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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.59 (1933)
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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

Nr. 8

Postzusendung. — Diese von Dr. Oskar Prochnow geleitete
Zeitschrift bringt Abhandlungen, die auch die Aufmerksam»
keit unserer Kreise verdienen. So enthält das Iuliheft einen
Artikel über „Sonnenbrand und Schuhmittel gegen Son¬
nenbrand" von Dr. I. Ott; „Vei den Murmeln" von A. V.
Voroviczeny. H. V.

österreichische Karte 1 :50.N00; Blätter: 179, Lienz;
177 West, hopfgarten in Defereggen; 5248 Ost, St. Jakob,
herausgegeben vom Kartographischen, früher Militärgeo»
graphischen Institut in Wien. Preis je Blatt 8 2.10. —
Mit dem bereits erschienenen Blatte Lienz liegt nun der
größte Teil von Osttirol in neuer Bearbeitung vor, denn
die drei Blätter reichen im Norden vom Klammljoch, La-
sörling und Vvsen Weibele in der Schobergruppe bis
Welsberg, Abfaltersbach und zum Wildensender im Süden.
So schön die Blätter ausgeführt sind und so wertvoll es ist,
jetzt endlich für den größten Teil der Schobergruppe, für die
gesamten Defereqger Alpen, die Nieserferner und den nörd»
lichen Teil der Lienzer Dolomiten Karten in einem solchen
Maßstabe zu besitzen, wie sie der selbständige Bergsteiger
braucht, so können doch einige Bemerkungen nicht unter»
drüst werden. Zunächst sehen wir auf dem Blatte Lienz
in den Lienzer Dolomiten zwei Markierungen eingezeichnet,
die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Die eine führt in der
Karte vom Kühbodentörl über den Kühboden zur Ein-
Mündung des Kofelpaßweges. Durch diesen Fehler käme
niemand in Gefahr, der den Wunsch hätte, statt vom Spitz»
kofel den Allerweltsweg durchs Hallebachkar zum Kersch»
baumeralm-Schuhhaus einzuschlagen, den prächtigen Küh»
boden und den Alpenbachgraben zu besuchen, weil man auf
dem Kühboden vielfach auf Steigspuren stößt und im Alpen»
bachgraben auf den alten, guten Luggauer Wallfahrerweg
trifft. Etwas anderes aber ist es mit der in der Karte ein»
gezeichneten Markierung von der Station Thal durch den
Sturzelbachgraben zur Marwiesenalm, auf den Golzentipp
und nach Obertilliach. Da durch diese Markierung mit
dem Gebiete nicht Vertraute verleitet werden könnten, von
Thal die großartige, wildschöne Sturzelbachschlucht zu be»
suchen oder vielleicht gar, der Karte vertrauend, vom Harm»
losen Golzentipp den Abstieg durch die Sturzelbachschlucht
nach Thal zu unternehmen, so sei hier ausdrücklich darauf
hingewiefen, daß diefe Markierung nicht besteht. Eine
Wegtafel der S. Lienz bei der Draubrücke in Thal ist alles,
was auf den nicht ganz unbedenklichen Übergang hindeutet.
Schon den Beginn der Sturzelbachfchlucht, zu dem von
Mittewald und Thal Wege führen, zu finden, ist nicht ein»
fach, und es gehört ein gewisses Maß von Spürsinn dazu.
In der Schlucht felbst ist der Weg fast gänzlich vom Wasser
weggerissen, man muß von Block zu Block springen, bis end»
lich weit oben der Weg wieder kenntlich ist. Im Abstieg
ist die Sache noch viel bedenklicher, da man an einer be»
stimmten Stelle die Vachsohle verlassen und am Hang hoch
ansteigen muß. Zur Kriegszeit hat sich ein flüchtender
kriegsgefangener Russe in der Sturzelbachschlucht verirrt,
und sein Skelett wurde später gefunden. Daraus folgt, wie
bedenklich es für den Unkundigen werden kann, sich in der
Sturzelbachschlucht zu vergehen. Auf dem Blatte „Hopf-
garten" ist im Winkeltal die Sillianer Hütte eingezeichnet.
Die Markierungen auf das Große Deggenhorn, die Hoch»
grabe, die Kleinnihenlenke und das Waldertörl sollen 1933
nachgetragen worden sein. F. M.

Neue Turisienwanderkarte. Schön, aber wenig bekannt
ist das an der Grenze Steiermärks und Kärntens liegende
Gebiet der Kor- und Saualpe, das neben lieblichem Hügel»
land auch ganz ansehnliche Höhen im Großen Speikkogel
(2141 m), der Großen Saualpe (MI m) usw. mit herrlicher
Fernsicht bietet. Die Naturschönh'eit, die dieses Schigelände
zum Teil in fast unberührtem Zustand zeigt, sowie die
biedere deutsche Bevölkerung machen Wanderungen sowie
Urlaubs- und Sommeraufenthalte dort doppelt genußreich.
In der eben erschienenen neuen, unter Mitarbeit der alpinen
Vereine hergestellten Turistenwanderkarte Frsytag
k Verndts Nr. 29, Kor- und Saualpe, Maßstab 1 :100.000,
Preis 8 2.94, wird ein ebenso genaues als übersichtlich ge>
arbeitetes Orientierungsmittel geboten, das alle Wegmar»
kierungen in den richtigen Farben wie in der Natur enthält.
Wir empfehlen das fchöne, bei allen Buchhandlungen, bzw.
auch beim Verlag Freytag A Verndt, Wien. 7., Schotten»
feldgasse 62, erhältliche Blatt, welches das Gebiet zwischen
Friesach—St. Leonhard im Lavamtal—Ligist—Stainz—
Deutschlandsberg — Wies— Unter-DrauburgKlopeinersee

