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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.37 (1911)
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Nr. 16.

Mitteilungen des Deutschen und österreichischen Alpenvereins.

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Hände das ganze Gewicht des Körpers zu halten; versagen sie,
so hängt das Körpergewicht mit dem Seile E verbunden an
dem Klemmer B. Dieser wird, infolge seiner hebelartigen Aus*
bildung, sofort nach abwärts gedrückt und preßt die breite
Fläche b an das Seil D. Nur ein ganz kurzes Gleiten und man
hängt am Seil D fest. Die Fläche b ist ein wenig aufgerauht, um
die Bremswirkung zu beschleunigen. Man kann nun in der
hängenden Stellung ruhig den Kletterschluß wieder nehmen,
zieht sich mit den Händen "ein klein wenig am Seile D in die

Höhe und das nun durch den Kletterschluß wieder straff ge*
spannte Seil D schiebt den Klemmer B von selbst zur Seite
und man kann wieder anstandslos hinabgleiten. Die Klemm«
Vorrichtung wurde genügend ausprobiert und für vollständig
zweckentsprechend befunden. Das Gewicht beträgt etwa 250 g.
(D. R. G. M. Nr.444.931.) Die Firma Karl B ibe r.Ausrüstungs*
geschäft, München, Theresienstraße 48, hat den Vertrieb über*
nommen. Der Preis der kompleten Klemmvorrichtung stellt
sich auf M. 3.20.» Franz iCröner*München.

. Früchtenbrot wird vielfach wegen seiner Ausgiebigkeit
und seines Wohlgeschmacks als Turenproviant empfohlen.
Herr Theodor Hermann, Friedenau, Peter* Vischer*Straße 14,
stellt Interessenten ein gutes Rezept zur Verfügung. — Herr
Th. Hermann gibt allenfalls eine Anleitung zur Herstellung
von «Hartspiritus».

Unglücksfälle.

Absturz an der Dreitorspitze. Die «M. N. N.»meldeten aus
Partenkirchen: «Am 8. August ist auf dem Westgipfel der Drei*
torspitze der Student der Mathematik Ernst Bauer aus Ham*
bürg abgestürzt und nach kurzer Zeit gestorben. Er war am
7. August auf der Zugspitze gewesen und über das Raintal ab*
gestiegen, hatte die Nacht zum 8. im Oberraintal biwakiert und
war am Morgen am Schachen vorbeigegangen. Von der Meiler*
Hütte aus bestieg Bauer, der allein ging, den Ostgipfel der
Dreitorspitze, rief dabei, da er in eine schwierige Situation ge*
riet, um Hilfe und wurde von einem anderen Turisten aus
seiner schwierigen Lage befreit. Auf dem Westgipfel trennten
sich die beiden. Bei dem Abstieg verlor Bauer den Steig und
stürzte ab. Zwei andere Turisten fanden ihn mittags bewußt*
los, aber noch lebend am Fuße einer Bergwand auf. Nach
kurzer Zeit trat der Tod ein. Der Schachenwirt sowie zufällig
anwesende Führer übernahmen den Transport der Leiche zum
Schachen, von wo aus sie zu Wagen nach Partenkirchen be=
fördert wurde. Übermüdung infolge der im Freien verbrachten
Nacht und des langen Marschierens werden wohl mit als Ur*
sache dieses bedauerlichen Unfalls anzusehen sein.«

In der Hochtorgruppe wurde am 8. August nach einem
Berichte der Sektion Ennstal*Admont der 32jährige Beamte
Leopold Bergmann aus Wien der am 6. August d. J. einen
Ausflug in das Gesäuse unternommen hatte und nicht mehr
zurückgekehrt war, in den Sulzkarwänden des Zinödls als
Leiche gefunden. Bergmann wollte vom Zinödl über den
steilen Felsgrat direkt zum Sulzkarhund absteigen und ist dabei
gegen das Sulzkar abgestürzt. Der Verunglückte trug Kletter*
schuhe. Da nun zwischen den Felsen des erwähnten Grats viel*
fach Rasenstreifen vorkommen, der Rasen aber um jene Zeit
dürr und infolge dessen sehr glatt war, ist Bergmann zweifei*
los mit seinen Kletterschuhen ausgeglitten und abgestürzt.

