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Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins 1940-1941 - Deutscher Bergst... (1941)
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Lichtbildnerei

Stativ und Stativbehelfe. Photographiereü ist
eine zeitraubende Angelegenheit. Wer nur alle
Viertelstunden eine Aufnahme „aus der Sand"
macht, verbraucht dazu, wenn etwas halbwegs
Gutes dabei herauskommen soll, selbst mit einer
sehr schußbereiten Kamera, insgesamt etwa ein
Fünftel bis ein Viertel der reinen Gehzeit, das
heißt: wenn man ohne Pbotografthieren für eine
Tur 7 Stunden rechnet, braucht man mit den not¬
wendigen Aufenthalten weit über 8 Stunden, was
unter Umständen einen sehr fühlbaren Zeit-Mehr¬
aufwand bedeutet. Es ist daher sehr verständlich,
daß heute fast niemand mehr an die regelmäßige
Verwendung eines Stativs oder eines gleicharti¬
gen Behelfes denkt, wodurch der Mehrverbrauch
an Zeit noch mindestens aufs Doppelte steigen
würde, und daß man lieber die Gefahr des Ver-
wackelns in Kauf nimmt, die auf Bergfahrten
ziemlich erheblich ist, weil ein stark beanspruchtes
Muskelsystem ein ruhiges Kalten der Kamera, wie
es auch für ein „Fünfundzwanzigstel" und sogar
für ein „Fünfzigste!" notwendig ist, kaum zustande
bringt.

Schließlich gibt es aber auf jeder Fahrt auch
längere Rasten, und es gibt ferner die Morgen-
und Abendstunden bei der Hütte; in diesen Stun¬
den hat man immer Zeit, ein Stativ aufzustellen.
And von dieser Gelegenheit soll man auch Ge¬
brauch machen, da man dann doch mit einiger
Sicherheit damit rechnen kann, daß jene Auf¬
nahmen, die man am besten durchdacht hat weil
man eben am meisten Zeit dafür hatte —, auch
einwandfrei scharfe Konturen zeigen werden. Der
Vorteil der Stativverwendung liegt bei Land¬
schaftsaufnahmen überdies in der Anwendungs¬
möglichkeit eines größeren Tiefenschärfenbereiches
(durch stärkere Abblendung). Hinsichtlich der Art
des Stativs hat sich aus der Erfahrung gezeigt,
daß man mit einem soliden Springstativ im
Zeitaufwand immer besser daran ist als mit dem
schönsten Stativbehelf (Stativklemmen für Eis¬
pickel usw.). Das bißchen Mehrgewicht eines or¬
dentlichen Stativs kann ein Bergsteiger mit kräf¬
tigen Schultern schon auf sich nehmen. Wenn einer
für seine Bilder viel Selbstkritik aufbringt, wird
sich der kleine Mehraufwand an Plage für ihn
reichlich lohnen. Werner Toth-Sonns.

Bücher-Rundschau

Die Alpen in Farben. Herausgegeben von
Kurt Peter Karfeld, bearbeitet von Jos. Iul.
Schätz. 33 farbige Vollbilder, 35 Seiten Text.
Verlag F. Vruckmann, München. Preis in Lei¬
nen NM. 12.—.

Vergbilderbücher nehmen wir Bergsteiger
immer mit inniger Freude zur Hand. Wir wissen
zwar, daß uns die Bilder die Wirklichkeit nicht
ersetzen können, aber sie lassen doch — auch wenn
es nur einfache Schwarz-Weiß-Vilder sind im¬
mer wieder köstliche Erinnerungen aufleben. Solch
ähnliches Erleben erwartet man auch von diesem
Buch, denn die Hoffnung auf noch wirklichkeits¬
getreueres Nacherleben, das einem beim Betrachten
farbiger Bilder vergönnt sein könnte, wagt sich
noch nicht recht hervor angesichts der nicht allzu
ermutigenden Erfahrungen, die schon mancher mit
der Farbenphotographie im Hochgebirge gemacht
hat. Nun — die Reproduktion am Schutzumschlag
läßt immerhin auf eine gute Auswahl schließen —,
sehen wir uns einmal die Hauptsache an.

And dann beginnt man zu schauen — von Blatt
zu Blatt. Erst gierig alles nacheinander durch,
dann langsamer noch einmal von vorn, und dann
stundenlang Bild für Bild, von denen eines nach
dem anderen die herrlichsten Plätze in unseren
geliebten Bergen zeigt, so vollendet in Farben¬
technik und Druck, daß für eine Weile Wände und
Räume zwischen uns und jenen Landschaften zu
versinken scheinen. Ein wundervolles Erlebnis!

Nach und nach findet man dann endlich Zeit,
die kurzgefaßte, spannend aufgebaute alpine Er¬
schließungsgeschichte zu lesen, die diesen prächtigen
Bildbericht aus dieser einst von den Menschen ge¬

fürchteten und gemiedenen, heute für Ungezählte
zum begehrten Ziel gewordenen Wunderwelt ein¬
leitet. Zwischen die Bilder sind wie Bekenntnisse
zu all der Schönheit Dichter- und Philosophen¬
worte und tiefempfundene Gedanken lebender und
dahingegangener Bergsteiger gesetzt. Aus der
Ferne einer Zeit, in der große Menschen wohl
schon die Schönheit der Vergwelt empfanden, in
der man aber den herrlichen Kampf um ihre
Gipfel noch nicht kannte, läßt der Bearbeiter des
Buches den Dichterfürsten Goethe über sein Er¬
lebnis in dieser Landschaft sprechen, und unvergeß-
bare Vergdichter und Vergkameraden, wie Oskar
Erich Meyer und Leo Maduschka,.künden das Lob
der Tat, die in dieser Welt ihre schönste Heim¬
statt hat.

Kurt Peter Karfeld, Jos. Iul. Schätz, Ludwig
Steinauer und Dr. Hoferer, unter den nur mit
einzelnen Bildern Vertretenen am bemerkenswer¬
testen Hans Wähner, zeigen ihre Meisterschaft in
der Farbenaufnahme — sowohl in ihrer Veherr.
schung der Technik als auch in der packenden Dar¬
stellung. Angesichts dieser Bilder schwindet auch
der letzte Zweifel über die große Zukunft der Far¬
benphotographie. Dies zu bewirken ist eine der
vielen schönen Aufgaben, die dieses prächtige, zur
Zeit in seiner Art einzig dastehende Buch zu er¬
füllen hat. Werner Toth-Sonns.

Dr. Julius Kugy: Berge, Blumen, Tiere.

125 Seiten. Vergverlag Rudolf Rother, Mün¬
chen. Preis NM. 1.80.

Zu den wenigen Menschen, denen es vergönnt
wurde, den Doppelgipfel des Ruhmes als Verg-

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