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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.31 (1905)
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Mitteilungen des Deutschen und österreichischen Alpenvereins.

Nr. 16

Verschiedenes.

Weg- und Hüttenbauten.

Linzerweg (der S. Linz unseres Vereins in der Dachstein¬
gruppe). Nach zweijähriger Arbeitsdauer ist es gelungen,
den Linzerweg dem Verkehre übergeben zu können; die
feierliche Eröffnung desselben ist für den 10. September
angesetzt und findet an diesem Tage bei jeder Witterung
statt. Dieser hochalpine Weg verbindet die Hofpürglhütte
der S. Linz mit der im Bau begriffenen Adamekhütte der
S. Austria. Er führt an der Südseite des Gosaukammes bis
zum Reißgang, dann in Serpentinen ansteigend zum Hoch¬
kesselkopf, erreicht hier die Region von 2000 m und leitet,
in dieser Höhe verbleibend, hinauf zur Eiskarlspitze, quert
das untere Ende des Kleinen Gosaugletschers und erreicht
nach Überschreiten des Torsteinecks den Großen Gosau-
gletscher, an dessen rechtsseitigem Ufer die Adamekhütte
stehen wird. Diese hochalpine Weganlage bietet eine solche
Fülle großartiger Gebirgsszenerien, daß ihre Begehung allein
schon eine lohnende Tour bedeutet. Die Ausblicke auf die
Hohen Tauern, auf das Stuhlgebirge, die Bischofsmützen,
den Torstein und Dachstein, besonders aber der Tiefblick
auf die Gosauseen werden selbst den verwöhntesten Alpinisten
Ausrufe des Staunens entlocken.

Die Festteilnehmer versammeln sich am 9. September 1. J.
auf der Hofpürglhütte, von wo aus am 10. September, 6 U.
früh, die Begehung und feierliche Eröffnung des „Linzer-
weges" stattfindet. Von der Adamekhütte, welche in zirka
3 1 / 2 St. erreicht wird, kann entweder direkt zu den Gosau¬
seen und zum Gosauschmied (in B 1 j 2 St.) abgestiegen werden,
oder es kann auch die Besteigung des Torsteins oder Dach¬
steins damit verbunden werden.

Eröffnung der erweiterten Starkenburgerhütte auf dem
Burgstall (Stubai). Die Eröffnung des Zubaues ist vom 9.
auf den 11. September d. J. verlegt worden.

Edelhütte. Die Feierlichkeiten gelegentlich der Einweihung
der erweiterten Edelhütte verliefen in bester Weise. Zur
Vorfeier am 7. August hatten sich 25 Mitglieder der S. Würz¬
burg eingefunden und es war geplant, auf dem freien Platze
vor der Veranda des Wildauerschen Gasthofes „zum Stern"
in Mayrhofen bei Böllerschießen, Feuerwerk, Musik, Schuh¬
plattlertanz etc. den zahlreichen Gästen und besonders auch
der Bevölkerung des oberen Zillertales eine Art von Volks¬
fest zu veranstalten. Der den ganzen Tag vom Himmel
strömende Regen zwang indes zur Verlegung der Vorfeier
in die Innenräume des genannten Gasthofes, woselbst der
Abend einfacher aber außerordentlich gemütlich verlief. Der
Vorstand der S. Würzburg, Gymn.-Prof. Dr. Modlmayr, be¬
grüßte die Anwesenden, an welche mehrere Redner, besonders
auch der Ortspfarrer Hochw. Herr Markl, von warmer
Sympathie für den Alpenverein erfüllte Worte richteten.
Unter der Leitung des Schulleiters Herrn Oberforcher
erwarb sich die in der höchst malerischen Gewandung der
Tiroler Landesschützen erschienene Ortskapelle durch Blech¬
musikvorführungen, Gesang und Tanz vollen Beifall. Die
Zwischenpausen wurden durch die köstlichen humoristischen
Vorträge des Würzburger Sektionsmitgliedes Herrn Juwelier
Karl Schleicher ausgefüllt. Am nächsten Morgen fielen
zwar noch manche Tropfen vom Himmel, allein die Witterungs¬
prognosen verhießen Aufklärung, weshalb um 10 U. gegen
50 Männer und Frauen den Gang zur Edelhütte antraten,
nachdem die Sektion noch die Ehre gehabt hatte, die Glück¬
wünsche des Zentral-Ausschusses durch den Mund seines
Präsidenten Dr. Ipsen entgegenzunehmen, der leider noch
am nämlichen Tage nach Innsbruck heimkehren mußte. In
dem mittewegs gelegenen Alpenwirtshause „zur Alpenrose",
welches der Bräu von Zeil, der Besitzer des Fellenbergkars
und Bewirtschafter der Edelhütte, Herr Kaspar Schneider,
als dankenswerte Zwischenstation kurze Zeit vorher hatte
eröffnen lassen, wurde eine Jause eingenommen und gegen
3 U. kam man bei der Edelhütte selbst an, deren Äußeres
jetzt einen sehr stattlichen Eindruck macht, während die
nach den Anleitungen und Zeichnungen des Sektionsmit¬
gliedes Herrn Architekten Tramm von Zimmermeister
Hotter hergestellten Innenräume geradezu entzücken müssen.
Nach einer herzlichen Anrede nahm Herr Kooperator Moser

