Nr. 7 u. 8.
Mitteilungen des Deutschen und Osterreichischen Alpenvereins.
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Die Melsensche Vlihsicherung hat sich bisher also sehr be»
währt. In ihrem Wesen besteht sie zusammenfassend aus
folgenden Punkten:
Auffangstangen an den Dachenden und kleinere Auffang»
ftangen oder Spihenbüschel über den Schornsteinen, zahlreiche
vertikale, symmetrische Ableiter von den Ausfangstangen und
Spitzenbüscheln, möglichst geradlinig geführt, zum Voden, ho»
rizontale Leiter längs der Dachfirste, die die Auffangstangen
und die Spitzenbüschel verbinden, dann rundum laufende ho»
rizontale Leiter, die unter der Dachtraufe und im Voden die
vertikalen Leiter verbinden. Cisenbänder genügen vollständig;
eine Erdleitung, die an einem beständig feuchten Ort endigt,
ist unter allen Umständen erforderlich.
In diesem Sinne sollten alle ausgesetzten Schuhhütten
gegen Blitzschläge gesichert sein; dann wird man sich auch bei
den stärksten Gewittern in ihnen wohl und sicher fühlen.
Verschiedenes.
Hütten und Wege.
Die Vadner Hütte (der S. Baden bei Wien) am Frosnitz.
kees in der Venedigergruppe wurde im Jahre 1914 wegen
des Kriegsausbruches am 4. August gesperrt. Die frühzeitige
Sperrung hatte zur Folge, daß Wmterbefucher Heuer nicht
die sonst für sie vorgesehene Rücksichtnahme vorfinden werden,
doch ist die Hütte mit allem Nötigen reichlich versehen. Die
Hälfte der Dcäen und Leintücher wurden dem Noten Kreuz
zur Verfügung gestellt. — Die für den 22. August v. I. an»
gesagt gewesene Eröffnung des „Nudolf»Iöllner»Weges" über
das Löbbentörl nach Innergschlöß mußte auf eine spätere
Zeit verschoben werden.
Zerstörung der Manhart. Hütte am Mallniher Tauern.
Einem freundlichen Bericht der S. Hannover zufolge ist die
auf Anregung des Herrn Geheimrates Dr. C. Arnold vor
einigen Jahren auf halbem Wege von Mallnitz zum Niederen
Tauern durch den opferwilligen Postmeister Manhart erbaute
Manhart'hütte samt den Nebengebäuden durch eine Lawine
(vermutlich durch den durch eine von der Feldseescharte ge»
kommen« Lawine verursachten Luftdruck) vollkommen zerstört
worden. Die besten Kenner des Gebietes erklären, durch
diesen Lawinensturz auf das höchste überrascht zu sein.
Hütten der S. Mark Brandenburg. Der Betrieb auf allen
vier Hütten mußte anfangs August v. I. infolge des Krieges
eingestellt werden. Im Vorsommer war der Besuch durch
die ungünstige Witterung ein geringerer als im Vorjahre.
Es wurden besucht:
die
Sammoärhütte von 490 Per»
sonen, darunter 78 Tagesgäste,
das
hochjochhofpitz
von 819 Personen, darunter 154 Tagesgäste, über den Ve»
such des Brandenburger Hauses und der Weißkugelhütte
fehlen die Angaben, weil der Wirtschafter ins Feld rücken
mußte und die Hüttenbücher nicht mehr zu Tal fchaffen konnte.
Der Winterbesuch kann als gut bezeichnet werden. Es nach»
ttaten im Brandenburger Haus 91 Personen an 288 Nach»
ten, außerdem vom k. u. k. Militär 15 Mann eine Nacht.
Bewirtschaftet war das Haus im März acht Tage für einen
Schikurs und in den Osterferien. Die Planung des neuen
Weges von Vent, beziehungsweise von den Rofenhöfen bis
zur Baustelle auf dem Arzbödele wurde einer genauen Nach»
Prüfung unterzogen. Die Sektion-hegt die Hoffnung, im
kommenden Jahr (1916) mit dem Bau eines neuen Weges
beginnen zu können.
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Tätigkeit der S. Memmingen. Die Memminger Hütte
wurde im Juli 1914 von 121 Personen besucht. Vor Beginn
der Reisezeit war der Aufstieg zur Unteren Leeg umgelegt
worden, die Arbeiten am neuen Langkarweg dagegen litten
anfangs unter der Ungunst der Witterung und mußten bei
Kriegsausbruch ganz eingestellt werden. Jedoch wurde die
llnterstandshütte an der Seelaalm fertiggestellt. Der Führer»
tag fand am Psingstsonntag 1914 in Clbigenalp statt; es
waren sämtliche Sichrer und Anwärter hiezu erschienen.
Führer L. Weißenbach»holzgau trat wegen Krankheit in
Pension, an seine Stelle tritt Fridolin Frey»holzgau.
