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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.36 (1910)
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Mitteilungen des Deutschen und österreichischen Alpenvereins.

Nr. 21.

Verschiedenes.

Wegs und Hüttenbauten.

Die Giglachseehütte (der S. Wien) am Giglachsee in den
Schladminger Tauern ist vollständig fertiggestellt und für die
Winterbenützung eingerichtet. Die Küche, das anstoßende
Wirtschafterzimmery, der Trockenraum und das Schlafzimmer
stehen zur Benützung bereit. Diese Räume sind mit der Be*
Zeichnung «Winterraum» versehen, während alle übrigen Zim*
mer abgesperrt sind. Holz ist in Bündeln genügend vornan*
den. Die äußere Eingangstür ist unversperrt, die in das Vor*
haus mit dem Alpenvereinsschloß versehen. Sollte gegen alle
Erwartung die Tür verweht sein, so kann der Eingang durch
das über dem Vorbau liegende, gleichfalls mit dem Alpenver*
einsschlosse versehene Fenster im ersten Stock genommen
werden. Als Zugang zur Hütte von der Nordseite kann Schi*
fahrern nur das Preuneggtal, das bei Pichl ins Ennstal mün*
det, empfohlen werden. Von einem Aufstieg von Schladming
durch aas Ober* und Giglachtal ist wegen der steilen Hänge
abzuraten. Die Abfahrt ist von der Hütte über die Ursprung*
alpe durch das Preuneggtal leicht und auch sicher. Dagegen
ist die Abfahrt durch das Giglachtal nur von sehr geübten
Fahrern und nur bei günstigen Witterungs* und Schneever*
hältnissen zu unternehmen. Beide Abfahrten sind durch 4 bis
5 m hohe, rot und schwarz gestrichene Stangen sehr gut mar*
kiert. Als Gipfeltur können die Kalkspitzen empfohlen wer*
den, auf die gleichfalls eine Stangenmarkierung angelegt ist.
Vom Sattel zwischen den beiden Spitzen wird nach Süden —
mit Schiern bis zum Gipfel befahrbar — die Lungauer, nach
Norden — vom Sattel weg ohne Schier — die Steirische Kalk*
spitze erreicht. Vom Sattel westlich abwärts führt die Abfahrt
zum Oberhüttensattel und von hier weiter um den Hunds*
kogel nördlich herum zum Radstädter Tauernhaus. Es wird
dies eine hervorragend schöne Tur sein, die jedoch erst nach*
stes Jahr markiert werden kann. Jedoch schon der Besuch der
Hütte, allenfalls noch mit Besteigung der Kalkspitzen, ist eine
herrliche, lohnende Tur.

Die Konstanzer Hütte (der S. Konstanz) im Ferwall ist seit
Ende September geschlossen. Der Besuch war trotz des außer*
ordentlich ungünstigen Wetters im heurigen Sommer ein guter
zu nennen (898 gegen 813 im Vorjahre); an verschiedenen
Tagen war die Hütte überfüllt. D'e Sektion trägt sich mit
dem Gedanken der Hüttenerweiterung, da in günstigeren Som*
mern der Besuch sich zweifellos noch wesentlich steigern wird.
— Für den Winter ist die Hütte nicht verproviantiert; Winter*
gaste müssen daher ihren Bedarf mitbringen. Dagegen .steht
ein heizbarer Matratzenraum mit einer genügenden Anzahl
wollener Decken zur Verfügung. Brennholz ist in Bündeln
ä K 1.— vorhanden. Falls größere Gesellschaften von Schi*
läufern die Hütte besuchen und dort übernachten wollen,
wende man sich wegen Beschaffung weiteren Platzes an Berg*
führcr Roman Falch in St. Anton. Die Hütte ist mit demVer*
einsschloß abgeschlossen.

Die Lodnerhütte, 2250m, (der S.Meran) in derTexelgruppe
wurde am 2. Oktober für den allgemeinen Verkehr geschlossen.
Trotz der ungünstigen Witterung war der Besuch heuer ein
guter zu nennen. Da weit über 500 Personen im Hüttenbuche
eingetragen sind, dürften etwa 700 in der Hütte gewesen sein.
320 Personen haben genächtigt. Die Bewirtung war eine
mustergültige und fand allseitiges Lob. Auch Hochturen
wurden mehr ausgeführt als im Vorjahre, besonders von den
Mitgliedern der Bergsteigerriege des Turnvereins Meran, die
in der kurzen Zeit ihres Bestehens tüchtige Hochturisten heran*
gebildet hat. Neumarkierungen wurden ebenfalls vorge*
nommen. Am 24. Juli fand die Eröffnung des «Freiherr*von*
Ompteda *Wegs» auf den Blasiuszeiger statt. Diese Spitze ge*
währt einen großartigen Einblick in die Texelgruppe. Dr. von
S öl der, der II. Vorstand der Sektion, hielt die Festrede und
betonte; daß der Weg geschaffen sei zur Ehrung für den
Schöpfer des «Excelsior», den begeisterten Alpinisten und
alpinen Schriftsteller. Am Beginn des Wegs ist eine Marmor*
taiel angebracht. — Die Lodnerhütte ist nunmehr für den
Winterverkehr eingerichtet und mit Proviant versehen (Wein,
Fleisch* und Suppenkonserven). Von der Hütte aus lassen
sich auch einige Schituren ausführen; vor allen der Besuch
der Gfallwand, 3179m, die eine prachtvolle Aussicht und eine

herrliche Abfahrt bis zur Hütte bietet, der Texelspitze, 3320 m,
mit Abfahrt ins Pfossental zum Eishof usw. Der Hütten*
Schlüssel ist in Meran bei Herrn E. Baumgarther, wo auch
die Gebühren zu entrichten sind, und in Partschins beim
«Kronenwirt» zu haben. Auskünfte erteilt bereitwilligst der
Hüttenwart Franz Malle in Meran.

