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Centralalpen. — Venediger-Gruppe.
werden, dass diesen, durch zahlreiche Messungen
(4 — 14)
und
mit allen Hilfsmitteln einer grossartigen Staatsunternehmung
erzielten Resultaten die Ergebnisse aus den, wenn auch noch
so verdienstvollen Privatarbeiten Keils und Sonklars in keiner
Weise an die Seite gestellt werden dürfte.
I. Der Gross- Venediger von Gschlöss aus.
11598
W.' N.
Mil.-Mapp.
367 3'55
m
= 1 1 6 2 2';
Keil
und
Sonklar*).
Am
18.
August brachen wir von Windisch-Matrei auf;
wir hatten als Führer den bekannten Thomas Groder aus Kais,
meist „Thomele" genannt, mitgenommen, den wackeren Mann
voll Ruhe, Sicherheit und Bergerfahrung, vertrauenerweckend
und verlässlich, wie kein Zweiter. Da wir zu dreien waren
(die HH. Stüdl und Mor. Umlauft ans Prag und Verf.) be¬
gleitete uns jetzt auch noch J. Rangetiner, der Venediger-
Führer aus Matrei.
Nach leichtem Marsche von
4
Stunden erreichten wir das
Matreier Tauernhaus , wo wir uns, geärgert durch schlechte
Bedienung und hohe Zeche, verproviantirten. Nachmittags
erreichten wir in
1 V»
Stunden auf dem vortrefflichen Wege,
den Herrn Hamerl , Wirth in Windisch-Matrei auf eigene
Kosten herstellen liess, — gegenwärtig einer der besten Alpen¬
wege im Tauerngebiete — die Hütten von Inner-Gschlöss.
Man kennt die herrliche Lage des Thalkessels von Gschlöss
durch Professor Simonys prächtiges Bild im Jahrbuch des
Ö.A.V. Band
I.;
eine üppig grüne Matte, abgeschlossen von
dem in den abenteuerlichsten Rissen und Brüchen abstürzenden
Schlatenkees. Leider hat die schöne Landschaft durch den
ungemein starken Rückgang des Gletschers etwas verloren,
da der letztere nicht bloss, ohne mehr die Thalsohle zu er¬
reichen schon mehrere
1 00'
weiter oben zu Ende geht, sondern
auch mindestens auf ein Drittel der Breite zusammengeschmolzen
ist, welche er besass, als Professor Simony das Bild malte
(1856).
Wir fanden in der Hütte, welche dem Herrn Dechant
von W.-Matrei gehört, freundliche Aufnahme. Zwar ist die
alte, geräumigere Hütte vor einigen Jahren abgebrannt, doch
war auch im engen Räume die Aufmerksamkeit und Dienst-
*) Diese so grosse Differenz ist wohl auch durch den jüngst erfolgten
Absturz des obersten Gipfelbestandtheiles zu erklären, siehe unten.
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