Tätigkeit der S. Stettin. Die Stettiner Hütte wurde im
Juli 1914 von 83 Personen besucht; sie wurde am 31. Juli
geschlossen, da der Hüttenwirt Raffeiner zum Militär ein»
berufen wurde. Der vom stellvertretenden Vorsitzenden,
Herrn Konsul W. Ahrens, gestiftete Weg auf die Hochweiße
ist zum Teile fertiggestellt; der Ausbruch des Krieges ver»
hinderte die Fortsetzung der Arbeiten. Im übrigen erstreckte
sich die Tätigkeit der Sektion auf Ausbesserung und teil»
weise Neumarkierung der Wege. Die erweiterte Hütte bietet
jetzt einen behaglichen Aufenthalt, die Vewirtfchaftung durch
Naffeiner wurde von den Besuchern gelobt.
Tätigkeit der S. Traunstein. Im Jahre 1914 wurde der
Wegbezeichnungstätigkeit im engeren Sektionsgebiete ein be»
sonderes Augenmerk geschenkt, über 50 Wegtafeln wurden
angebracht und einzelne Wegstrecken nachmartiert. Der Aus»
bruch der Kriegswirren verhinderte leider die gänzliche
Fertigstellung des neuen Anbaues zur Traunsteiner Hütte
auf dem Reitalmgcbirqe. Die liegengebliebenen Arbeiten
werden aber sicher im Laufe dieses Sommers erledigt. Der
von Jettenberg zum Schrecksattel führende Alpenvereinsweg
wurde im herbste 1914 vollständig ausgebaut.
Fi'chrerwesen.
Führung von Vergturen von Saalfelden aus. Die S. Saal»
elden unseres Vereins teilt mit, daß die sämtlichen Saal»
eldner Bergführer zum Kriegsdienst eingerückt sind und daß
ich in dankenswerter Weife berakundige Scktionsmitglieder
?ereit erklärt haben, sich jenen Bergsteigern, die Türen im
Saalfeldner Gebiet machen wollen, zur Verfügung zu stellen.
Anfragen find an den Sektionsschriftführer, Herrn Anton
Iiegler in Saalfelden, zu richten.
Bergführer Piskernik -Z-. Aus dem Logartal (Steiner
Alpen) kommt die Kunde, daß der ehemalige Bergführer
und langjährige Wirtschafter des Logartalhauses unserer
S. Cilli, Johann Piskernik, am 11. März im Alter von
76 Jahren gestorben ist. Piskernik war in Cifenkappel ge»
boren und ging dort zum Forstwesen. In den Sechziger»
jähren des vorigen Jahrhunderts heiratete er die Witwe
des Plesnikbauern im letzten Hofe im Logartal und führte
viele Jahre diese Wirtschaft. So lange es dort keine Schutz»
Hütten gab, kehrten die spärlich erscheinenden Turisten gern
beim Plesnik ein; Piskernik bot einfache Unterkunft und
Kost und war einer der wenigen, die in jener Gegend deutsch
sprachen. Er war ein tüchtiger Kletterer und Bergführer und
hat an der Crfchliehung der Steiner Alpen wacker Anteil
genommen. Später zog er sich von dem genannten Bauern»
yof zurück und übernahm die Bewirtschaftung des von der
S. Cilli errichteten Turistenhauses. Als dort für den Alpen»
verein infolge der nationalen Gegensätze schwere Zeiten be»
gannen, stand er stets treu auf unserer Seite. Der freund»
liche, bescheidene Mann wird gewiß bei vielen Besuchern
des Logartales in gutem Andenken stehen und bleiben. Den
geplanten Neubau des Turistenhauses durch die Sektionen
Cilli und Marburg sollte der alte Vergsreund aber nicht
mehr erleben.
L. I.
Verkehrswesen-
Aus Hochkrumbach (Vorarlberg) erhalten wir von sehr
geschätzter Seite folaende Zeilen: Wem von denen, die den
einsamen hochgebirgsweiler hochkrumbach, 1650 Meter, am
Fuße des Ge'msteljochs, 1975 Meter, und des herrlichen
Widdersteins, 2551 Meter, kennen, ist dieser Punkt nicht in
angenehmer Erinnerung? Er ist der Knotenpunkt der Über»
gänge von Schröcken im hintersten Vregenzerwald über
Warth in das Lechtal und zum Arlberg, über das Gemstcl»
joch in das Kleine Walsertal und über haldenwanq—Rap»
penalpental nach Oberstorf in Bayern; er ist auch Stütz»
Punkt für die Besteigung des Widdersteins, Vieberkovfs,
2596 Meter, und mehrerer anderer interessanter Gipfel, wie
Auenfelder, 2315 Meter, Wartherhorn, 2210 Meter, Moh»
nenfluh, 2547 Meter, und selbst der Vraunarlspitze, 2657 Me»
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