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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.02 (1871)
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Centralalpen, Glocknergruppe.

18. Die Hohenburg.

Von J. Stüdl.

Nach drei so anstrengenden Touren, wie wir sie nun
rasch hintereinander ausgeführt hatten, war gewiss ein Rast¬
tag verdient. Wir beschlosen somit am 17. September in
der Wasserfallalpe zu bleiben und erst am folgenden Tage,
sobald wir von Kaprun aus mit frischem Proviante ver¬
sehen sein würden, neuerdings eine grössere Hochtour an¬
zutreten.

Den heutigen Tag aber wollte ich jedenfalls dazu
benützen, den pompösen Schluss des Kaprunerthales von
der Hohenburg aus zu skiziren. So schnürte ich denn,
während Freund Hofmann in der Wasserfallalpe zurück¬
blieb, um die Erlebnisse und Erfahrungen der jüngst ver¬
flossenen Tage aufzuzeichnen, meinen Rucksack und stieg
den bequemen Fusssteig gleich hinter den Hütten der
Wasserfallalpe am nördlichen Abhänge der Hohenburg hinan.
Es war ein prächtiger Morgen, das Gewitter, das uns gestern
so schlimm mitgespielt, hatte uns für heute wenigstens
einen ausserordentlich klaren und durchsichtigen Himmel
bewirkt. Wir lernten bereits aus früheren Schilderungen
jenen mächtigen Querriegel kennen, der den Mooserboden
von der Limbergterrasse trennt, dessen höchster, mit
üppigem Graswuchse bedeckter Gipfel den oben erwähnten
Namen trägt. Er ist leicht in etwa einer Stunde von der
Wasserfallalpe zu erreichen und bietet unstreitig die gün¬
stigste Uebersicht über den Mooserboden und seine Umgebung
da die Hohenburg sich ungefähr noch Tausend Fuss über
der letztgenannten Terrasse erhebt.

Hier tritt uns ein Bild von so hinreissender Gross¬
artigkeit, von so zaubervoller Pracht vor die Augen, dass
ich nicht Anstand nehme, demselben einen der ersten Plätze
anzuweisen unter den hervorragendsten Schönheiten unserer
Alpenwelt.

Der Thalgrund des Mooserbodens, den wir hier voll-