von Mayrhofen die kirchliche Einweihung vor, worauf der
um den Anbau ebenfalls sehr verdiente Hüttenreferent Herr
Dr. Rösgen die Baugeschichte kurz vorführte und dann das
Haus dem Sektionsvorstande übergab. Dieser dankte allen,
welche an der Herstellung dieses schönen Werkes mitge¬
arbeitet hatten, nicht zum mindesten dem Zentral-Ausschusse.
Es fand nun das gemeinschaftliche Essen statt, welches die
Leute des Herrn Schneider quantitativ und qualitativ
zur vollsten Zufriedenheit der Teilnehmer bereitet hatten,
so daß mancher behauptete, mehr und bessere „Tirolerknödel"
nirgendwo verzehrt zu haben. Während des Mahles gedachte
Dr. Modlmayr des verstorbenen langjährigen Vorstandes
und Gründers der S. Würzburg, des Universitätslehrers,
Dichters, Parlamentariers und Alpinisten Karl v. Edel,
dessen von seiner Familie gestiftetes und von einer seiner
Töchter trefflich gemaltes Porträt den Speisesaal ziert. Nach
den üblichen offiziellen Toasten, während welchen die Berge
allmählich eine herrliche Färbung angenommen hatten, wurde
bei Eintritt der Dunkelheit nun vor der Hütte das Feuer¬
werk abgebrannt, welches für den Vorabend bestimmt ge¬
wesen war, und Bergführer Simon Wegscheider wurde
nicht müde, einen Böllerschuß nach dem anderen als dröhnen¬
den Gruß ins Tal hinabzufeuera. Wildauers Tochter
Marie zeichnete sich später mit einem gleichwertigen Partner
durch wohlgelungene Tanzleistungen aus und Herr Schleicher
gab weitere Nummern seines reichen Repertoires zum besten,
im nächsten Morgen standen bei einer tadellosen Witterung,
nach einem infolge des tags vorher reichlich gefallenen Neu¬
schnees etwas anstrengenden Marsche über 30 fröhliche
Menschen auf dem Gipfel der Ahornspitze und freuten sich
des entzückenden Panoramas, dessen Wirkung dadurch wesent¬
lich erhöht Avurde, daß an diesem Morgen auch jene Berge im
blendenden Hermelinmantel als alpine Majestäten prangten,
welche sonst während der Sommermonate sich mit dem einfachen
grünen Kleide gewöhnlicher Trabanten begnügen müssen.

Eröffnung der Höllentalklamm. Am 15. August hat in
festlicher Weise unter Teilnahme von über 800 Personen die
Eröffnung der Höllentalklamm bei Garmisch-Partenkirchen
stattgefunden. Damit ist ein großes, für den Verkehr im
Zugspitzgebiete überaus bedeutungsvolles Werk zu erfreu¬
lichem Abschlüsse gebracht worden, um welches sich der
unermüdliche Vorstand unserer S. Garmisch-Partenkirchen,
Herr Ingenieur Zöppritz, das größte Verdienst erworben
hat, da dieser wackere Mann seine ganze ungewöhnliche
Arbeitskraft in selbstlosester Weise seit Jahren diesem großen
Unternehmen widmete.

Aus der Adamello- und Brentagruppe. Die herrliche Aus¬
sicht vom Adamello, die schönen Formen der Presanella
und des Care Alto und die Gletscherpracht ihrer Umgebung
üben ihre bewährte Anziehungskraft. Die gut bewirtschaftete,
geräumige Mandronhütte der S. Leipzig des D. u. Ö. Alpen¬
vereins liegt inmitten dieser Herrlichkeiten und gewährt zu
den genannten Gipfeln einen unschwierigen Zugang. Die
S. Leipzig beabsichtigte bei ihrer Anlage sie zum Mittel¬
punkt des..touristischen Verkehrs namentlich der Mitglieder
des D. u. Ö. Alpenvereins zu machen. Diese Absicht wurde
erreicht; die gastliche Stätte des D. u. Ö. Alpenvereins ist
der Stützpunkt für alle touristischen Unternehmungen in
der so besuchenswerten schönen Adamello-Presanellagruppe.
Ein auf der Mandronhütte stationierter autorisierter Führer,
Carlo Benuzzi aus Drö, steht zur Verfügung der Touristen.
In der Brentagruppe, die in der Guglia di Brenta das höchste
Ziel des Klettersports der letzten Jahre aufweist, bietet die
bewirtschaftete Tosahütte der Societä degli Alpinist! Triden-
tini eine schätzenswerte Unterkunft. Im nächsten Jahre
wird die Tucketthütte, welche die S. Berlin des D. u. Ö.
Alpenyereins am Tuckettpaß erbaut, den Mitgliedern des
D. u. O. Alpenvereins ein erwünschtes Heim gewähren und
bei der zu erwartenden guten Bewirtschaftung für die Brenta¬
gruppe diesselbe Anziehung bieten wie die Mandronhütte
für die Adamellogruppe.

Die Schlüssel der Schutzhütten der Societä degli Alpinisti
Tridentini. In diesem Frühjahre sind die Schlösser der Schutz¬
hütten der Societä degli Alpinisti Tridentini geändert worden