/ 172 pages
Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.43 (1917)
Search


42

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.

Nr. 7 u. 8

auch für seine Studenten keine Mühe und kein Opfer zu groß, denen er ein väterlicher Freund war. Als
begeisterter Alpenfreund und Forstmann erfüllt von glühender Liebe zum Walde, wußte er der Turistik viel¬
fach zu nützen, so besonders in seiner Eigenschaft als Präsident des Neichsforstvereins, als welcher er
bedeutenden Einfluß ausübte. Mit jener mitreißenden, fast jugendlichen Begeisterung, die ihn stets beseelte,
wenn er sich einer Sache aus Liebe hingab, wirkte er auch im Verein „Naturschutzpark", der beschlossen hat,
Guttenberg als seinen verdienstvollen Präsidenten im künftigen Naturschutzpark ein Denkmal zu errichten.

So lebt sein Vild in unserem Gedächtnis und wir wollen des wackeren deutschen Mannes, der in
Wien zum legendären Vertreter des D. u. Ö. Alpenvereins geworden war und mit allen Fasern seines
Herzens bis in seine letzten Lebensstunden in rührender Weise an „seiner Sektion" hing, in Treue gedenken.

------------ Tr. 3. Gonabaum.

Das Alpine Museum.

Gelegentlich des Erscheinens des „Führers durch das Alpine Museum".

Von Alfred Steinitzer in München.

Unmittelbar nach der Eröffnung des Alpinen Mu-
seums im Dezember 1911 ist sowohl in den „Mitteilun¬
gen" als auch in der „Zeitschrift" des Vereins ein
Aufsah aus der Feder des Museumsleiters, des Herrn
Landgerichtsrates a. D. Karl Müller, erschienen, der
einen referierenden überblick über den Inhalt
dss Museums gab. Da der damals erschienene Führer
Ein Nundgang durch das Alpine Museum" infolge der
weiteren Ausgestaltung veraltet ist, hat der Museums¬
leiter einen „Führer durch das Alpine Museum" (Mün¬
chen 1916, Lindauersche Univerfitätsbuchhandlung) her-
ausgegeben, den zu besprechen ich ersucht wurde. Mit
der Besprechung des Führers ergibt sich von selbst eine
Würdigung des Museums, d. h. eine kritische Ve°
trachtung, die zu untersuchen hat, inwieweit es derzeit
das vorgesteckte Ziel, „die Beziehungen des Menschen
zu den Bergen in den verschiedenen Zeiten und Formen
zu veranschaulichen", erreicht hat und nach welchen Nich-
tungen hier eine Ergänzung besonders wünschenswert,
beziehungsweise notwendig erscheint.

Die Gründung und weitere Ausgestaltung des Alpinen
Museums ist außerhalb des rein praktisch-alpinen Wir¬
kens gegenwärtig die bedeutendste und vornehmste Auf»
gäbe und Tätigkeit des Vereins. Die Bedeutsamkeit
des Alpinismus als eines kulturellen Faktors im Leben
des deutschen Volkes steht heutzutage wohl außer Frage.
„Die Beziehungen der Berge zu den Menschen" find
durch den gegenwärtigen Krieg nach einer ganz neuen
Seite hin erweitert worden. In den höchsten Regionen
des Gebirges, die erst seit wenigen Jahrzehnten dem
Hochturisien, im Winter überhaupt erst dem Schifahrer
zugänglich geworden find, kämpfen nunmehr Armeen.
Disse Kämpfe, die nun seit zwei Jahren auf den höchsten
Gipfeln und Kämmen unserer Alpen zur Verteidigung
des uns heiligen heimatlichen Bodens, unseres uns ans
Herz gewachsenen Arbeitsgebietes geführt werden, wären
in dieser Art nicht möglich, wenn nicht die alpinen Cr-
schließer des vorigen Jahrhunderts, die alpinen Vereine,
an der Spitze der D. u. Q. Alpenverein, die Alpen, man
darf heute wirklich sagen: zum Gemeingut gemacht
hätten; sie wären nicht möglich ohne alpine und turisti«
sche Erfahrungen und Kenntnisse, die im Frieden er¬
worben wurden..

Daß der Alpinismus ein wertvoller, direkter Faktor
unserer Wehrfähigkeit geworden ist, darf jeden, der für
die Allgemeinheit oder auch nur individuell alpin tätig
war oder ist, mit stolzer Genugtuung erfüllen. Diese
neue Bedeutung des Alpinismus erhöht auch rückwirkend
die Bedeutung des Alpinen Museums.

Den Leitsah, der bei Eröffnung des Museums aus¬
gesprochen wurde: „es solle die Beziehungen des Men¬
schen zu den Bergen in den verschiedensten Zeiten und
Formen veranschaulichen", habe ich schon oben angeführt.
Das Museum ist berufen, für die Betrachtung der Ent¬
stehung, der Ausbreitung und der vielfachen Auswirkun¬
gen des Alpinismus das zu werden, was das Deutsche
Museum für die Entwicklung der naturwissenschaftlichen
Forschung, der Technik und der Industrie ist, ein Mo¬
nument für die Tätigkeit unserer alpinen Wegmacher
und Forscher, ein Mittelpunkt für Kenntnis und Stu¬
dium einer unserer jüngsten, aber hoch bedeutsamen
Külturmächte, ein Institut für alle diejenigen, die sich mit
einschlägigen Arbeiten und Problemen befassen.

Der seinerzeitige Präsident des Verwaltungsaus¬
schusses, Herr v. Pfister, hat in seiner Eröffnungsrede
den Grundsatz aufgestellt: „Ein gutes Museum ist nie
vollendet." Die unermüdliche und zielbewußte Tätigkeit
des Museumsleiters, in dessen Hand trotz der beraten¬
den Stimmen von Fachautoritäten für die wissenschaft¬
lichen Zweige die weitere Entwicklung des Museums
naturgemäß liegt, hat bisher bewiesen, daß dieser Grund¬
satz auch für ihn Parole ist. Schon allein ein Vergleich
mit den eingangs genannten Veröffentlichungen und
dem neuen Führer gibt hievon ein beredtes Zeugnis.
Die folgenden Äußerungen, soweit sie grundsätzliche
Fragen und Wünsche anlangen, mögen also ausschlie߬
lich als Anregungen eines der wärmsten Freunde des
Museums für dessen zukünftige Entwicklung angesehen
werden.

Während die oben erwähnten Aufsähe des Museums¬
leiters einen materiellen überblick über den damaligen
Bestand des Museums gaben, weist der topographisch
angeordnete Führer dem Besucher den Weg durch das
Museum und gibt ihm die notwendigen Erklärungen
und Erläuterungen. Er ist ein unentbehrlicher und ganz