster
von Cognac ein, der Cognacliebhabern nur empfohlen werden
kann.

Als hocherfreulich möchte ich schließlich bezüglich Her¬
stellung der neueren Fleischkonserven in Portionsbüchsen her¬
vorheben, daß man sich in zunehmendem Grade bemüht, Fleisch
mit Gemüse u. dgl. in Büchsen einzumachen. Damit sind wir
endlich auf dem richtigen Wege, nicht bloß zu wirklich schmack¬
haften, sondern auch bestbekömmlichen Fleischkonserven für
touristische Zwecke zu gelangen, denn es unterliegt keinem
Zweifel, auch für den Fußwanderer am bekömmlich¬
sten ist eine gemischte Kost, womöglich eine solche,
die auch grüne Gemüse u. dgl. enthält.

Verschiedenes.

Weg- und Hüttenbauten.

Neue Hütte in den Stubaier Alpen. Der Akad. Alpenklub
Innsbruck ist im Begriffe, noch im heurigen Sommer in den
Kalkkögeln eine Hütte zu bauen, welche den Namen „Adolf
Pichler-Hütte" tragen wird. Für dieselbe ist bereits der
Platz angekauft. Es wird mit dem Baue gleich nach der
Ausaperung des Bodens begonnen werden. Die neue Hütte
kommt auf einen herrlichen Punkt an der Westseite der
Kalkkögel, etwa 1 St. oberhalb der Kemateralm im Senders¬
tale, in etwa 2050 m Meereshöhe zu stehen und ist in 4 St. von
der Station Kematen der Arlbergbahn zu erreichen. Durch
sie werden die herrlichen Klettertouren in den Kalkkögeln
leichter zugänglich gemacht. Leichte und schwere Klettereien,
gemütliche Spaziergänge bieten sich in der Umgebung in
großer Fülle. Auf den höchsten Gipfel der Kalkkögeln, die
2808 m hohe Schlickerseespitze, ist eine gute Steiganlage
geplant, welche auch weniger gewandten Gehern ein gefahr¬
loses Emporkommen gestatten wird. Der Zugang zur Hütte
durch das abwechslungsreiche Senderstal ist außerordentlich
bequem und durch den unvergleichlichen Anblick der Kalk¬
kögel ungemein malerisch. Weganlagen werden den Über¬
gang über das Seejöchl ins Stubaiertal erleichtern, außerdem
wird ein am Fuße der Kalkkögel bis auf den Hochtennboden
führender Steig zur Ersteigung sämtlicher Gipfel dienen und
auch einen Zugang zum nördlichen Teile der Kalkkögel er¬
möglichen. Die S. Innsbruck des D. u. Ö. Alpenvereins und
die S. Innsbruck-Wilten des Österr. Touristenklubs, zu deren
bisherigem gemeinsamen Arbeitsgebiet das Senderstal gehörte,
haben bereitwillig dasselbe dem Akad. Alpenklub überlassen.
Im Vereine mit der S. Innsbruck des D. u. Ö. Alpenvereins
ist fernerhin eine neue Weganlage von der neuen Hütte aus
über das Seejöchl in das Alpeinertal zur Franz Senn-Hütte
geplant, welche einen willkommenen Zugang zu dieser so
schön gelegenen und doch so vereinsamten Hütte bieten wird.
Die neue Hütte wird voraussichtlich noch dieses Jahr unter
Dach gebracht und zu Beginn des nächsten Sommers eröffnet
werden. Dr. F. H.

Das Kaiserin Elisabeth-Haus (auf dem Becher), das
Teplitzer Schutzhaus, die Nürnberger-, Bremer-, Magdeburger-
und Essenerhütte im Seebertale werden in diesem Jahre ver¬
suchsweise vom 1. Juli bis 24. September bewirtschaftet, die
Hannoversche Hütte am Ankogel vom 20. Juli bis 15. September.
Die offizielle Einweihung der Essenerhütte findet erst am
18. August statt, bis dahin dürfte auch die Umlegung des

Weges vom Becher nach Gurgl und der Wegbau auf den
Hohen First vollendet sein. Der Neubau auf dem Becher
wird erst im Herbste dieses Jahres vollendet sein.

Braunschweigerhütte (im Pitztale, 2759 m). Die Braun¬
schweigerhütte wird vom 1. Juli bis 15. September d. J. be¬
wirtschaftet werden. Die Wirtschaft wird sich nicht nur
auf Verabreichung von Getränken und von Konserven nach
dem System Dr. Pott und von Braunschweigerwurst und
Schinken, sondern auch auf Herstellung von Speisen von
frischem Fleische, Gemüsen etc. erstrecken.* In der Hütte
befinden sich 11 Schlafräume zu je 1, 2 und 4 Betten, ins¬
gesamt 30 Betten, sowie ein Raum mit Heulager und ein
Speisezimmer. Folgende Alpenvereinswege sind von der S.
Braunschweig erbaut worden: 1. Von..Mittelberg (Pitztal) zur
Braunschweigerhütte. 2. Von Hüben (Ötztal) durch das Polles¬
tal und über das Pollesjoch und das Pitztaler Jöchl zur
Braunschweigerhütte. 3. Von Sölden (Ötztal) durch das Retten-
bachtal und über das Pitztaler Jöchl zur Braunschweiger¬
hütte. 4. Von Vent (Ötztal) über Stablein unmittelbar nach
dem Tauf karjoch und zur Braunschweigerhütte. 5. Die Weg¬
anlage auf den Mittagskogel. Der Mittagskogel, 3162 m,
ist ein ausgezeichneter Aussichtspunkt, dessen Besuch durch
die Anlage des Weges von Mittelberg bis zum Gipfel noch
gesteigert werden wird. Vom Gipfel bis zum Mittelberg¬
ferner wird der Weg in diesem Jahre gebaut werden, um so
die Besteigung auch von der Braunschweigerhütte aus zu
erleichtern und auch einen Weg für die Rundtour Mittel¬
berg —MittagskogelBraunschweigerhütteMittelberg her¬
zustellen. — Im heurigen Jahre wird die S. Braunschweig
einen neuen Weg von der Braunschweigerhütte für die „Innere
schwarze Schneide", 3370 in, und für das Seiterjöchl bis zum
Ferner erbauen. Der Besuch der Braunschweigerhütte hat
auch im vergangenen Jahre eine Zunahme erfahren. Nach
dem Hüttenbuche ist die Hütte von 809 Personen (-f- 83) be¬
sucht worden, darunter 123 Damen. Außerdem haben mehr
als 400 Führer und Träger auf der Hütte verkehrt. Von
der Hütte aus haben die Besucher nach dem Hüttenbuche
folgende Bergbesteigungen und Jochübergänge ausgeführt:
Wildspitze (1901: 88) 1902: 155, Innere schwarze Schneide

* Die seit zwei Jahren versuchsweise eingeführte Zubereitung
von Gemüse hat sich bewährt und wird dauernd beibehalten
werden. Es werden von den Touristen mit Vorliebe Kohl und
Bohnen (Fisolen) als Zuspeise bestollt.