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Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.03 (1872)
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Wanderungen in der Yenediger-Gruppe.

Von Joh. Stüdl in Prag und Eduard Bichter in Salzburg.

(Beschrieben von E. Kichter.)

Mit einer Ansicht der Hocligalle (Farbendruckbild) und einer Ansicht
der Dreiherrenspitze von der Nordseite (Holzschnitt.)

Die im October 1871 erfolgte Eröffnung der Pusterthaler-
bahn macht es wahrscheinlich, dass in Zukunft auch die
Südseite der Tauern das Ziel einer grösseren Anzahl von
Reisenden werden dürfte. Und mit vollem Rechte: denn der
Reichthum an landschaftlicher Schönheit, sowie die Gelegenheit
zu grossen und interessanten Bergfahrten ist in diesem Theile
der Centralalpen gewiss nicht geringer als in anderen; besonders
die Venedigergruppe — von Norden, aus dem Pinzgau, nur
schwer zugänglich — entfaltet gegen Süden ein ausgedehntes
Sytem von Gebirgsästen und Thälern, welches überreich an
grossartigen Gletschern, hohen Gipfeln und prächtigen Thal¬
landschaften , bei seiner allseitig leichten Zugänglichkeit als
ein besonders passendes Objekt der jetzt so regen Reiselust
sich darzubieten scheint. Der Verfasser glaubt daher nur im
Interesse der Touristenwelt zu handeln, wenn er seine und
seines Freundes J. Stüdl einschlägige Erfahrungen, welche die¬
selben auf mehr wöchentlichen Touren in dieser Gruppe machten,
veröffentlicht.

Durch die besondere Freundlichkeit einiger k. k. Offiziere,
welche im Sommer 1871 mit der kartographischen Aufnahme
der betreffenden Gebirgstheile beschäftigt waren, bin ich in
die angenehme Lage versetzt, schon jetzt die hierbei gefundenen
Höhen einiger Punkte mittheilen zu können, welche theilweise
von den Angaben Keils*) und besonders Sonklar's**) nicht
unwesentlich differiren. Es braucht nicht hinzugefügt zu

*J Keil, Karte der Grossvenediger-Gruppe, Jahrb. d. Oest. A.V. Bd. II.
**) Sonklar, Karte der Hohen Tauern, Wien 1866.
m Bd. 19