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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.59 (1933)
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Nr. 8

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

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taxen bereits um 20 A ermäßigt sind, beträgt für sie die Ge-
samtverbilligung rund 45 A. Die besondere Ermäßigung
von 30A wird auch auf den zum halben Preis ausgegebenen
Billetten für Kinder von 4 bis 12 Jahren gewährt. Die
Hinfahrt von der Grenzstation muß an dem von der
Ausgabestelle im Villett vorgemerkten 1. Geltungstag an»
getreten werden, während die Nückfahrt von dem im
Villett angegebenen Bestimmungsort (bei Nundreisebilletten
gilt der vom Neisenden bezeichnete Aufenthaltsort) frühestens
am 8. Geltungstag angetreten werden darf. Fahrtunter»
brechung ist auf der Hin- und Nückfahrt gestattet.

Führerwesen.

Vergfiihrerkurs in Innsbruck. Vom 7 bis 26. Juni war
in Innsbruck der 105. Vergführerkurs des D. u. Ö. A.-V.,
dessen 34. in Innsbruck, Hiezu erschienen 24 behördlich be¬
fugte Träger aus Vorarlberg, Nordtirol und Bayern. Hie»
von schieden 6 nach einigen Tagen wieder aus, während
die übrigen 18, darunter 11 geprüfte Schilehrer, bis zum
Ende des Lehrganges blieben und die Schlußprüfung als
Erfordernis zur Erlangung des Vergführerrechtes mit Er»
folg ablegten. Nach 13 Schultagen in Innsbruck (Neue
Universität) folgten zwei itbungstage in den Kalkkögeln
(Standort Adolf-Pichler-Hütle) und vier Übungstage im
Bereiche des Alpeinerferners (Standort Franz-Senn-Hütte).
Die Vergsteigerprüfung am 26 Juni, im Veifein des
Maries für Führerwefen im Hauptausschuß des D. u. Ö.
A.-V., 1. Staatsanwaltes Dr. August Knöpfler, be-
standen alle 18 Teilnehmer, und zwar mit Note 1: Andreas
Hcckmair (Vayrischzell), Theodor holl (Schattwald), Franz
Spefcha (Vludenz), Johann Iöttl (Potsdamer Hütte im
Scllrain); mit Note 2: Roman Draxl (Flirsch), Alois
Fcnder (Sölden), Franz Galehr (Tschaqgunsj, Nupert Gre.
der (Faschinajoch), Hermann Guem (Nesselwängle, Tann»
heimer Hütte), Nupert Haller (Niezlern), Alois Ianak
(hirschegg), Vinzenz Lenz (Grins), Gregor Maly (Per-
tisau), Hans Niederwieser (Vayreuther Hütte bei Vrix-
lcgg), Franz Stricker (Tarrenz), Otto Strolz (Lech), Johann
Josef Thöny (Gargellen), Franz Tuher (Solsteinhaus bei
Iirl). Lehrer waren die Mitglieder der S. Innsbruck:
Dr. Karl Forcher-Mayr (Führerberuf, alpines Ver»
einswesen, Naturschutz, Fremdenverkehr; zugleich Kurs»
lciter); Josef Harold (Landkartenlesen und Alpenkunde);
Dr. Hermann Netsch und Dr. Erich Frih (Gesundheits¬
pflege und erste Hilfeleistung bei Unfällen); Dr. Anton
Tschon (Technik des Bergsteigens). Die Kosten trug die
Hauptkasse des D. u. Ö.A-V. Alle Teilnehmer erhielten
vom D. u. Ö. A.-V. Verbandzeug, Landkarten und die
Bücher: „Bergführer-Lehrbuch" und „Natgeber für Alpen-
Wanderer". Die Verwaltungen des Neliefs von Tirol im
Garten der Lehrerbildungsanstalt (Fallmerayerstraße 11),
des Museums Ferdinandeum und des Volkskunstmuseums
gestatteten gebührenfreie Besichtigung. Die Universität
stellte den Lehrraum zur Verfügung. Das Nelief von
Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein in der Geschäftsstelle
des Zweiges Innsbruck (Nennweg 8, Kl. Hofgarten) diente
bei wiederholter Besichtigung als Lehr» und Lernbehelf.

Vergführerlehrkurs Salzburg. Der Kurs zählte 20 Teil,
nehmer, die sich auf sehr verschiedene Länder verteilten;
außer aus Salzburg waren Führeranwärter aus Nordtirol,
Kärnten, Steiermark und aus dem Verchtesgadner Land
gekommen. Der Kurs fand vom 7. bis 22. Juni statt. An
den Unterricht schlössen sich praktische Übungen, die sonst in
der Negel im Gebiete der Vlaueishütte abgehalten wurden,
diesmal aber wegen der leidigen Grenzsperre in das Gebiet
der Adamekhütte verleg wurden. Der „Abschiedsabend"
im Gasthaus „Zum schwarzen Nössel" dürfte allen Kurs-
teilnehmern in schönster Erinnerung bleiben, um so mehr,
als auch die Endprüfung ein sehr günstiges Ergebnis zei-
tigte: 9 Teilnehmer erhielten die Note 1, 11 die Note 2,
keiner mußte zurückgewiesen weiden; der heurige Führer»
kurs lag, was Fähigkeiten anbetrifft, über dem Durchschnitt.

