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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.37 (1911)
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Mitteilungen des Deutschen und österreichischen Alpenvereins.

Nr. 24.

Die Eröffnung des Alpinen Museums in München.

Der 17. Dezember dieses Jahrs wird für alle Zeiten
ein Ehrentag des D. u. ö. Alpenvereins bleiben: an
diesem Tage ist eines seiner bedeutungsvollsten Werke,
das Alpine Museum, festlich eröffnet worden, und
dieses Fest hat wieder einmal Gelegenheit geboten zu
erkennen, welch einer überaus ehrenvollen Schätzung
sich unser Verein in allen Kreisen des deutschen Volks
erfreut, welch ein gewichtiger Faktor im deutschen
Kulturleben er geworden und wie innig die alpinen
Bestrebungen und deren Hort, der D. u. Ö. Alpen*
verein, ganz besonders in München beheimatet, wie sie
gewissermaßen mit der herrlichen Isarstadt verwachsen
sind.

Die Stadt München hat seinerzeit die Verwirklichung
der durch Prof. Dr. C. Arnold und dessen S. Han*
nover zur Anregung gebrachten Idee der Errichtung
eines Alpinen Museums durch die großherzige
Schenkung des schönen Gebäudes und des Gartens
der «Isarlust» ermöglicht und nunmehr hat sich auch
die Feier der Vollendung des großen Werks wieder
unter der gastfreundlichen Leitung der Stadtgemeinde
München vollzogen. Es ist dadurch abermals in
schönster Weise der Charakter Münchens als hervor*
ragender Mittelpunkt aller alpinen Bestrebungen und
vor allem als eine besondere Heimstätte des D. u. ö.
Alpenvereins zum Ausdruck gekommen, dessen AI*
pines Museum nunmehr ein «monumentales Unter*
pfand ist für die unlöslichen Bande, die München mit
dem D. u. ö. Alpenverein verknüpfen», wie Herr
Oberbürgermeister v. Borscht treffend bemerkte.

Das prachtvolle Münchner Rathaus war mit zahl*
reichen Fahnen in den bayrischen, reichsdeutschen und
österreichischen Farben geschmückt und im Sitzungs*
saale waren vor dem berühmten Pilotysehen Huldi*
gungsbilde in reichem grünen Pflanzenschmuck die
Büsten des Prinzregenten von Bayern, des deutschen
Kaisers und des Kaisers von Österreich aufge*
stellt. Hier hatten sich um 11 U. vormittags die
Festteilnehmer versammelt. Vom königlich bayrischen
Hofe hatten sich (wir folgen hier der Meldung
der «M. N. N.») eingefunden: Frau Prinzessin Lud*
wig mit ihrer Tochter, Prinzessin Hildegard, Prinz
und Prinzessin Leopold, Prinzessin Therese und
Prinz Alfons. Die Staatsministerien waren vertreten
durch Ministerial*Geheimrat Freiherr v. Hirschberg
(Äußeres), Ministerialrat Knözinger (Inneres), Mi*
nisterialrat Dr. v. Knilling (Kultus), Ministerialrat
Ruckdeschel (Verkehr), die Technische Hochschule
durch Prorektor Geh. Hofrat Dr. Schröter, die Stadt
München durch den Oberbürgermeister mit dem Vor*
sitzenden des Gemeindekollegiums Schwarz und
mehreren Rechtsräten und Gemeindebevollmächtigten.
Ferner waren erschienen: die Herren des Hauptaus*
Schusses mit dem I. Präsidenten, Herrn Hofrat Prof.
Dr. v. Guttenberg *Wien, vom künftigen Verwal*
tungsausschuß der II. Präsident, Herr Ministerialrat
Dr. R. Grienberger^Wien, und Prof. Dr. Brückner*
Wien, außerdem von früheren Hauptausschüssen Prof.
Dr. Ibsen*Innsbruck, Justizrat Haas*München, Justiz*

ratSchuster*München, Prof.Dr.Giesenhagen, dann
Prof. Arnold*Hannover, der die Anregung zur Schaf*
fung des Alpinen Museums gegeben hat, Prof. Dr.
Becker*Zürich, dem das großartige Jungfrau*Relief zu
verdanken ist, ferner die Herren des Münchner Ver*
waltungsausschusses sowie die Vertreter zahlreicher
Sektionen, darunter der frühere badische Minister Frei*
herr Marschall v. Bieberstein, und viele Vertreter
der Münchner Sektionen. Am Präsidiumstische hatten
Oberbürgermeister Dr. v. Borscht, Geh. Kommerzien*
rat v. Pf ister, der Vorsitzende des Verwaltungsaus*
Schusses, und Landgerichtsrat a. D. K. Müller, der
Schöpfer des Alpinen Museums, Platz genommen.

Geh. Kommerzienrat v. Pf ist er begrüßte die Fest*
Versammlung und hob sodann hervor, daß die heutige
Weihestunde des Vereins der Eröffnung eines neuen
Kulturwerks in München gelte. Zu den bedeutsam*
sten Erscheinungen der letzten Jahrzehnte im Kultur*
leben unseres gesamten deutschen Volks zählt zweifei*
los die Entstehung und Ausbreitung des Alpinismus,
der die Rückkehr zur Natur, die tätige Liebe zu unse*
ren Hochgebirgen mit all dem ewig Schönen und Er*
hebenden, das sie einschließen, bedeutet. Der Alpinis*
mus sei eines der großen Gegengewichte gegen die
nervöse Hast und Ruhelosigkeit unseres modernen
Lebens und gegen die öde Verflachung der Alltags*
Vergnügungen unserer Tage, er sei ein Jungbrunnen
geistiger und körperlicher Gesundheit, der unversieg*
bar aus dem Herzen der Schöpfung quillt. Von der
werbenden Kraft des Alpinismus zeuge die Zahl der
Mitglieder des D. u. ö. Alpenvereins, die heute 94.000
übersteige. Den Ursprung und Werdegang des Alpi*
nismus, soweit er in äußere Erscheinung tritt, für künf*
tige Geschlechter festzuhalten und zur Anschauung
zu bringen, sei der Zweck des Alpinen Museums.
Redner bezeichnete dann als den geistigen Urheber
des Alpinen Museums den langjährigen Vorsitzen*
den der S. Hannover, Prof. Dr. Karl Arnold, der am
15. Januar 1907 seine Sektion zu dem Beschlüsse be*
wog, bei der Generalversammlung des Gesamtvereins
die Errichtung eines alpinen Museums im Anschluß
an die Ausgestaltung der bereits bestehenden Zentral*
bibliothek zu beantragen. Landgerichtsrat Müller
war es, der zuerst den Gedanken faßte, die «Isarlust»
zur Stätte für das Museum zu machen. Seinem begei*
sterten und begeisternden Eintreten für die schöne
Sache ist es vor allem zu danken, daß sie in den
Kreisen des Alpenvereins festen Boden fand und
schließlich, als es galt, zwischen den zwei Städten, die
in gleich hochherziger Weise dem Alpenverein für
sein Alpines Museum Heimstätten angeboten hatten:
Innsbruck und München, zu wählen, daß fast einmütig
als Sitz des Museums München bestimmt wurde. Red*
ner ging dann auf die weiteren Entwicklungsphasen
des Museums ein, dankte Baurat Rehlen, der die er*
forderlichen baulichen Veränderungen vorgenommen
hatte, Landgerichtsrat a. D. Müller für die unermüd*
liehe Sammlung und aufopferungsvolle Ordnung des
Inhalts, der Stadtgemeinde München für die Überlas*