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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.02 (1871)
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Centralalpen, Glocknergruppe.

Sprengung desselben in die Felswand zugänglicher gemacht.
Im Zickzack windet sich der Fusssteig hinab. Bald sehen
wir weit hinüber in das Möllthal, während in unnahbarer
Tiefe zu unseren Füssen die Moll rauscht. Bald führt der
Weg durch einen Wald an der Bricciuskapelle vorüber, die
nun ganz verfallen ist. Von der gegenüberliegenden Wand
stürzt der Leiterbach in drei Absätzen zur Tiefe, wird
aber bei Weitem durch den Gössnitzfall übertroffen , den
wir auf dem Wege von Heiligenblut nach Kais näher
kennen lernen werden.

Nun geht es theils über Wiesen theils an steinigen
Thalgehängen entlang hinab zur Thalsohle »Im Winkel«
genannt, wo uns der Weg auf die rechte Seite der Möll
führt. An Bauernhäusern und Aeckern vorbei erreichen
wir nach abermaliger Ueberschreitung der Möll und zwei¬
stündigem Marsche das liebliche Heiligenblut. Die hier
erfolgte Rücksprache mit Herrn Pfarrer Wawra und mit
dem Wirthe veranlasste uns , die Wiederherstellung der
Johannishütte in die Hände der Führer Granögger, Tribuser
und Pichler zu legen.

Nachdem der Zweck unseres Besuches erreicht war,
machten wir uns nach eingenommenem Mittagsmahl neuer¬
dings auf den Weg, um noch am selben Tage über das
Berger Thörl nach Kais zu kommen.

13. Das Berger Thörl, 7686' = 2429 m .
Von J. Stüdl.

Drei Klassen von Reisenden hat Gott erschaffen: den
bequemen Touristen, der gerne mit möglichst geringer
Mühe sein werthes »Ich« von einem Orte zum andern
bringt und dabei dennoch alle Glanzpunkte der Alpen
sehen möchte; den gemüthlichen Bergwanderer, welcher
gerade nicht zurückschreckt vor einem etwas beschwerlichen