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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.02 (1871)
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Centralalpen, Glocknergruppe.

Weg beleuchtend, der sich unmittelbar vor den Füssen
befand. Endlich betraten wir den Fahrweg, der zum Bade
führt, verabschiedeten unseren Wegweiser und nach wenigen
Schritten klopften wir an dem Thore des Martin Fiatscher,
der nicht wenig überrascht war, dass zu später Stunde —
es war 8 Uhr 40 Minuten — noch Gäste Einlass begehrten,
eine nicht minder erstaunte Musterung rief unser zigeuner¬
haftes Aussehen, vor Allem die von der Sonne und Schnee¬
glanz tief gebräunten Gesichter hervor. Wir hatten uns
gefreut, hier eine Masse von Badegästen noch versammelt
zu treffen, hatten uns jedoch hierin stark getäuscht, indem
sich nur noch ein einziger Fremder im Hause aufhielt und auch
dieser längst zur Ruhe gegangen war. Auch in den übrigen
Badegebäuden weilten nur wenige Gäste. Rasch wurden nun
trotz der späten Stunde Köchin und Kellnerin in Allarm
gesetzt, trefflich Hessen wir uns das Abendessen schmecken,
um so mehr, da wir seit 6 Tagen auf Alpenkost oder kalte
Küche angewiesen gewesen waren.

21. Der Schwarzkopf.

Von J. Stüdl.

Ich kann nicht gerade sagen, dass uns am folgenden
Morgen (19. September) der Thatendurst besonders früh¬
zeitig aus den köstlichen Betten hervorgetrieben, es war
vielmehr die Sonne schon ziemlich hoch emporgestiegen,
als wir endlich uns zum Verlassen derselben anschickten.
Es durfte auch nach dem gestern zurückgelegten Wege
nicht gerade Wunder nehmen, dass unsere Glieder etwas
steif geworden und dass ein seltsames Krachen entstand,
als Freund Hofmann seine Morgen - Turnübungen wie
Hocke, Armschnellen, Stossen und Schwingen u. s. w. an¬
zustellen begann. Der erste Genuss, der uns am Tage
bevorstand, war ein warmes Bad, das uns wenigstens theil¬
weise wieder civilisirten Menschen ähnlich machen sollte.