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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.02 (1871)
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Centralalpen, Glocknergruppe.

10. Exkursionen im Jahre 1868.

Von J. Stüdl.

Wenn meiner Exkursionen, die ick im Glocknergebiete
in dem genannten Jabre versucht habe, hier flüchtig Er¬
wähnung geschieht, so leitet mich dabei nur die Idee, jene
Lücke auszufüllen, die in der Beschreibung des Glockner¬
kammes zwischen der Glocknerwand und dem Schneewinkel¬
kopfe offen gelassen wurde.

Der für Hochgebirgstouren so ungünstige Sommer des
Jahres 1868 war auch für mich zum grössten Theile von
negativen Resultaten begleitet. Nachdem ich durch strömen¬
den Regen an der westlichen Grenze von Tirol im Sulden-
thale 8 Tage lang zur Unthätigkeit gezwungen war, ohne
meinen Plan, die drei höchsten Gipfeln dieser Gruppe den
Ortler, die Königsspitze und den Monte Cevedale zu ersteigen,
ausführen zu können, eilte ich nach Kais in der Hoffnung,
dass mir im Osten die Wettergötter geneigter sein würden,
als im Westen.

Angeregt durch den Plan meines Freundes Egid Pegger,
einen Uebergangspunkt vom Teischnitz- oder Frussnitz-
Gletscher über den Glocknerkamm hinab zum Obersten
Pasterzenboden aufzufinden, drängte es mich dieses Projekt
sofort auszuführen.

Am 27. August um 4 3 /4 Uhr Morgens trat ich auch
wirklich in der Begleitung des Thomele und Peter Groder
durch das Ködnitzthal meine Entdeckungsreise an. Es war
ein klarer heller Tag. Der Glockner leuchtete uns in seinem
hellen Firnkleide so freundlich entgegen, als wüsste er,
dass sich ihm ein alter Bekannter nähert. Um 7 Uhr
55 Minuten hatten wir die Glocknerhütte erreicht und
Hessen nun daselbst den grössten Theil unseres Proviants
zurück. Nach 'Mstündiger Rast brachen wir auf und stiegen
den schuttbedeckten Abhang hinan, der sich zur rechten
Seite der östlichen Zunge des Teischnitzgletschers erhebt.
In 20 Minuten hatten wir das obere Plateau des letztge-