Ausrüstung.

Knotenriß-Sicherung. Versuche über die Seilfestigkeit
(„Mitteilungen" 1928, S. 97), aber auch schwere Unglücks-
fälle haben gezeigt, daß die schwächste Stelle eines im Ge-
brauch stehenden Kletterseiles im allgemeinen die Ver-
knotung ist, wobei es ziemlich einerlei war, ob es sich um
eine solche zur Verlängerung oder zur Schlingenbildung

handelte. Diese Tatsache wurde im Schrifttum schon öfters
erwähnt (unter anderem „Mitteilungen" 1931, S. 250);
ebenso liegen, nicht nur auf Grund genannter Versuchs-
ergebnisse, Vorschläge vor, welche mittels anderer Anseil-
arten als die jahrzehntelang gewöhnren diese — übrigens
ganz bedeutende — Herabsehung der Seilfestigkeit durch
den Knoten zum Teil oder ganz vermeiden. Es gibt viele
Gründe dafür, daß diese Vorschläge zumindest im alpinen
Brauch keine Aufnahme fanden. Es scheinen Unkenntnis,
Gewohnheit und Bequemlichkeit eine ebensolche Nolle zu
spielen als das Vorurteil gegen eine solide Seilverspleißung
und gegen die Anwendung von Seilringen. Ich sage im
alpinen Brauch, denn in der Hochburg schwierigster und
wagemutigster Kletterei, im Clbesandsteingebirge, ist hie
und da sorgfältiger Bedacht genommen,, die festigkeits»
verringernde Knotenwirkung auszuschalten. Bei dieser Ge¬
legenheit: Iu den bisherigen Gesichtspunkten, die für die
Auswahl diefes oder jenes Knotens maßgebend waren
(Schürzbarkeit, Unverrückbarkeit, Löslichkeit usw.), sollte un°
bedingt auch der seines „dynamischen Neißwiderstandes"
hinzutreten; anders, Antwort auf die Frage: Wieweit
schwächt eigentlich jeder Knoten das Seil? Eine genug
wichtige Frage bei der heutigen Ausbildung des Kletter-
sportsl Hierüber fehlen meines Wissens Untersuchungen.
Doch dürften sie kaum wesentlich andere Nesultate liefern
als eine Einteilung sämtlicher Knoten in gute, angängige
und schlechte, nach dem jeweils hervorragenden Anteil, den

Neibung, Quetschung oder Abscherung an deren „halten"
nimmt, und insofern ließe sich eine Nangfolge aufstellen, in
welcher der Prusikknoten, Pahlstek, Sackstich, der doppelte
und einfache Schifferknoren — um nur die gebräuchlichsten
zu nennen — entsprechende Zuordnung fände. Es ist hier
nicht der Ort, zu erweisen, warum der Widerstand des
Seiles unter plötzlicher (Stoß-) Belastung innerhalb des
Knotens geringer ist als in der freien Seillänge, es genügt
für die Praxis zu wissen, daß eben dort nicht d i e Stoß-
dämpfung, wie im freien Seil, durch dessen Cigenelastizitä't
auftreten kann. Eine Überlegung, die schon im Jahre 1910
(Isigmondy-Paulcke VI, Fußnote E. 222) zu der berechtig-
terweise sehr empfohlenen Zwischenschaltung einer „Fremd-
elastizität" führte, um die Stoßkräfte zu mildern. Als
mehrfach gebranntes Kind versuchte ich se:t geraumer Zeit
eine Anseilung zu finden, die, wenn sie vollgültig sein soll,
nebst Einfachheit, geringster Behinderung usw. vor allem
in Anlehnung an die genannten Versuchsergebnisse dem
Knoten im Falle des Sturzes nur mehr einen Teil
der gesamten auftretenden Stoßlast zumutet, diesen also
gegen Bruch sichert, mit dem Nebenerfolg, die Wucht des
Sturzes zu mildern. Das gelang mir erst mit Hilfe des
Prusikknotens, der als ein Knoten hoher Qualität, nicht
nur im obigen Sinne, dazu wie geschaffen ist. Vorjährige
Versuche im Fels waren sehr zufriedenstellend, so daß diese
Anseilart oder diese „Knotenriß-Sicherung", wie sie auch
genannt werden kann, dem Führer bei schwieriger Arbeit
nur zu empfehlen ist. Die Skizze zeigt die Körperschlinge
k des ersten, durch Pahlstek ? gebildet, nnt dem zum zwei-
ten führenden Seil, an welchem, etwa 5s m von ? entfernt,
mit X einfach verbunden, die durch Sackstich gefchlossene
Sturzschlinge 3 mittels abgeänderten Prusikknotens befestigt
ist. Die Stürzschlinge besteht aus einer etwa 110 cm lan-
gen, 6 mm starken Neepschnur. Angeseilt wird folgender-
maßen: Führer schließt mit gutem Schluß k. Knüpft dann
mit 3 den Prusikknoten unter dreimaliger Durch-
ziehung, um mögliches Verschieben zu erschweren und dem