RojachersHütte (Hoher Sonnblick). Der Eigentümer der
Rojacher Hütte, Herr W. v. Arlt in Bucheben (Raurisertal),
teilt mit, daß er die Hütte mit einem eisernen Herd heizbar
gemacht hat und im zweiten Zimmer einen Tisch sowie eine
Wandbank anbringen lassen wird, so daß Winterbesucher in
Begleitung eines Rauriser Führers (der mit dem «alten» Ver*
einsschlüssel versehen ist) Unterkunft finden. Der erste, nicht
heizbare Raum ist mit dem neuen Alpenyereinsschlüssel zu*
gänglich. Der erwähnte zweite Raum ist eigentlich ein Privat*
räum des Besitzers der Rojacher Hütte, den er dem Beobachter
auf dem Zittelhause als Zuflucht gelegentlich des Nachsehens
des Telephons zur Verfügung gestellt hat.

Die Traunsteiner Hütte (der S.Traunstein) auf der Reiter*
alpe ist seit 18. Oktober nicht mehr bewirtschaftet. Der Pro*
viant ist zu Tal geschafft. Für Winterbesucher ist Holzvor*
rat vorhanden. In den Talstationen Jettenberg (Brunnhaus),
Unken und Hintersee sind Hüttenschlüssel hinterlegt.

Die Vernagthütte (der S. Würzburg) auf den Hintergrasln
(Ötztaler Alpen) wurde vom 14. Juni bis 5. Oktober bewirt*
schaftet. Trotz des schlechten Wetters wurde die Hütte doch
von 1120 Turisten besucht. 53 Schifahrer benützten die Ver*
nagthütte als Standquartier, wie überhaupt die Hütte als
Stützpunkt für Winterturen immer mehr aufgesucht wird. In
der Hütte ist für den Winterbesuch reichlich Brennholz (das
Bündel zu K 1.—) und etwas Proviant für den Notfall (Kon*
servenbrot) vorhanden. Die einzelnen Beträge wollen in die
Hüttenkasse in der Küche eingelegt werden. Ein Alpenvereins*
Schlüssel ist bei Herrn Pfarrer Rößler inVent hinterlegt.

In der Heßhütte (Hochtorgruppe) sind für Winterbesucher
mit dem in den Talgasthäusern in Gstatterboden, dann in
Johnsbach («Donner» und «Kölbl») erhältlichen Alpenvereins*
Schlüssel das Speisezimmer, und der untere Pritschenraum zu*
gänglich. Heizbar ist aber nur die Küche. Der Ofen im
Speisezimmer ist nicht benutzbar I

Eine Schutzhütte für die Heiterwand. Die S. Anhalt hat
Grund und Boden zur Errichtung einer «Anhalter Hütte» und
zur Anlage eines Alpenpflanzengartens am Kromsee, nördlich
des Steinjöchls am Nordwestfuße der Heiterwand erworben.
Mit den Vorbereitungen zum Bau einer mäßig großen, bewirt*
schafteten Bergsteigerhütte wird unverzüglich begonnen.

Der neueRaxsteig. Der tatkräftigen Anregung und eifrigen
Mitwirkung des Pächters des schönen Erzherzog*Otto*Schutz*
hauses, Kamillo Krön ich, sowie der Begeisterung einer opfer*
willigen Schar von Bergfreunden und der selbstlosen Tätig*
keit des akademischen Malers Gustav Jahn verdanken die
Freunde der Rax die Entstehung eines neuen Raxsteigs, der zu
den schönsten seiner Art gezählt werden muß. Landschaft*
liehe Bilder von seltener Großartigkeit, reiche Vegetation,
mehrere Kletterstellen, die trotz der reichlichen Versiehe*
rung des sportlichen Reizes nicht entbehren, sowie die An*
nehmlichkeit, vom Ausstieg in 15—20 Minuten beim Erzherzog*
Otto*Schutzhause sein zu können: alle diese Vorzüge werden
den neuen Steig gewiß in kürzester Zeit zu einem der be*
liebtesten Raxaufstiege machen. — Der.neue Steig führt zum
höchsten Punkt der Abschlußwände des großen Höllentals,
dem Losbühel (zirka 1630 m) in prächtiger Anlage empor, er
erhielt bei seiner Eröffnung, die am 9. Oktober in Anwesen*
heit des I. Präsidenten des Hauptausschusses, Hofrat Dr. A. v.
Guttenberg und zahlreicher B ergfreunde durch den Vorstand
unserer Alpenvereinssektion Reichenau, Herrn Hans Haidv.
Haidenburg vorgenommen wurde, den Namen «Alpenver*
einssteig». Der (blau markierte) Weg führt vom Eingang in das
Große Höllental durch den ernsten Hochwald, durch den helle
Felswände leuchten, talein, steigt, nachdem links der «Teufels*
badstuben*Steig» abgezweigt ist, noch etwa lOMinuten gemein«
sam mit dem Weg über das «Zahme Gaisloch» empor, wendet
sich aber dann scharf nach links (östlich),verläßt bald darauf den
geschlossenen Wald und gelangt über ein mächtiges Geröll*