Auf dem Großen Pyhrgas (Ennstaler Alpen) sind am
19. August drei Personen tödlich verunglückt. Mangels eines
Eigenberichts teilen wir auf Grund der Zeitungsberichte fol*
gendes mit: Drei Sommergäste aus Micheldorf in Oberöster*
reich, der 26jährige Supplent L. Frobelski aus Wels, das
21jährige Fräulein H. Brunner aus Traun und.das 22jährige
Fräulein M. Furtner aus Wien, unternahmen am 19. August
über Spital a. P. einen Ausflug ajuf das Pyhrgasgatterl, der dann
auf den Großen Pyhrgas ausgedehnt wurde. Als die drei Ge*
nannten nicht zurückkehrten, wurde nachgeforscht und am
21. August nach dem «N.W. T.» auf der Südseite des Pyhrgas
die Leiche der H. Brunn er, nach der «N. Fr. P.» gegen den
Scheiblingstein zu alle drei Leichen gefunden. Die Gesell*
schaft war angeblich turistisch gar nicht ausgerüstet (die Damen
hatten Stadtschuhe und Sonnenschirme). Bei Schluß dieser
Nummer ist etwas Sicheres noch nicht zu erfahren gewesen.
Genauer Bericht folgt.

Zum Unfall in der Geislergruppe erhalten wir noch fol»
genden Bericht: «Der Studierende an der Münchener Akade*
mie Eduard Leisner aus Flensburg, der in Gstammer im
Villnößtal zur Sommerfrische weilte, wurde am 3. August tot
in den Nordwänden des Sass Rigais aufgefunden. Er hatte am
28. Juli allein den Sass Rigais auf dem gewöhnlichenWege be*
stiegen und sich im Gipfelbuche eingetragen. Er beabsichtigte,
über die Mittagscharte zur Broglesalpe abzusteigen, wo er
mit einem Freunde zusammentreffen wollte, und scheint sich
beim Abstieg verstiegen zu haben. Die Leiche wurde am
4. August nach Villnöß geschafft.» H. .Re/imsRegensburg.

Herr Dr. R. Heuberger, A. A. Innsbruck, sandte einen
ausführlichen Bericht, in dem er u. a. sagt: Leisner wurde in
einer der beiden die Nordwand des Sass Rigais westlich vom
Gipfel spaltenden Schneerinnen gefunden. Er ist über die
großen Überhänge der Schlucht etwa 150 m hoch abgestürzt,
wobei eine Kopfwunde seinen sofortigen Tod herbeigeführt
hat. Leisner war gut ausgerüstet, doch bergsteigerisch ganz
unerfahren; er hat aber durch einwandfreie Begehung des Sass
Rigais*Ostwegs bewiesen, daß er derTur vollkommen gewach*
sen war. Auf dem Gipfel hat er sich bei einem Führer nach
dem Weg über die Mittagscharte erkundigt, da er zur Brogles*
alpe wollte. Er muß dann—es war an jenem Tage vollkommen
klares Wetter — entweder abzukürzen versucht oder irrtüm*
lieh die Scharte der erwähnten Schlucht für die Mittagscharte
gehalten haben, und ist sodann in der Schlucht abgestürzt.

Auf der Pasterze ist Mitte August der Wiener Turist Karl
Man dl durch Sturz in eine Gletscherspalte verunglückt. Un«
weit der Oberwalder*Hütte fanden am 14. August Turisten
einen Eispickel über einem kleinen in eine sonst verschneite
Kluft führenden Loch. Die durch die Führer angestellten Nach*
forschungen führten zur Auffindung der Leiche des eingangs
Genannten, die unter vielen Schwierigkeiten aus dem Eise
herausgehackt werden mußte. Man dl ist, wie erst vor kurzem
Trebessiger auf dem Gosaugletscher, ein Opfer des Allein*
gehens auf Gletschern geworden.

Unglücksfall auf dem Großen Gosaugletscher. Über den
Unfall auf dem Großen Gosaugletscher (siehe «Mitteilungen»
Nr. 14, S. 160), den wir seinerzeit mangels eines eigenen Be*
richtes nur kurz gemeldet haben, erhalten wir nunmehr nach*
stehenden eingehenden freundlichen Bericht: «Der Hütten*
wirt Lechner erzählte den Vorgang wie folgt: Trebessiger
begab sich von der Hütte auf den bis nahe an diese reichen*
den, in oberen Teile sehr zerklüfteten Gletscher, um, wie er zur
Kellnerin sagte, «den Gletscher anzuschauen». Zur Zeit, als
Trebessiger wegging, war Lechner nicht in der Hütte.
Später sahdannLechner mit demFernglas denTrebessiger