—St. Veit a. d. Glan, also den ganzen Kor» und Saualpen»
zug mit dem Lavanttal, dem Görtschihtal und einen großen
Teil des Gurktales enthält

Mein schönes Land Tirol. Verlag Ludwig Simon,
Berlin 3>V 11. Preis RM 4.25. — Dieses reich und schön
ausgestattete Bilderbuch ist ein Preislied auf die land¬
schaftliche Schönheit des ganzen Landes Tirol, wie es uns
Deutfchen immer ein unzerreißbarer Begriff bleiben wird.
Eingeleitet mit einer Einführung über Nord» und Osttirol
sowie über Südtirol von Hanns Barth, folgen Aufsätze über
Schloß Ambras von Hans Schoenfeld, über den „Almsegen"
von Gertr. Kreusch, Vergfahrtenschilderungen (Kaunergrat,
Pflerfcher Tribulaun, Olperer, Glocknergebict, Guglia di
Vrenta, Langkofelgruppe und Paladolomiten) von nam»
haften Bergsteigern, wie Sepp Dobiasch und Ludwig Gil»
larduzzi. Die rund 100 Bilder in Kupfertiefdruck bringen
Glanzpunkte Tirols zur Darstellung, die sicher jedem V
trachter Freude bereiten. Das Buch kann jedem Freund
Tirols bestens empfohlen werden. H. V.

Verchtesgadner Holzschnittbiichl, ein Charakteristikum
von Verchtesgadner Land und Leuten in 50 prächtigen
Holzstichen von Holzschneider Fritz Richter (Verchtes»
gaben). Alpiner Kunstverlag Eugen Richter, Verchtesgaden.
Preis RM. 1.—. — Das nette, kleine Büchlein gibt
Proben des jungen Verchtesgadner Holzschneiders Fritz
Richter, Figürliches und Landschaftliches, in bunter Reihen»
folge. Die Holzschnitte sind herb und kräftig und zeigen
vereinzelt gefunden Humor. Freunde dieser Technik werden
Freude daran finden. H. V.

Allerlei.

Eine gefahrlose Abfeilart. Vielen von den gebrauch»
lichen Abseilarten haftet durchwegs der Mangel an, daß
die erforderliche Reibung schwer zu regulieren und durch¬
wegs zu groß ist. Die einfachen Seilfchlüsse aber, be¬
sonders der mit Recht verpönte Kletterschluß, gewährleisten
keine Sicherheit gegen Abgleiten vom Seil. Eine ideale
Äbseilvorrichtung, die unter Inns»
brucker Kletterern feit langen Iah»
ren im Gebrauch ist, kann sich jeder
Bergsteiger im Augenblick aus
einem der wohl immer mitgeführ»
ten Karabiner herstellen. Man
hängt ihn, mit der Verschlußseite
nach innen, an eine um die Brust
geknüpfte Leibfchlinge oder in den
Ring des Klettergürtels. Der
schwenkbare Stift des Verschlusses
zeigt nach unten. Dann dreht
man den Karabiner mit der linken
Hand nach oben und ergreift mit
der rechten'das doppelt herabhän»
gende Seil, schiebt es durch das
Schnappschloß, windet es einmal
um die unbewegliche Längs»
feite des Karabiners und zieht es
nun noch einmal durch das Schloß.
Die Abfeilvorrichtung ist fertig.
Straffziehen des unteren Seil»
siückes bewirkt Verlangsamung,
sein seitliches Hochziehen völlige
Hemmung der Fahrt. Verknüpfen der unteren Seilenden
verhindert Durchgleiten und ist die Sicherheitsvorrichtung.
Wichtig: vorher einmal üben! — In der beigegebenen
Skizze ist, der Übersichtlichkeit halber, nur ein Strang des
doppelt Zu nehmenden Seiles eingezeichnet. Rechts unten
ist der Ring des Klettergürtels, bzw. die Leibfchlinge an»
gedeutet. Fritz Hinterberge r.

Über die Ersteigungsgeschichte des Hohen Vrandjochs,
dieses formenfchönen, das Bild von Innsbruck beherrschen»
den Gipfels, gehen die Angaben auseinander. Im 35. Iah»
resbericht des Akad. Alpenklubs Innsbruck (1928), S. 5 f.,
berichtet Leopold Pfaundler, geboren 1839 zu Inns¬
bruck, dann Professor der Physik an den Universitäten zu
Innsbruck und Graz, Gründer des Deutschen Alpenvereins
und seiner S. Innsbruck im Jahre 1869, über seine Berg»
fahrten. Demnach hat er im Jahre 1859 das Vrandjoch, das
damals noch als unerstiegen galt, über die Südostflanke
„zwischen den beiden Graten (dem Ost» und dem Süd»